Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Krustenthicre.
Erste Ordnung.
reten 3nfeln Polynesiens der Bentelkrabbe begegnete.
Sie ledt bort gleich anderen am Strande, setzt sich, wie
die Wanberkrabben, dem Landenden dnrch bedrohliches
Oeffnen und Schliehen der Scheeren entgegen, besteigt
aber nie die Cocospalme, sondern nur die mehrentheils
niederliegenden und durch einander gewirrten Stamme
eineS Pandanus (P. odoratissimus), der bort am
Stranbe gesellig wachst unb eine kleine Nuh bringt, von
ber es keineswegS feststeht, ob fle ber Krabbe wirklich
zur Nahrung biene. Man fleht nicht ein, wie biese ver-
mogen sollte, bie Harte Schale zu zerbrechen. Dah
Quoy unb Gaimarb einzelne Beutelkrabben mit Cocos-
ntth Monate lang futtern konnten, kann als Beweis in
biesem Falle eben auch nicht bienen. Der BirguS Haust
ubrigens auf festem Lanbe unb kommt bes Nachts Her-
vor, um sein Futter zu suchen. Sein innetet Bau ist
von mehreren Anatomen ziemlich genau untersucht mor-
ben ; bie Kiemenhohle ist ungentein geråumig unb fahig,
viel Wasser zu enthalten, inbem bie 14 Kiemenbl^tter
kaum ihten zehnten Theil etfullett. Die Fatbe ist lack-
roth, stellenweis gelbgesteckt, bie Sånge bes Brust-
sttickS betragt gegen 6 Zoll; auf ben Scheeren unb letz-
ten Fuhgliebern steht eine Menge kurzer Stacheln von
Hornartigem Ansehen.
Vierte Familie.
Porcellankrebse.
EtsteS Fuhpaatmit Scheeren. Hinterleib mit facher-
artiger Enbstosse. Hinterstes Ftthpaat seht bunn, fast
fabenfirmig.
LXXIX. Porcellankrebo. (Porcellana.)
Gattungscharakter: Hinterleib gegen bas
Btustschilb umgeschlagen. Aeuhere Kieferfuhe seht gtoh,
bas Bruststuck weit ubetragenb.
Keinet ber hierher gehorenben Krustet erreicht eine
irgenb ethebliche Grohe; butch ihte platte Gestalt un-
terstutzt verbergen fie fich unter ben Steinen beS See-
strandes. Man kennt viele, ben vetfchiebensten Meeten
angehhtenbe Arten. An ben etttopaischett Kusten vor-
zugSweis gemein ist ber plattfcheerige Porcel-
lanktebS (P. platycheles) Fig. 2663.; er hat an ber
Stirn brei breieckige platte Zahne, unter welchen ber
mittelste ber langste ist, tragt am Arme einen Halb-
kreisfbrmigen Votfprung oder Anhang, Wirb gegen
A Zoll lang unb ist braun gefarbt.
LXXX. Aeglea. (Aeglea.)
GattungSch arakter: Hinterleib ausgestreckt.
Korper glatt. Aeuhere Kieferfuhe gewohnlich.
Eine einzige Art, bie glatte Aeglea (A. laevis)
Fig. 2664., bilbet biefe Gattung; fie ist an den chileni-
schen Kusten gemein, rothbraun und gegen 1% Zoll lang.
LXXXI. Megalops. (Megalops.)
Gattungscharakter : Hinterleib ausgestreckt,
Seitenblatter feiner Endflosse einfach. Aeufiete Fuhler
(Fig. 2665. c) im Verhaltnisse seht kutz, innete Fiih-
let (b) mit breitem Endgliede. Augen seht gtcfi. Lauf-
fuse.
Im Ganzen gleichen diese seht kleinen Krebse so seht
ben Jungen ber zehnfuhigen Krabben, dah man sie aller-
bings fut svlche erklart unb ihnen ben Rang einer Gat-
tung streitig gemacht hat. Sie besitzen abenteuerlich
grosie Augen. Man trifft sie nur auf hohem Meere zwi-
schen fchwimmenbem Tang in Gesellschaft junger
Schwimmktabben. Det unbemehrte Megalops
(M. muticus) Fig.2665. (d in naturlicher Grosie, a stark
Vergrohert) lebt im bstlichen Theile bes atlantischen
Oceans unb unterfcheibet sich von Verwanbten burch
stachellose Stirn.
Dritte Unterordnung.
Langschtvanzigc Kredse.
