Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Sechste Ordnung. Muschelthiere.
Weichthiere.
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Einfluffe des LichieS und wohl auch der Nahrung ab-
Hången mag. Eremplare aus groven Tiefen zeigen den
blåtierigen Besatz der Schaalen in groher Vollkommen-
Heit und Zierlichkeit, der Hingegen bei solchen fehlt oder
verstummelt erscheini, welche, nåher der Oberståche, dem
Wellenschlage auSgesetzt waren. DaS Herzformige
Thier theilt nicht die Unregelmahigkeit der Schaale;
durch die Schlitze seineS MantelS treten Athem und
Afterrohre und ein kleiner, geknickter, drehrunder Fuh
Hervor. — Die gemeine Lappenmuschel
(Ch. gryphoides) Fig. 3860. Hangt flch an Felsen und
Corallen des Mittelmeeres; ihre Schaalen find mit kur-
zen, angedruckten, gewolbten, gefaltetcn, rauhen Blåt-
tern bedeckt, im Umfange ruudlich. Viele andere Ar-
ten leben in den toårmeren Meeren, auch giebt eS zahl-
reiche fosfile in den uber der Kreide liegenden Schichten,
in der Subapenninenformation, dem Grobkalk und
Grunsande. — Die Gattung Diceras (Fig. 3861.)
gleicht in allen wesentlichen Dingen den Lappenmuscheln
und ist daher von mehreren Systematikern mit ihr ver-
einigt worden; ihre sehr langen Wirbel winden fich in
besonderer Weise aufwarts. Man kennt sie nur im
fosfilen Zustande und findet die wenigen Arten in den
Juraschichten.
XXXIX. Riesenmuschel. (Tridacna.)
Gattungscharakter: Muschel dickschaalig, re-
gelmåhig, ungleichseitig; Schaalen gleichgroh,rundlich,
dreieckig, gerippt, mit zackigen, in einander greifenden
Råndern, weit klaffender Vorderseite, einem in der
Mitte liegenden MuSkeleindrucke; Schloh mit zwei uu-
gleichen, zusammengedruckten, nach innen und vorn ge-
richteten Zåhnen; Band åuherlich am Rande.
Die gewohnliche Riesenmuschel (r. gigas)
Fig. 3862. ubertrifst an Grohe, vielleicht auch an Be-
ruhmtheit alle andern Schaalthiere. Das Paar ihrer
sehr bekannten Schaalen wiegt bis drei oder vier Cent-
ner; biSweilen, wie zuverlafsige Nachrichten besagen,
steigt das Gewicht sogar auf 500 Pfund. Mit åuhe-
rer zierlicher Gestalt verbinden sie erstaunliche Hårte;
im Jnnern find sie mit einer reinweihen, sehr glatten
und glanzenden, porzellanartigen Schicht uberzogen.
Durch den grohen, die Stelledes Feldchens einnehmenden
Spalt tritt der Fuh Hervor und ein Bundel von Byf-
suS, defsen Faden, von Dicke eineS BindfadenS und voll-
kommen sehniger Beschaffenheit, nur mit Beilen zerhauen
werden konnen und der Last der Muschel angemessen sind.
Zwei gewaltige, jedoch genau verschmolzene Schlieh-
muSkeln klappen die Schaalen mit grohter Gewalt zu,
sobald irgend etwas das machtig grohe Thier reizt.
Zergliederung deS letzteren verdankt man dem oft genann-
ten Quoy. ES erscheint wie umgekehrt innerhalb der
Muschel, denn die bei anderen Weichthieren nach Hin-
ten liegenden Theile sind hier untere, die unteren aber
obere, inbeih der Fuh an der oben bezeichneten Stelle
herauStritt. Die drei Manteloffnungen verhalten flch
wie bei den Gienmuscheln; den Mund umgeben wulstige
Lippen, welche in zwei Paare von zugespitzten Mund-
lappen auslaufen. Obwohl das Fleisch nicht viel
Zartheit befitzen kann, wird eS doch, wie Quoy sah,
von den Bewohnern Neu-JrlandS und anderer Jnseln
des grohen Oceans gern, und zwar roh, gegefsen. Die
Riesenmuschel scheint geringe Tiefen zum Wohnorte
vorzuziehen und uber ganz Polynesten verbreitet zu sein.
Andere kleinere, aber fast noch schonere Arten studen
fich in dem indischen Meere.
XL. Hufmuschel. (Hippopus.)
Gattungscharakter: Muschel fast gleichseitig,
rhombisch, vorn abgestutzt; Schaalen gerippt, mit brei-
tem, vertieften , nicht klaffenden Feldchen.
