ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

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Side af 318 Forrige Næste
242 Ct u a 1 le n. Drille Vrdnung. Nohrenquallen. sindet fich ein einfacher, auf der Spitze mehrerer Saug- rihren gelegener Magen, von welchem sogar åstig ge- theilte Sacke abgehen. Von dem Gefafisysteme Hat man nur unvollståndige Kenntnifi; man weifi, dafi bei den hhher organifirten Gattungen ein den Stiel des Korpers durchziehender Canal mit den Magenrohren in Verbin- dung steht, und dafi bei den Knorpelguallen zwei, in mehrere Seitenaste getheilte Hauptgefafie den Verdau- ungScanal umgeben. Ebenso liegt der Hergang der Fortpfianzung noch sehr im Dunkeln. Die Korper- form ermeist fich als sehr vielgestaltig. Bei den Dop- Pelguallen besteht der Kårper auS zwei ost ganz unåhn- lichen und los mit einander verbundenen Stucken, bei den Seeblasen aus einer grofien, mit Luft erfullten Schwimm- blase, an welcher die eigentlichen ErnahrungSorgane Hangen, bei den Blasenquallen auS einer Menge ver- schieden gestalteter Theile, die unter einander organisch vereinigt sind. Jrrthumlich find diese Thiere fur zusammengesetzte gehalten, also den Polypen gleich ge- achtet worden, auch hat man abgeriffene Theile verkannt und als Jndividuen unter besonderen GattungSnamen beschrieben. Unter den Akalephen mochten die Roh- renquallen die am Wenigsten bekannten sein; ihre Unter- suchung erschwert besonders der Umstand, dafi fie auf dem hohen Meere, zumal unter toårmeren Breiten le- ben , in der Nahe der Kusten felten anders als zerrissen aufgefangen werden und dem Verfuche der Aufbewah- rung in Weingeist noch mchr trotzen alS Scheibenquallen. Erste Familie. Doppelguallen. Kårper auS zwei losen an einander gefugten Stucken bestehend, einem vorderen, Saugrohren und ausdehn- bare Fangsåden enthaltenden, einem Hinteren, in das vordere eingefugten, mit grofier Håhle versehenen. I. Doppelqualle. (Diphyes.) Gattungscharakter: Saugrohren listig. Jedes Korperstuck mit einer geraumigen Schwinimhåhle. Der knorpelige Kårper der Doppelguallen ist so durchscheinend, dafi man ihn im Wasser leicht ubersieht. Er besteht auS zwei in einander geschobenen, kegelfår- migen, am hinteren Ende offenen Theilen (Fig. 3995. a in nat. Gr., o vergr. und aufgeschnitten), einem vorde- ren, mit der Spitze vorauf schwimmenden Saugrohren- stucke (b), einem hinteren oder Schwimmstucke (in nat. Gr. bei c, vergr. und aufgeschnitten bei d). Eine Ver- dauungShåhle fehlt, denn die astigen Saugrohren zer- theilen fich am Grunde in feine Gefatze, welche den Nah- rungssaft nach dem hinteren oder Schwimmhohlenstucke fuhren. Fortbewegung geschieht mit ansehnlicher Schnel- ligleit durch Aufnahme von Masser in das Schwimm- stuck und Austreibung desselben niittels Zusammenzie- Hung. Ueber die Fortpflanzung und ihre Organe giebt es wenig mehr als Vermuthungen ; alS Eierståcke be- trachtet man gewisse kleine, um die Saugråhre liegende Sacke. Doppelguallen finden fich fast nur auf hohem Meere und sehr weit vom Lande, bisweilen aber in gro- fien Mengen; um Europa kommen toenige vor. Manche sonderbar gestaltete und mit eigenen GattungSnamen be- legte Seethiere mågen HLlften oder sonstige Bruchstucke eigentlicher Doppelguallen sein, z. B. die rauhe Vier- eckqualle (Tetragona hispida) Fig. 3996. aus der Sudsee, die sudli.che Helmgualle (Galeolaria au- stralis) Fig. 3997., die vierkantige Pyramiden- qualle (Pyramis tetragona) Fig. 3998., die vier- klappige Furchengualle (Sulceolaria quadrival- vis) Fig. 3999., die glasartige