Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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SpinnentHierc.
Fweite Vrbnung.
Naturforschem gepruste Ereignisse sie nicht unterstutzen.
Zu jetten Unthieren gehort auch bie Malmignatte
ber Korsikaner (gig. 2817.), welche als Art (L. Malmi-
gnatus) zur gegenivsirtigen Gattung zu rechnen ist. Auf
Corfiea und Sardinien spielt sie bie Rolle ber Tarantel
bes subitalischen Festlanbes, aber bei aller Fnrcht vor
ihr kennen sie nur menige Lanbleute unb erklaren fur sie
balb bie eiite, balb bie anbere Spinne. Der ruhige
Forscher fanit um so weniger an ihre Giftigkeit glatte
ben, als noch fein Zoolog tuit ihr Versuche angestellt
Hat. Allerbings schrieb noch 1833 ein junger Arzt von
Ajaeeio eine Abhanblung uber bie Heilmittel ihres Bis-
ses, bessen meist tobtliche Wirfungen er schilbert, ohne
jeboch zu beweisen, bah solche Zufalle nicht eine beson-
bere, von Auhen feinesmegs entstanbene Kranfheit be-
zeichneten. Die Malmignatte halt sich tinter Steinen
aus, spinnt ba menige, aber ausiiehmenb feste Faben,
soll eben nicht felten, in neueren Zeiten auch auf bent
Festlanbe (um Volterra) gefangen worben sein, miht
6 Linien unb ist auf schwarzem Grunbe mit 13 — 15
blutrothen, tit Ouerreihen gestellten Flecken gezeichnet.
XIII. Kreuzspitine. (Epeira.)
Gattungscharafter: Acht ungleiche Augen;
bie vier mittelsten int Quabrat, bie seitlichen, zu jenett
schief gestellt, einanber paarweis genahert unb fast zu-
sammenfliehenb (Fig.2790. 2818). Unterlippe vorn ab-
gerunbet, am Grunbe breit. Unterfiefer groh, furz, vorn
abgerunbet, am Grunbe verschmsilert.(Fig.2787.) Erstes
Fuhpaar bas langste.
Von bieser burch bie Neueren beschranften Gatlung
sinb weit uber 150 Arten beschrieben worben ; sie ist bie uin-
fanglichste ber ganzen Orbnung, in allen Welttheilen ver-
ireten unb zerfallt in zahlreiche Unterabtheilungen. Einer
grohen Beruhmtheit erfreuet sich bie gewohnliche
Kreuzspinne (E. diadema) Fig. 2789., benn bei ihrer
meiten Verbreitung, ihrer auffsilligen Grohe unb ihrer
Hsiufigfeit bient sie in Europa uberall als Musterbilb ber
Spinnen u.wirb allgemein gefannt. Ausste beziehen sich
bie Mythen ber Alten, benn ntogen auch gnr viele gentein-
Hin ganz ubersehene Spinnen ihr an Kunsttrieb nicht nach-
stebeit, so fesselt gerabe fle vor allen anberen ben gewohn-
lichen Beobachter burch Grohe unb Regelmahigfeit bes
fast immer senfrechten Gewebes (Fig.2820). Es scheint,
bah nur bie Weibchen bergleichen versertigen. Sie sttzen
int Mittelpunfte besselben, bas Bruststuck nach unten ge-
richtet, besolgen inbessen nicht alle ben gleichen Plan,
benn mehrere Arten legen in ber Nsihe bes Netzes eine
Wohnung an, bie, aus Gespinnst bestehenb, bie Gestalt
eines flachen Vogelnestes annimmt. Die europsii-
schen Species leben nur einen Sommer unb legen im
Spsitjahre gegen 100 Eier, bie, mit Seibe zur Kugel
ubersponnen, ben Winter aushalten. Die Jungen font-
men im nachsten Fruhjahre aus. Die gewohnliche
Kreuzspinne finbet sich in ganz Europa unb eiitem
Theile Astens, scheint ihre Gewebe gern an Orten anzu-
legen, wo Lustzug Herrscht, unb verrsith Muth unb
selbst Wilbheit. DaS grohere Weibchen ssillt mit Jn-
grimm uber bas unvorsichtig nahenbe Mannchen Her
unb frigt es auf. In Deutschlanb tommen bie Jungen
im Mai aus ben Eiern. Die Farbung ist befannt, bie
Grohe bisweilen so bebeutenb, bah ber Hinterleib einer
grohen Haselnuh an Umfang nichts nachgiebt.
