ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Erste Ordnung. Krebse. Krustenthiere. 11 die Gewasser anffillen. Das Weibchen eines Wasser- flohes kann in einenc Sommer zehn bis els Generation nen Hervorbringen, und zwar werden in jener Jahreszeit nut Weibchen geboren, welche ohne Befruchtung, mit- tels sogenannter Superfotation der Mutter, wieder Weibchen erzengen; die Geburt der Mannchen erfolgt erst im Herbste. Die Eniwickelung in dem Eie ist i4 unseren Zeiten am Flngkrebse sehr genau beobachtet toorben. Ans diesen Untersuchungen gehi hervor, bag nicht alle Kruster der hoheren Ordnungen eine vollkom- mene Verwanblung durchlaufen und nur menige Gat- tungen in der Jugend, tvie die sogenannte Zoea (Fig. 2740.), als fremdartig gestaltete Larven auftreten. Dafur findet aber in den untersten Ordnungen, namentlich bei Parasitischen Krustern, eine wirkliche Metamorphofe statt. Wie bei anberen Gliederthieren erfordert das Wachsthum periobisches Abstreifen der Bedeckung, also Hautung, denn eben sene Harte Schaale giebt den stch ausdehnenden weichen Theilen nicht nach und tvachst nicht. Da das Wachsthum in der Jugend rascher geschieht, so folgen stch in jener LebenSzeit die Hautungen in kur- zeren Zwischenraumen, werden weiterhin seltener und dursten bei ausgewachscnen Individuelt gar nicht vor- koinmen, denn auf dem Ruckenschilde lebender Krabben sind nicht felten Muscheln oder Gehause von Ranken- sfigern befestigt, die ihrer Groge nach einige Jahre all sein muffen und an dieser Stelle voin Anfange an gelebt haben. Am Flusikrebse, am Hummer und an der gemei- nen Krabbe ist der Hergang der Hautung beobachtet Worden. Der erstere verbirgt fich bei dem Nahen ber- selben, fritzt nicht und besindet sich im Halbkranken Zu- stande. Hat sich in Folge deS Vestrebens der Haut unter der alten Bedeckung eine neue gebildet, und ist jene nach und nach loS und locker geworden, so wirft sich der Krebs auf den Rucken, reibt die Suge an ein- ander und sprengt durch einige gewaltsame Bewegun- gen die dunne Haut, welche daSKopfbruststuck mit dem Hinterleibe verbindet. Nach langer Ruhe beginnen die Anstrengungen von Neuein und heftiger als vorher, das Bruststuck hebt fich hinten empor, der Kopf wird mit Ffihlern und Augen aus der Hulle Hervorgezogen, Gleiches geschieht mit den Scheeren, endlich init den Fugen, und aus dem Querspalte des Ruckens arbeitet der nackteKrebs sich hervor, dem daS HeranSziehen des Hinterleibes aus seiner Schaale nun leicht wird. S0 genau geschieht dieses Abstreifen, dag die weichen Ffih- ler und die Fuge bis zu dem augersten Ende nnverletzt erhalten werden, und dag ihre Harte Bedeckung eben so wie die facettirte Hornhaut des AugeS unzerbrochen an der abgeworfenen Hulle zuruckbleibt. Schmerzhaft ist dieses Geschæft jedenfalls, denn nicht felten sterben Krebse Wahrenb seiner ohngefahr einstundigen Daner, andere Male reigen auch einzelne Glieder ab. Nicht leicht erklarlich ist daS Durchschlupfen der dicken Hand oder Scheere durch die engen Gelenke der Handwurzel, die keineswegeS bersten; man glaubt, dag vorher die fleischigen Theile derselben so zusammenschwinden, dag ihr Durchgang leicht geschieht. Bei dem Hummer spal- tet die ganze Unterseite des PanzerS von der Stirnspitze bis zum Schwanzende in einer schnurgeraden Linie; die Rander des Spaltes sind so scharf, als Waren sie durch ein schneidendes Werkzeug Hervorgebracht. Aus dieser grogen Oeffnung schlupft der Hummer mit viel geringe- rer Anstrengung heraus, als der