ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

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Side af 318 Forrige Næste
Siebente Ordnung. FUantelthiere. Weich1Hiere. 223 die Substanzen, welche mit dem Wasser durch die Ath- mungSsffnung aufgenommen werden. Viel einfacher und der niedrigeren Stellung entsprechend erscheint das Nervensystem, indessen fehlen die Augen nicht, die, zum Theil bis zu vierzehn in einen Kreis gestellt, bei See- scheiden die beiden Oeffnungen umgeben. Autzer der gewohnlichen geschlechtlichen Fortpflanzung durch Eier geschieht die Vermehrung auch durch autzere oder innere Knospenbilbung, z. B. bei den einzelnen, nicht verket- teten Jndividuen der Salpen, welche nie Geschlechts- werkzeuge erhalten, sondern ihr Junges wie eine Sprosse auS dem Jnneren hervortreiben und mit bem- selben Wahrenb des LebenS im Zusammenhange bleiben. Aeutzerliche Sproffung tritt ein bei verwachsenen oder zusammengesetzten Seescheiden. Wo daS Jndividuum isolirt bleibt, wie bei den einfachen Seescheiden, er- scheint Zwitterbildung als gesetzliche; ihre Organe find nachgewiesen. Schon kann kein Mantelthier geheitzen werden; allen sehlt der Reiz auHerer Form und FLr- bung. Sie ziehen Hingegen den Zoologen an durch manche Eigenthumlichkeit und die grohe Zweckmahig- keit ihres der genauesten Untersuchung wurdigen Baues; viele find in neueren Zeiten sorgfaltig erforscht worden, indessen mag nur der geringste Theil der eristirenden bekannt sein. Alle leben im Meere. Erste Familie. Seescheiden. Korper deS ThiereS nur an zwei Punkten mit der autzeren, an anderen Gegenstanben befestigten Hulle verwachsen. I. Phallusia. (Phallusia.) GattungScharakter: Thier einfach. Hulle knorpelig oder gallertartig, fitzenv; AthmungSoffnung am Rande mit acht, Afteroffnung mit sechs Strahlen. Phallufien fitzen,gleich anderen Gattungen der ersten Familie, fest auf untermeerischen Felsen, Schaalthieren und Seetangen, theilS einzeln, theilS auch bundelformig unter und uber einander, find indessen nicht noth- wendig verbunden noch ortzanisch verwachsen. Unfå= hig zur Ortsbewegung und mit Ausnahme der Augen aller aufieren SinneSorgane beraubt, dabei gegen Be- ruhrung oder noch Hestigere Reize kaum empfindlich, muffen fie jedem oberflLchlichen Beobachter wie die un- vollkommensten aller Weichthiere erscheinen. Ihr in- nerer Bau rechtsertigt indeffen ein solches Nrtheil nicht. Die dickwandige, gelbliche oder graue, bis funf Zoll hohe Hulle umschliefit einen zweiten dunnen, aus feinen Muskelfasern gebildeten Sack, der, an die obere oder AthmungSoffnung (Fig. 3936a) und an die untere oder Afteroffnung (b) befestigt, fich mit solcher Gewalt zu- sammenziehen kann, datz daS aufgenommene Wasser hoch herauSspritzt. Der obere Theil dieseS inneren SackeS ist nach unten geschlossen, mit unendlich vielen feinen Wimpern bedeckt, die einen Strudel des WafferS hervorbringen und hierdurch seinen Eintritt durch die AthmungSoffnung veranlassen, mit vielen verastelten Gefahen durchzogen und stellt daS AthmungSorgan dar. An seinem sonst geschlossenen Boden liegt der Mund, der auS dem Wasser die niihrenden Theile oder mikroskopi- schen Seethiere aufnimmt; auf diesen folgt eine kurze Speiserbhre, ein gefalteter Magen und langer Darm, der endlich nach der Afteroffnung emporsteigt. Die ganzen Eingeweide liegen in der unteren, kleineren Ab- theilung des inneren Sackes, der in seinen Umriffen der fiutzeren Hulle folgt. Ebenda befindet fich der Eierstock, der durch eine dunne, den Mastdarm begleitende Rhhre die Eier durch die