ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
54 SpinnentHierc. Fweite Vrbnung. Naturforschem gepruste Ereignisse sie nicht unterstutzen. Zu jetten Unthieren gehort auch bie Malmignatte ber Korsikaner (gig. 2817.), welche als Art (L. Malmi- gnatus) zur gegenivsirtigen Gattung zu rechnen ist. Auf Corfiea und Sardinien spielt sie bie Rolle ber Tarantel bes subitalischen Festlanbes, aber bei aller Fnrcht vor ihr kennen sie nur menige Lanbleute unb erklaren fur sie balb bie eiite, balb bie anbere Spinne. Der ruhige Forscher fanit um so weniger an ihre Giftigkeit glatte ben, als noch fein Zoolog tuit ihr Versuche angestellt Hat. Allerbings schrieb noch 1833 ein junger Arzt von Ajaeeio eine Abhanblung uber bie Heilmittel ihres Bis- ses, bessen meist tobtliche Wirfungen er schilbert, ohne jeboch zu beweisen, bah solche Zufalle nicht eine beson- bere, von Auhen feinesmegs entstanbene Kranfheit be- zeichneten. Die Malmignatte halt sich tinter Steinen aus, spinnt ba menige, aber ausiiehmenb feste Faben, soll eben nicht felten, in neueren Zeiten auch auf bent Festlanbe (um Volterra) gefangen worben sein, miht 6 Linien unb ist auf schwarzem Grunbe mit 13 — 15 blutrothen, tit Ouerreihen gestellten Flecken gezeichnet. XIII. Kreuzspitine. (Epeira.) Gattungscharafter: Acht ungleiche Augen; bie vier mittelsten int Quabrat, bie seitlichen, zu jenett schief gestellt, einanber paarweis genahert unb fast zu- sammenfliehenb (Fig.2790. 2818). Unterlippe vorn ab- gerunbet, am Grunbe breit. Unterfiefer groh, furz, vorn abgerunbet, am Grunbe verschmsilert.(Fig.2787.) Erstes Fuhpaar bas langste. Von bieser burch bie Neueren beschranften Gatlung sinb weit uber 150 Arten beschrieben worben ; sie ist bie uin- fanglichste ber ganzen Orbnung, in allen Welttheilen ver- ireten unb zerfallt in zahlreiche Unterabtheilungen. Einer grohen Beruhmtheit erfreuet sich bie gewohnliche Kreuzspinne (E. diadema) Fig. 2789., benn bei ihrer meiten Verbreitung, ihrer auffsilligen Grohe unb ihrer Hsiufigfeit bient sie in Europa uberall als Musterbilb ber Spinnen u.wirb allgemein gefannt. Ausste beziehen sich bie Mythen ber Alten, benn ntogen auch gnr viele gentein- Hin ganz ubersehene Spinnen ihr an Kunsttrieb nicht nach- stebeit, so fesselt gerabe fle vor allen anberen ben gewohn- lichen Beobachter burch Grohe unb Regelmahigfeit bes fast immer senfrechten Gewebes (Fig.2820). Es scheint, bah nur bie Weibchen bergleichen versertigen. Sie sttzen int Mittelpunfte besselben, bas Bruststuck nach unten ge- richtet, besolgen inbessen nicht alle ben gleichen Plan, benn mehrere Arten legen in ber Nsihe bes Netzes eine Wohnung an, bie, aus Gespinnst bestehenb, bie Gestalt eines flachen Vogelnestes annimmt. Die europsii- schen Species leben nur einen Sommer unb legen im Spsitjahre gegen 100 Eier, bie, mit Seibe zur Kugel ubersponnen, ben Winter aushalten. Die Jungen font- men im nachsten Fruhjahre aus. Die gewohnliche Kreuzspinne finbet sich in ganz Europa unb eiitem Theile Astens, scheint ihre Gewebe gern an Orten anzu- legen, wo Lustzug Herrscht, unb verrsith Muth unb selbst Wilbheit. DaS grohere Weibchen ssillt mit Jn- grimm uber bas unvorsichtig nahenbe Mannchen Her unb frigt es auf. In Deutschlanb tommen bie Jungen im Mai aus ben Eiern. Die Farbung ist befannt, bie Grohe bisweilen so bebeutenb, bah ber Hinterleib einer grohen Haselnuh an Umfang nichts nachgiebt. XIV. Stachelspimte. (Plectane.) Gattungscharafter: Augen unb Unterlippe ber Kreuzspinnen. Unterfiefern furz, runb, am Grunbe verschmsilert. Fuhe nicht lang; baS erste Paar baS langste. Hinterleib obenher mit sehr Hartem, in Sta- cheln Verlangerten Schilbe bebecft. Diese ben Kreuzspinnen sehr nahe verwanbte Gat- tung ermecft zunachst nur Interesse burch bie Umgestal- tung