ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
30 Krustenthiere. Erste Orbnung. Krebse. besser bezahlt, obgleich ihr Fleisch berber und trockener ist. DaS Wachsthum scheint nur so lange fortzuschrei- ten, als das Panzer Nachgiebigkeit behalt; mehrere Veobachtungen beweisen die schnelle Zunahme der Hum- mer wahrenb der Hautnng. Mannchen unterscheidet man leicht von den Weibchen durch ihren schmaleren Hinterleib und durch einen Stachel in der Mitte der Unterseite der vier mittelsten Hinterleibsringe. Die LebenSweise ist wie bei den meisten Krustern cine nachtliche, und eben darum gelingt der Fang im Dunkeln, am Tage nur bei sehr bedecktem Himmel und in trubem Waffer. Selbst das periodisch starker werdende Leuchten des Meeres schadet den Fischern, denn zu solchen Zeiten geht tein Hummer in tic Korbe, die, mit verschiedenen Ko- dern versehen, im Sommer naher an der Kuste auf 5 — 6 Klaftern Tiefe hinabgelassen, im Winter aber in grohercr Ferne vom Lande auf 12 — 15 Klaftern Tiefe versetzt werden. So unbehand bie Hummern auher dem Wasser sind, so schnell laufen sie auf untermeerischen Felsen hin und her, fliegen aber mit wahrer Pfeil. schnelle, ben Schwanz vorauf, unier bem Masser fort, unb zwar bis 60 Fuh weit in einem Sprunge, sobald sie vor einem Gegenstande fliehen. Schon Athenaus Wiihte bieses, inbem er sagt, bah Hummer burch Krummung unb WieberauSstreckung beS Hinterleibes fich einen Stoh mit ebenso viel Kraft als ein Delphin zu geben vermochten. Bei solcher Schnelligkeit finb sie beunoch im Stanbe, einen bestimmten Ort mit Sicher- heit zu treffen, unb verfehlen nicht bie auherorbentlich enge Munbung ihres gewohnlichen Verstecks, wenn sie erschreckt ben weiten Sprung unternehmen. Jhre un- gleich grohen Scheeren benutzen sie sehr zweckmahig; balb Hat bie rechte, balb bie linte mehr Umfang. Die grohere an ben Fingern mit stumpfen, runben Hockern besetzte bient als Anker, inbem sie irgenb einen festen Gegenstanb ergreift, bie kleinere scharf gezahnte zerklei- nert mit vielem Geschick unb Kraft baS Futter. Von bieser gepackt zu werben, ist weit gefahrlicher, jeboch blcibt eS in jebem Falle bas beste Mittel, mit Gewalt sie abzubrechen, weil sie bann sehr balb sich offnet unb abfallt. Bei frostigem Metter verrathen Hummer geringe Lebenbigkeit, erstarren unb sterben sogar, wenn sie zu- fallig an das Lanb gespult worben. DaS Fleisch beS Hinterleibes ist harter unb unverbaulicher als jenes ver Scheeren, inbessen giebt eS viele Personen , bie auch ben Genuh bes letzteren nicht vertragen. Der gemeine Hummer (H. vulgaris) Fig. 2628. unterscheibet sich von bem amerikanischen (H. americanus) unb bem nur 5 Zoll langen subafrikanischen (H. capensis) burch Mangel zahnartiger Hervorragungen an ber Unterseite seines Stirnschnabels; alS Gattung entfernt er sich von ben eigentlichen Krebsen (Astaci) burch Kleinheit ber Schuppe, welche bie Murzel bes auheren Fuhlers beckt (8ig.2681.bb); bas Hhrorgan (a a) kann an ihm mit besonberer Deutlichkeit bemerkt werben. Er wirb ohne Ffihler 15 — 18 Zoll lang, miht aber gemeinlich nur 1 Fuh unb ist im frischen Zustanbe blauschwarzlich ; ganz rothe Spielarten, bie fast wie bie gesottenen aus- sehen, sollen biSweilen vorkommen. Der gemeine FluhkrebS (Astacus lluviatilis) hat in seiner Lebensgeschichte mit bem Hummer viele Aehn- lichkeit unb unterscheibet sich im Baue nur burch sehr ge- ringfugige Unistanbe. Er finbet sich in ganz Europa unb in einem Theilc beS norblichen AsienS, wirb 6 Zoll lang, hochstens ein halbeS Pfunb schwer unb soll, nach ber Versicherung Rosel's, bis 20 Jahr alt werben, folg- lich sehr langsam wachsen. In stehenben Gewassern lebt er nicht haufig, am wenigsten in ben truben unb schlammigen unb scheint sich selbst an tiefe unb klare Teiche nur nach mehreren Generationen zu