Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Erfte Vrdnung. Alumenthicre.
Polypen.
251
IX. Pilzstern. (Fungia.)
Gattungscharakter: Corallenstock freisrund,
einem Zndividuum gehirend. Mund langlid). Fuh-
ler verstreut.
Die Fungien oder Pilzsterne find die grisiten aller
bekannten Polypen, indem sie bis 18 Zoll im Quer-
durchmeffer haben tonnen. Sie sind allezeit einfache
Thiere mit einer centralen Mundiffnung und einem
nnter dieser gelegenen Magen und finnen gewisser-
maasien fur platt gewordene Actinien gelten. Ueber
den schweren und dichten Corallenstock breitet fich eine
ziemlich fleischige Haut, die bei Beruhrung fich moglichst
zwischen die Blatter der Coralle zuruckzieht, immer
braun oder rothbraun gesarbt und mit kurzen, granen,
anregelmisiig uerftreueten , daher nie reihenweisen Fuh-
lern besetzt ist. An der Unterseite stehen Warzen, die
fich mit Wafser ansullen und ein langsameS Fortkriechen
vermitteln sollen. Renere Beobachter lengnen diese
Fihigfeit, und Sutchbury sah, dasi eine von ihm ninge-
wendete Fungia mehrere Wochen in gleicher Lage ver-
blieb. Sie liegen gemeinlich in sicheren und engen
Pertiefungen der Corallenriffe, find int reisen Alter
frel, in der Jugend aber durch einen kleinen Mittelstiel
angeheftet. Die zahlreichen und schwer zu unterschei-
denden Arten bewohnen die trppischen Meere der ostli-
chen Halbkugel. Von dem gemeinen Pilzsterne (F.
agariciformis) ist nnter Fig. 4037. ein jungeres Jndi-
dnum(von manchen Systematifern fur Art der Gattung
Einzel-Coralle [Monomyces] gehalten), bei a von oben,
b von unten, c im Profile dargestellt. — Lindere Pilz-
corallen mit ihnlichem Corallenstocke, z. B. die Zun-
gen- Sierne (Haliglossa), bestehen aus vielen ver-
einten Polypen.
Vierte Familie.
Mabreporen.
Thiere fast immer gesellig, in Zellen von baumfir-
migen oder flach ausgebreiteten Corallenstocken sitzend.
Mund entweder ohne oder mit zwilf bis fehr vielen
Fuhlern. Kein besonderer Magen, sondern die
Kirperhihle als solcher dienend. Fortpflanzung durch
Eier, KnoSpen unb Selbsttheilung.
X. Augeticoralle. (Oculina.)
Gattungscharakter: Corallenstock baumfirmig
verastelt, mit endstandigen oder seitlichen, geschiedenen
Thierzellen. Zahlreiche Fuhler um den Mund.
Die Polypen dieser Gattung vermigen »ur eine
Knospe Hervorzubringen ; nnter fich bilden diese KnoS-
pen Reihen und erzeugen mit der Zeit den in eigen-
thumlicher Art astigen Corallenstock, der fich durch un-
gemeine Dichtigkeit auszeichnet, ausierlich glatt oder fehr
fein gestreift ist. Die meisten Arten gehiren den West-
indischen und europaischen Meeren an und wohnen tiefer
als andere Polypen; man hat fie schon auS Tiefen von
150 Klaftern heraufgeholt. Die achselstandige
Augencoralle (0. axillaris) Fig. 4038. auS West-
indien hat kurze Aeste, entfernte, grotze, sowohl in den
Achseln als an den Enden stehende Zellen. — Die
schneeweisieAugen- oder Jungfern-Coralle
(0. virginea Fig. 4039. a Ast b Stern durchschnitten
u. vergr.) Hat hin- und Hergebogene Aeste, kurze Sierne
mit gleich langen, wenig vorragenden Lamellen.
XI. Kelchcoralle. (Cyathina.)
GattungScharakter: Corallenstock einfach, mit
einzelner , freisfirmiger Zelle; Stern mit einfacher
Blatterreihe und einer auS Kalknabeln bestehenden Mit-
telsLule. Zahlreiche Fuhler um den Mund.
Die gewihnliche Kelchcoralle (C. cyathus)
Fig. 4040. sindet sich im Mittelmeer von 5 — 90 Klaf-
tern Tiefe.
XII. Nelken-Coralle. (Caryophyllia.)
Gattungscharakter: Corallenstock astig, nur
an den Spitzen belebt; mit erhabenen, rauhen Langs-
streifen und endstandigen, gesonderten Zellen; Blatter
deS ZellensterneS in einfacher Reihe. Zahlreiche Fuh-
ler um den Mund.
