ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
238 © u a i 1 c n. Erste Vrbnung. llippcnquaUen. Zeit ; ihre weicheren Theile toerben aufgelost und aufge- sogen, bie Harteren ohne Zerstorung der Suderen Form enttoeber auSgestohen aus ber Magenhohle, ober, wo ein eigenilicher Munb fehlt, aus ber Umstrickung ber Saugarme entlafsen. Kleine Akalephen toerben nur von mikroskopischen Meerthieren leben ksnnen; bie einfach- sten ber in ihrem ganzen Wesen noch keineStoegS erfasiten unb verstanbenen RLhrenquallen begnugen fich toahr- scheinlich mit organischen, von Zerstdrunggroherer Thiere Herruhrenben Atomen, toelche bas Meerwafser erfullen unb mit bieseni zugleich aufgenommen toerben. Ein eigenilicher Darmkanal toirb bei teiner Qualle gefun- ben, benn bie Verbauungstoertzeuge erscheinen nur als AuShohlungen ber gallertartigen Korpermasse, bie Hoch- stens mit einer bunnen Schleimhaut, aus toelcher zahl- lose Wimperfabchen stehen , auSgetleiber ist. Nur Rippen- unb Scheibenquallen haben einen toahren Munb, ber in ber Mitte bes Karpers enttoeber eben ba- liegt, ober auch auf einem kurzen Stiele angebracht sein kann, toohl auch mit wulstigen Lippen umgeben ist unb bistoeilen zu einer kurzen Speiserbhre fuhrt, feltener nur eine gerdumige Sanghohle bei getoissen, eigentlich magenlosen Gattungen, z. B. Tima (Fig. 3991.), barstellt. Der Magen kann einfach ober mehrsach sein, boch theilt er sich immer symmetrisch; bei ber gemeinen Qualle ber beutschen Kusten (Medusa aurita) zerfdllt er in vier krenz- toeiS gestellte, bei ben Crysaoren (Fig. 3986.) in sech- zehn Nebensacke. Aus bem Vorhanbensein eineS Ma- gens solgt nicht immer alS Nothtoenbigkeit ein Munb; unter ben vollkommenen Quallen liesert bie ebensalls in ber Norbsee Hdufig gemeine Wurzelgualle (Fig. 3984.) ein Beispiel; Saugarme nehmen bie Flussigkeiten einer ergriffenen Bente aus unb forbern fie burch ein System von Rohren nach ber VerbaunungShohle. Noch ein- facher gestaltet fich bie Organisation bei Rohrenquallen, too eine centrale Verbauungshhhle ganz fehlt unb burch mehr ober toeniger zahlreiche Saugrohren vertreten toirb, bie man nicht uneigentlich mit ben Wurzeln ber Pfianzen vergleichen mag. Niemals geht von bem Magen ein Darmcanal au3, vielmehr muffen unver- bauliche Reste burch ben Munb toieber ausgestohen toer- ben. Wo auch bieser fehlt unb folglich eine fur AuS- leerungen bestimmte Oeffnung ganz toegfdllt, muh vor- auSgesetzt toerben, bah bie NahrungSstoffe so vollstan- big aufgenommen unb vertoenbet toerben, bah keine Reste bleiben. Vom Magen aus verztoeigen fich aller- bingS nicht felten strahlig gestellte Gefahe, bie inbeffen fur Darmenicht angesehen werven $6nnen, sonbern theils ben Nahrungsstoff nach anberen Korperiheilen leiten, theilS auch burch feine Oeffnungen Wasser aufnehmen unb im Korper verbreiten. Dieses System erfullt also einen boppelten Zweck, benn jeneS in ihnen umstromenbe Meertoasser vermittelt auch bie Athmung, fur toelche so toenig toie fur ben Blutlanf anbere Organe fich nach- toeisen lassen. Befonbere Aeste bieser Gefdhe gehen bis zum Ranbe bes SchirmeS unb scheinen in bie Fang- fdben einzubringen unb biese vielleicht mit Wasser anzu- fullen; bei ben Rippenquallen toirken fie ohne allen Zweifel in angegebener Art auf baS Steifwerben ber kleinen reihentoeiS geftellten BetoegungSbldtichen. In ben ost sehr schon verdstelien unb schon mit blohem Ange leicht unterscheibbarer Gefahsysteme finbet ein re- gelmahiger Umlauf nicht Statt, benn bie nenerbings aufgestellte Behauptung, bah einige seiner @tåmme roahre Blutgefahe stien unb eine gefarbte Flusfigkeit enthalten, toelche alle Kennzeichen bes BluteS an fich trage, bebarf jebenfallS noch ber Prufung burch toieber- Holte Beobachtungen. Wo Umlauf noch fo ztoeifel- hast blieb unb fogar bie Frage nach ber