ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
250 Polype n. Erfte Vrdnung. Plumenthicre. Erste Vrdnung. Blumenthiere. Magen ein blinder Sack ohne Darm und Aster. Erste Familie. Eeeanemoncn Korper lederartig, oben und unten mit scheibenfor- miger Fldche enbenb, frei oder unten angehestet. Mund in der Mitte der Kopfscheibe, mit zahlreichen, in meh- rereReihen gestellten oder verstreueten, walzigen, Hohlen Fuhlern umgeben. Raum zwischen der autzeren Hulle und dem Magen durch senkrechte, Hanlige, biSweilen kalkige Platten in Flachen getheilt. Eiersticke ent- lang der Platten. Knospen aufder Kopfscheibe Her- vortretend. I. Seeaiiemoiic. (Actinia.) Gattungscharakter: Fuhler einfach, zuruckjieh- bar, biSweilen kaum angebeuiet; Korper mit der unteren Scheibe angehestet. Seeanemonen leben nur im Meere, aber verbreitet von den Polarkreisen bis zum Aequator, ost fogar alS scheinbar gesellige Thiere, indem die von der Mutter ausgesonderten Eier in unmittelbarer Nahe festhangen und Entstehung ganzer Colonien veranlassen. Manche der sehr zahlreichen und schwer unterscheidbaren Arten Werden kaum erbsengrost, andere, und unter ihnen selbst viele europdische, messen bisweilen bis 5Zoll iin Durch- messer. Viele schmucken fich mit den prachtvollsten Far- ben, indefsen intern diese nach Ort und Alter uud dienen daher nicht alS ganz zuverlassige Kennzeichen. Selbst die dupere Bekleidung kann bei einent Jndividuumwar- zig und mit feinen Lichern durchbohrt, bei dem underen glatt und ganz sein, ost an verschiedenen Seiten Ver- schiedene Beschaffenheit haben. In Gestalt, Stellung und Verhaltniffen der Fuhler Herrscht Hingegen Bestan- digkeit, und daher hat man auf ste Nntergattungen begrundet. Nicht ganz richtig ist die Eintheilung in seststhende und freie Actinien, denn die Befestigung ist keine ganz unlosbare, uud langsame Fortbewegung, frei- lich ost nicht ein Zoll in mehreren Stunden, kann ein- treten, wenn das Thier eS will. In der Regel wird dann der Korper umgekehrt und kriecht auf den Fuhlern ; auch findet Anfullung mit Wafser Statt, wenn die Act- inie fich den Wellen und der Strimung uberlafit, um nach irgend einent anderen Orte zu treiben. Als Nah- rung dienen Heine Krabben, Garneelenkrebse und selbst Schaalenthiere, uberhaupt wohl alle Mitbewohner des Meeres, denen es an Stdrke fehlt, um fich von den um- klammernden Fsthlern loszumachen. Solche Ver- schlungene weilen zehn bis zwolf Stunden im Magen und stehen oft in so unpaffendem Verhaltnisse zu ihm, dap fie feine Wande und die Korperhulte zerreisten, wo- ran der Aetinie indefsen keineswegS stirbt. Es istzwar nicht gelungen, das schon oben kurz beschriebene Ner- vensystem (Fig. 4026.) weit zu verfolgen, inbeffen be- weisen die raschen Bewegungen der beruhrten Thiere feine Empfindlichkeit; wird auch nur ein Fuhler (Fig. 4025. c) mit einer Nadelspitze gereizt, so ziehen alle an- dere im Augenblicke fich zusammen, und selbst der Kor- per deS Thieres runzelt fich und schwindet zu moglichst kleinem Umfange. Aehnliche Wirkungen bringt ein Lichtstrahl hervor, der durch den Spiegel auf ruhig ausgebreitete Jndividuen plbtzlich geworfen ward, und dap atmospharische Veranderungen fruhzeiiig und stark empfunden werden, bewies schon ein franzostscher Beob- achter (Dicguemare) durch Versuche. Ziehen fich die in einent Glase mit Seewasser gehaltenen