Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Ilcunte Orbunng. Kchmarotzerkrebse.
Krustenthiere.
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toerfugte. Ost farbt fich ihr Darmkanal roth und scheint
dann durch den glashellen Korper, ein Umstand, wel-
chem die periodische blutrothe Farbiing jener offenen
Satinen, obwohl unrichtig zugeschrieben worden ist.
Myriaden eines unendlich kleinen InfustonsthiereS (Mo-
nas) bringen vietmehr jene Erscheinung Hervor. Die
Salzsieder Halten sie fur sehr nutzlich, um die Soole zu
reinigen, und versetzten ste daher sorgfaltig aus einer
Lache in die andere. Sie vervielfaltigt sich mit un-
glaublicher Schnelligkeit und migt ausgewachsen
6 Linien.
II. Flossciifust. (Apus.)
Gattungscharakter: Kbrper obenher mit einem
grogen, dem Kopfe angehorenden Hautschilde bedeckt,
unter welchem die weichen Ringe deS Bruststucks liegen.
Sechzig Paar Kiemenfuge.
3m Allgemeinen kommen die Flossenfuge mit der
toorhergehenden Gattung uberein, entfernen stch Hin-
Wiederum von ihr durch Groge und Anheftung deS
augerordentlichen RfickenschilbeS. Sie bewohnen
stehende Gewaffer, ost sogar faulige Graben, verschrum-
Pfen, sobald die umgebende Flusstgkeit verdunstet, leben
aber wieder auf, wenn bald ein Regen fgllt. Dag ste
in Pfutzen wiedererscheinen konnen, von welchen man
sicher weig, dag sie seit Jahren eingetrocknet gewesen,
bemeist nur, dag ihre Eier auch unter den ungunstigsten
Umstanden und im vollig ausgetrockneten Boden jahre-
lang ihre Lebenskraft behalten konnen. Bisher wurden
nur Weibchen aufgefunden, von welchen es feststeht, dag
sie ohne Beihilfe der Mannchen fich fortpflanzen konnen,
indessen beweist dieses noch nicht, dag die letzteren nicht
toorhanden waren. Eine bedeutende Umgestaltung
bringt auch hier das Alter mit fich. Flossenfuge ver-
folgen die Froschlarven und toetben wiederum von
Froschlarven begierig aufgesucht. Der langschwan-
zige Flossenfug (A. productus) Fig. 2737. unter-
scheidet fich von einem anderen weit haufigeren, dem
kurzschwanzigen (A. caneriformis), durch Befitz
eineS Flossenblattchens ztoischen den toeit langeren
Schwanzborsten. Beide find in Deutschland nicht felten.
Aeunte Wrdnung.
Schmarotzerkrebse.
In dleser Ordnung finden die unvollkommensten aller
Kruster ihren Platz. Ihr Bau entspricht der ihnen zu-
stehenden einfachen Art der Ernahrung durch Saugen
und ihrer damit verbundenen Lebenstoeise als Parastten,
bie das Thier, von toelchem fie zehren, meistens nie ver-
lassen. Ihr Mund hat allerdingS bistoeilen Kiefern,
doch ist er nie zum Kauen geschickt. An glatten Fischen
befestigen ste sich mittels der Saugnapfe und Krallen ih-
rer Vordersuge, feltener haben ste auch Schwimmfuge
und gehbren dann zu solchen Arten, die gelegentlich ih-
ren Aufenthalt Wechseln; manche entbehren sogar die
Fuge ganz und sind dann mit ganz toeicher Haut be-
deckt, wfihrenb die vollkommener organistrten, nicht seg-
Haften eine ettoas mehr Hornartige Decke haben. In
der Gestalt entfernen sich viele so sehr von der typischen
Vildung der Kruster, dag gegen ihre Einstellung in die
gezenwartige Classe Bedenken erhoben worden sind, die
jedoch durch den inneren Bau nicht gerechtfertigt er-
scheinen.
Erste Unterordnung.
Gegliedertc Schmaroherkrebse.
Drei bis vier Fugpaare an dem auS mehreren deut-
lichen Gliedern bestehenden Bruststucke. Kieferfuge sehr
entwickelt.
I. Caligus. (Caligus.)
GattungScharakter: Kopf mit rundlichem
Schilde bedeckt. Ztoei Augen. Ztoei kleine Fuhler.
VordereS Paar der Kieferfuge mit ztoei Krallen, ztoeiteS
Paar verlangert; vier Paar eigentliche Fuge, dunn,
lang, keine Schwimmfuge. Lange Faden am Schwanz-
ende, welche als Eierbehalter bienen.
Die Arten biefer Gattung finben fich gemeinlich auf
ber Haut ober an ben Wanbungen ber Kiemenhohle
vieler Seefische unb scheinen in ber Jugenb merkwurvige
Metamorphosen zu burchlaufen. Mullers CaliguS
(C. Mulleri) Fig. 2743. migt 3 Linien unb lebt aus bem
Stocksische.
II. Phyllophora. (Phyllophora.)
Gattungscharakter: Rucken mit blattformigen
Anhangen uberbeckt. Fuge blattformig an ber Wurzel
zu Kiemenblattern erweitert.