Die Hufmuscheln haben viele Aehnlichkeit mit der
vorhergehenden Gattung, konnen aber mit ihr nicht,
wie Einige gewollt, vereinigt werden, denn die Schlie-
Hung des Feldchens veranlaht, dah der Fuh wieder am
gewohnlichen Orte Hervortritt. Auch scheint der von
åltern Forschern beobachtete Byssus nicht uber jedem
Zweisel zu stehen. Das Thier gleicht jencm der Riesen-
muschel und hat einen sehr grell gefarbten Mantel.
Quoy erhielt die gefleckte Hufmuschel (H. ma-
culatus) Fig. 3863. von denselben Rifsen, wo sene lebt.
Die zierliche Muschel ist quereifdrmig , bauchig, mit
Hsckerigen Rippen versehen und auf weihem Gru nde
roth gesteckt.
XL. Isocardkn. (Jsocardia.)
Gattungscharakter: Muschel regelmåhig , ku-
gelig Herzformig, ungleichseitig, bisweilen mit Ober-
Haut bedeckt; Schaalen gleichgroh, Wirbel abstehend,
nach vorn und auhen gekrummt; Schloh mit zwei plat-
ten Zahnen, einem unter vie Wirbel flch biegenden und
einem seitlichen, leistenformigen unter dem åuherlichen,
gabelformig getheilten Bande.
Jsocardien stud grohe, fast kugelige und zumal durch
die Gestalt der Wirbel leicht kenntliche, durch Farbung
indessen nicht auSgezeichnete Muscheln. Das ebenfalls
fast kugelige Thier (Fig. 3864. B) wird von einem biS
auf die erwahnten drei Oeffnungen geschlossenen Man-
tel umgeben, hat einen kleinen, fast viereckigen, platten
Fuh und zwei kurze, fur Athmung und DarmauSleerung
bestimmte Rohren (A) — Die gemeine Jso.
cardia (I. cor) Fig. 3865. ist faustgroh , bråun-
lich, glatt, an den Wirbeln weihlich, bisweilen durch-
aus fein gestreift und bewohnt die europaischen Meere
unter milderen Breiten.
Zehnte Familie.
Herzmuscheln.
Muschel meist dickschaalig, am ganzen Rande schlie-
Hend; Schaalen gleichgroh, mit zwei gleichgrohenMus-
keleindrucken; Schlohzåhne entweder durch Bildung oder
Stellung unregelmåhig, nicht felten auch seiiliche Ne-
benzahne; Band auherlich. Mantellappen bis aus
einen fur den Fuh bestimmten Spalt verwachsen, Hinten
in zwei, bisweilen in eine verwachsene Rohre verlangert;
Fuh groh, zusammengedruckt, ohne Byssus.
XLII. Herzmuschel. (Cardium.)
Gattungscharakter: Muskel bauchig, Herz-
formig, ungleichseitig; Schaalen gleichgroh, von den
einwarts getråmmten Wirbeln gegen den Rand gerippt,
mit nicht auSgebuchtetem Manteleindrucke; Schloh jeder-
seits mit zwei unter den Wirbeln befindlichen Zahnen
und jederseits einem seitlichen Zahne (Fig. 3866.) ; Band
auherlich, kurz; Mantelrohren kurz; Fuh lang, knie-
formig gebogen.
Die uber alle Meere, ebenso in gemåhigten als sehr
heihen Zonen verbreiteten und sogar unter dem Po-
larkreise einzeln vorkommenden Herzmuscheln scheinen
Tiefen von mehr als 12 — 13 Klaftern nicht zu lieben
und zumal an langsam abfallenden Strandgegenden zu
leben. Sie wuhlen fich in den Sand mit einem kråfti-
gen Fuhe, der ihnen auch zum schnellen Kriechen dient
und sogar zu springen gestattet. Manche erreichen
ansehnliche Gråhe. Ihre meist ansehnlichen Schaalen
sind gewohnlich mit mehr oder minder vorragenden,
bisweilen gestreiften oder ziegelschuppigen, oft auch
stachelichen Rippen besetzt; die MuSkeleindrucke treten
toenig vor. Von vielen dient daS Thier als Speise,
so unter anderen von der gemeinen oder ehbaren
H erzmuschel (C. edule), die an den Nordseekusten in
erstaunlichen Mengen gesammelt wird, und deren Schaa-
len zum Kalkbrennen dienen.
XLIII. Halbherzmuschel. (Hemicardium.)
Gattungscharakter der eigentlichen Herz-
muscheln, jedoch: Muschel von vorn nach hinten
zusammengedruckt und vom Wirbel nach dem Rande
mit einem scharfen Kiele versehen, an der hintern Seite
oft breiter als an der vorderen.
