ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Zweite Ordnung. ^llaulfuger. Krustenthiere. 31 und eingeschnittenen Stimfortsatze wirb. Die grogen Augen ragen weit Hervor, das erste Fugpaar ist dunn und fur; und tragt eine kleine zweifingerige Scheere, das zweite hat schon mehr Lange, die Hinteren drei find die langsten, ohne aber an Dicke verhaltnigmagig znzuneh- llien. Der sehr groge, nach hinten Verjsingte Hinterleib Wird zwar gekrummt getragen, fann fich aber ganz ge- rade ansstrecken; an ihm sind die in ein sehr groges Blatt endenden salschen Fuge befestigt. Man kennt viele Arten dieser Gattnng, nnter welchen die tropischen eine ansehnliche Lange erreichen; ihre Unterscheidung deruht auf sehr feinen Zeichen und erfordert daher Uebung und Geduld. Der groge Garnat (P. ser- ratus) Fig. 2687. urnschwarmt die englischen und fran- zofischen Kusten fast in eben solchen Mengen wie die Garneele, schwimmt haufig an der Oberflache und wird besonders im Fruhjahre in Netzen gefangen, weil dann die Weibchen mit Eiern beladen find, die fur sehr wohl- schmeckend gelten. Er ist 3—4 Zoll lang, blagroth, dunkelroth an Fuhlern und Endstofse und Hat besonders langen, aufwarts gefrummten, oben 7—8, unten 5 Zahne tragenden Stirnschnabel. Iwcite Wrdnung. Maulsuher. Maulfuger find Schaalenkrebse, haben alS solche voll- stanbige Kauwerfzeuge, zusammengesetzte, facettirte, ge- stielte und bewegliche Augen; zum Unterschiede von den zehnfngigen Krebsen kommt ihnen zu: ein vom Brust- ftucke getrennter Kops und ein System buschelformiger Kiemen, welche nie in einer Hdhle des Bruststucks ein- geschlossen, sondern entweder an demselben dugerlich angebracht find, oder auch an der Wurzel der blattfor- migen Aftersuge stehen, in feltenen Fallen auch fehlen. Die Korpergestalt wechselt nach den Gattungen; Ver- schmelzung und Gedrungenheit derselben hbren bei Maul- fugern auf, zumal besteht das Bruststuck aus mehreren durch Hautfalten verbundenen und daher beweglichen Ringen. Die gewohnlich zu 7—8 Paaren vorhandenen Fuge bieten eine groge Mannichfaltigkeit der Bildung, fast immer tragen ste am vorletzten Gliede einen kurzen Anhang, der als Taster dienen mag, und die vorderen, die sogenannten Raubfnge, enden Hdufig in eine dem terminologischen Begriffe nach unvollfommene Scheere, die aber fur den Gebrauch als furchtbares Werkzeug fich ausweist und aus einem langen, sehr Harten Endgliede besteht, welches fich in eine Furche des vorhergehenden Gliedes einschldgt, wie die Klinge eineS Taschenmessers in das Heft. Ost stehen die vorderen 2—4 Fugpaare eng um den Mund nnd dienen dann alS Fregwerkzeuge, wahrend die Hinteren 2—3 die Bewegung vermitteln. Die Kiemen find von viel zusammengesetzterem Bane als bei den Krustern der ersten Ordnung, benn anstatt aus Bldttern oder einzelnen Faden zn bestehen, find sie viel- mehr aus parallelen Cylindern zusammengesetzt, die Weiterhin fich noch ein - oder zweimal in ahnliche Roh- ren verasteln. (Fig. 2688. A eine der Kiemen der Gattung Thysanopoda und zwar: a Wurzel eineS AfterfugeS, b Kiemen, c tasterartige Verldngerung des Afterfuges. — B eine Kienie der Gattnng Squilla, a Wurzelglied und c d Endglieder eineS Afterfuges, b Kiemen. — C stark vergrbgerter Theil einer Kieme von B. — D Afterfug von Cynthia, a Wurzelglied, c Endglieder, b spiralisch gewundene Kiemen.) Im Verhaltniffe zu dieser verdnberten Lage der AthmungS- organe steht der Apparat der Circulation; das Herz Hat nicht mehr Lage und Gestalt wie bei den Krebsen, son- dern es verlauft als ein