gewohnen, inbem bie Versetzung aus Bachen unb Flufsen in Teiche bie meisten tobtet. Am Liebsten wohnt er unter weit- greifenben Baumwurzeln ber Ufer ober in Lschern ber unlerwaschenen llfer, zieht fich am Tage in ben tiefsten Hintergrunv berselben zuruck unb kommt bes Nachts Her- vor, klettert wohl auch auf bas Lanb Hinauf, um sein Futter aufzusuchen. Gleich anberen Krustern erweist er sich sehr gefrahig, zieht Aas lebenber Beute vor unb gilt baher, mit Recht zwar, vielen Personen fur unrein. In Reusen unb Netze geht er am ersten, wenn sie faules Fleisch, zumal von Froschen, als Ksber enthalten. Seine Bebeckungen streift er ab im Sommer, verbirgt fich wahrenb ber Periobe von Nacktheit, wirb bann von vielen Feinben bebrohi, unterliegt aber auch haufig ben mit jenem Hergange verbunbenen Anstrengungen unb Uebelbefinben. Vor ber Hautung finbet man seitlich vom Magen bie bekannten Krebssteine, kalkige Concremente, von welchen man vermuthet, bah ste aufgespart, flåter aufgesogen unb zur Bilbung ber neuen Schaale verwen- bet luerben. Ehebem schrieb man biesen besonbere Wir- fung zu unb fuhrte ste in allen Apotheken , jetzt finben fie nur noch in Ruhlanb Anwenbnng, wo fie im Gro- Hen gesammelt werben, inbem man, zumal an ben Ufern ber Wolga, bie bort einen auherorbentlichen Umfang erreichenben gefangenen Krebse auf Hansen wirft, an ber Sonne sterben unb verfaulen lfiht, um aus ben Resten sene Steine spater hervorzusuchen. Gegen MitteriingS- wechsel zeigt ber Krebs viele Empfinvlichkeit unb scheint zumal burch elektrische Spannung ber Atmosphare un- gemein aufgeregt zu werben. In Wassergefahen erhalt man ihn nicht lange Zeit am Leben, wohl aber in bun- keln unb feuchten Kellern unb unter einer Decke frischer Pstanzen ; Brennnesseln werben zu biesem Zwecke beson- bers empfohlen. Die Paarungszeit bauert vom No- vember bis zum April; nur bie breijahrigen ober Ælteren Jnbivibuen sollen zur Fortpflanzung befahigt sein. Weibchen unterscheiben fich von ben Mannchen burch kurzere unb schwachere Scheeren, breiteren Hinterleib unb bie gleichartige Bilbung ber funf HinterleibsfnHe, von welchen bie vorberen Paare bei bem Mannchen stiel- formig unb nach vorn umgeschlagen finb. Die mit Eiern belabenen Weibchen gellen fur schmackhaster, Wer- ben aber feltener zum Verkaufe gebracht als bie Mann- chen unb von ben Fischern, um Ausrottung vorzubeu- gen, in baS Wasser zuruckgeworfen. Im Leben fieht ber FluhkrebS schwarzgrun aus, bleicht nach bem Tobe am Sonnenlichte unb wirb hochroth burch fiebenbes Wasser, sowie burch Einwirkung von Sfiuren, Alkohol unb Aether. In neuesten Zeiten Hat man geglaubt, auS ihm mehrere Arten machen zu konnen, bie inbessen nur burch Farbe, Grohe unb einige anbere ziemlich un- wesentliche Merkmale von einanber abweichen unb bei Ebwarbs unb Anberen nur als Spielarten gelten. Drei wirkliche, von ber unseren gut verschiebene, roenn auch auherlich sehr ahnliche Arten finben sich in Norbamerika, Neuhollanb unb Chile. Fllnfte Familie. Garneelenkrebse. Aeuherc Fuhler mit einer grohen, blattformigen, ben Stiel ganz verbeckenber Schuppe versehen, rneistenS tiefer eingelenkt als bie inneren. Karper zusammen- gebruckt, mit bilnnen, Hornartigen Bebeckungen. Kie- men blattartig. Mehrere Fuhpaare Scheeren tragenb. Die gegenwartige Familie hat ansehnlichen Umfang, be- greift aber fast nur kleine Thiere, bie ben Krustenkrebsen im Aeuheren noch ziemlich ahnlich erscheinen, obwohl fie mehrentheils einen sehr langen Hinterleib unb zusam- mengebruckte Gestalt haben. Alle bewohnen bas Meer unb kommen burch Lebensroeise mit Heuschreckenkrebsen, theilS auch mit Hummern uberein. XCIII. Garneele. (Crangon.) Gattungscharakter: Jnnere Fuhler mit zwei neben einanber liegenben Geiheln versehen, mit ben auheren fast auf gleicher Linie stehenb. (Fig. 