ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Sech st e Classe. Rankenfutze r. Einleitung. Es ist schon mehrmalS ertoahnt worben, bah in der organischen Schopfung keine Gruppe von Wesen volt- kommen isolirt dastehe, sondern nach einer oder mehre- ren Richtungen mit andern durch Zwischenglieder ver- bunden sei. Einen glhnzenben Beleg dieseS Satzes lie- fern die Rankensuher, in welchen die scheinbar unver- einbaren Bildungen der beschaalten Weichthiere und der Gliederthiere verschmelzen. Gleich jenen sind sie in eine muSkulose Haut, den sogenannten Mantel, gehullt, der Mittels einer ihm eigenthumlichen Thatigkeit Kalk nach Ausien ablagert und eine Harte Schaale Hervorbringt, Welche nur durch Gestalt von den toahren Muscheln ab- weicht. Hingegen erinnert die Bildung des LeibeS, der Frehwerkzeuge und der Glieder an die Kruster der nie- brigeren Ordnungen. Unter solchen Umstanben kann eS Vertounberung nicht erregen, bah uber den wahren Rang dieser sonderbaren Thiere die entgegengesetztesten Anfichten geherrscht haben, und dah ihre Stellung selbst letzt, too man ihren inneren Bau genau erforscht Hat, noch immer nicht ganz fest entschieden ist. Linns brachte sle zu den sogenannten vielschaaligen Weichtourmern, tiner aus sehr unahnlichen Geschopfen zusammengesetzten und daher unnaturlichen Gruppe. Cuvier schloh mit ih- nen die grohe Claffe der Weichthiere. Neuere geben ihnen ben Werth einer desonderen Clafse, toelche zwischen den Gliederthieren und Weichthieren einzureihen sein tourbe. ^ndem toir sie aus die Kruster folgen tassen, schliehen toir uns dem um ihre Untersuchung verdienten Burmeister an, ber indessen auch toeiter geht und in ihnen nur eine Gruppe ber Krustenthiere fieht. Die Rankensuher fitzen im rei- feren Atter fest an fremden Gegenstanden, tonnen diese Srandorte freitoillig nicht verlassen, sind aber darum uicht alle auf fremde Kosten sich nahrende Parasiten. Die Befestigung sindet am unteren Theile Statt und jwar in doppelter Art; enttoeder Hangt der mit mehre- ren Schaalstucken umgebcne Korper mittels eineS lan- gen, biegsamen, beweglichen, mehr oder minder zusam- menziehbaren Stieles an fremden Korpern, oder daS Dhier ist in ein geschlossenes Geh^us gehullt, toelcheS mit seiner breiten Grundflache unmittelbar festfitzt. Sehr felten fehlt die kalkige Schaale voltkommen. StetS ist sie das Erzeugnih des steischigen, den Korper einhullen- den Mantels. Bei den gestielten Rankensuhern Hat sie tine asymmetrische Gestalt, ist mehr oder minder plattge- bruckl, theils gewolbt, dreieckig und mehrentheils aus funf Stucken zusammengesetzt, toovon die zwei grohern getoolbten, paarig sich entgegenstehenden dem Border- theile, zwei kleinere und flachere, aber ebenfallS paarige dem Hintertheile entsprechen und ein unpaares, schma- les, sene verbindendes den Ruckenrand ausmacht. (Fig. 2760.) Ungestielte Rankensuher hingegen haben ein im Umfange rundlicheS oder ovales, feltener plattes, ge- meinlich kegelformiges oder halbkugeligeS GehauS, toel- cheS enttoeder mittels deS Randes oder einer besonderen bie Unterflache schtiehenden Platte festfitzt und oben mit einer Oeffnung versehen ist, die wieder