Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
214
Weichthiere.
Sechste Vrbnung. Muschelthiere.
loS. Mantel nach Hinten verlLngert und gefranst.
ByffuS sthr klem.
Jm Jugendalter defestigen fich bie Dattelmuscheln
gleich ihren Verwanbten an anbere Gegenstanbe, beson-
berS an Felsen unb Corallenschichten, mittels beS spar-
samen unb keine Sicherheit gewahrenben Byssus. So-
balb fie einige Grohe erlangt, beginnen sie in biese sich
einzubohren unb bilben Rohren, bie, mit anberen zu-
sammentreffenb, zu Galerien werben, nach innen aber an
Durchmesser zunehmen, Weil bie Muschel wahrenb bes
VorschreitenS wuchs. Es vermag folglich bas Thier
nicht wieber zuruckzugehen, kann nur von Dem leben,
was bas einbringenbe Wasser ihm zufuhrt, bleibt fur
sein ubriges Leben gefangen unb verliert ben uberflusfig
geworbenen ByssuS. Auf welche Art ein so unvollkom-
menes Geschbpf solche Thatigkeit uben moge, hat noch
Niemanb genugenb erklart. An ein mechanisches Boh-
ren mit ben Ranbern ber Schaalen zu benfen, verbietet
bie Dunne unb Zerbrechlichkeit ber letzteren; bewirkte,
wie Einige angenommen, eine vom Thiere bereitete
Fluffigkeit chemisch bie Losung beS Steines, so muhte
sicher auch bie Muschel von sener angegriffen unb in
kurzester Zeit zerstort werben. Dah enblich ein bestLn-
biger, burch bie Kiemenbewegung Hervorgebrachter
Wasserstrom ben Stein angreife unb aushohle, mag eine
abenteuerliche Voraussetzung Heihen, benn wenu auch
ein kleiner Ouell selbst im Hartesten Granit seine Spalte
ober Munbung enblich erweitert, so gehoren zur Hervor-
bringung einer irgenb bemerklichen BerLuberung nicht
wenige Jahre, fonbern Jahrhunberte. Es bleibt mit
einem Morte ber Forschung hier ein weites Felb offen.
— Dattelmuscheln leben in ben warmeren Meeren, wie
im abriatischen unb Mittelmeere um bie Antillen unb bie
inbischen Jnseln; bie gewohnliche Dattelmu-
schel ober Steinbattel (L. dactylus Fig. 3848. a
sung, b c Schaale ber erwachsenen von auhen unb in-
nen, Fig. 3849. bieselbe im Jnneren eineS Korallen-
stockeS) verbanft ihren Namen ber freilich geringen auhe-
ren Aehnlichkeit mit einem Dattelkerne; fie Hat eine
draune Schaale, wirb bis 3 Zoll lang, bewohnt baS
Mittelmeer unb wirb wegen ihres pfefferartigen Beige-
schmackes gern gegeffen.
Achte Familie.
Archenmuscheln.
Muschel meist bickschaalig, mit rauher Oberhaut be-
kleibet, ungleichseitig; Schaalen gleichgroh, mehr lang
als hoch, mit zwei starken MuSkeleinbrucken; Schlotz-
ranb lang, gerab; Schloh aus einer langen Reihe zahl-
reicher kleiner, in einanber greifenber Ziihne bestehenb.
Mantel ganz offen; Fup sehr groh.
XXXIII. Archenmuschel. (Arca.)
Gattungscharakter: Muschel bick, ungleichsei-
tig , verlangert, kahnformig; Schaalen gleichgroh , biS-
weilen am unteren Ranbe klaffenb; Mirbel von einanber
entfernt, nach innen gekrummt; Schlohzahne in geraber
Reihe, sLmmtlich vertical; Banb auperlich in einem
Schilbchen zwischen ben Wirdeln.
DaS Thier ber Archenmuscheln solgt in ben Umriffen
ben Schaalen. Sein kurzer, bicker Fuh trågt an bent
abgestutzten Enbe eine musculose, auperlich hornharte
Auftreibung, bie wahrscheinlich ben Byssus vertritt unb
zur Befestigung bient. Jm hoheren Alter soll jeboch
bieser Theil schwinben ober boch jenem Zwecke nicht
weiter entsprechen. Die von einanber entfernten Kie-
men bestehen auS feinen, freien Faben; bie Lippen bes
Munbes verlangern fich bebeutenb nach Hinten, ohne
jeboch eigentliche Munblappen zu bilben. Megen ber
grohen Breite bes Ruckens unb ber Entfernung ber Kie-
men von einanber bilbet baS Herz nicht mehr einen ben
einfachen Mastbarm umschliepenbenKorper, sonbern zer-
f<i([t in zwei zweikammerige Theile, welche mehr seitlich
liegen, so bah also zwei Herzen vorhanben sinb. Die
Gattung gehort vorzuglich ben toårmeren Meeren an,
bie gemeine Archenmuschel (A. Noae) Fig. 3850.
