Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Krustenthiere.
Erste Orbnung. Krebse.
besser bezahlt, obgleich ihr Fleisch berber und trockener
ist. DaS Wachsthum scheint nur so lange fortzuschrei-
ten, als das Panzer Nachgiebigkeit behalt; mehrere
Veobachtungen beweisen die schnelle Zunahme der Hum-
mer wahrenb der Hautnng. Mannchen unterscheidet
man leicht von den Weibchen durch ihren schmaleren
Hinterleib und durch einen Stachel in der Mitte der
Unterseite der vier mittelsten Hinterleibsringe. Die
LebenSweise ist wie bei den meisten Krustern cine nachtliche,
und eben darum gelingt der Fang im Dunkeln, am Tage
nur bei sehr bedecktem Himmel und in trubem Waffer.
Selbst das periodisch starker werdende Leuchten des
Meeres schadet den Fischern, denn zu solchen Zeiten geht
tein Hummer in tic Korbe, die, mit verschiedenen Ko-
dern versehen, im Sommer naher an der Kuste auf
5 — 6 Klaftern Tiefe hinabgelassen, im Winter aber in
grohercr Ferne vom Lande auf 12 — 15 Klaftern Tiefe
versetzt werden. So unbehand bie Hummern auher dem
Wasser sind, so schnell laufen sie auf untermeerischen
Felsen hin und her, fliegen aber mit wahrer Pfeil.
schnelle, ben Schwanz vorauf, unier bem Masser fort,
unb zwar bis 60 Fuh weit in einem Sprunge, sobald
sie vor einem Gegenstande fliehen. Schon Athenaus
Wiihte bieses, inbem er sagt, bah Hummer burch
Krummung unb WieberauSstreckung beS Hinterleibes
fich einen Stoh mit ebenso viel Kraft als ein Delphin
zu geben vermochten. Bei solcher Schnelligkeit finb sie
beunoch im Stanbe, einen bestimmten Ort mit Sicher-
heit zu treffen, unb verfehlen nicht bie auherorbentlich
enge Munbung ihres gewohnlichen Verstecks, wenn sie
erschreckt ben weiten Sprung unternehmen. Jhre un-
gleich grohen Scheeren benutzen sie sehr zweckmahig;
balb Hat bie rechte, balb bie linte mehr Umfang. Die
grohere an ben Fingern mit stumpfen, runben Hockern
besetzte bient als Anker, inbem sie irgenb einen festen
Gegenstanb ergreift, bie kleinere scharf gezahnte zerklei-
nert mit vielem Geschick unb Kraft baS Futter. Von
bieser gepackt zu werben, ist weit gefahrlicher, jeboch
blcibt eS in jebem Falle bas beste Mittel, mit Gewalt
sie abzubrechen, weil sie bann sehr balb sich offnet unb
abfallt. Bei frostigem Metter verrathen Hummer geringe
Lebenbigkeit, erstarren unb sterben sogar, wenn sie zu-
fallig an das Lanb gespult worben. DaS Fleisch beS
Hinterleibes ist harter unb unverbaulicher als jenes ver
Scheeren, inbessen giebt eS viele Personen , bie auch ben
Genuh bes letzteren nicht vertragen. Der gemeine
Hummer (H. vulgaris) Fig. 2628. unterscheibet sich
von bem amerikanischen (H. americanus) unb bem nur
5 Zoll langen subafrikanischen (H. capensis) burch
Mangel zahnartiger Hervorragungen an ber Unterseite
seines Stirnschnabels; alS Gattung entfernt er sich von
ben eigentlichen Krebsen (Astaci) burch Kleinheit ber
Schuppe, welche bie Murzel bes auheren Fuhlers beckt
(8ig.2681.bb); bas Hhrorgan (a a) kann an ihm mit
besonberer Deutlichkeit bemerkt werben. Er wirb ohne
Ffihler 15 — 18 Zoll lang, miht aber gemeinlich nur
1 Fuh unb ist im frischen Zustanbe blauschwarzlich ;
ganz rothe Spielarten, bie fast wie bie gesottenen aus-
sehen, sollen biSweilen vorkommen.
Der gemeine FluhkrebS (Astacus lluviatilis) hat
in seiner Lebensgeschichte mit bem Hummer viele Aehn-
lichkeit unb unterscheibet sich im Baue nur burch sehr ge-
ringfugige Unistanbe. Er finbet sich in ganz Europa
unb in einem Theilc beS norblichen AsienS, wirb 6 Zoll
lang, hochstens ein halbeS Pfunb schwer unb soll, nach
ber Versicherung Rosel's, bis 20 Jahr alt werben, folg-
lich sehr langsam wachsen. In stehenben Gewassern
lebt er nicht haufig, am wenigsten in ben truben unb
schlammigen unb scheint sich selbst an tiefe unb klare
Teiche nur nach mehreren Generationen zu gewohnen,
inbem bie Versetzung aus Bachen unb Flufsen in Teiche
bie meisten tobtet. Am Liebsten wohnt er unter weit-
greifenben Baumwurzeln ber Ufer ober in Lschern ber
unlerwaschenen llfer, zieht fich am Tage in ben tiefsten
Hintergrunv berselben zuruck unb kommt bes Nachts Her-
vor, klettert wohl auch auf bas Lanb Hinauf, um sein
Futter aufzusuchen. Gleich anberen Krustern erweist
er sich sehr gefrahig, zieht Aas lebenber Beute vor unb
gilt baher, mit Recht zwar, vielen Personen fur unrein.