Alle altere Systematiker stellen diese Gattung neben
die vorhergehende, Cuvier jedoch trennte fle, und zwar
mit Recht, nicht allein toegen der sehr charakteristischen
Bildung der Schaale, sondern auch wegen einiger Ver-
schiedenheit deS Thieres. Arten sind zwar nicht so
viele bekannt toie von Cardium, doch stehen fle anZier-
lichkeit nicht nach. Sie betoohnen mit toenigen AuS-
nahmen den indischen Ocean. Die abgeplattete
Halbherzmuschel (H. cardissa) Fig. 3867. 3868.
kann den Anfanger der Conchyliologie in Verlegenheit
setzen, indem ihre mit kornigen Rippen besetzten weihen
Schaalen, verglichen mit denjenigen anderer Mnschel-
thiere, gerade in entgegengesetzter Richtung zusammen-
gedruckt find; die Rånder derselben stud conver, der
Kiel tragt feine Zahne.
XLIV. Kugelmuschel. (Cyclas.)
Gattungscharakter: Muschel kugelig , fast
gleichseitig , dunnschaalig , mit dicker Oberhaut be-
keidet; Wirbel aufgetrieben ; Schlohzåhne, unter den
Wirbeln, sehr klein, einer in der einen, zwei in
der anderen Schaale ; Seitenzåhne leistenformig in Gru-
ben der anderen Schaale eingreifend. Mantelrohren
lang; Fuh klein.
Die gemeine Kugelmuschel (C. cornea) Fig.
3869. beivohnt nebst einer anderen etwas gråheren
(C. rivicola) die Bache deS groheren Theiles von Europa;
andere Arten der Gattung ziehen stehende Gewåffer vor.
Alle stnd klein und unansehnlich. Die abgebildete
gleicht an Grohe etwa einer Erbse und hat Herzformig
kugelige, durchscheinende, fein concentrisch gestreifte
Hornfarbige, am Rande gelbliche, intoendig blåuliche
Schaalen; fie betoegt fich gleichsam schrittweiS durch
abtoechselndeS Vorstrecken des Fuhes, schlieht aber die
Schaalen und liegt unbeweglich bei der geringsten Stå-
rung. Man kennt auch nordamerikanische und indische,
von den europaischen toenig verschiedene Arten.
XLV. Cyrcun. (Cyrena.)
Gattungscharakter: Muschel dick, ettoaS
dreieckig und schief, mit Oberhaut bekleidet; Wirbel
abgenutzt; drei Schlohzåhne in jeder Schaale und zwei
Seitenzåhne, wovon einer oft den Schlohzåhnen genå-
Hert. Mantelrohren lang, getrennt.
Gleich der vorhergehenden Gattung gehåren auch die
Cyrenen nur dem Suhwaffer an ; fie leben mehr in Flus-
sen als in Teichen, haben ziemlich dicke, gemeinlich
grohe, mit einer dicken bråunlichen oder grunlichen
Oberhaut bedeckte Schaalen, deren Wirbel fast so an-
gefreffen erscheinen, toie bei den Fluhmuscheln. Sie
unterscheiden fich von den Kugelmuscheln wesentlich
durch die Zahl der Schlohzåhne und scheinen unserem
Welttheile ganz zu fehlen. — Die graugrune C Y-
rena (C. fuscata) Fig. 3870. lebt in den Fluffen
China'S und Indiens; die Muschel ist Herzformig,
graugrun, eng concentrisch gefurcht, innen an den Wir-
beln violett.
XLVI. Dtuinpsmuschel. (Donax.)
Gattungscharakter: Muschel dreiseitig, mitsehr
kurzer, daS Band tragender Hinterseite, langem, zu-
sammengedruckten Vorderrande; Schlohzåhne unter den
Wirbeln, ztoei in der einen, einer inder anderen Schaale;
zwei nicht felten undeutliche Seitenzåhne. Mantelroh-
ren sehr lang. Fuh platt, fast fichelformig.
Es Hålt nicht fchwer, die Stumpfmufcheln an ihrer
befonderen Gestalt zu erkennen, obgleich ihr Schloh mit
dem der Herzmuschel sehr ubereinkåmmt. Bei vielen
Arten ist der innere Rand der Schaalen sein gezåhnelt,
die innere Seite angenehm gesårbt. Sie betoohnen
nur daS Meer, finden fich unter allen Breiten, die po-
laren auSgenommen, gehen nicht in die Tiefe, sondern
lieben es, fich in den Sand flacher Kusten einzugraben,
und kriechen , toenn Ebbe fie im Trockenen låht, fchnell