3851. bem Mittelmeere, wo sie gleich anberen auslAnbi-
schen Arten im Schlamme ober auf Corallenbanken lebt
unb baher fast immer mit allerlei kleinen Thieren, Pflan-
zen unb Schmutz bebeckt erscheint. Jhre Muschel ist
langlich, gestreift, vorn auSgeranbet, unten klaffenb, fast
vierseitig, vom Mirbel gegen ben Ranb gerippt, sonst
weih unb mit rothbraunen Zickzackbinben gezeichnet. —
Bei ber gewunbenen Archenmuschel (A. tortuosa)
Fig. 3852. Hingegen brehen fich bie gestreiften, braunen,
schiefgekielten Schaalen auf sonberbare Meise halb um
einanber Herum. Sie lebt im inbischen Ocean. — Zu
ben kurzeren unb mehr runblichen, eine besonbere Gruppe
bilbenben Arten gehsrt bie in ben inbischen unb afrika-
nischen Meeren lebenbe alte Archenmuschel (A.an-
tiquata) Fig. 3853. mit schief Herzformiger, bauchiger
Muschel unb vielgerippten Schaalen; bie Rippen ragen
hoch Hervor, sinb jeboch auf bem Rucken abgerunbet unb
quergestreift, bie hinteren zweispaltig.
XXXIV. Cucullaa. (Cucullaea.)
Gattungscharakter: Muschel bickwanbig, un-
gleichseitig, bauchig; Schaalen am Ranbe verschoben,
viereckig, gleichgroh; Mirbel von einanber entfernt, weit
vorstehenb; Schlohranb gerab, lang; Schlohzahne in
geraver Reihe, klein, Horizontal, parallel zu einanber,
bie auheren grabweis groher.
Lebenbe Arten bieser Gattung børsten vor ber Hanb
nur zwei bekannt sein, bie vielleicht sogar zu einer zu-
sammenfallen, ber im Ganzen seltenen unb baher von
Sammlern geschatzten inbischen Cucullaa (C. in-
dica) Fig. 3854., mit auherlich sowohl in ber Lange als
ber Quere gestreifter, zimmetfarbener, inwenbig nach
vorn violetter unb mit zwei vorragenben Rippen verse-
Hener Muschel. Die Verwanbtschaft mit ben Archen-
muscheln laht fich, ungeachtet eines verschiebenen Ha-
bitus, nicht verkennen. Fosfile Arten kommen zahlreich
in ben Tertiarschichten vor.
XXXV. Pectunculus. (Pectunculus.)
Gattungscharakter: Muschel bick, fest, beinahe
gleichseitig, kreisrunb; Schaalen gleichgroh, niemalS
klaffenb; Mirbel genahert, ober aber wenig abstehenb;
Schlohranb bogig gekrummt; Schlohzahne in einer
krummen Linie, zahlreich, vie mittleren verwischt; Banb
stuherlich in einem vertieften Schilbchen zwischen ben
Mirbeln.
Dem Thiere ber Pectunculus geht ber Byssus ab;
eine etwas knorpelige, am Ranbe scharfe Scheibe bilbet
bas auherste Enbe bes grohen, beilformigen, scheinbar
burchauS breitgebruckten FuheS. Soviel man weih, be-
festigen fich bie Pectunculus' nie auf frembe Gegenstanbe,
vielmehr bewegen fie sich mittels jeneS Fuhes aufschlam-
migem unb fanbigem Boben mit ansehnlicher Schnellig-
keit. Sie leben alle im Meere, theils wenige Fuh,
theils bis 17 Klaftern unter ber Oberflache. Jhre
Muscheln erhalten im Alter oft eine anbere Gestalt,
waS bie Feststellung ber Artenkennzeichen nicht wenig
erschwert; immer werben mit ber Zeit bie Schaalen sehr
bick unb schwer. Bon ben zahlreichen Arten leben
wenige in ben europ^ischen Meeren. Der alS Beispiel
abgebilbete Haarige Pectunculus (P. pilosus)
Fig. 3855. scheint im Mittelmeer unb atlantischen Ocean
gleich Haufig zu sein; bie Muschel ist kreisrunb, auf-
getrieben, kreuzweis gestreift, mit kastanienbrauner,
behaarter, einem groben Tuche ahnlicher Oberhaut
bebeckt, inwenbig mit einem violetbraunen Fleck ge-
ziert.