Wurfelqualle (Cuboides vitreus) Fig. 4000. auS der Meerenge von Gibraltar (a in nat. Gr., b vergr.), die eben bort aufge- fundene Neuneckgualle (llnneagonahyalina Fig.4001 a b von verschiedenen Seiten gesehen, c Saughåhlen- stuck, d Saugråhren), welche offenbar aus einem abge- rissenen Vorderstuck ohne Schwimmhåhlenstuck besteht. Hingegen mussen als besondere, toenn auch wenig be- kannte Gattungen gelten die Herzguallen (Cucuba- lus) Fig. 4002., die Kappenguallen (Cucullus) Fig. 4003., die Nachenguallen (Navicula) Fig. 4004., die bei Gibraltar entdeckte Abyla (Abyla Fig. 4005. a in nat. Gr., b Saughåhlenstuck und c Schwimmstuck ge- trennt), die indeffen den Diphyes auherordentlich nahe steht und mit der Gattung Calpe (Calpe Fig. 4006. a von der Seite, b von unten, c Saughohlenstuck allein u. vergr.) zusammenfallt, endlich 91 nt^^iron(Amphiroa Fig. 4007. a b verschiedene Anstchten, Kern des Saug- fadenstuckes) aus dem Meere um die Bahamen , mit spi- ralgedrehten, an den Aesten glockenformig erweiterten Saugfaden. Mehrere sonst zu den Doppelguallen ge- stellte Organismen scheinen eher abgeriffene Theile Lrofier Blasenquallen zu sein, z. B. der von Quoy un- ter dem Namen Praia (Praia) Fig. 4008. beschriebene, bei den Capvert-Jnseln aufgefischte Korper und die so- genannte Rosengualle von Ceuta (Rosacea ceu- tensis) Fig. 4009. Gewåhnlich toird auch zu den Dop- pelguallen ein gallertartigeS Geschopf gestellt, toelcheS vor noch nicht zwei Jahrzehnten zuerst unter dem Na- men Leuchtqualle (Noctiluca miliaris) Fig. 4010. bekannt gemacht toard, Gestalt und Grofie eines kleinen Nadelkopfes, einen Hervorschiebbaren Saugfaden, aber keine deutliche VerdauungShåhle befitzt, zu getoissen Zei- ten in ungeheueren Mengen an den toesteuropaischen Ku- sten erscheint und ganz besonderS das Meeresleuchten Hervorbringen soll. Mahrscheinlich toird es einst feinen Platz unter den Schirmguallen und ztoar at8 Entwicke- lungsstufe einer bekannten gråfieren Art finden. Zweite Familie. Blasenquallen. Korper toeich, am Ende mit einer luftgefullten Schwimmblase, verschiedenen knorpeligen Anhangen, Saugrohren, die in einen NahrungSeanal munden, und Fangfaden. II. Traubeugualle. (Apolemia.) Gattungscharakter: NahrungSeanal sehr lang, drehrund, nach vorn in eine Luftblase ertoeitert, in sei- ner ganzen Sånge besetzt mit dichten, theils hohlen, theils nicht hohlen Knorpelstucken, einfachen, sadenfor- migen Fuhlern und zahlreichen Saugrohren, zwischen toelchen die Eierståcke Hangen. Es mågen den wissenschaftlichen Seereisenden felten vollstandige Eremplare dieseS wunderbaren GeschåpfeS in bie Hande gefallen sein, benn bie wenigsten gebenken ber baS Enbe beS ThiereS nach vorn bilbenben (auch auf Fig. 4011. A nicht vargestellten) Blase. Lesueur Hielt bie Apolemien sogar fur zusammengesetzte Thiere. Den verbauenben Theil bilbet bie bisweilen zwei Fuh lange Råhre (B c C c), welche burch zahlreiche Saugfåben (B e) Nahrung empfangt; bie sehr langen unb spiral ge- wunbenen Fuhlfaden (bb) scheinen mit grofieren, zuge- spitzten, hohlen, Masser enthaltenben Knorpelstucken (B a C a) in Verbinbung zu stehen, anbere nicht hohle, mehr keulenformige Knorpelstucke (B d) burften Schwimmorgane sein. Zwischen biesen Anhangen fin- ben fich traubenformige Eierstocke (B). Sowohl bie Traubenguallen als bie nahe verwanbten Stephanomien spielen in viele Farben unb leuchten beS Nachts Wie feurige Schnure unb Buschel. Die abgebildete Art fin- bet fich sowohl im atlantischen Ocean als in bem Mit- telmeere. III. Blasenqualle. (Physophora.) Gattungscharakter: