Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Wtichthierc.
Siebcnte Ordnung. FNantelthiere.
Vergrohert und Fig. 3921. aa), zwischen welchen tin
keulenfbrmiger, aber zuruckziehbarer, bel dem Bohren
wohl alS Stutzpunki dienender Korper (b) und der
Mund (c) liegt. Man erkennt durch den burchscheinen-
den Mantel die Eingeweide (d) und die langgestreckten
Kiemen (e), die durch eine der beiden ganz hinten lie-
genden Rohren (Fig. 3920 e) Wasser erhalten, welcheS
durch rudernde Bewegung zweier neden den RLhren be«
findlicher, kalkig-horniger Blotter (d) in SirSmung ver-
setzt ward. Immer besindet sich das Hinterende dem
Ausgange der Hohle zugewenbei, denn das Kopfende ar-
beitet in ver entgegengesetzten Richtung an NerlLngerung
deS GangeS. Mo mehrere Pfahlmuscheln neben ein-
ander leben, Wirb der starkste Stamm von Eichenholz in
kurzer Zeit zerstort (Fig. 3922.). Welche ungeheure
Verluste Hierdurch Holland, Venedig und andere
auf grotze Schleusien- und Dammbaue angewiesene Siaa-
ten erlitten, barf alS weltbekannt vorausgesetzt werden.
Alle Schutzmittel erweisen sich ungenugend, ausgenom-
men das im Schiffbaue jetzt allgemein angenommene deS
freilich kostspieligen BeschlagenS mit Kupfer und daS
Einschlagen von Nageln in moglichster Enge neben ein-
ander und bis zur Hochsten Fluthlinie. Ein tuchtiger
Ueberzug von Eisenrost soll selbst nach theilweiser Zer-
storung der Nagel Pssihle fast so gut schutzen wie Kupfer-
bleche. Dah diese Hbchst verderblichen Geschopfe von
Holzstaube leben, wie man genuint, ist durchauS un-
wahrscheinlich, denn wenn fie ihren Hohlen die ange-
meffene Tiefe gegeben, bohren fie nicht weiter und nah-
ren fich dann wohl nur durch das in die Athmungsrohre
aufgenommene Wasser. Durch Schiffe sind fie uber
die ganze Erde verschleppt worden, sollen aber eigentlich
aus tropischen Meeren stammen. — Eine zweite Art,
die riesige Pfahlmuschel (T. giganten), entspricht
dem Gattungsnamen nicht, indem fie, statt in Holz fich
einzubohren, den grohten Theil ihrer bis uber 5 Fusi
langen Rohre in zLhen Thongrund des MeereS versenkt.
Schon Rumphius bildete dieseS seltsame Geschopf ab,
uber welcheS man vor etwa vierzig Jahren die ersten ge-
nauen Nachrichten durch Griffith empfing. Es gleicht,
bie Grssie abgerechnet, ber gemeinen Art. Vollstanbige
Rohren befitzt man nicht, benn immer fehlt (wie auch
auf ber Abbilbung Fig. 3923. C) bas vergrabene Vor-
berenbe. Im Hinterenbe (in verschiebenen LLngen ge-
ossnet A B) liegen bie zwei langen Siphonen ober Ath-
mungs- unb Afterrohre bes ThiereS. Von bem
Durchmesser ber Rohrenschaale gegen ihr Enbe giebt
ber Durchschnitt Fig. 3924. (in nat. Gr.) einen Be-
griff; etwaS weiter nach vorn steigert sich ber Durch-
meffer ansehnlich (Fig. 3925.) ; an bem bicksten Enbe be-
tragt er gegen vier Zoll, inbessen finb ba bie Rohren-
wanbe sehr bunn unb bruchig.
LXXIII. Gastrochacna. (Gastrochaena.)
GattungScharakter: Muschel zart, fast keilfdr-
mig, sehr weit klaffenb, mit sehr groher , eirunber,
schiefer Hinteren, sehr unbebeutenb vorberen Oeffnung;
Schaalen gleichgroh; Schloh zahnlos, linienfLrmig.
Mantel nach hinten eine Rohre auSschwitzenb.
Diese Gattung fallt mit einer anberen (Fistulana)
zusammen unb steht in sehr uaher Verwanbtschaft mit
ben Pfahlmuscheln. Einige ihrer Arten erzeugen/ine bie
Muschel umhullenbe, bie Hbhle, in welcher baS Thier
wohnt, auskleibenbe, kalkige Rbhre, bie bei anberen sehlen
soll; vielleicht hsingt bie Bilbung berselben vom Alter
unb von ber Oertlichkeit ab. Die keilfsrmige G a-
strochaena (G. cuneiformis Fig. 3926 D E) Hat
bunne , burchscheinenbe , bogig gestreifte , weisigrane
Schaalen unb wohnt in Felsenldchern unb Corallen-
blocken (Hohle in einem solchen C) ber Knste von Mau-
ritiuS; bie Schaalen ber an ben Westkusten FrankreichS
vokommenben europsiischen Gastrochaena (G.