XIV. Stachelspimte. (Plectane.)
Gattungscharafter: Augen unb Unterlippe
ber Kreuzspinnen. Unterfiefern furz, runb, am Grunbe
verschmsilert. Fuhe nicht lang; baS erste Paar baS
langste. Hinterleib obenher mit sehr Hartem, in Sta-
cheln Verlangerten Schilbe bebecft.
Diese ben Kreuzspinnen sehr nahe verwanbte Gat-
tung ermecft zunachst nur Interesse burch bie Umgestal-
tung bes bei echten Spinnen sonst gewohnlichen Typits
ber auheren Bilbung. Die am Hinterleibe gemeinlich
weiche Haut ist verwanbelt in eine sehr harte, meist
sogar ber Nabel bes Sammlers wiverstehenbe Platte,
melche, vermoge ihrer seitlichen Hervorragungen, nian-
cherlei Gestalten annimmt, nach vorn sich verlangert
ober auch seitlich in ungewohnlicher Breite sich aus-
behnt. Keine Art wirb irgenb sehr groh, boch besttzen
manche eine ziemlich lebhafte Farbung. Ihre Gewebe
gleichen jenen ber Kreuzspinne, sinb aber nicht ganz so
regelmsihig angelegt, miiibestens nicht in Anorbnung
ber concentrischen Kreise. Von ben bis jetzt beschriebe-
nen 80 Arten gehort nicht eine unserem Welttheile an.
Die Mehrzahl bewohnt bie Tropenlanber beiber Henti-
sphsiren. Die bemehrte Stachelspinne (P. ar-
ntala) Fig. 2821. 2822. ist nuf Haiti heimisch, nicht gro-
Her, als bie Abbilbung sie barstellt, obenher gelb unb
wie polirt.
XV. Thomisus. (Thomisus )
Gattungscharafter: Acht fast gleich grohe Augen
auf zmei bogenformige Reihen gestellt, von welchen bie
Hintere starter gefrummt ist. (Fig. 2823.) Unterlippe groh,
mehr hoch als breit, abgerunbet breieckig; Oberkiefer
furz, feilformig; Unterfiefer verlangert. Fuhe seitlich
ausgestreckt; bie Hinteren Paare furzer als bie vorberen.
Aus bent seitlichen, babei schnellen Gange bieser
Spinnen erflart sich ber ihnen in syftentatischen Werfen
gegebene Name ber Krabbenspinnen. Sie haben einen
furzen, Herzfortnigen Leib, einwarts gefrummte vorbere
Fuhpaare, bie eben baher weit furzer scheinen, als sie
mirflich sinb, leben meist auf Blumen unb Strauchmerfe
unb bewegen sich nur, inbessen bann mit Schnelligfeit,
menn sie gestort Merbeii, gehen aber im anbern Falle
langsam unb schriltweise einher. Sie spinnen vereinzelte
Faben, um Jnseeten aufznhalten unb verbergen sich
zwischen Blattern, bie sie burch Gespinnst verbinben, um
Orte zum sicheren Sierlegen zu erhalten. Ihre Eierhulle
Hat gemeinlich eine platte Gestalt unb mirb eifrig be-
wacht. Der zmeigestreifte Thomisus (Th. tre-
matus) Fig. 2824. bewohnt bas milbere Europa u. Norb-
afrifa, miht 1 % Linie unb Hat an ben Seiten bes braun
gelben Hinterleibes zwei schmale, bunfle Querstreisen.
Zweite Zunft. Jagdspinnen. Augen
meist von sehr ungleicher Grohe, ber Lange nach in brei
bis vier Querreihen Hinter einanber gestellt, gewvhnlich
zu vieren in ber Vorberreihe, bie ubrigen paarig. Keine
Art bieser Zunft macht ein zum Jnsectenfange bestiinni-
tes Gewebe, fonbern alle streifen Herum unb haschen bieI
Bente i nt Laufe ober burch plotzlichen Sprung. Sie
haben baher bickere unb fraftigere Beine als bie Web-
spinnen. Die laufenben ober Wolfspinnen lansen
schnell, ohne zu springen, Haben verschieben angeorbnete
Angen (Fig. 2825 — 2830.) unv sinb burch vorn ver-
schmalertes, obenher mit Langskiel versehenes Brust-
stuck fenntlich; bie Springspinnen haben ein vorn
unb Hinten gleich breiteS Bruststuck unb werfen sich
burch einen Sprung anf bie Bente, ber sie langsam
schleichenb nahe gefommen sinb. Uebrigens stehen ihre
Angen (Fig. 2832. 2833.) mehr im Viereck als bei ben
Wolsspinnen.