Actinien srei- willig zusammen, so steht sicherlich ein Sturm bevor. Lebenszahigkeit erreicht bei ihnen eine groheHihe; trotz ihrer sonstigen Gefrahigkeit vertragen fie zehnmonatliche Entziehung fester Nahrung und verlangen nur Erneue- rung deS SeewafserS. Sie sterben nicht sogleich, wenn man fie in bis zum Blasenziehen erhitztes Wasser wirft, tonnen einfrieren und wieder aufthauen und Halten selbst ldngere Zeit unter der Luftpumpe auS. Ab- geschnittene Fuhler wachsen schnell wieder, fogar Weg- nahme der ganzen Kopfscheibe bringt nur zeitweilige Un- fahigkeit zum Fressen hervor, aber Versetzung in Sust- wasser veranlaht Tod nach wenigen Minuten. Die Eier werden nicht, wie cinige dltere Beobachter angeben, im Mutterkorper auSgebrutet, sondern treten durch den Mund Hervor. Dalyell fand, ba§ eine gefangene Seeanemone in sechs Zahren 276 Junge erzeugte, die 5ur ersten Ent- wickelung auS dem Ei gegen 20 Tage beburfen. — Die abgebildeten Arten gehiren sammilich den europaischen Meeren an. Die braune Seeanemone (A. me- sembryanthemum) Fig. 4028. ist glatt, braun oder roth; am Rande der Kopfscheibe stehen blaue Warzen und ein- farbige, zahlreiche Fuhler in mehreren Reihen. Die Warzenformige Seeanemone (A. brevitentacu- 1a ta Fig. 4029 a Fuh, b Kopfscheibe) hat sehr kurze, dichtstehende Fuhler und kleinen Mund; fie dient alS Muster einer, Discosoma genannten Untergattung. —• Die g eringelte Seeanemone (A. gemmacea) Fig. 4030. ist auherlich warzig, bisweilen auch glatt, bis 2 Zoll breit, gelb oder roth, uberhaupt in der Far- bung veranberlich; die allezeit weisten, roth geringelten Fuhler stehen in drei bis vier Reihen und find kurzer als der Halbmesser der Scheibe. — Die federige Seeanemone (A. plumosa) Fig. 4031, zeichnet fich auS durch funflappige, blumenformige, mit kurzen Fuh- lern besegte Scheibe; sie ift Weihlich und gleich der vor- Hergehenden an den Seiten mit zahlreichen, zum Ein- ziehen von Wasser bestimmten Lochern durchbohrt und gehort daher zu der besonderen, jedoch nicht allgemein an- erkannten Gattung Sieb-Anemone (Cribrina). II. Capttea. (Capnea.) Gattungscharakter: Korper walzenfhrmig, mit dicker, gelappter Oberhaut bekleidet. Fuhler einfach, sehr kurz. Alan kenni erst seit wenigen Jahren diese Gattung, deren einzige Art (C. sanguinea) Fig. 4032. an den Ku- sten Irlands lebt. Die vollig ausgebreitete Scheibe uberragt den Kirper mit breitem, aufrecht geklappten Rande, kann fich aber halbkugelig zusammenziehen. IH. Jlynitthlts. (Ilyanthus.) Gattungscharakter der Actinien, jedoch: Kor- per unten zugespitzt. Auch diese Gattung gehort zu den Entdeckungen der letzten Jahre. Die einzige bekannte Art (I. scoticus) Fig. 4033. ward im schottischen Seearm Loch-Ryan in einer Tiefe von 4 Klaftern gesunden. Sie scheint mit dem unteren Kirpereube fich in Schlamm einzugraben. Lange, dunne Fuhler umgeben den Mund. IV. Edtvardsta. (Edwardsia.) Gattungscharakter: Korper tourmforntig, frei, in der Mitte mit verdickter, Schleint absondernber Oberhaut und sehr zuruckziehbaren Korperenben. Drei Arten von Edwardsia entbeckte QuatrefageS an der franzofischen Kuste, eine vierte fand ForbeS im griechischen Archipel. Alle kommen darin uberein, mittels schleimiger AuSschwitzung Sandkorner und Mu- schelstuckchen zu einer festen, den Korper in der Mitte umhullenden Rohre zu verbinden, ahneln