modiolina) (A) zeichnen fich aus burch verlangerte Wir-
bel, bie kenlenformige Gastrochaena (G. olava)
Fig. 3927. lebt in einer im Sanbe versenkten Rbhre (A),
bie am hinteren Enbe (D) immer bunner alS am vor-
beren unb inwenbig biSweilen burch eine Querwanb
(Aa) getheilt ist, hat schmale, an beiben Enben
gewolbte Schaalen (B von ausien, C von innen) unb
wirb im inbifchen Ocean gefunben. Dasi biese Gat-
tung ber vorweltlichen Schbpfung nicht gefehlt, be-
weist eine sehr kleine, mit keulenfbrmiger Rohre ver-
sehene Art (Fig. 3926 B), bie man in bem aufgesagten
Canal einer versteinerten Spinbelschnecke (Fusus Noae)
bes pariser Grobkalks entbeckte.
; LXXIV. Clavagella. (Clavagella.)
GattungScharakter: Muschel entwickelt, brei-
eckig -runblich, mit ber linken Schaale angewachsen;
Schaalen gleichgrosi, Wirbel stumpf; Schlosi unbeutlich,
zahnlos. Mantel nach hinten in eine, burch bie
Scheibewanb getheilte Rohre auSlaufenb.
Vor nicht langer Zeit kannte man nur einige fosstle
Clavagellen; seitbem entbeckte man aber auch mehrere
lebenbe unb erhielt burch Owen unb anbere Forscher
genaue Zerglieberungen. Die Gattung steht in ber
Mitte zwischen ber soweit befchriebenen Rohrenmuscheln
unb ber nachstfolgenben, inbem ihre Schaalen weber
vollkommen frei finb wie z. B. bei ben Pholaben, noch
auch in bie Rohren festeingewachsen, wie bei ben Sieb-
muscheln. Sie fuhrt ubrigens ein ganz gleicheS Leben
unb wohnt nur in Lhchern ost sehr Harter Felsen unb
grosier Corallenblbcke. Die an ber peruanischen Kuste
von Cuming entbeckte unb von Owen anatomirte breite
Clavagella (G. lata) Fig. 3928. lebt in einer Hohle,
beren Umfang ber Gestalt ber Schaalen entspricht (Er-
weiterung ber Hhhle gegenuber bem Vorberranbe ber
Schaale Aa, Verengerung berselben gegenuber bem un-
teren Ranbe c unb ber Ruckenseite ber Schaale b), unb
bie, auher burch bie gewvhnliche Rohre (d), biSweilen
auch burch anbere unregelmsihige Oeffnungen (e") mit
benachbarten Hohlen in Verbinbung steht. Jene Kalk-
rbhre ragt aus bem Canal, welchen sie auSkleibet, unb
auch aus bem Steine Hervor unb hat eine trichterfor-
mige Munbung (G); in ihr liegt ber lange, aus zweien
verwachsene Sipho, an beffen ausierstem Enbe (F) ein
O-uerspalt bie Athemoffitung (1) unb bie Afteroffnung
(m) schlietzen kann. Die linke, an ber Wanb berWoh-
nung angewachsene unb bie freie rechte Schaale (C von
ausien, V von innen) zeigen einen Hinteren (F) unb vor-
beren Muskeleinbruck (g') fowie Manteleinbruck (h').
Die Muskeln finb so stark, basi sie bie freie Schaale
gegen bie Kiemenhohle, in welcher ansehnliche Kiemen
(B t) liegen, kraftig pressen unb hierburch bas Wasser
auStreiben konnen. Der Mantel fchwillt zu einer ge-
wolbten Muskelmasse (BEii) an, welche bem verbickten
Mantelranbe anberer Muschelthiere entspricht, unb ist
bis auf einen engen Schlitz, auS welchem ber nur an-
gebeutete Fusi tritt, ganz geschlossen. Neben bem
Munbe befinben sich zwei kleine Fuhlerlappen (E n).
Ausier ber grosien Kalkrohre fonbert ber Mantel mittelS
fransenartiger AnhSnge (A e'), ber Stelle, tu o jene be-
ginnt, eine Zahl kleiner, nur einige Linien langer, am
Enbe geschloffener Rohrchen ab, beren Bestimmung
ganz unbekannt ist. — Durch welche Mittel bie Cla-
vagellen ihre Lbcher aushohlen unb im Verhaltnisse zum
eigenen Wachsthume vergrosiern, vermochte man bis-
her ebenfowenig zu beuten als bie ahnliche Jnbustrie
ber Bohrmufcheln. Nur bie burch baS Wachsthum
Hervorgebrachten Veranberungen hat man an ber im
Mittelmeere lebenben offenen Clavagella (C.
aperta) nachgewiefen. Die ganz junge Muschel (Fig.