minder begunstigte Flugkrebs. Krabben werfen zuerst das meift sehr breite Bruststuck ab und befreien sich dann leicht von der Un- terseite desselben, sowie von dem sehr kurzen Schwanze. Wiederersetzung der Harten Schaale beginnt sogleich durch Ausschwitzung der Hautoberflache; wahrend der ersten Tage verbirgt fich der nackte, folglich sehr ver- wundbare und empfindliche Flugkrebs, kommt aber Hervor, sobald seine Hulle pergamentartig geworden. Voltige Harte erlangt diese etwa nach zwei Wochen. Verlust eines Gliedes durch die Hautung achten Kru- stenthiere nicht, denn sie befitzen in hohem Grade die F^higkeit der Reproduction. Auf der Wunde bildet fich eine feine Haut; bald erhebt sich auf ihr eine toarzen- artige Erhohung, und diese wachft schnell zum mehrglie- derigen Fuge, der indessen nie ganz so grog und voll- kommen wird, wie der ursprungliche. Die Elasse der Kruster begreift die grogten der Gliederthiere und ist uber den ganzen Erdkreis verbreitet, weil sie meist ihren Aufenthalt im Meere hat, in welchan selbst in polaren Breiteit viele Geschopfe leben konnen. Wenige bewoh- nen das Festland und die Sfigwafser. Manche sind gesellig wie viele Jnsecten, stehen aber an Jnstinct hin- ter diesen, entbehren Kunsttrieb ganz, vereinigen sich niezu gemeinsamen Zwecken wie Ameisen, Bienen u. s. W., behaupten jedoch in der Oekonornie der Natur einen wich- tigen Platz. Die Schaalenkrebse sind der Mehrzahl nach egbar und daher den Kfistenbewohnern ein vielver- brauchteS NahrungSmittel; in den nordlichen Meeren kommen sie zwar in wenigeren Arten vor, indessen haben unter diesen einige, wiezumal der Hummer, vielen Werth als Gegenstanbe eines lebhaft betriebenen FangeS und Handels. Die ganze Classe wird, wie solgt, eingetheilt: A. Schaalenkrebse. Mund mit vollstandigen Kauwerkzeugen. Korperdecke Hart, Hornig oder kalkig. Ffinf bis sieben Fugpaare, meist alle mit Nagelglied versehen. I. Kiemen unter dem Kopfbruststficke. Augen zusammengesetzt, gestielt................................ II. Kiemen an den Fugwurzeln oder dem Hinterleibe. Augen gestielt..................................... III. Kiemen blasenformig an der Wurzel der Fugpaare. Augen zusammengesetzt, sitzend. 1. Hinterleib vollstanbig, vielgliederig. Kopf vom Bruststficke gesondert...................... 2. Hinterleib verkummert. Kopf mit dem ersten Segment des Bruststficks verwachsen. IV. Kiemen blasenformig unter dem Hinterleibe. Augen meist zusammengehauft, einfach. Rumpf flach. Kopf gesondert. Sieben Fugpaare................................................., - Erste Ordnung. Krebse. Zweite Ordnung. Maulffiger. Dritte Ordnung. Flohkrebse. Vierte Ordnung. Kehlffiger. F finfte Ordnung. Asseln. B. Kieferfuhe. Mund mit Kiefern oder kieferlos. Korperdecke meist dfinnhautig, anliegend oder zum breiten Schilde erweitert, bisweilen zweiklappig. Ffige meist ohne Nagelglieb, borstig, gewimpert, gefranzt oder mit blattformigen Anhangen, die vorderen bisweilen Kral- lenffige. V. Scheerenffige um den Mund alS Kauwerkzeuge statt der fehlenden Kiefer............................. VI. Wenige Ffige mit cylindrischen Gliedern. Kiefer vorhanden......................................... VII. Viele Ffige mit platten Endgliedern. Kiefer vorhanden............................................. VIII. Ffinf bis sieben Fugpaare oder verkfimmert; das vordere mit Sattgnapf oder Kralle. Mund meist zum Saugen eingerichtet............................................................................ Sechste Ordnung. Stachelffiger. Siebente Ordnung. Bfischelffiger. Achte Ordnung. Blattffiger. NeunteOrdnung. Schnrarotzerkrebse. Erste (Ordnung. Krebse. Die erste Ordnung begreift bie eigentlich sogenann- ten Krebse, zu welchen auch bie kurzschwanzigen Krab- ben gerechnet werben, ais bie vollkommenst anSgerfiste- ten und organifirten der ganzen Classe. Alle hierher gehhrenden Kruster tragen eine Harte Bedeckung, die je- doch in feltenen Ffillen (Hautkrabbe Fig. 2596.) stellen- weis bunit und weich bleiben kann, unter allen Um- stanben aber an ben Ffigen ihre Harte behalt. Anden Einsiedlerkrebsen vermigt man die harten Schienen des Hinterleibes, dennoch aber sind die am Ende des letzte- ren stegenden Hakenffige in harte Stficke eingeschlossen. Ungeachtet ber mannigfachsten Abanberung in der Form bleibt doch bei allen die Zusammensetzung deS Hautske- letteS oder der Hfille diefelbe. DaS Kopfbruststfick be- steht, wie oben (S. 7. Sp. 2.) erwahnt worden, au8 mehreren Segmenten, bie man toegen genauer Ver- schmelzung von obenher nicht leicht unterscheibet, bie aber an der Brustseite erkennbar find. Die Feststellung der Gattungs- oder Artencharaktere hangt oft von der Form beS Kopfbruststfickes ab, dessen einzelne Theile unb Gegenben daher Namen erhalten , die sich meist auf bie barunter liegenben Eingetoeibe beziehen. Der vor- bere Ranb eines Rfickenschilbes, wie ihn bie gemeine Seekrabbe (Fig. 2541.) barbietet, Heigt in der Mitte ber Stirnranb; er kann abgestutzt sein (Fig.2649.) oder in Spitzen auslaufen (Figg. 2624. 2651.), Zahne tra- gen u. s. to. unb liegt ztoischen ben Augen. Im Um- fange unterscheibet man ferner die Seitenrander, die ge- meinlich gewolbt sind, in vordere unb Hintere zerfallen unb ben fur bie Kiemen bestimmten Ranm decken, enb- lich ben Hinterranb; bie Oberseite wirb eingetheilt in bie Magengegenb (Figg. 2541. unb 2542. a. a.), bie Serualgegenb (b.), bie Herzgegenb (c.), bie hintere Le- bergegenb (d.), bie Kiemengegend (e. e.), bie vordere Lebergegend (f. f.). Auch an der Unterseite hat man Benennungen aufgestellt; die mittleren Stficken der Be- deckung helgen da Mittelbruststficken (Fig. 2554. a. b. c. d. e.), bie anberen (f. g. li. i.) Seitenbruststficken. Die umgeschlagenen Ranber bes Rfickenschilbes lassen unten in ber Mitte einen dreieckigen ober ovalen Rauni frei, in toelchem ber mit sehr vielen unb kfinstlichen Kauwerk- zeugen umgebene Munb liegt (Figg. 2552. 2626.). Die Kautoerkzeuge sinb mit betn vorderen Ranbe bes ersten Mittelbruststficks verbunben unb toerben durch sehr kraftige MuSkeln (Figg. 2546. und 2547. d. d.) in Bewegung gesetzt. Wahre Ffige sind nie inehr als ffinf Paare vorhanden, daher auch der Narne Dekapoden ober zehnsfigige Kruster fur die erste Ordnung. Der Hinterleib ist sehr kurz und wird unter daS Bruststfick untergeschlagen getragen bei den kurzschwanzigen ober eigentlichen Krabben ; er ist lang, muskelreich unb bient als kraftiges Schwimmwerkzeug bei ben lang- schwanzigen ober eigentlichen Krebsen. DaS Nerven- system centralisirt sich inehr als in ben folgenben Orb- nungen, unb baher treten auch Sinnesaugerungen kla- rer Hervor. Das sonst burchauS zweifelhafte Riechor- gan meinen einige Anatomen in einer engen an ber Wurzel ber inneren Ffihler gelegenen Hohle entbeeft zu haben; an ber Wurzel ber augeren Ffihler liegt baS oben (S. 10. Sp. 3.) ertoahnie Hororgan. Die vier Ffihler stehen zwischen ben gestielten Augen unb dem Muttbe; stets finb bie augeren bie langeren. Wo bie 2 *