Afteroffnung entleert. Die ge- meine Seescheide oder Phallusia (Ph. inte- »tinalis), von welcher zwei zufLllig neben einander ange- wachsene, sonst sreie Jndividuen unter Fig. 3936. bar- gestellt find, lebt in den europLischen Meeren. Die Gattung begreift noch vikle andere, uber alle Meere ver- breitete Arten. II. Boltenia. (Boltenia.) GattungScharakter: Thier einfach. Hulle le- derartig, mittels eineS Stieles festfitzend; beideOeffnun- gen oder doch die des Asters vierstrahlig. Bei den Boltenien ist die auhere Hulle verkehrt an den Stiel befestigt, und folglich erscheint die AthmungS- Hffnung (Fig. 3937a) unten, vie Afteroffnung (b) oben gelegen. Im Allgemeinen verhalt fich der innere Bau wie bei der vorhergehenden Gattung, nur liegen die Ein- geweide seitlich, nicht unten. Bei der in dem gronl^n- dischen Meere lebenden, nierenform igen Bolte- nia (B. reniformis) Fig. 3937. Misit der Stiel gegen 5 Zoll ; die Hulle ist nierenssrmig, grau. Andere Arten bewohnen die Sudsee und den grofien Ocean. — Als Gat- tungen hat man die in den Polarmeeren vorkommende Cystingia (C. Griffithii) Fig. 3938. abgetrennt, ob- gleich sie fich von den Boltenien kaum unterscheidet. Ihre kugelige Hulle (A in nat. Gr., B etwas vergr.) ist ebenfalls in verkehrter Stellung an einen kurzen Stiel befestigt, gleich diesem mit eingewachsenen Sandkornern (c) stellenweis bedeckt und mit kaum Hervorragenden Oeffnungen fur die Athmung (a) und bie Ausleerungen (b) versehen. III. Cynthia. (Cynthia.), GattungScharakter: Thier einfach; Hulle gal- leerartig, ungestielt; beide Oeffnungen vierstrahlig. Diese sehr umfangliche Gattung begreift kugelige, ei- formige und gurkenfbrmige Arten , die nach der Beschaf- fenheit deS Kiemensackes in Untergattungen gebracht worden sind. Einer solchen, Dendrodoa genannten gehort die eichelfsrmige Cynthia (C. glandaria) Fig. 3939. an, die am Grunde (a) durch eingewachsene Sandkorner und Muschelstnckchen rauh zu sein pflegt und auf der Hohe der zusammengedruckten Hulle sehr kleine Oeffnungen hat. — Vielleicht gehort zu den Cyn- thien ein sehr unvollstandig bekanntes Thier der nord- lichsten amerikanischen Meere, welcheS unter dem Na- men der rothlichen Fodia (F. rubescens) gig. 3940. beschrieben ward und sich durch eine Art von Saugscheibe befestigen soll. IV. Chclyosoma. (Chelyosoma.) GattungScharakter: Thier einfach; Hulle le- derartig, obenher mit acht eckigen, Hornigen Platten besetzt. Man verdankt genauere Kenntniy dieseS wunderli- chen , in den arktischen Meeren an Steinen mit der Un- terseite festsitzenden GeschopfeS dem verdienten Natur- forscher Eschricht. Wegen der Platten, von welchen die drei grsheren die Athemoffnung, funf kleinere die Asterhffnung umgeben, hat man die einzige bekannte Art Mac Leay's Chelyosoma (Ch. Macleyanum) Fig. 3941. mit einer Landschildkrote verglichen. Sie wird gegen 2 Zoll lang. V. Amaroucium. (Amarouciam.) Gattungscharakter: Mehrere Thiere in eine gemeinsame Hulle versenkt; jedes einzelne mit einer sechSstrahligen AthmungSoffnung versehen; Afteroff- nung nicht nach autzen, sondern in eine vielen Jndivi- duen gemeinsame, in der Mitte der Hulle besindliche Cloake munbenb. Mit dieser Gattung beginnt die Gruppe der zusam- mengesetzten Seescheiden, die bereitS viele Berwandtschaft mit den Corallenthieren zeigen und ehedem auch fur solche gehalten wurden. Viele Jndividuen dilden zwar einen organisch verbundenen Gesammtkorper, kamen aber nicht nur einzeln aus Eiern, sondern genossen in der Jugend volle Freiheit. Sie besitzen namlich bei mikro- skopischer