Die gehornte Phyllophora (Ph. cornuta,
Fig. 2744. a von unten, b von oben gesehen) gehort
zu jenen Schmarotzern, bie bisweilen ihren Aufenthalt
veranbern unb schwimmenb einen anberen Fisch auf-
suchen, um fich ihm anzuhfingen. Die blåttrigen Be-
beckungen unb bie Bilbung ber Fuge mug ihnen Hierbei
sehr nutzlich sein. Die abgebilbete Art warb bei Tou-
gatabu gefangen.
Zweite Unterordnung.
Nngcglicdcrte Schinarotgerkrebsc.
Keine ober verkfimmerte Fugpaare an bem ungeglie-
berten Bruststucke. Kieferfuge nur angebeutet.
III. ChonbracauthuS. (Chondracanthus.)
Gattungscharakter: Drei Paar unvollkoni-
niene, zum Anklammern bienenbe Kieferfuge; zwei Paar
ungeglieberte gespaltene Fuge. Zwei Fuhler. Munb je-
berseits mit einem Haken.
Man finbet bie abgebilbete Art (Ch. cornutus) fa ft
nur an Schollen. Fig. 2745. a Weibchen mit boppel-
tem Eiersack, b Mfinnchen stark vergrogert von ber
Seite, c basselbe von unten, d Kopf bes Weibchens von
unten, e Munb.
IV. Tracheliastes. (Tracheliastes.)
Gattungscharakter: Kopfbruststuck in einen
langen Hals verlangert, von bem geglieberten Hinter-
leibe burch seichten Einschnitt getrennt. Vier Fuhler,
bie inneren kurz, warzenformig, bie angeren mit fest-
haltenbem Haken versehen.
An ben Tracheliastes ninimt bie sonst knorpelige Be-
beckung eine beinahe Hornartige Hatte an, bleibt aber
burchstchtig. Weibchen (Fig. 2746. a von oben , b im
Profil unb tiach Wegnahme ber Eiersacke a'gesehen)
haben zwei sehr verlangerte Vorberfuge, bie am Vor-
berenbe in einen gemeinsamen Saugnapf verwachsen
finb unb burch biesen fich befestigen; ihre augere Fuh-
ler (stark vergrogertes Kopfenbe c) bienen ihnen zum
Anhaken, baS innere Paar Kieferfuge (d) ist breiter alS
ber Unterkiefer (e), am Hinterleibe stehen zwei Eier-
facke (a. a'), bie ganze Lange betragt 7—8 Linien. DaS
halb so groge Mannchen hat eine ganz verschiebene Ge-
stalt, gleicht mehr einem kleinen Krebse unb besttzt statt
bes verwachsenen vorberen Fugpaares zwei getrennte,
mit unvollkommenen Scheeren versehene plumpe Arme.
Die Jungen bestehen zwei Verwanblungen (f erste, g
zweite Stufe). Die abgebilbete Species (T. polycolpus)
fitzt unter ben Bruststossen bes Alanb (Cyprinus Jeses).
V. Lernaeonema. (Lernaeonema.)
Gattungscharakter: Bruststuck bes Weib-
chens sehr gestreckt gegliebert. Hinterleib verlangert.
Kopf eine zwei - ober breilappige Anschwellung, ohne
Fuhler, in bas Fleisch ber angegriffenen Fische versenkt.
Fuge keine ober mikroskopisch klein.
Die abgebilbete Art (L. monilaris) ist weiblichen
Geschlechts, wie schon bie langen unb geraben Eier-
sacke bes Hinterleibes beweiseit. Sie wirb 1 Zoll lang
unb hangt an ber Binbehaut bes AugeS ber Sprotte
fest. Fischer verfichern, bag ste phosphorisch leuchte,
unb bag bie von ihr Heimgesuchten Jnbivibuen gemein-
lich an ber Spitze ber Buge bes Sprotten schwimmen
Mangelhaft bckanntc Kruster.
Trotz ber hohen Stufe, auf welche bie Kemitnig ber
Krustenthiere gelangt ist, blieben bisher noch mehrere
rathselhafte Geschbpfe fibrig, bie zwar ber Classe ange-
hhren, uber beren Stellung man sich aber nicht einigen
kaun, unb bie abwechsenb fur Larven zehnffigiger Schaa-
lenkrebse ober fur abweichenbe Formen von Bfischel-
fttgern ober Blattffigern erklart worben sinb. Unter
biesen haben bie mit bem Namen Zoea (Zoea) belegten
bas meiste Aufsehen erregt. Man kennt mehrere auf bem
hohen Meere Herumfchwimuienbe Arten. Die abgebil-
bete (Z. clavata , Fig. 2748.) ist im atlantischen Ocean
gentein, hat burchscheinenben Ksrper, llugeligeS Kopf-
bruststfick, schmalen, siebenglieberigen Hinterleib, an ben
Seiten zwei unverhaltnigmagig lange, vorn verbickte
Stachel, eine ahnliche Verlangerung ani Hinterenbe
bes Bruststficks, einen Stirnschnabel, zwei sehr groge,
gestielte Augen, vier Ffihler, zusammengesetztere Kau-
werkzeuge, funf schwache Fugpaare unb eine Reihe Af-
terfuge. Milne Edwards ist der Meinung, dag die
Lirten von Zoea zusanimenfallen, verschiedene Ent-
toickelungsstufen deffelben Thieren bedeuten und bie
Larven nicht eines kurzschwanzigen KrebseS, sonbern
eines Einsteblerkrebses sinb, also Metamorphose bei
Kcustenthieren (vgl. oben S. 11. Sp. 1.) auch in ben
Hochsten Orbnungen vorkornme.