NahrungSeanal kurz, am Vorderenbe in eine kleine Luftblase erweitert, weiterhin mit zwei Reihen hohler Knorpelstucke besetzt, am Hinte- ren Enbe eine O-uaste tragenb von Saugrohren, Flus- stgkeitsbehaltern unb astigen Fuhlfaden. Die guastenfårmigeBlasengualle (Ph. my- zonema) Fig. 4012. warb zuerst von Peron im atlanti- schen Ocean gefunben. Sie mifit gegen zwei Zoll. Die Schwimmhåhlenknorpel (a a) unb bie FlussigkeitSbehal- ter (bb) sinb hochgelb, bie Fuhlfaben (ee), bie auch Fangarme sein konnen unb mit dunnen, flaschenformigen Wasserblasen (d) in Verbinbung stehen, sinb schånblau. Zwischen ben Wurzeln ber Wafferbehålter (b) liegen scharlachrothe Korper (auf ber Abbilbung sehr bunkel gehalten) von unbekannter Bestimmung. IV. Blattergualle. (Hippopodius.) Gattungscharakter: NahrungSeanal lang, vorn in eine kleine Blase erweitert unb mit wenigen, gleich- sam eine Knospe bilbenben, fich beckenben, zweireihigen Schwimmknorpeln besetzt, in ber Mitte sehr lange, fiflige, mit MasserbehLltern versehene Fuhlfaben (Fig. 4013. a), gegen baS Enbe nur Saugfaden tragenb. Die knorpeligen Schwimmblatter finb platt, concav, einzeln gesehen fast wie ein Hufeisen gestaltet unb bilben eine farbelose, glasartig burchscheinenbe KnoSpe, bie man bem weiblichen Bluthenstande beS Hopfens ober- ber Aehre beS Zittergrafes (Briza) verglichen Hat. Die langen Fuhler sinb gelb unb geben diefer im Mittel- meere lebenben Art (H. luteus) ihren Namen. V. Blumenquallc. (Rhodopbysa.) Gattung Scharakter: NahrungSeanal kurz, vorn in eine kleine Blase erweitert unb mit einem Kranze nach unten gebogener, langlicher Schwimmknorpel versehen, mit kurzen Saugrohren unb langen, astigen Fuhlfaben; Aestchen ber Fuhlfaben ohne Wafferbehålter, am Enbe einen breispitzigen Kolben tragenb. Die rosenfårmige Blumenqualle (Bh. ro- sacea) Fig. 4014. ist von blaulich wasserheller Fårbung unb fommt um Gibraltar vor. Dritte Familie. Kammquallen. Schwimmblase sehr grofi, mit Luft gefullt, unten mit Saugrohren unb Fangfåden versehen, ohne alle Knorpelstucken. VI. Wurzelblasenqualle. (Rhizophysa.) Gattungscharakter: Nahrungscanal lang, am Vorberenbe in eine kleine Luftblase erweitert, mit ver- einzelten, einfachen Fuhlfaben unb Saugråhren besetzt, immer ohne knorpelige Schwimmstucke. Bei bieser Gattung vereinfacht sich bie Organisation, inbem einige bei ben anberen vorkommenbe Organe fehlen, anbere in geringerer Zahl vorhanven finb. Die Blase ber im Mittelmeere lebenben, råthlichen, gewåhnlichen Murzelblasengualle (Rh. filiførmis) Fig. 4015. Hat bie Grofie eincS Maizenkornes ; ber lange Stiel und seine Anhange konnen fich fast ganz zufammenziehen. VII. Galeereuqualle. (Physalia.) Gattungscharakter: Schwimmblase oben mit faltigem Kamme. Unter den Seethieren der untersten Classe befitzt wohl keineS die Beruhmtheit der gewohnlichen Ga- leerenqualle (Ph. pelagica) Fig. 4016., die jedem Seefahrer im atlantischen Meere begegnet, sobald er den 400 n. Br. erreicht, und ihn von da an bis toenigstenS unter dem 30° s. Br. zur Seite bleibt. Der Anblick dieser mit segelnden Schiffen verglichenen, ost zu Flotten vereinigten, in Regenbogenfarben schillernden Blasen, die allen Bewegungen der Mogen folgen, hat eben so- viel AnziehendeS als UnterhaltendeS. Die bis funsZoll lange Blase besteht aus zwei Hautschichten und ist im- mer durch innere Luft, die von der atmospharischen fich gar nicht unterscheiden soll, prall angespannt. Mo diese herkomme, weifi man nicht, denn die Blase bietet keine Oeffnung; dafi fie nicht entleert werden konne, und dafi