2683.) ErsteS Fuhpaar starker unb bicker als bie folgenben, mit unvollkommener, zweifingeriger Scheere.I Man muh bie Gattung ber Garneelen an bie Spitze ihrer Familie stellen, weil sie noch bie meiste Verwanbt- fchaft mit ben im Shsteme vorausgehenben eigentlichen Krebsen Hat. Die Garneelen finb soweit nur in den europaischen und ben Polarmeeren gesunben worben, werben nicht langer als elwa 2 Zoll, bewohnen, ohne eigentlich gesellig zu fein, in ungeheuren Mengen biesel- ben Orte unb bilben uberall einen Gegenstanb ber Fi- scherei, sei es nun, um als Speife sur bie Menfchen zu dienen, ober um als Kober bei bem Fischsange auf osse- ner See Anwenbung zu finben. Man iht ste uberall gern, obwohl mehrere zu einem Bissen erforbert werben unb Ungeubte bie Entfernung ber Bebeckungen gar balb zu muhfam sinben. Auher bem Meerroasser sterben ste fast augenblicklich unb muffen baher fogleich bereitet roerben, foroie benn auch ihre Verfenbung an- bers als nach Kochung im Salzwaffer nicht moglich ist; ste gehen noch fchneller in Faulnih uber unb verbreiten roeit Heftigeren Gestank als anbere Kruster. Im Schroimmen folgen fie ganz bem Vorbilbe ber groheren Langschwanze, vermogen aber auch auf bem Rficken liegenb vorroarlS zu kommen unb unter bem Waffer Herumzulaufen. Ihre Fruchtbarkeit fibersteigt jebe ge- roohnliche Erwarlung, benn auher ben ungeheueren vom Menfchen vertilgten Zahlen erliegen anbere ben Ver- folgungen einer Menge von Seefifchen unb Schroimm- vLgeln , bie zum Theil fast nur von ihnen leben. Sie selbst nÆhren fich von jungen Meichthieren unb Hauten sich im Herbste. Die gemeine ©arneele (C. vul- garis) Fig. 2684. lebt in allen norbeuropaischen Meeren, roirb 2 Zoll lang, Vs Zoll bick, ist blahgelb, gran punk- tirt, anbert biese Farbe burch Kochung nicht in Roth, roie anbere Kruster. Die gepanzerte Garneele (C. loricatus) Fig. 2685. aus bem Mittelmeere unter- scheibet sich burch 5—7 Reihen kleiner Stacheln ober Zahne auf bem Bruststficke unb langsgefurchten Karnm auf bem Hinterleibe bes Mannchens; auch ist bas zroeite Fuhpaar kfirzer als bas britte. Unvollkommen Heihen, beilaufig, bie Scheeren aller Garneelen, roeil fich ber be- roegliche Finger auf ben sehr kurzen Daumen nieber- fchlagen muh (Fig. 2684. 2685. a), um etroaS zu erfaffen. XCIV. Atya. (Atya.) Gattungscharakter: Jnnere Ffihler mit zroei fiber einanber liegenben Geiheln versehen, hoher als bie auheren stehenb. ErsteS unb zweiteS Fuhpaar mit gleichgrohen Scheeren. Die von Leach Hergestellte Gattung Atya zeichnet fich aus burch unverhaltnihmahige Grohe ber brei Hinteren Fuhpaare, sowie bie sonberbaren Scheeren ber vorberen. Gestalt im Ganzen unb Umrisse bes Bruststficks unb Hinterleibes im Einzelnen erinnern fibrigenS an bie eigentlichen Krebse, nur finbet etroas mehr seitliche Zu- sammenbrfickung statt. Das auhere Blatt ber Hinter- leibSanhfinge besteht auS zroei in einer Naht verwachse- nen Stficken. Ueber bie Sitten ber einzigen Art von Atya (A. scabra) Fig. 2686. liegen Nachrichten nicht vor. Sie stainmt von ben merikanischen Kfisten, miht etroas fiber 2 Zoll unb gleicht in ber Ffirbung ber ge- meinen Garneele. XCV. Garnnt (Palaemon.) Gattungscharakter: Jnnere Ffihler mit brei Geiheln, hoher stehenb als bie auheren. Erstes unb zweites Fuhpaar Scheeren tragenb, bas zroeite langer unb kraftiger unb mit ungegliebertem Hanbrourzelstfick versehen. 3m gemeinen Leben roerben bie Garnat mit ben Gar- neelen haufig verwechselt, obgleich auher ben feineren zoologischen Unterfchieben schon bie Sånge unb breifache Spaltung ber inneren Ffihler bie Verroechselung zu verhfiten vollig genugt. Der Korper ist ein roenig zusammengebrfickt, untenher runblich; bas mittelgrohe Bruststfick tragt vorn einen scharfen Kamm, ber Iveiter- Hin zum langen, schroertsormigen, verschieben gezÆhnten