XXXVI. Nucula. (Nucula.)
Gattung scharakter: Muschel eiformig, brei-
seitig, gleich- ober ungleichseitig; Schaalen gleichgroh;
Mirbel nach hinten gekrummt, sich beruhrenb; Schloh-
zahne in einer einen Minkel bilbenben Reihe, spitzig
(Fig. 3857 A B); Banb fast innerlich, in einer kleinen
schiefen Grube unter bem Minkel bes SchlosseS.
Zuverlaffige Anatomien bes ThierS von Nucula
fehlten, bis Quoy eine grohe Art ber Subsee genau zer-
glieberte. Mie in einigen ahnlichen Fallen Hatte Nie-
manb ber Untersuchung einer im Mittelmeer unb in bem
britischen Canal gewohnlichen Art sich unterzogen.
DaS Thier ber sudlichen Nucula (N. australis)
Fig. 3856. A gleicht bem ber Archenmuscheln ; seine ge-
zahnelten Mantellappen (a a) bleiben am ganzen Unter-
ranbe offen, an ben wenig umfanglichen Bauch fugt
sich, in seiner vollen Sånge zusammengebruckt, ber vorn
zur Scheibe auSbehnbare Fuh (zuruckgezogen bargestellt
bei b); bie sehr schm^len Kiemen (c) sinb fast ebenso
lang wie ber Karper unb bestehen auS bunnen Faben
wie bei Pectunculus, auch verhalten fich bie Einbrucke
ber Schliehmuskeln (dd) fast wie bei biesem; schmale
inwenbig bl^tterige, verlangerte Munblappen stehen
neben bem Munbe. Fast alle Arten bleiben klein unb
bewohnen meistentheils bie Meere toåtmerer Breiten.
Jm britischen Canal unb in ber Norbsee finbet fich bie ge-
wohnliche Nucula (N. margaritacea) Fig. 3857.
mit schief eifhrmiger, breiseitiger, ziemlich ebener Mu-
schel, geraben, spitzigen Schlohzahnen unb gekerbtem
Ranbe. Gleich anberen vermag sie unter wechselnbem
Masserbrucke gleichgut auszuhalten, inbem fie biSweilen
an nur I—2 Klaftern, anbere male bis 40 Klaftern tie-
fen Orten weilt. — Die in ber Ostsee unb an ben
norwegischen Kusten oft sogar in Fluhmunbungen le-
benbe verlLngerte Nucula (N. rostrata) Fig.3858
zeichnet fich auS burch bie schnabelformige, schmale Ver-
langerung ber vorberen Seite, bie schon erwLhnte sub-
liche (Fig. 3856. B) burch flugelformige, gefaltete Ver-
långerung berselben Gegenb. Zahlreich fosfile Arten
finbet man in ben obern Tertiarschichten.
XXXVII. Trigonia. (Trigonia.)
Gattungscharakter: Muschel bick, breiseitig,
ungleichseitig ; Schaalen gleichgroh; Mirbel klein, wenig
gebogen; Schloh unregelmahig; Schlohzahne ungleich;
zwei ber rechten Schaale groh, an ben Seiten gefurcht,
zwischen vier ber linken Schaale eingreifenb; Banb
auherlich am Ranbe.
Megen ber sehr eigenthumlichen Schlohbilbung Hat
man biese Gattung von ben Archenmuscheln trennen
wollen; fie gehort inbessen zu ihnen, wie bie Zerglie-
berung bes Thieres nachgewieseu. Bis jetzt kennt man
wohl viele sosfile, aber nur eine lebeO^Wlrt, bie a ustra-
li sche Trigonia (I. ma^itacea) gig. 3859. Sie
lebt an ben Kusken vcE Neuholwnb unb wirb nicht
groh; bie rutibMDstl-aalen finb mit strahligen, erha-
benen ^vatMeiVscharfen Rippen besetzt unb gefaltet.
Neunte Familie.
Gienmuscheln.
Muschel bickschaalig, ungleichseitig; Schaalen gleich
ober ungleich; Schloh meist mit starken Zahnen. Man-
tel geschlossen, mit brei Oeffnungen.
XXXVIII. Gienmuschel (Chama.)
Gattungscharakter: Muschel unregelmahig;
Schaalen ungleich, blatterig, bie eine angeheftet; Wir-
6el ungleich, sehr hervorstehenb, zuruckgerollt; Schloh
mit einem bicken, schiefen, etwas gekerbten, in eine
entgegengesetzte Grube einpassenben Zahne. Banb
auherlich.
Gienmuscheln heften sich mit ber einen Schaale, ganz
wie Austern, an frembe Gegenstanbe, ebensowohl in
grohen als geringen Tiefen, unb anbern auf baS Mannig-
faltigste in Farbung unb Gestalt, inbem sie fich ber
Unterlage anpassen. Diese bestimmt auch bie Entwicke-
lung ber schuppigen Blatter, wahrenb bie Farbe vom