Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
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Arustenthiere. Siebente Vrdnung. Dlattfiitzer. — Achtc Ordnung. Knschelsiitzer.
langt, beweisen ihre fossilen Reste aus der Kohlenfor-
mation von Colebrook Dale in England, au6 dem litho-
graphischen Kalksteine von Sohlenhosen und dem Mu-
schelkalke.
Sicbente Vrdnung.
Buschelsutzer.
In der Ordnung der Buschelfutzen begegnet man nur
sehr kleinen, ost vollig mikroskopischen Wesen, deren
durchsichtige, Hdutige Bedeckung cntweder strafs am
Korper anliegt oder, aus dem Rucken cntspringend, eine
zweiklappige nicht allein den Rumpf, sondern nud) bis-
weilen den Kops umschlietzenbe Schaale bildet. Niemals
find die Futze so zahlreich wie in der ndchstfolgenbeii
Ordnung, benn Hochstens erreichen fie die Zahl von fims
Paaren, deren Glieder drehrund und mit Borsten besetzt
find, sehr ost das Endglied entbehrcn und anstatt bessel-
ben in einen piuselformigen Vuschel starrer Borsten fich
enden. Den Mund umgeben verschiedenartig gebildete
Kiefern, meist ist nur ein Auge vorhanden. Die zwei
bis vier Fuhler dienen zugleich als Bewegungswcrk-
zeuge. Die Buschelfutzer leben librigens mehrentheilS
im Sutzwasser, menige im Meere.
Erste Familie.
Einaugen.
Korperbebeckung bunnhautig. Kbrper verkehrt ei-
formig. Bruststuck funf- bis sechsgliederig; Hinterleib
vier- bis funfgliederig mit zwei borstentragenden An-
Hangen. Zwei Paar unverastelte Fuhler. Funf Paare
fadenfLrmiger, mit Borsten besetzter Fuste.
I. Cyclops. (Cyclops.)
Gattungscharakter der Familie; bie unteren
Fuhler einfach. Bruststuck verkehrt eisvrmig.
Unter ben mikroskopischen Krustenthieren gehbren
die Cyclops zu den vorzuglich genau untersuchten. Die
Gestalt des gemeinen, nur 2 Linien langen Cyclops (C.
quadricornis) ergiebt fich aus der Abbildung Fig. 2738.
2739. Mittels der Berschmelzung beS sehr grohen Ko-
pses mit dem viergliederigen Bruststucke entsteht ein ei-
fårmiger Borderleib; aus der Stirn steht das einzige
Auge, zu den Seiten ragen die oberen bei dem Weibchen
(B a) vielgliederigen , bei dem Mannchen (A a) nur
an der Spitze dreigliederigen oberen Fuhler luiit Her-
vor. An der Wurzel der Fuhler liegt der von einfache-
ren Frehwerkzeugen umgebene Mund. Am vorderen
Hinterleibsringe tragt das Mdnnchen die GeschlechtS-
theile (A b b), durch das Bruststuck des Weibchens
scheinen die Eierstocke (B d d), welche in zwei zu den
Seiten deS HinterleibS gelegene Eierstocke auSmunden.
In diesen werden die Anfangs den Aeltern sehr unahn-
lichen Jungen (Fig. 2739. D) ausgebrutet. Jnnerhalb
dreier Monate fullen stch sene Sacke acht bis zehnmal
mit se 30 — 40 Eiern. Da die Nachkommen stch sehr
schnell entwickeln und in gleichem Maaste fruchtbar find,
so lastt fich leicht erachten, welche uugeheuere Menge
von Jndividuen von einer Mutter innerhalb 6 Monaten
entspringen finnen. Austerdem schutzt diese Thiere eine
groste Lebensjsthigkeit gegen das Aussterben, benn fie
ertragen bas Einfrieren unb erwachen, wenn bas Eis
Mieber thanet. Eintrocknen tobtet fie Hingegen sehr
Halb; nach 15 Minnten lebten von 12 eingetrockneten
Jnbivibuen nur funf im Wasser wieber aus, ein von
Jurine, bem Erforscher bieser unb verwanbter Thiere,
gemachter Bersuch. Im eintrocknenben Schlamme blei-
ben fie hingegen so lange am Leben, als irgenb Fench-
tigkeit fich erhdlt. Schaaren bieseS Cyclops erfullen
unsere stehenben Gewdsser. Sie schwimmen schnell, aber
aus bem Rucken, unb nieren fich von Jnfusionsthier-
chen unb zersetzten Ihierischen Stoffen, von pstanzlichen
nur aus Noth. Spielarten (Fig. 2739. C) finb unter
ihnen nicht felten.