eigentlichen Be- stimmung fonst unverkennbarer Rohren nicht voll- komrnen gelost ist, toirb man noch toeniger an ein ober mehrere Herzen glauben konnen, tocfur getoisse Ertoei- terungen ber Gefahe erklart toorben finb. Ein Nerven- system hat man erst bei einigen Quallen entbeckt. Wie vorauszusehen, erscheint eS in einfachster Gestalt unb ztoar als Ring von Nervenmarkknoten, bie, burch einen bunnen Faben verbunben, strahlig burch bie Ksrper- masse verbreitete Zweige abgeben. Nothwenbig um- giebt stuer Ring bie Munbossnung. An einigen Schei- benguallen fanb man feine Nervenfdben im Scheiben- ranbe, an anberen auf bem Scheitel beS Schirmes einen im Mittelpunkte liegenben Nervenknoten, beffen strahlige Zweige sich nicht toeit verfolgen liehen. Ueber bie Sinnesorgane hat man nur Vermuthungen. Viele Scheibenquallen haben ztoischen ben Einschnitten bes ScheibenranbeS enttoeber gestielte ober feststtzenbe, ku- gelige, bunkelgefarbte, sogenannte Ranbkorper, bie bei genaner Untersuchung sich alS BlaSchen ober Kapseln auSweisen, in toelche kleine, kyrstallinische Knotchen ein- geschloffen sinb. Die Antoesenheit ber letzteren, mit ben Ohrensteinchen vieler Wasserthiere moglicherweise verwanbten Theile veranlahte manchen Anatomen, bie Ranbkorper fur Hsrorgane zu halten; anbere erkldrien ste fur Augen, toeil bistoeilen auf ihnen ein rother Fleck steht. Tastsinn besitzen bie Quallen jebenfalls , allein ber Fuhlsinn ber Oberflache muh sehr stumpf sein, benn toeber Beruhrung noch selbst baS Messer veranlassen fie zur Zusammenziehung ober anberen Darlegungen von Empfinbung. Lange Zeit entbehrte man alleKenntnih ber Fortpflanzung bieser Thiere. Die Alten meinten, fie toaren roenig mehr als festgeroorbener Schaum beS Meeres unb konnten burch Urzeugung uberall von selbst ins Leben treten. Spater glaubte man an ihre Vermehrung burch Theilung ober Knospung ober er- Hårte fie fut Zroitter, obgleich Niemanb von ihren Fortpflanzungsorganen eine richtige Jbee besah. Erst feit roenigen Jahren gelang eS scharfsichtigen Forfchern, nicht allein bie Gefchlechtsroerkzenge richtig zu beuten, sonbern auch bie sehr merkronrbige Entroickelung ber Jungen zu verfolgen. Scheibenquallen sinb getrennten Geschlechtes; vier bis achtzig ober mehr gerounbene, im Schirm strah- lig angeorbnete Schlauche, bie sowohl bei roeiblichen als bei mannlichen Jnbivibuen biefelbe Gestalt behaupten, ober um ben Magen gelagerte symmetrische Hohlen sinb bie Werkstatten ber Vermehrung. Hat man gleich bie Eier bei mehreren Quallen erkannt, so gelang es boch nur bei einer gemeinen Qualle (Medusa aurita), bie Ent- roickelung berselben zu beobachten. Das Ei reiht, Wah- tenb es noch in jenen Behdltern eingeschlossen ist, bie Jungen, sehr Heine, eiformige Korper, schlupfen in befonbere, um ben Munbarm liegenbe Taschen, ver- weilen bort einige Zeit unb erfahren gleichsam eine Aus- brutung. Sie verlassen enblich bie Mutter, schtoim- men frei Herurn, inbem sie sich mittels mikroskopischer Wimperhaare fortrubern, hesten aber nach nicht langer Zeit sich an Seetange, Muscheln ober Steine. Am freien Enbe entsteht eine munbgleiche Vertiefung, ber Khrper roirb hohl, Verldngert sich unb entroickelt gegen ben sunsten Tag um ben Munb Warzchen, bie balb zu kleinen Fuhlern ober Fangarmen sich umgestalten. An bem enblich cylinbrisch geworbenen Korper bitben fich in regelmdhigen Entfernungen Hervorragenbe unb gelappte Ringe, bie enblich eine glockenformige Gestalt erlangen, Wahrenb ber zwischen je zroeien liegenbe Korpertheil im- mer mehr schroinbet. An biesen verbunnten Stellen tritt enblich bie Sonberung ber Glieber ein, bie, an eine ge- meinsame Are befestigt, etroa einer Reihe von ineinanber geschobenen Glocken einer Glasharmonika verglichen roerben konnen. Das ursprunglich einfache Junge Hat burch Hervortreibung