In Reusen unb Netze geht er am ersten, wenn sie faules
Fleisch, zumal von Froschen, als Ksber enthalten.
Seine Bebeckungen streift er ab im Sommer, verbirgt
fich wahrenb ber Periobe von Nacktheit, wirb bann von
vielen Feinben bebrohi, unterliegt aber auch haufig ben
mit jenem Hergange verbunbenen Anstrengungen unb
Uebelbefinben. Vor ber Hautung finbet man seitlich vom
Magen bie bekannten Krebssteine, kalkige Concremente,
von welchen man vermuthet, bah ste aufgespart, flåter
aufgesogen unb zur Bilbung ber neuen Schaale verwen-
bet luerben. Ehebem schrieb man biesen besonbere Wir-
fung zu unb fuhrte ste in allen Apotheken , jetzt finben
fie nur noch in Ruhlanb Anwenbnng, wo fie im Gro-
Hen gesammelt werben, inbem man, zumal an ben Ufern
ber Wolga, bie bort einen auherorbentlichen Umfang
erreichenben gefangenen Krebse auf Hansen wirft, an ber
Sonne sterben unb verfaulen lfiht, um aus ben Resten
sene Steine spater hervorzusuchen. Gegen MitteriingS-
wechsel zeigt ber Krebs viele Empfinvlichkeit unb scheint
zumal burch elektrische Spannung ber Atmosphare un-
gemein aufgeregt zu werben. In Wassergefahen erhalt
man ihn nicht lange Zeit am Leben, wohl aber in bun-
keln unb feuchten Kellern unb unter einer Decke frischer
Pstanzen ; Brennnesseln werben zu biesem Zwecke beson-
bers empfohlen. Die Paarungszeit bauert vom No-
vember bis zum April; nur bie breijahrigen ober Ælteren
Jnbivibuen sollen zur Fortpflanzung befahigt sein.
Weibchen unterscheiben fich von ben Mannchen burch
kurzere unb schwachere Scheeren, breiteren Hinterleib
unb bie gleichartige Bilbung ber funf HinterleibsfnHe,
von welchen bie vorberen Paare bei bem Mannchen stiel-
formig unb nach vorn umgeschlagen finb. Die mit
Eiern belabenen Weibchen gellen fur schmackhaster, Wer-
ben aber feltener zum Verkaufe gebracht als bie Mann-
chen unb von ben Fischern, um Ausrottung vorzubeu-
gen, in baS Wasser zuruckgeworfen. Im Leben fieht
ber FluhkrebS schwarzgrun aus, bleicht nach bem Tobe
am Sonnenlichte unb wirb hochroth burch fiebenbes
Wasser, sowie burch Einwirkung von Sfiuren, Alkohol
unb Aether. In neuesten Zeiten Hat man geglaubt,
auS ihm mehrere Arten machen zu konnen, bie inbessen
nur burch Farbe, Grohe unb einige anbere ziemlich un-
wesentliche Merkmale von einanber abweichen unb bei
Ebwarbs unb Anberen nur als Spielarten gelten. Drei
wirkliche, von ber unseren gut verschiebene, roenn auch
auherlich sehr ahnliche Arten finben sich in Norbamerika,
Neuhollanb unb Chile.
Fllnfte Familie.
Garneelenkrebse.
Aeuherc Fuhler mit einer grohen, blattformigen,
ben Stiel ganz verbeckenber Schuppe versehen, rneistenS
tiefer eingelenkt als bie inneren. Karper zusammen-
gebruckt, mit bilnnen, Hornartigen Bebeckungen. Kie-
men blattartig. Mehrere Fuhpaare Scheeren tragenb.
Die gegenwartige Familie hat ansehnlichen Umfang, be-
greift aber fast nur kleine Thiere, bie ben Krustenkrebsen
im Aeuheren noch ziemlich ahnlich erscheinen, obwohl fie
mehrentheils einen sehr langen Hinterleib unb zusam-
mengebruckte Gestalt haben. Alle bewohnen bas Meer
unb kommen burch Lebensroeise mit Heuschreckenkrebsen,
theilS auch mit Hummern uberein.
XCIII. Garneele. (Crangon.)
Gattungscharakter: Jnnere Fuhler mit zwei
neben einanber liegenben Geiheln versehen, mit ben
auheren fast auf gleicher Linie stehenb. (Fig. 2683.)