Zweite Familie.
Wasferfiohe.
Korperbebeckung bunnhautig, zweiklappig, muschel-
ahnlich, ben Rumpf allein umschliestenb. Kopf frei mit
helmahulichem Aufsatze unb zwei dfligen, zum Schwim-
men bienenben Fuhlern. Bier ober funf Futzpaare mit
kammsormigen Kiemen.
II. Wasserfloh. (Daphnia.)
Gattungscharakter: Eine beullich zweiklappige,
Hinten spitzige, bie Fuste ganz bebeckenbe Schaale, Fuhler
zweidstig, borstig, zum Schwimmen bienenb.
Auch bie Daphnien gehoren zu ben in unsern stehen-
ben Gewdssern in Myriaben lebenben Kiefersutzern. Be-
reits finb uber 12 Arten beschrieben, bie zwar alle uber
mikroskopische Kleinheit stch nicht erheben, inbessen viele
Forscher angezogen haben. Der gemeine Wasser-
floh (D. pulex) Fig. 2740. mistt 1 Linie. Bei geschick-
tem Gebrauche bes Mikroskops erblickt man nach Ent-
fernung ber Schaale bie Organisation mit Deutlichkeit;
a bas zusammengcsetzte burch Muskeln bewegliche Auge,
b schnabelfhrmige Verlangerung bes Kopfes, c Stelle
bes Ruckens, an Welcher bie Klappen ber Schaale fich
anheften, dddd Korperringe, e hakenfLrmige An-
hauge, f After, g Munb, h Schlunb, i Magen, k k
Darm, 1 Herz, m Blinbbarm, nnn n rechter Eier-
stock, o aus bem Rucken befinblicher Eiersack, pppp
vier untere Fustpaare unb Kiemen. — Die Daphnien
schwimmen stohweis ober in Sprungen, freffen nur ve-
getabilische Stoffe, zumal Wasserfaben (Conferven),
Hauten fich ebenso ost wie anbere Einaugen unb ver-
mehren fich in ungeheueren Zahlen.
Dritte Familie.
Muschelkrebse.
Korperbebeckung bunnhautig, zweiklappig, muschel-
ahnlich, Kops unb Rumpf umschliestenb unb bis aus
Fuste unb Fuhler vollig beckenb. Ein einziges, unbe-
weglicheS Auge in ber Miltellinie, sehr selten zwei.
III. Pinselfloh. (Cypris.)
Gattungscharakter: Ein einzigeS Auge. Zwei
Paar Fuhler, baS unterste fustsormig. Zwei Paare
wahrer Fuste.
Die grsheren Arten bieser Gattung messen 1%, bie
kleinsten % Linie, gehoren also unter biejenigen Thiere,
uber beren Organisation allein baS Mikroskop Aufschlust
geben kann. Wie sie bei starker Vergroherung erschei-
nen, wirb aus ber Abbilbung Fig. 2741. zu ersehen sein,
wo ber bunte Pinselfloh (C. ornata) unter A von
ber Seite, unter B von oben bargestellt ist. Er mistt
hochstenS 1 Linie in ber Lange, hat ein gelblicheS, mit
Hellgrunen Zeichnungen versehenes Klappenschilb unb
ist um Genf unb ebenso in Deutschlanb unb Danemark
in stehenben Gewdssern aufgefnnben worben. Der
braune Pinselfloh (C. fusca) Fig. 2742. finbet
stch ebenfalls in ben meisten stehenben Gewdssern bes
gemdtzigten Europa unb unterscheibet fich von ber vor-
Hergehenben Art burch allerbingS geringsugige, inbessen
bestanbige Bilbungen ber zweiklappigen Schaale. Der
innere Ban ber Gattung geht aus ber Abbilbung Her-
vor, wo bie rechte Schaalenhalfte weggenommen; a. a
beutet ben limrig ber Schaale an, b bie Stelle, wo sene
Haut entspringt, welche bie zwei Schaalenhalften oben-
auf verbinbet, c bas Auge, d d bie ihrer Borsten be-
raubten Fuhler, e bie zur OrtSbewegung bienen-
ben unteren Fuhler, f baS erste, g baS zweite Futz-
paar, beffen Anhang h, ber fogenannte Schwanz, bie
innere Seite bes Schilbes reibenb von Unreinigkeiten
befreiet, i ist bie Lippe, k ber Kiefer, 1 sein Taster, m
ber innere Kiefer bes ersten unb » beS zweiten PaareS,
o finb bie Kiemen, p q Theile beS rechten EierstockeS.