langeS, brehrundeS Gefag durch den Hinterleib. Die Fregwerkzeuge sind, abgesehen Von den um den Mund stehenben Fugpaaren, einfacher gebant alS bei eigentlichen Krebsen; gewohnlich vermigt man auch im Magen bie senen zukommenben Kauwerk- zeuge. Die ganze Orbnung begreift zwar weit weniger Gattungen und Arten als bie erste, bafur aber um so mehr unter fich abweichenbe Formen. Erste Familie. Garneelen Maulsutzer. Bebeckungen fast wie bei ben langschwanzigen Kreb- sen; Kopf unb Bruststuck verschmolzen, bieseS ohne auffallige Trennung in Ringe. Hinterleib fiebenglie- berig; grog mit facherformiger Enbflofse. Am Brust- stuck befinbliche Fuge unter einanber gleich, zum Schwimmen eingerichtet. I. MysiS. (Mysis.) Gatteengscharakter: SechS bis acht Brust- fuge, mit sehr entwickeltem Enbtafter, baher scheinbar gespalten. Munboffnung an ber Wurzel ber Fuhler. Augen fich nahestehenb, aus kurzen, bicken Stielen, mitt- leres Fuhlerpaar mit zwei vielglieberigen Geigeln. Keine Spur von Kiemen. Die Myfis gleichen ben Garneelen so, bag man fie lange Zeit benselben zugesellt hat; sie sinb sehr klein, schwimmen fern von ben Kusten umher unb haben nur burch einen Umstanb bie Aufmerksamkeit ber Naturfor- scher besonbers auf fich gezogen. Sie erinnern nam- lich an bie in grogter Ferne von ihnen stehenben Beu- telthiere, inbem bas Weibchen an ben beiben letzten Brustfugpaaren eine boppelte Tasche tragt, in welcher eigentlich bie Gier anSgebrutet werben, nachbem sie, an bem gewohnlichen Orte augerhalb Hangenb, einige Reife erlangt Hatten, unb bie Jungen wahrenb ber er- sten Lebenszeit Unterkommen unb Schntz finben. Thompson, ein um bie Beobachtnng vieler Seethiere sehr verbienter Forscher, Hat bie Entwickelung berMystS burch alle Zeitraume genau beschrieben. Alle Arten ber Gattnng gehoren bem Norben, einige ben arktischen Breiten an; bie letzteren erfullen im Sommer nicht allein bas Eismeer in solchen Mengen, bag O. Fabri- eius sie fur baS wesentlichste NahrungSmittel ber Wale erklarte, sonbern sie bringen auch, unb zwar noch naher an bem Pole, in ungeheuren Schwarmen in bie Flug- nuanbungen unb ziehen, wie Rog unb Parry sahen, jene Fische Hinter fich her, von beren rechtzeitigem Er- scheinen bie Eristenz ber armseligen Menschenhorben ab- Hangt, bie jene schrecklichen Oeben burchstreisen. — Die stachelige Mysis (M. spinulosa) Fig. 2689. ledt in ber Norbsee, migt Hochstens I Zoll unb ist braun- lich gefarbt. (a Endstosse bes HinterleibeS; b Wurzel- glieb eines angeren Fuhlers, c Wurzelglieb eines inne- ren FuhlerS, d innerer Kieferfug, e dugerer Kiefer- fug.) — Die gemeine Mysis (M. vulgaris) Fig. 2690. soll an ber Kuste Jrlanbs unenblich gemein sein ; fie migt 1 Zoll (a Maag ber naturlichen Groge), ist gran unb unterscheibet fich von bem vorhergehenben burch ganzes, nicht zweitheiliges Mittelblatt ber Hinter- leibsflosse, schwimmt wagerecht, kann aber auch, um verfolgenden Fischen zu entgehen, weite Sprunge uber bie Wasserflache hinaus machen unb erscheint periobisch in ungeheueren, entlang ber Kuste einen Gurtel bilben- ben Schaaren. II. Lenchtkrebs. (Lucifer.) GattungScharakter: Vier Paar Brustfuge ohne Enbtaster, baher ungetheilt. Munboffnung von ber Wurzel ber Fuhler sehr entfernt. Ungeachtet mancher sehr abenteuerlichen Abweichung in ber Gesammtfornl kann man biese Gattnng boch nur an biesem Orte unterbringen. Ein wnnberlicheS An- sehen erhdlt fie burch bie augerorbentliche Ldnge bes Kopstheiles unb bie nngemeine Kurze bes Bruststucks, an beffen Unterseite ber Munb liegt, enblich burch bie