durch einen IV. Band. aus zwei bis vier Schaalenstucken bestehenden Deckel (gig. 2771. b) geschlosten wird. Dieser sttzt auf dem Mantelrande fest, kann Hervortreten oder zurucktoeichen, sich schliehen oder entfalten und toechselt, se nach den Gattungen, in der Gestalt. Beiderlei Schaalen oder Gehause bieten mannichfache siuhere Berschiedenheiten dar; einige find gefurcht, andere mit symmetrischen, Her- vorspringenden Kanten oder Rippen versehen, glatt oder auch rauh und uberhaupt nicht minder vielgestaltig als die Muscheln der toahren Weichthiere. Mit diesen thei- len fie jedoch nicht die lebhafte Farbung, denn meist sind sie toeihlich, braun oder auch schtofirzlich, selten purpur- roth, niemals bunt. Manche messen toenige Linien und konnen dann, zumal too sie sehr abgeplattet erscheinen, leicht mit den Gehausen achter Weichthiere, z. B. der auf dem Scheitel durchbohrten Napsschnecken (Fissurella), vertoechselt toerden. Die grshten messen 4—5 Zoll in der Hohe, indessen find solche Dimensionen selten. Ge- meinlich stehen soivohl die gestielten als die ungestielten Rankensuher gesellig neben und toohl auch uber einan- der; der an den chilenischen Kusten gemeine Pico (Fig. 2771.) bietet Haufig denselben Anblick toie manche Zoo- phyten und unter den Muscheln gewiffe Austern, too eine oder mehrere sehr alte, bedeutend grohe, aber schon lange verstorbene Generationen durch ihre kalkigen Reste einer zahlreichen Nachkommenschast ben Boden zur An- fiedelung getoahren. Bei aller Berschiedenheit der auheren kalkigen Gehause oder Schaalenstucken bleibt der Bau des in- neren KorperS in allen Gattungen ziemlich derselbe. Ztoei Hullen umgeben denselben. Die auhere tritt nur bei den gestielten Entenmuscheln mit besonderer Deut- lichkeit hervor und erlangt eine lederartige, stellentoeis fast hornartige Festigkeit bei einer vollig schaalenlosen Gattung (Alepas), deren hauptsachliche Anatomie toir unter Fig. 2749 — 2751. und mit Wicderholung gleicher bezeichnender Buchstaben fur dieselben Theile darstellen. Sene auhere Nmkleidung (A C) macht an der Wurzel deS StieleS nicht selten eine knorpelige AuSbreitung (Fig. 2749. A'), toelche zur befferen Befestigung bient, unb fchtoillt am oberen Enbe bes StieleS (E) zu einem eiformigen, ben Korper bes Thieres bergenben Sacke (C C) an. Unter ihr liegt, burch einen Zwischenraum getrennt unb nach unten geschlossen, bie zweite, bunnere Hulle (B B), toelche, auS parallelen Fasern bestehenb, (Fig. 2751. B) bie Beugung, Streckung unb Zusammen- ziehung beS StieleS vermittelt, aber gegen bas obere Enbe einen Svalt (D — D') barbietet, burch toelchen bie Rankenfuhe hervortreten konnen. Eine britte, bunne Haut (J J) umschlieht enblich ben Korper, ber toieberum ben von ber ztoeiten Hulle Hergestellten Raum nicht vollkommen erfullt. Dah ber Korper eigentlich geglie- bert sei, erkennt man leicht an jeber von ihren Schaalen befreieten unb gehorig ausgebreiteten Entenmuschel (Fig. 2754.). Einem leben ber sechs Segmente entspricht ein Paar Rankenfuhe (Fig. 2749—2755. F). Jeber ber- selben besteht aus einem Stiele (H), toelcher ztoei Hor- nige, vielglieberige, sehr betoegliche Ranken tragt, bie