— So klein auch biefe Kruster finb, fo fen tit man boch
bereitS uber 32 wohlbefchriebene Arten. Dah man bei
Unterfuchung ber stehenben Gewasser anberer Welttheile
bie zehnfache Zahl antreffen werbe, leibet wohl keinen
Zweifel.
Achte Vrdnung.
Blattsuher.
In ber Orbnung ber Blattsutzer bienen zwar bie
Frehwerkzeuge ebenso zum Kauen, wie in ben vorher-
gehenben, allein bie am Bruststucke befestigten Fuste
haben einen ganz verschiebenen Bau. An bie Stelle
ber steifen, zur OrtSbewegung bienlichen Glieber treten
Hier Hanlige, Hauptsachlich bie Athmnng vermittelnbe
Platten , an welchen man hochstens brei Theile nuter-
scheibet, unb bie als Rnber bienen, fich aber selbst bann
in unnnterbrochener Bewegung befinben, wenn bas
Thier unveranberlich an bemselben Orte verweilt. Die
bunnhautige Korperbebeckung nimmt mannigfache Ge-
stalten an unb kann sogar zur zweiklappigen Schaale
werben. Am Bruststucke unb bem meist abgesetzten Hin-
terleibe zeigen fich zahlreiche Glieber, bieser tragt ge-
wohnlich am letzten Gliebe zwei lange Anhange. Die
Mehrzahl bieser Kruster ist sehr klein unb bewohnt bas
Sutzwasser, einige aber auch bie Salzsoole.
I. Kiemeufusi. (Branchiopus.)
Gattungscharakter: Durchaus kein Rucken-
schilb. Els Paare Kiemensutze. Schwanzflosse zwei-
spaltig.
Bei ben Kiemensutzen ist ber Kops bentlich ^abgefest;
er tragt ein Paar grotzer, seitlicher, gestielter, netzformig
gegitterter Augen (Fig. 2736. A aBa a) unb oben
aus ber Stirn zwischen ben fabensormigen Fuhlern (b b)
ein einzelnes, kleines, einfaches Auge (e), vorn ein
Paar trompetenformiger, beweglicher, spiral zusammen-
gewunbener Taster (A d) unb zwei, bem Weibchen je-
boch fehleube, gebogene, zangenformige Greifwerkzeuge
(A B c c), nebst mehreren verschieben gebaueten eigent-
lichen Kiefern. Das Bruststuck besteht aus elscylinbri-
schen, weichen Ringen, von welchen jeber ein Paar Kie-
menfuste (ff) mit gewimpertem Enbgliebe tragt; ben
Hinterleib bilben (b) neun fustlose Ringe, beren letzter
bei bem Mannchen (A i) in zwei tangere, fast glatte,
borstenformige, bei bem Weibchen (Hinterleib besselben
C ii) kurzere, breitere, lang gewimperte Anhange aus-
lauft. Die mannlichen Geschlechtswerkzeuge (A g)
treten verlangert hervor, am Weibchen offuen stch bie
Eileiter in eine burch Hautfalten gebilbete Tasche (C k),
bie gemeinlich mit Eiern angesullt ist. Ganz junge Jn-
bivibuen sehen ben Spinnen ahnlich; nach ber ersten
Hdutung (D) erscheinen Bruststuck unb Hinterleib im
umgekehrten Langenverhaltniffe, unb bie vorberen Paare
ber Kiemenfutze finb auSnehmeub grog, wenn auch an-
bers gestaltet als im reisen Alter; bie brei Augen lassen
stch bann zwar leicht erkennen, allein bie seitlichen finb
noch ungestielt. Die Kiemenfutze schwimmen aus bem
Rucken unter bestanbiger Bewegung ber Futze unb leben
im Sutzwasser. Bei uns kommen zwei Arten vor, ber
Teich-Kiemenfutz (B. stagnalis) mit 4 Fuhlern
unb ber Sump f-Kiemenfutz (B. paludosus) Fig.
2736. mit 2 Fsihlern. Beibe finb nur Wenige Linien
lang unb burchscheinenb; sie bevolkern im Frsthjahre
unb Herbste bie kleinen Lachen unb Pfsitzen, zumal bie
burch Regenwaffer entstanbenen, balb austrocknenben.
— Nahe verwanbt ist bie Gattung Artemia, von Wel-
cher eine Art, bie Artemia ber Salinen(A.salina),
in ben Lachen eingebammten Seewassers, aus welchen
man burch Berbunstung in Euglanb, Portugal unb
Subfrankreich Salz gewinut, unglaublich Hdufig ist.
In jener Flutzigkeit, beren Salzgehalt jebes eigentliche
MeereSthier in kurzer Zeit tobtet, befinbet sie sich allein
wohl unb stirbt, wenn Regen bieselbe einigermaatzen
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