Ausbehnung bes tief geglieberten HinterleibeS. Die Augenstiele unb bie Augen selbst stehen in gar keinem Verhdltnisse zu bem Thiere, melchem ubrigens Kiemen sowohl am Hinterleibe alS in ber Bruststuckhohle ganz abgehen. Der atlantische Leuchtkrebs (L. typus) Fig. 2691. schwarmt in unsaglichen Mengen im Ocean gerum, verlagt bie tropischen Breiten nicht, migt 8—9 Linien (A natnrliche Groge, B stark vergrégert) unb gehort zu jenen kleinen Krustern, welche im Dnnkeln phosphorisch glanzen, unb bie, wenigstens zum Theil, bas Meeresleuchten hervorbringen sollen. Zweite Familie. « Blattkrebse. Karper flach , mit zwei Hautigen, ben Kopf unb bas vollig getrennte Bruststuck beckenben Schilbern. Hinter- leib wenig entwickelt. Sechs lange unb sehr bunne, unter bem Bruststucke befestigte, gleichartige Fugpaare. Keine Kiemen. III. Blattkrebs!. (Phyllosoma.) GattungScharakter jenem ber Familie gleich, jeboch: Brustschilb eben, seitlich vorragenb. Von bieser Gattung sinb bereits 15 Arten beschrie- ben, bie mit Ausnahme einer im Mittelmeere gemeinen unb einer zweiten bei Gnernseh beobachteten in ben inbischen unb afrikanischen Meeren unb um Nenhollanb fich anfhalten. Sie stub so platt gebrnckt, bag zwi- schen Rucken unb Unterseite kein erkennbarer Seitentheil bleibt, unb babei so bnrchstchtig, bag man fle auf reinem Meereswasser schwer bemerken wnrbe, fielen nicht ihre Angen auf burch sehr schone blane Farbung. Gestalt unb Ldnge ber Fuhler wechselt nach ben Arten, wie bie Anficht unserer Abbilbungen (Fig. 2692 a breiigehorn- ter, b kurzgehornter Blattkrebs, P.laticorne, P. brevi- corne) beweist. Den weit nach hinten gelegenen Munb umgeben eine Oberlippe, zwei Ober - unb zwei Unter- kiefern unb eine Unterlippe, folglich einfache Fregwerk- zenge. Das erste unb letzte Fngpaar finb gemeinhin fleiner als bie ubrigen, unb einige tragen ein ansneh- menb verlangertes Enbglieb. Die Korperlange betragt 1, hdchstens 2 Zoll. Der gewohnliche Blatt- krebs (P. commune) Fig. 2693. Hat bie angeren Fuh- ler verlangert unb sehr zugespitzt, bas Enbglieb beS britten Fugpaares sehr kurz, beS vierten ungemein lang; er lebt um Afrika unb Jnbien. Der kenlen- tragenbe Blattkrebs (P. clavicorne) Fig. 2694. unterscheivet sich in dhnlicher Weise unb bewohnt ben inbischen Ocean. Dritte Familie. Gvgerkrebs e. Korper gewolbt. Bruststuck ans mehreren Ringen bestehenb, vom Kopfe getrennt. Hinterleib sehr ent- wickelt. Sieben sehr verschiebenartig gebilbete Fugpaare; bie vorberen vier um bie Mnnbhffnung gestellt als Kie- ferfuge, mit einschlagbarem Enbgliebe, bie brei Hinteren bunn, zum Schwimmen bienenb. Aus ben an allen Gogerkrebsen ober Sguillen mehr ober minber eniwickelten Raubfngen, beren Begriff oben mitgetheilt worben, schliegt man unschwer auf bie Le- bensart. Mogen jene Kruster grog ober klein sein, so ubertreffen fie an Gefragigkeit unb an rduberischem Ver- halten fast alle anbere. Sie wenben nicht immer offene Gewalt an, sonbern ziehen eS vor, verborgen zu lanern unb burch plotzliche AuSstreckung ber mit Fanggliebern versehenen Fugpaare ein argloseS Thier zu ergreifen unb vielleicht im Augenblicke zu burchbohren. Ndthigen- falls vermogen fie mittelst ber Hinterleibsflossen unb ber unabldsstg bewegten lifter fuge rasch zu schwimmen. Gemeinlich halten sie sich entfernt von ben Kusten unb ziehen Warmere Breiten vor. Sie haben astige, nu8 einer grogen Menge feiner Cylinber zusammengesetzte Kie- men, bie, an ber Wurzel ber dugeren Platte ber sunf ersten Paare ber Asterfuge befestigt, frei im Wasser schwimnten.