um frembe GegenstSnbe sich schlingen tonnen. Slub s^nimtliche 24 Ranken aus bem Spalte Hervorgetreten, so liegen fie gekreuzt uber einauber ober betoegen fich in so mannichfacher Richtung, bah fie eine Art von Netz bilben, ztoischen toelchen, weil fie mit steifen Haaren be- setzt finb, nicht leicht ein kleineres Wasserthier einen AuS- toeg finbet. Das unterste zunhchst bem Munbe (D) lie- genbe Paar gilt manchen Anatomen als Vertreter ber bei Krustern getoshnlichen Kieferfuhe. Der Munb selbst offnet fich in einer kleinen toarzenformigen Hervor- ragung (Fig. 2753. 2754. D) unb befitzt einfache ober nur angebeutete Kiefern, eine besonbere Lippe unb brei Paar Kieferfuhe, von toelchen bie auheren ztoei Hornig unb gesagt finb, bas britte hingegen immer H^utig bleibt. In bie kurze, aber feste Speiferohre (Fig. 2755. d) er- giehen fich ztoei Speichelbrusen (d' d" d"') von be- trachtlichem Umfange an ber Stelle, too ber geraumige Magen (T) beginnt, ber, ohne in einen eigentlichen Darm uberzugehen, im After (Fig. 2753. 2755. b) en- bet. Ueber bie Einrichtung ber Blutgefahe fehlt es noch an genugenben Untersuchungen, benn selbst uber bie Lage beS HerzenS Herrschen Ztoeifel; Manche haben geglaubt, basselbe unter Gestalt eines langen, pulstrenben Rucken- gefaheS erkannt zu haben. Weniger Ztoeifel Herrschen hinfichtlich ber Kiemen. Die nicht fern vom Munbe ge- legenen, seitlichen Anhsinge burfen als solche gelten. Wahrscheinlich uben auch bie vielglieberigen Ranken, ebenso toie bei Krustern ber nieberen Orbnungen, auf bie Athmung vielen Einstuh. Bestjtigt toirb biese Bermu- thung burch bie Entbeckung ztoeier mikroskopischer, parallel neben einanber einen jeben Rankenfuh burch- laufenber Gesahe, beren eines bie Schlagaber, bas an- bere bie Blutaber zu vertreten scheint. Ueber bie m5nn- lichen FortpflanzungSorgane Herrscht viele Ungemihheit; ben fur fie angesehenen Kbrpertheilen toerben von man- chen Zoologen ganz verschiebene Verrichtungen zuge- schrieben. Getoohnlich erklart man fur befruchtenbe Werkzeuge ein Paar in ber Leibeshhhle gelegene, in be- sonbere Caniile auSmunbenbe Bl^Schen (Fig. 2756. U U), bie mit einer Berlsingerung (Fig. 2753 — 2756. U') in Berbinbung stehen, toelche ben Korper viel uberragt unb am Enbe mit feinen Haaren besetzt ist. Bekannt finb Hingegen bie toeiblichen Organe. Bei ben Enten- muscheln erfullen bie Eier unter Gestalt runber Korner (Fig. 2750.) ben hohlen Raum bes Stieles unb kommen zum Vorscheine, sobalb man bie Hullen besselben burch einen geschickten Schnitt offnet (Fig. 2752. B B). AuS biesem Behalter gelangen fie in ben Raum ztoischen ven Leib beS ThiereS unb bie ztoeite Umkleibung, too sie sich in Gestalt von ztoei Blattern anhaufen. Auf welchem Wege sie enblich Heraustreten, bleibt zu entbecken, benn neuere Zootomen, toie Thompson, stellen Hunter's Be- Hauptung in Ztoeifel, bah ein desonberer Canal (Fig. 2752. e) fie bis zum oberen Enbe bes inneren SackeS fuhre unb burch eine feine Oeffnung (e') ausstohe. In ber Bilbung bes Nervensystems n^hern sich bie Ranken- fuher ben niebrigeren Formen ber Krustenthiere. Nach vorn fchtoillt bie Nervenmarkmasse in ben gctoohnlichen, 6