auch sonst durch rasche, windende Bewegung den Rohrenwurmern, stehen aufrecht im Sande oder Schlamme und erweisen fich sehr gefrastig. Die abgebildete Art (Edwardsia vestita) Fig. 4034. ward um 1841 an der Kaste der Normandie entdeckt. V. Litcernarta. (Lucernaria.) Gattungscharakter: Mundscheibe vier- oder achtlappig. Fuhler buschelformig auf den Spitzen der Lappen. Die Lucernarien figen gewohnlich an Seetang fest: mittels des zugefpitzten, in einen Saugnapf auSgehen- den unteren EndeS ihres ntehr oder weniger glockenfor- ntigen Kirpers. Sie messen felten ntehr als 1 Zoll, finnen fich Hin - und Herbewegen, uberhaupt verschie- dene Gestalten annehmen, stehen manchmal steif auf- recht, Hangen aber bisweilen verkehrt nach unten; ab- geriffen schwimmen sie schnell durch wechselndeS AuS- dehnen und Zusammenziehen des KirperS. Dieser ist gallertartig, aber dick und fest, inwendig durch acht Seitenfalten unvollkommen getheilt, farbelos und soll des Nachts phoSphorisch leuchten. Die Fuhler bienen als Fangarme zum Ergreifen klejner Kruster, bie mit Gier verschlungen werben. Man kennt bereits vier in ben nirblichen Meeren einheimische Arten bieser zierli- chen Polypen. Die achtstrahlige Lucernaria (L. auricula) Fig. 4035. unterscheibet fich burch bie kleine, in jeber Bucht beS Ranbes stehenbe Warze. Zweite Familie. Ledercorallen. Mehrere Jnbivibuen aus berfelben Bafis entspringenb mit leberartigem, festgehefteten Korper. Munb von vielen cylinbrischen Fuhlern umgeben. Fortpflan- zung burch Eier unb Knospen, nientals burch Selbst- theilung. VI. Natikett-Zoanthe. (Zoanthus.) Gattungscharakter: Fuhler in zwei Reihen. Mehrere keulenforntige Polypen auf einer fabensormi- gen, knospentreidenben Wurzelranke. Lebercorallen finb nichtS Anberes alS Actinien mit verschiebener Art ber Fortpfianzung, inbem immer titeh- rere, burch KnoSpang alterer Jnbivibuen entsprungene, Hart neben einanber stehenb, ansehnliche Schichten bil- ben. Sie gehoren mehrentheils ben tropischen Meeren an unb bilben mehrere Gattungen, bie fich zumal burch bie Form beS knoSpenben Theiles unb baher burch Ge- stalt ber Gefammtgruppen unterscheiben. — Sola n- ber's Ranken- ZoaniHe (Z. 8olandri) Fig. 4036 A. Hat gelben Kirper, braune Munbscheibe unb 60 Fuh- ler ; fie finbet fich in Westinbien auf Seepflanzen unb Felfen. VII. Warzen - Zoanthe. (Mammillifera.) Gattungscharakter: Mantel am Grunbe des Polypen fich ausbreitenb, knospenb. Durch ben Ort unb bie Art ber Knospung bleiben bie Polypen am oberen Enbe gefonbert. Die west- inbifche Warzen-Zoanthe (M. auricula) Fig. 4036. C bilbet oft Hanbgrohe, leberartige Ausbreitungen. vin. Maffcit -Zoanthe. (Palythoa.) Gattungscharakter: Mantel an Dicke ber Hohe ber Polypen gleichenb, sich ausbreitenb unb knospenb. In Folge ber Dicke ber knoSpenben Schicht erfcheinen bie Polypen hier tief verfenkt in bie gemeinfame Korper- maffe ober uberragen sie nur bann, wenn fie, Nahrung fuchenb, fich ungemein behnen. Gleich anberen Arten uberzieht auch bie v ielaugi g e Maffen-Zoanthe (P. ocellata) Fig. 4036. B anbere Seekirper. Driite Familie. Pilzcorallen. Thier einfach ober zufammengefetzt. Corallenstock frei, kreisformig ober oblong, von ber Korperhaut uberzogen, oben conver unb mit strahligen Blattern, in ber Mitte fpaltartig vertieft, unten concav ohne Lamel- len. Fortpfianzung nicht burch Knospen.