3929a) misit faunt zwei Linien; fie entwickelt erst nach
Erreichnng einiger Grosie ihre Rohre, bie zuerst (b)
ohne Susiere Qnerfalten, weiterhin mit einer solchen
versehen unb breikantig (c) erscheint, ausgewachsen Hin-
gegen (d) viele solcher Horizontaler Falten zeigt. Wo
bie Oertlichkeit eS erheischt, nimmt bie Rohre mittelS
einer raschen Krummung bie Richtung nach oben (Fig.
3930.), so, basi allezeit bie Munbung beffelben senkrecht
uitter bem Wasserspiegel fich offnet. Die Unterscheibung
ber Arten ligt Scharfe vermissen; eS scheinen mehrere
ber als besonbere befchriebenen zusammenzugehbren; man
nieint, basi eine kleine, zwischen ben Gehausen ber Bar-
nakeln eingenistete SpecieS (C. Balanorum Fig.
3931. 3932.) tion ber vorher erwahnien bes Mittel-
meereS nicht zu trennen fei.
LXXV. Siebmuschel. (Aspergillum.)
GattungScharakter: Muschel sehr klein (Fig.
3935. a), einer langen, am Vorderenbe mit fiebartig
burchlocherter Platte geschlossenenen Rohre eingewachsen.
Die Siebmuscheln stecken mit bem bicken, geschloffenen
Enbe tief im Sanbe. Ihre Rohren finb kalkig, ziem-
lich bunn, ausien rauh, inwenbig glatt, weisi, Hinten
offen, unten mit einer gewolbten Scheibe (Fig. 3933.
3934. b) geschlossen, bie mit feinen, gegen ben Ranb
rohrenformig verlangerten Lochern buchbohrt ist unb
in ber Mitte einen etwas groheren Spalt zeigt, burch
welchen wahrscheinlich Wasser zutritt, wenn zur Zeit
ber Ebbe baS Hintere ober obere Enbe ber Rohre im
Trocknen fich befinbet. DaS kegelformige, vorn bicke
Thier hat hinten zwei Athemlbcher, mittelmatzig grosien,
ovalen, vorn verbickten, burch einen Schlitz bes fast
ganz geschloffenen Mantels vortretenben Fusi unb
ist mit bem Gehaus an bie eingewachsene Schaalen be-
festigt. Alle bis jetzt bekannten Arten leben in bem in-
bischen unb grotzett Ocean unb rothen Meere; bie ja-
vanische ober gewbhnliche Siebmuschel (A.
javanum) Fig. 3933. Hat eine glatte Rohre unb mit ge-
falteten unb gestreiften Lappen strahlenformig umgebeneS
Sieb; ber neuseelsinbischen Siebmuschel (A.
novae Zelandiae) Fig. 3934. fehlt biefer Kranz kalkiger
Anhange; bei ber im rothen Meere vorkommenben ge-
glieberten Siebmuschel (A. vaginiferum) Fig.
3935. zeigt fich eine Bilbung wie bei Clavagellen; bie
ausien kdrnig rauhe Rbhre ist nach hinten ober oben
gegliebert unb mit ringfbrmig gestellten Falten um-
geben.
Siebente Ordnung.
Mantelthiere.
Die letzie Orbnung ber Weichthiere unterscheibet fich
von allen anberen burch bie Beschaffenheit ber Suderen
Ksrp erhulle, bie niemalS fest unb kalkig, sonbern mehr
ober ntinber leberartig ober knorpelig, bisweilig nur
gallertartig unb mit zwei Oeffnungen verfehen ist. Sie
schlieht ben Korper ein, ber jenem ber Muschelthiere
ziemlich gleicht, unb nimmt vielerlei Gestalten an, bie
bei einigen, mit breiter Bafis angewachsenen Arten
schon barum etwas uubestanbig sein muffen, weil bie
Nmgebungen unb ber Ort ber Befestigung auf fie ein-
wirken. Feinere Empfinblichkeit unb Zufammenzieh-
barkeit gehen ihr meist ganz ab. Entweber erscheint fie
alS geschloffener, ein einzigeS Thier bergenber Sack (Fig.
3936.) ober als verschiebengestaltige, viele Jnbivibuen
umschliehenbe AuSbreitung (Fig. 3949.). Der Korper
Hangt mit ihr entweber nur an zwei Orten unb zwar
in ber NLhe ber Oeffnungen zusammen, ober er ist mit
ihr zu einem Ganzen verwachsen. Mantelthiere von
ersterem Bane fitzen immer irgenbwo fest, bie mit ihrer
Hulle verwachsenen fchwimmen frei Herum. Durch bie
eine ober auch burch beibe Oeffnungen gelangt Wasser
in baS Jnnere ber Suderen Hulle unb zwar zu ben Kie-
men, bie entweber in einem hinten geschlossenen Sacke
ober in einer Rohre liegen. Munb unb VerbauungSwerk-
zeuge verhalten fich, minbestenS bei ben Seefcheiben,
fast ganz bei ben Muschelthieren; als Nahrung bienen