Die langschwanzigen Krebse haben ein schmales, vet-
l^ngertes Bruststuck, einen seht entwickelten, bas Brust-
stuck an L^nge ubertreffenben, niemals nach vorn um-
geschlagenen, fiebengliebetigen, an jebem ber votbeten
sunf Glieber mit einem Paar Afterfusie versehenen Hin-
terleib , eine an ben beiden letzten Gliebern beS Hinter-
leibes befestigte Enbstosse, seht lange Fuhler, beten
innete meist 2—3 Fabeit ttagen, auhere Kieferfuhe
fuhahnlich, mit schmalen, bie ubrigen Munbiheile nicht
vollig bebeckenben Gliebern. Ihte Gestalt ist immer
eine gestreckte, viele erteichen eine ansehnliche Grosie.
Auch butch ben inneren Bau entfernen sie sich von
ben Ktustern ber beiben etsten Unterorbitungen; ihr
Netvensystem erscheint meht zetfallen unb besteht auS
getrennt liegenben Ganglien ober Knoteit; ihte zahltei-
chen Kiemen sinb nicht immer auS patallelen Blattern,
sonbern aus cylinbtischen, zu Buscheln vereinigten Faden
gebildet. Im Schwimmen eutwickeln sie viele Kraft und
Ausdauer, vetlaffen daS Wasser felten oder gat nicht
und bewegen sich auf dem Lande in seht unbeholfenet
Meise. Als Schwimmorgan bient ihnen ber Hinterleib,
ben fie nach unten krummen unb zur stohweisen Fort-
bewegung sowohl nach vorn als nach Hinten mit glei-
chet Geschicklichkeit gebtauchen.
Erste Familie.
Hantflosfenkrebse.
Aeuhere Fuhler ohne bewegliche Schuppe auf ber
oberen Seite bes MurzelgliebeS. Btustschilb seht breit.
Hinterleib kutz ober mittelmahig mit fast ganz Hautigen
Flossenanhangen.
LXXXII. Galathea. (Galathea.)
Gattungscharakter: HintersteS Fusipaar seht
bunn, nicht zum Gange geschickt, auf ber Witrzel bes
vietten unb britten Paares aufliegenb.
Uebet bie wahre Stellung bieset Gattung kann eini-
get Zweifel herrschen, benn Verwanbtschaft stellt sich
nach beiben Seiteit Hetatts, sowohl zu ben Mittelkreb-
sen als ben Langschwattzen, inbeffen wirb bie Einrei-
Hting unter biese burch bie starke Entwickelung bes
Hinterleibes gerechtfertigt. Man erkennt die Galalheen
auf den ersten Blick an ben tiefen, mit Reihen steifer
Haare besetzten Querfalten unb Furchen bes Brust-
stuckes. Die gestriegelte Galathea (G. strigosa)
Fig. 2666.lebt zahlreich an ben Sud- u. Mestkusten Euto-
pa's, wirb 4—5 Zoll lang, ist rbthlich gefarbt unb un-
terscheibet sich von ben zwei anberen europhischett Arten
burch ben breieckigen, mit sieben starkett Zahnen vet-
sehenen Stirnschnabel.
LXXXIII. BaretikrebS. (ScylJarus.)
Gattungscharakter: Hinterstes Fusipaar ge-
Wohnlich; ersteS Fusipaar scheerenlos. Aeuhere Fuhler
kutz, breit, blattformig. Bruststuck langer als breit.
Augenhohlen ben votbeten Eckett bes BriiststuckS ge-
nahert. Aeusiete Kieferfuhe fusiformig. (Kig. 2667.)
Durch bie hochst ungewohnliche Bilbung ber ausiern
Fuhler entfernen sich bie Barenktebse, Thettus unb Jba-
cus von allen zehnfuhigen Ktustern. Bon jenent Organ
ist namlich nut ber Stiel vorhanben, ber, seht in bie
Ottere verbreitert, einen grosien, platten, Horizontalen
Kamin (Fig. 2670. aa) bilbet. Uebet bie Lebensweise
bieset Krustet fehlen Beobachtungen, obgleich zwei Ar-
ten (8. arctus unb S. latiis) int Mittelmeere gemein
sinb. Matt weisi nur, bah sie in thonigen Ufetn Lbcher
aushhhlen unb bewohtten. Der westinbische Ba-
renkrebs (S. aequinoctialis) Fig. 2668. gleicht gat
seht bent letzteren ber angefuhrten europaischen Gat-
tungsverwanbten, hat gleich ihm ein Hockeriges, aber
kaum Haariges Bruststuck unb noch breitere Fuhler.
Er kann 1 Fuh lang toerben.
LXXXIV. Thettus. (Thenus.)
Gattungscharakter toie bei Barenkrebs, je-
doch: Bruststuck eben so breit alS lang. Augenhohlen
im ausiersten Borsprunge ber votbeten Ecke bes Brust-
stuckes.
Die einzige bekannte Art (Th.orientalis) Fig. 2669.
bewohnt ben indischen Ocean, hat einen platten, mit
symmetrischen Hockertt gezierten Pattzet unb misit 8Zoll.