Nelkencorallen sind istige Kelchcorallen. Sie werden
nicht hoch, bilden dicht verworrene Gruppen, befitzen
den eigenthumlichen Charakter, nur an den Endspitzen
mit lebender Haut und Polypen bedeckt zu fein, und Ha-
ben fehr zerbrechliche Corallensticke. Die abgebildete Art
(C. caespitosa) Fig. 4041. findet fich im Mittelmeere
und zwischen den griechischen Jnseln auf geringer Tiefe.
XIII. Sterncorallc. (Astraca.)
Gattungscharakter: Corallenstock andere Kir-
per uberziehend oder kugelige, bisweilen Hickerige Mas-
sen bilvend, mit sitzenden, enggestellten, runden oder ecki-
gen, gesonderten Zellen. Zahlreiche Fuhler um den
Mund.
Sterncorallen vermehren fich durch Theilung der
Mundscheibe und sprossen nicht auS einer mantelartigen
ausieren Verlångerung alterer Jndividuen. Nothwen-
dig mussen Hierburch gedrangte Massen entstehen, die,
schichtweis uber einander liegend, zu Klumpen werden
finnen , als beren gewihnlichen Durchmesser der neueste
Beobachter (Dana) 6 Fnh angiebt, die aber auch eine
Dicke von 20 Fusi erreichen. Sie tragen mehr als alle
anderen Zoophyten bei zur Bildung der Corallenriffe
und bieten den Herrlichsten Anblick, weil fle mit My-
riaden blumenartiger, mit den lebhaftesten und buntesten
Farben geschninckter Polypen bedeckt sind. BereitS
ist eine erstaunliche Zahl lebender Arten beschrieben, zu
welchen zahlreiche sosfile fich gesellen. Von den Haupt-
formen ihrer Zellen, welche vieleckig, dabei vertieft oder
ziemlich eben oder auch rundlich sein finnen, liefern
die W aben-Sterncoralle (A. favosa) Fig. 4042.
auS Indien, die sogenannte AnanaS-Stern-Co-
ralle (A. ananas) Fig. 4043. ebendaher und eine west-
indische Art (A. rotulosa) Fig. 4044. Beispiele.
XIV. Schusselcoralle. (Gemmipora.)
Gattungscharakter: Corallenstock breit, blat-
terig, auf der oberen Seite kirnig und mit walzenfir-
migen, gesonderten Zellen. Zahlreiche, sehr kleine
Fsihler um den Mund.
Indem die einzelnen Polypen nach einer Seite hin in
schiefer Richtung Anslaufer auSsenden, die stch bald mit
Knospen decken, entstehen die bisweilen grosien, blat-
terigen, wellig gebogenen Corallensticke dieser Gattung,
die ubrigenS nur auf den Riffen tropischer Meere gefun-
ben wirb. Die Blatter ber kleinen cylinbrischen Zel-
len rågen wenig nach Jnnen hervor. Die gråne
S chusselcoralle (G. cinerascens) Fig. 4045. scheint
um Sincapore nicht felten zu sein.
XV. Maeandercoralle. (Maeandrina.)
Gattungscharakter: Corallenstock nie astig,
sonbern verschiebengestaltige, mehr ober minber convere
Massen bilbenbe Zellen in Furchen verschlietzenb, burch
gewunbene Kamme geschieben. Fuhler zahlreich.
Zu ber Bilbung ber Corallenriffe tragen bie Thiere
bieser weitverbreiteten Gattung fast ebensoviel bei, wie
bie Sterncorallen. Sie scheinen zumal in ben west-
inbischen Gewassern thatig zu sein. Wegen ber ost
Halbkugeligen Gestalt ber Sticke unb ber tiefen, bie
Sterne bergenben Furchen nennt man fie wohl auch
Hirncorallen. Zhre Vermehrung geschieht burch rei-
henweis gestellte Knospen. Die vielgewundene
Maeanbercoralle (M. daedalea) Fig. 4036. finbet
fich im Ueberfluffe auf ben Riffen bes grosien OceanS,
zumal zwischen ben nicht vulcanischen ober sogenannten
Coralleninseln.
XVI. Pfaucoralle. (Pavonia.)
Gattungscharakter: Corallenstock lappig, blat-
terig, auf beiben Seiten mit Sterne tragenben Furchen.
Keine eigentlichen Zellen. Fuhler sehr unvollkommen.