Kleinheit fast die Gestalt einer Froschlarve oder Kaulpadde und schwimmen frei und schnell im Meer Herum. Man verdankt diese merkwurdige Entdeckung Milne Edwards, der die phystologische Kenntnifi niederer Seethiere mit erstaunlich viel neuen Thatsachen berei- cherte. Jhm zufolge umhullt die Larve von Ama- roucium (Fig.3942.) eine sehr dunne, durchscheinende Haut; sie bildet einen Sack, in welchem der eigentliche Korper nur nach vor angewachsen zu sein scheint. Zwischen beiden bleibt tin freier mit dotterahnlicher, als Nahrung dienender Flussigkeit erfullter Raum. Von dem Vorderende des Korpers gehen drei Derlangerun- gen aus, welche dem Thiere zur Befestigung dienen, so- bald die Zeit der Freiheit abgelaufen und die Verwand- lung, zuerst durch Abwerfen des SchwanzeS, beginnt. Jndem mehrere solcher Larven fich neben einander be- festigen und zusammenwachsen, entsteht der Gesammt- korper oder Ascidienstock, dessen vollige Herstellung in- dessen noch manche wichtige Veranberung der indivi- duellen Organismen erheischt. Solche Korper stehen mehrere neben einander, und daher wird die Zahl der Thiere der ganzen Colonie nicht unbedeutend sein. Die Vermehrung geschieht auf doppeltem Wege, theils durch entleerte Eier, aus welchen freie Larven Werden, theilS durch Knospenbilbung gegen den Grund deS Gefammt- korpers. Ein Beifpirl von der letzteren dietet das knoSpende Amaroucium (A. proliferum Fig. 3943. in nat. Gr., Fig. 3944. vergr.), WelcheS an den Nordkusten Frankreichs zuerst genau beobachtet ward. VI. Aplydium. (Aplydium.) Gattungscharakter wie bei Amaroucium, je- doch: keine innere Cloake des GesammtkorperS. Der Ascidienstock hat bei dieser Gattung durchaus keine bestimmte Form; er kann ungetheilt oder lappig, wenig erhaben oder auch kugelig sein. Um die Athmungs- Lffnung stehen sechs zusammenziehbare Lappen, welche von Lltern Beobachtern fur eben solche Arme gehalten werden, wie Corallenthiere besttzen; man erklarte Aply- dien daher fur Pflanzenthiere und zwar fur Alcyonien. DaS runde Aplydium (A. ficus Fig. 3945 a in nat. Gr., b Athemoffnungen vergr.) bewohnt die europLischen Meere und heftet fich zumal gern an Muscheln an. VII. Synoicum. (Synoicum.) Gattungscharakter: Hulle walzenformig, nur mit einer Oeffnung, zu funfen verwachsen und gestielt. Nur die Art der Verwachsung und das Vorhandensein eineS Stieles fur die Gesammtkorper unterscheidet diese Gattung von der vorhergehenden. DaS keulenfor- mige Synoicum (S. turgens) Fig. 3946. bewohnt den astatischen Ocean. VIII. Botryllus. (Botryllus.) Gattungscharakter: Thiere in symmetrische, kreisrunde Gruppen um eine in der Mitte befindliche gemeinsame Cloake vereinigt; Gruppen in einen rinben- artig andere Korper uberziehenden Ascidienstock versenkt. Auch diese Gattung fand lange Zeit Platz unter den Zoophyten,weil man die aus einzelnenThieren bestehenden sternformigen Gruppen fur die Mundungen von Coral- lenthieren ansah. Solche durch eine dunne, lederartige AuSbreitung verbundene Sterne fitzen an anderen See- korpern, bisweilen fogar an grotzen Ascidien fest (Fig. 3936.) und find ziemlich klein. Der sternfhrmige Bo- tryllus (B. stellatus) Fig. 3947. bewohnt die europ^i- schen Meere. — Fossile Reste verwachsener Seescheiden kennt man nicht mit Sicherheit; waS Murchison unter dem Namen JschaditeS Fig. 3948. fur solche erklarte, mochte irgend einer anderen Abiheilung niederer Seethiere an- gehort haben , benn minbestens befltzt kein ascibienartigeS Thier ber jetzigen Schopfung Theile, welche ben Ver- steinerungsprocefi ertragen tånnten.