LXXXV. IbacttS. (Ibacus.)
Gattungscharakter toie bei Thenus, jeboch:
Augenhohlen ber Mitte des BorberranbeS genahert.
Per on'S Ibacus (I. Peronii) Fig. 2671. bewohnt
bie austtalischen Meere unb zeichnet sich ebenso burch
^grosie Breite bes am Seitenrande funfzahnigeu Brttst-
stuckes als butch ben Schmuck vielet kleittet, glanzenbet,
reihenweiS gestellter Kornet aus, welche baS Bruststuck
einfassen unb bie Hinterleibsringe bebecken. Et Watb
von Peron unb Lesueut entbeckt unb misit 8 Zoll. —
Die nur im fosstlen Zustanbe unb zwar im lithogra-
phischen Kalkstein von Pappenheim unb Solenhofen vor-
kommenbe Gattung Erhon gehort jebenfalls in bie
Nahe ber Barenktebse. Bon Cuviet's Erhon (E.
Cuvieri) Fig. 2672. finben fich gut erhaltene Eremplare
in vielen Sammlungen. Er tour schon ben Ælteten Pa-
laontologen toohlbekannt.
LXXXVI. Hettschreckettkrebs. (Palinurus.)
Gattungscharakter: Hinterstes Fusipaar ge-
wohnlich, votberstes scheerenlos. Aeusiete Fuhler ge-
wohnlich (Fig. 2674.) seht verlangert.
Unter ben bieset Gattung angehotenben Krustern
geben einige an Grosie ben Hummern nichts nach unb
messen, bie seht langen Fuhler eingeschlossen, bis 6 Fuh.
Nut eine Art, ber europatsche Heuschrecken-
ktebs (P. vulgaris) Fig. 2673., bewohnt bie West- unb
Stidkusten unsetes WelttheileS, kommt selten bis nach
Englanb unb wohl nie in bie Norbsee. Et watb schon
von Aristoteles genau beobachtet, benn was bieset uber
ben Hergang unb bie Zeit ber Hautung mittheilt, Hat
fich alS vollkommen richtig etwiesen. Nur int Sommer
lebt er in ber Nahe ber Kuste, tthhert fich ihr besonbets
im Herbste, entfernt sich spaterhin unb zieht auf bas
Meer Hinaus, um in grohe Tiefen zu verfinken unb zu
uberwintern. Ueberall vermeivet er fiache, sanbige ober
schlammige Straubgegenben unb lebt nur in reineut, tie-
fen Wasser unb auf Felseubobeu. Dah er an solchetr
Orten meist in ansehnlichen Tiefen vetweile, ergiebt sich
attS Risso's Mittheilung uber bas bei betu Fange an ber
franzosischen Subkuste beobachtete Vetfahren. Die mit
Sepien, mit kleinen Fischett unb Krabben gekoberten
Meidenkorbe, in welche bes Nachts bie bort Langosten
genaunten Heuschreckenkrebse ktiechen, wetben an Orten
von minbestens 50 unb bis 200 gaben betragenber Tiefe
Hinabgelasseu. 3ntmer fiitbet man in ben bes Morgens
Heraufgewundenen Korben zahlreiche Gefangene, unter
welchen bie vollkommensten bis 15 Pfttub toiegen kon-
nen. Det Verbtanch soll in Subfrankreich allein fast
eine Million Stuck allj^hrlich betragen, wovott bie
meisten in ben etsten Sommetmonaten unb im Herbste
gefangen wetben, inbem unmittelbar nach ber im Fruh-
jahre unb, wie gesagt wirb, zum zweiten Male im Au-
gust vor fich gehenben Fortpflanzung minbestens bie
Meibchen abgemagert unb werthloS sinb. Die Fruchtbar-
feit wiegt jette tttstig betriebenen Vetfolgungen vollkom-
ttten auf; ein Meibchen muh eine gewaltige Menge von
Eiertt enthalten, benn ungeachtet ihret Kleinheit neh-
men biese in Gestalt von zwei, einem Gansekiel att Dicke
gleichkommenben, bichten ©trangen einen ziemlichen
Raum ber Leibeshohle ein. Bei beitt Austritte haben sie
eine schone hochrothe Fatbe, kleben an ben Hautigen
HinterleibSfuhen an unb erlangen bort burch tegel-
Milhiges Fottwachsen bie boppelte ober breifache Grohe.
Nach 20 Tagen abfallenb, wetben fie von ben Wellen
ergriffen unb in kleinen ober grogeren Gruppen an
Felsen u. s. w. angespult. Weitere 15 Tage sollen ver-
streichen bis zum Durchbruche bes jungen Krebses, ber
nur langsam wachst; nach Annahme subfranzosischer
Fischer hat ein fuhianger minbestens ein breijahriges
Altet. 3nt Winter unb in ber Verborgenheit erfolgt bie