bes bei echten Spinnen sonst gewohnlichen Typits ber auheren Bilbung. Die am Hinterleibe gemeinlich weiche Haut ist verwanbelt in eine sehr harte, meist sogar ber Nabel bes Sammlers wiverstehenbe Platte, melche, vermoge ihrer seitlichen Hervorragungen, nian- cherlei Gestalten annimmt, nach vorn sich verlangert ober auch seitlich in ungewohnlicher Breite sich aus- behnt. Keine Art wirb irgenb sehr groh, boch besttzen manche eine ziemlich lebhafte Farbung. Ihre Gewebe gleichen jenen ber Kreuzspinne, sinb aber nicht ganz so regelmsihig angelegt, miiibestens nicht in Anorbnung ber concentrischen Kreise. Von ben bis jetzt beschriebe- nen 80 Arten gehort nicht eine unserem Welttheile an. Die Mehrzahl bewohnt bie Tropenlanber beiber Henti- sphsiren. Die bemehrte Stachelspinne (P. ar- ntala) Fig. 2821. 2822. ist nuf Haiti heimisch, nicht gro- Her, als bie Abbilbung sie barstellt, obenher gelb unb wie polirt. XV. Thomisus. (Thomisus ) Gattungscharafter: Acht fast gleich grohe Augen auf zmei bogenformige Reihen gestellt, von welchen bie Hintere starter gefrummt ist. (Fig. 2823.) Unterlippe groh, mehr hoch als breit, abgerunbet breieckig; Oberkiefer furz, feilformig; Unterfiefer verlangert. Fuhe seitlich ausgestreckt; bie Hinteren Paare furzer als bie vorberen. Aus bent seitlichen, babei schnellen Gange bieser Spinnen erflart sich ber ihnen in syftentatischen Werfen gegebene Name ber Krabbenspinnen. Sie haben einen furzen, Herzfortnigen Leib, einwarts gefrummte vorbere Fuhpaare, bie eben baher weit furzer scheinen, als sie mirflich sinb, leben meist auf Blumen unb Strauchmerfe unb bewegen sich nur, inbessen bann mit Schnelligfeit, menn sie gestort Merbeii, gehen aber im anbern Falle langsam unb schriltweise einher. Sie spinnen vereinzelte Faben, um Jnseeten aufznhalten unb verbergen sich zwischen Blattern, bie sie burch Gespinnst verbinben, um Orte zum sicheren Sierlegen zu erhalten. Ihre Eierhulle Hat gemeinlich eine platte Gestalt unb mirb eifrig be- wacht. Der zmeigestreifte Thomisus (Th. tre- matus) Fig. 2824. bewohnt bas milbere Europa u. Norb- afrifa, miht 1 % Linie unb Hat an ben Seiten bes braun gelben Hinterleibes zwei schmale, bunfle Querstreisen. Zweite Zunft. Jagdspinnen. Augen meist von sehr ungleicher Grohe, ber Lange nach in brei bis vier Querreihen Hinter einanber gestellt, gewvhnlich zu vieren in ber Vorberreihe, bie ubrigen paarig. Keine Art bieser Zunft macht ein zum Jnsectenfange bestiinni- tes Gewebe, fonbern alle streifen Herum unb haschen bieI Bente i nt Laufe ober burch plotzlichen Sprung. Sie haben baher bickere unb fraftigere Beine als bie Web- spinnen. Die laufenben ober Wolfspinnen lansen schnell, ohne zu springen, Haben verschieben angeorbnete Angen (Fig. 2825 — 2830.) unv sinb burch vorn ver- schmalertes, obenher mit Langskiel versehenes Brust- stuck fenntlich; bie Springspinnen haben ein vorn unb Hinten gleich breiteS Bruststuck unb werfen sich burch einen Sprung anf bie Bente, ber sie langsam schleichenb nahe gefommen sinb. Uebrigens stehen ihre Angen (Fig. 2832. 2833.) mehr im Viereck als bei ben Wolsspinnen. XVI. Wolfspiline. (Lycosa.) Gattung scharafter: Augen von ungleicher Grohe, in gleicher Ebene gestellt, ein verlangertes Pa-I rallelogramm bilbenb (Fig. 2826. 