solcher Ranber in eine Reihe zahl- reicher Jnbivibuen sich aufgelost unb also alS baS Mit- telwesen ausgeroiesen, roelches bei allen bem Genera- tionSroechsel unterroorfenen Thieren Amme genannt roirb. Durch Quertheilung roerben enblich seineNach- kommen frei. Sie haben anfdnglich bie Gestalt einer roenige Linien breiten, ziemlich flachen Schaale unb mus- sen noch eine Idngetbauernbc Entroickelung burchlaufen, um zur roahren, freien, mit gewohnlichen Fortpsian- zungsroerkzeugen versehenen Schirni- ober Schetbenqualle zu roerben. In unseren Breiten fdllt bieS Hervorkom- men ber Brut auf ben Ausgang WinterS, bie sogenann- ten Ammen zeigen sich im Fruhjahre, bie britte Genera- tion hat im Spatjahre bie nothige Reife erlangt, um toieber Gier bilben zu konnen. ES erforbert baher ber ganze Hergang ein volleS Jahr. Wahrscheinlich ge- schieht bie Fortpsianzung bei allen Schirmquallen in gleicher Weise. Wie bie Rbhrenquallen, namentlich aber bie Doppelquallen fich vermehren, liegt noch sehr im Dunkel. Moglicherweise herrscht bei ihnen KnoS- pung als oftmalS einzige Form ber Vermehrung. — Quallen fehlen ubrigens keinem Meere, boch finb fie weniger artenreich in abgeschlossenen Becken, toie bem schtoarzen Meere unb ber Ostsee. Einige sehr grohe bewohnen sogar bas EiSmeer, keine vertragt ben Ausent- Halt im Suhwasser. Die prachtvollsten gehoren bem tropischen Ocean an. Keine kann zur Nahrung be- nutzt toerben. Da man fie nur mit groher Muhe auf- betoahri unb bie am Besten erhaltenen viel an ursprung- licher Form verlieren, von ber eigentlichen Farbung aber keine Spur zeigen, so konnen fie nur an unb auf bem Meere unb im lebenben Zustanbe gut untersucht unb be- schrieben toerben, ein Umstanb, ber es erklart, toarum sie unter allen Thieren am spatesten gepruft unb gefich- tet toorben sinb. Erste Wr-nung. Rippenquallen. Rippenquallen kommen uberein burch Besitz einer centralen Verbauungshohle, bie enttoeber nur einen beschrankten Raum bes balb banbfsrmigen, balb lappi- gen Karpers einnimmt, balb bas hohle Jnnere eines mehr ober minber kugeligen KorperS ausmacht; sie ent- fernen fich inbeffen von einanber burch bie eben erwdhnte verschiebenartige auhere Gestalt. Ihren Namen ver- banken fie ber Stellung ihrer BetoegimgStoerkzeuge auf ettoas erhabenen, biSroeilen rippenartig Hervorragenben Leisten; jene bestehen in kammsormig Hinter einanber gereihten, fpitzigen , gleichlangen Blattchen ober Hdr- chen, bie vermuthlich burch untenher verlaufenbe Ge- fdhe mit Wasser angefullt unb steif gemacht werben kon- nen, fich Heben unb toieber platt anlegen unb Hierburch benKsrper enttoeber schlangelnb ober toalzenb fortrucken. Bei bem kugeligen ist im Schtoimmen bie Munbossnung nach vorn gerichtet. Die tunere Organisation scheint vollkommener zu sein alS bei anberen Akalephen unb rechtfertigt bie Stellung bieser Orbnung an ber Spitze ber Classe. I. Gurtelqualle. (Cestum.) Gattungscharakter: Korper banbfdrmig, schmal, gleich hoch unb sehr verldngert; in ber Mitte ein kleiner Magen; Munb mit ztoei kleinen Fangsaben. Gurtelquallen erreichen bie Lange von brei bis sunf Fuh bei einer Hhhe von faunt ztoei Zoll unb bestehen aus gleichartiger, ettoas fester Gallert. Auf bem obe- ren Ranbe beS KdrperS erheben sich ztoei Reihen feiner Wimpern, toelche ben ganzen Korper in eine toallenbe Betoegung versetzen konnen. Man kennt wenige Ar- ten, bie babei nirgenbs in Mengen vorkommen. Die europaische Gurtelqualle (C. Veneris) Fig. 3981. finbet fich im Mittelmeer, ist glashell, burchfich- tig, schillert in Regenbogenfarben unb soll, ebenso toie ihre GattungSverwanbten bes amerikanischen unb inbi- schen Oceans, bie hellen, blitzartig kommenben unb schtoin- benben Feuerstreifen im nachtlichen Meere Hervorbrin- gen, bie von allen Seereisenben mit Betounberung er- Wahnt toerben.