Wahre Zellen fehlen bieser Gattung; an ihre Stelle
treten Sterne, beren Blatter von bem Mittelpunkte bes
einen zu bem bes anberen sich erstrecken. Solche Sterne
sinb so klein, basi 18 — 28 auf einem Quabratzoll ber
Flache Platz finben. Die Corallensticke gleichen gro-
Hen, gebrangt stehenben Blattern, verwachsen aber ost
burch Querwanbe unb schliesien bann vieleckige Raume
ein. Die pilzfirmige Pfaucoralle (P.boleti-
formis) Fig. 4047. bewohnt gleich ben anberen Arten
bie Corallenriffe beS grosien Oceans.
XVII. Madrcporc. (Madrepora.)
Gattungscharakter: Corallenstock meist astig,
Zellen gesonbert, sehr bicht, schief vortretenb, cylin-
brisch mit porisen Zwischenraumen. Munb mit zwilf
Fihlern.
Unter ben Mabreporen finben fich bie gemeinsten,
aber auch bie grisiten aller astig -baumartigen Corallen.
Die Aeste tragen zweierlei Zellen, eine einzelne, grosie,
becherfirmige, bie burch Knospen nette Aeste bilbet, unb
zahllose seitliche, kleine, ben Ast uberall bebeckenbe unb
zur Knospung unfihige. Manche Arten bilben Blat-
ter, bie bisweilen sehr groh finb, z. B. bei bem soge-
nannten Neptuns-Karren (M. palmata) biS 6 Fusi Hoch
unb breit werben finnen ; bie baumartig astigen, beren
Gestalt aus Fig. 4048. fich ergiebt, erreichen bie Hihe
von 7 bis 8 Fusi. Die Zahl beschriebener Arten be-
tragt schon an sechzig. Keine bewohnt bie Meere fål-
terer Breiten. — Zn ben Mabreporen rechnet Dana
auch bie von Ehrenberg wohl richtiger zu ben Stern-
corallen gestellte, nur fosfil vorfommenbe Gattung
Kreuzcoralle (Favorites), beren Zellen prismatisch,
quergetheilt unb mit burchlicherten Wanben (Fig. 4O49.d)
versehen sinb; fie stehen gebrangt neben einanber (e)
unb bilben runbliche ober pilzfirmige Maffen (a b c) von
ungleichep Grihe. Aehnlich sinb bie Alveoporen
(Alveopora) Fig. 4050., von welchen nur Wenige lebenbe
Arten im grosien Ocean unb in bem rothen Meere gefunben
werben. Enblich erhalten auch bie Kettencorallen
(Catenipora) Fig. 4051. unter ben Mabreporen ihren
Platz. Sie gehiren berVorwelt an unb bestehen auS
ausrechten, sich ost freuzenben unb soiist verwachsenen
Blattern, auf beren oberem Ranbe bie Zehen ber Poly-
pen stehen, bie nur burch seitliche Sprossung unb ein-
fache Aneinanberreihung fich vermehren fonnten. Die
abgebilbete Art (C. escharoides) sindet sich in ben
Nebergangsschichten.
XVIII. Lochcrcorallc. (Porites.)
Gattungscharakter: Corallenstock astig oder
flach, durchaus poris. Zellen undeutlich, sehr flach,
mit faunt angedeuteten, wie Stacheln auSsehenden Blatt-
chen. Zwilf Fuhler.
Die Flachheit der Zellen entsteht badurch, basi bie
Polypen nur am untersten LeibeSenbe Kalk abzusonbern
vermigen unb baher, wie Dana sah, langgestielten Blu-
men vergleichbar, uber bie Fliche hinauSragen. Der*
selbe Beobachter versichert, basi manche ber nicht astigen
Arten Krusten ober AuSbreitungen von ansehnlicher
Dicke unb 60 Fusi im Umfange hervorbringen unb ba-
her wesentlich zur Vergrisierung ber Corallenriffe bel*
tragen. Die feulenfirmige Lichercoralle (P.
clavaria) Fig. 4052. aus Westinbien ist merfwurbig
wegen ihrer knolligen, faunt zolllangen Aeste. — Mit
dieser Gattung scheinen die Stromatoporen (Stro-
matopora) etntge Verwandtschaft zu haben. Man kennt
ste nur fosstl. Die Zellenreihen werden durch zellenlose
Streifen (Fig.4053. avergr.) geschieden. Die abgebildete
Art (8.subconcentrica) tvard im Uebergangskalk entdeckt.
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