2832.). Unterlippe viereckig, am Vorberranbe ansgebuchtet; Unterfiefer ge- rab, in ber Mitte verbreitert. Fuhe lang, starf, bas vierte Fuhpaar bas langste. Unter bem beruchtigten Nanten ber Tarantel sinb I mehrere subeuropsiische Wolfspinnen verwechselt worben. Alle stehen im Rnfe groher Giftigfeit, zumal aber bie nur um Tarent in Unteritalien gerneine, sonst sehr sel- tene apulische Tarantel (L. tarentula apulica) Fig. 2831., uber tvelche eine Menge Abhanblungen ge= schrieben worben stub. Zuerst erwahnt sie Ferrante Jm- Perato in einem 1599 zu Neapel erschienenen Werfe; er sagt, bah gebiffene, aber mit bem Leben entfommene Personen jebes Jahr im Sommer van Neuem erfran- fen, unb bah nur burch Tanz bis zur Erschsipsung unb sehr heftiges Schwitzen bas Ilebel vollig zu heilen sei. Spatere Schriftsteller haben biese Angabe vielfach aus- geschmuckt, bie Gebissenen in einen lustigen Wahnsinn und Veitstanz verfallen lassen unb bie Musif bes Ta- rantvla-Tanzes mitgetheilt, burch bessen Tone bie Kranfen zur rasenben Bewegung gebracht wurben. Die Heilung solle jeboch nicht immer erfolgen unb manche Person an 30 Jahre lang immer in jenen Zustanb zuruckgefallen sein. Schon im 17. Jahrhunberte lehnten sich ausge- klarte italienische Aerzie auf gegen jene Sagen unb er- flarten ben fogenannren Tarentismus fur eine Nerven- franfheit, bie feineswegs aus Spinnenbissen entstehe unb besonbers bei Frauen, nicht bei rustigen, im Freien arbeitenben Manneru vorfomme. Nicht allein Herrscht gegenwartig biese Anflcht sehr allgemein, sonbern es geht aus ben vielfachen Erfahrungen vorurtheilssreier Reisenben hervor, bah bie grohen Wolsspinnen Sub- europa's, von Apulien, Griechenland, ber Turkei unb ben Gestaben bes Ponius, sowie ben subrusstschen Step- pen wohl so tief beihen tonnen, bah ein Blutstropfen ausfliehe, unb bah biese Verwunbung sehr schmerze, allein bah sie nicht tobtlich sei unb nicht einmal bedenk- liche Folgen nach sich ziehe. Die Wolsspinnen trugen ben fugetigen, gut ubersponnenen Eiersack mit sich Her- um unb lassen ihn nicht ohne Wiberstanb fahren. Viele kleinere Arten tommen auch in Deutschlanb vor. Die apulische Tarantel miht gegen 14 Linien; ber Hinterleib ist obenher rehsarben unb mit funf bis sechs schwarzen, rothlichmeih eingefahten breieckigen, mit ber Spitze nach vorn gerichteten Binben gezeichnet; an ber Unterfeite verlauft eine einzige schwarze Querbinbe. Die etwas kleinere subfranzosisch e Tarantel (L. tarentula narbonensis) Fig. 2830. Hat auf bem Hinterleibe oben schwarze Ouerbinben, unten eine gleichformige schwarze Farbung. XVII. Hupsspinne. (Salticus.) Gattungscharafter: Acht Augen, bie vorberen vier in gebogener Querreihe, bie zwei mittferen viel groher, bie Hinteren vier auf zwei Reihen, weit von ein- anber entfernt, alle ein nach Hinten offenes Viereck bil- benb (Fig. 2833.). Unterlippe verlangert, eiformig, vorn stumpf ober abgestutzt; Unterfiefer mehr hoch als breit. Fuhe in gegenseitiger Lange nach ben Arten veranberlich. Von bieser sehr zahlreichen Gattung besttzt Dentsch- lanb ziemlich viele Arten, bie mehrentheils sehr flein sinb, an Baunien, Wanben unb sonnigen Felswanben sich aushalten unb schnell springen. Die ameisen- artige Hupsspinne (8. formicarius) Fig. 2834. a Msinnchen, b Weibchen veibankt ih ren Nanten ber verlan- gerten, sast brehrunben Gestalt bes glatten Leibes unb ben langen Fuheii ; sie ist rostroth, am Vorbertheile bes Brust- stuckes schwarz, ausbem Hinterleibe mit mehreren schwar- zen Querbinben unb zwei weihen Punften gezeichnet unb lebt aufPflanzen, aii Mauern unb Felsen. Sie unb ihre Verwanbten beschleichen ihre Bente nach Art ber Tiger unb anberer Katzen, sturzen sich auf sie burch plotzlichen Sprung unb verfehlen sie fast niemals. Iweite Ordnung. Luftrohrenarachniden. Den Luftrohrenarachniben fehlen bie Lungensacke; sie besitzen statt berselben sistige Luftgefsihe, bie von zwei Luftlochern ausgehen, unb zerfallen in mehrere Fami- lien, je nachbem ber Hinterleib vorhanben ober ver- tummert, glatt ober gegliebert ist unb bas Bruststuck Ringe erfennen lsiht. Menige erreichen eine erhebliche Grohe; sehr viele sinb mikroskopisch; Pflanzensaft neh- men einige zu sich, bie Mehrzahl aber lebt von thieri- schen Stoffen, zum Theil als Parasiten.