ErsteS Fuhpaar starker unb bicker als bie folgenben, mit
unvollkommener, zweifingeriger Scheere.I
Man muh bie Gattung ber Garneelen an bie Spitze
ihrer Familie stellen, weil sie noch bie meiste Verwanbt-
fchaft mit ben im Shsteme vorausgehenben eigentlichen
Krebsen Hat. Die Garneelen finb soweit nur in den
europaischen und ben Polarmeeren gesunben worben,
werben nicht langer als elwa 2 Zoll, bewohnen, ohne
eigentlich gesellig zu fein, in ungeheuren Mengen biesel-
ben Orte unb bilben uberall einen Gegenstanb ber Fi-
scherei, sei es nun, um als Speife sur bie Menfchen zu
dienen, ober um als Kober bei bem Fischsange auf osse-
ner See Anwenbung zu finben. Man iht ste uberall
gern, obwohl mehrere zu einem Bissen erforbert
werben unb Ungeubte bie Entfernung ber Bebeckungen
gar balb zu muhfam sinben. Auher bem Meerroasser
sterben ste fast augenblicklich unb muffen baher fogleich
bereitet roerben, foroie benn auch ihre Verfenbung an-
bers als nach Kochung im Salzwaffer nicht moglich ist;
ste gehen noch fchneller in Faulnih uber unb verbreiten
roeit Heftigeren Gestank als anbere Kruster. Im
Schroimmen folgen fie ganz bem Vorbilbe ber groheren
Langschwanze, vermogen aber auch auf bem Rficken
liegenb vorroarlS zu kommen unb unter bem Waffer
Herumzulaufen. Ihre Fruchtbarkeit fibersteigt jebe ge-
roohnliche Erwarlung, benn auher ben ungeheueren vom
Menfchen vertilgten Zahlen erliegen anbere ben Ver-
folgungen einer Menge von Seefifchen unb Schroimm-
vLgeln , bie zum Theil fast nur von ihnen leben. Sie
selbst nÆhren fich von jungen Meichthieren unb Hauten
sich im Herbste. Die gemeine ©arneele (C. vul-
garis) Fig. 2684. lebt in allen norbeuropaischen Meeren,
roirb 2 Zoll lang, Vs Zoll bick, ist blahgelb, gran punk-
tirt, anbert biese Farbe burch Kochung nicht in Roth,
roie anbere Kruster. Die gepanzerte Garneele
(C. loricatus) Fig. 2685. aus bem Mittelmeere unter-
scheibet sich burch 5—7 Reihen kleiner Stacheln ober
Zahne auf bem Bruststficke unb langsgefurchten Karnm
auf bem Hinterleibe bes Mannchens; auch ist bas zroeite
Fuhpaar kfirzer als bas britte. Unvollkommen Heihen,
beilaufig, bie Scheeren aller Garneelen, roeil fich ber be-
roegliche Finger auf ben sehr kurzen Daumen nieber-
fchlagen muh (Fig. 2684. 2685. a), um etroaS zu erfaffen.
XCIV. Atya. (Atya.)
Gattungscharakter: Jnnere Ffihler mit zroei
fiber einanber liegenben Geiheln versehen, hoher als bie
auheren stehenb. ErsteS unb zweiteS Fuhpaar mit
gleichgrohen Scheeren.
Die von Leach Hergestellte Gattung Atya zeichnet fich
aus burch unverhaltnihmahige Grohe ber brei Hinteren
Fuhpaare, sowie bie sonberbaren Scheeren ber vorberen.
Gestalt im Ganzen unb Umrisse bes Bruststficks unb
Hinterleibes im Einzelnen erinnern fibrigenS an bie
eigentlichen Krebse, nur finbet etroas mehr seitliche Zu-
sammenbrfickung statt. Das auhere Blatt ber Hinter-
leibSanhfinge besteht auS zroei in einer Naht verwachse-
nen Stficken. Ueber bie Sitten ber einzigen Art von
Atya (A. scabra) Fig. 2686. liegen Nachrichten nicht
vor. Sie stainmt von ben merikanischen Kfisten, miht
etroas fiber 2 Zoll unb gleicht in ber Ffirbung ber ge-
meinen Garneele.
XCV. Garnnt (Palaemon.)
Gattungscharakter: Jnnere Ffihler mit brei
Geiheln, hoher stehenb als bie auheren. Erstes unb
zweites Fuhpaar Scheeren tragenb, bas zroeite langer
unb kraftiger unb mit ungegliebertem Hanbrourzelstfick
versehen.
3m gemeinen Leben roerben bie Garnat mit ben Gar-
neelen haufig verwechselt, obgleich auher ben feineren
zoologischen Unterfchieben schon bie Sånge unb breifache
Spaltung ber inneren Ffihler bie Verroechselung zu
verhfiten vollig genugt. Der Korper ist ein roenig
zusammengebrfickt, untenher runblich; bas mittelgrohe
Bruststfick tragt vorn einen scharfen Kamm, ber Iveiter-
Hin zum langen, schroertsormigen, verschieben gezÆhnten