XVI. Wolfspiline. (Lycosa.)
Gattung scharafter: Augen von ungleicher
Grohe, in gleicher Ebene gestellt, ein verlangertes Pa-I
rallelogramm bilbenb (Fig. 2826. 2832.). Unterlippe
viereckig, am Vorberranbe ansgebuchtet; Unterfiefer ge-
rab, in ber Mitte verbreitert. Fuhe lang, starf, bas
vierte Fuhpaar bas langste.
Unter bem beruchtigten Nanten ber Tarantel sinb I
mehrere subeuropsiische Wolfspinnen verwechselt worben.
Alle stehen im Rnfe groher Giftigfeit, zumal aber bie
nur um Tarent in Unteritalien gerneine, sonst sehr sel-
tene apulische Tarantel (L. tarentula apulica)
Fig. 2831., uber tvelche eine Menge Abhanblungen ge=
schrieben worben stub. Zuerst erwahnt sie Ferrante Jm-
Perato in einem 1599 zu Neapel erschienenen Werfe; er
sagt, bah gebiffene, aber mit bem Leben entfommene
Personen jebes Jahr im Sommer van Neuem erfran-
fen, unb bah nur burch Tanz bis zur Erschsipsung unb
sehr heftiges Schwitzen bas Ilebel vollig zu heilen sei.
Spatere Schriftsteller haben biese Angabe vielfach aus-
geschmuckt, bie Gebissenen in einen lustigen Wahnsinn
und Veitstanz verfallen lassen unb bie Musif bes Ta-
rantvla-Tanzes mitgetheilt, burch bessen Tone bie Kranfen
zur rasenben Bewegung gebracht wurben. Die Heilung
solle jeboch nicht immer erfolgen unb manche Person an
30 Jahre lang immer in jenen Zustanb zuruckgefallen
sein. Schon im 17. Jahrhunberte lehnten sich ausge-
klarte italienische Aerzie auf gegen jene Sagen unb er-
flarten ben fogenannren Tarentismus fur eine Nerven-
franfheit, bie feineswegs aus Spinnenbissen entstehe
unb besonbers bei Frauen, nicht bei rustigen, im Freien
arbeitenben Manneru vorfomme. Nicht allein Herrscht
gegenwartig biese Anflcht sehr allgemein, sonbern es
geht aus ben vielfachen Erfahrungen vorurtheilssreier
Reisenben hervor, bah bie grohen Wolsspinnen Sub-
europa's, von Apulien, Griechenland, ber Turkei unb
ben Gestaben bes Ponius, sowie ben subrusstschen Step-
pen wohl so tief beihen tonnen, bah ein Blutstropfen
ausfliehe, unb bah biese Verwunbung sehr schmerze,
allein bah sie nicht tobtlich sei unb nicht einmal bedenk-
liche Folgen nach sich ziehe. Die Wolsspinnen trugen
ben fugetigen, gut ubersponnenen Eiersack mit sich Her-
um unb lassen ihn nicht ohne Wiberstanb fahren. Viele
kleinere Arten tommen auch in Deutschlanb vor. Die
apulische Tarantel miht gegen 14 Linien; ber Hinterleib
ist obenher rehsarben unb mit funf bis sechs schwarzen,
rothlichmeih eingefahten breieckigen, mit ber Spitze nach
vorn gerichteten Binben gezeichnet; an ber Unterfeite
verlauft eine einzige schwarze Querbinbe. Die etwas
kleinere subfranzosisch e Tarantel (L. tarentula
narbonensis) Fig. 2830. Hat auf bem Hinterleibe oben
schwarze Ouerbinben, unten eine gleichformige schwarze
Farbung.
XVII. Hupsspinne. (Salticus.)
Gattungscharafter: Acht Augen, bie vorberen
vier in gebogener Querreihe, bie zwei mittferen viel
groher, bie Hinteren vier auf zwei Reihen, weit von ein-
anber entfernt, alle ein nach Hinten offenes Viereck bil-
benb (Fig. 2833.). Unterlippe verlangert, eiformig, vorn
stumpf ober abgestutzt; Unterfiefer mehr hoch als breit.
Fuhe in gegenseitiger Lange nach ben Arten veranberlich.
Von bieser sehr zahlreichen Gattung besttzt Dentsch-
lanb ziemlich viele Arten, bie mehrentheils sehr flein
sinb, an Baunien, Wanben unb sonnigen Felswanben
sich aushalten unb schnell springen. Die ameisen-
artige Hupsspinne (8. formicarius) Fig. 2834. a
Msinnchen, b Weibchen veibankt ih ren Nanten ber verlan-
gerten, sast brehrunben Gestalt bes glatten Leibes unb ben
langen Fuheii ; sie ist rostroth, am Vorbertheile bes Brust-
stuckes schwarz, ausbem Hinterleibe mit mehreren schwar-
zen Querbinben unb zwei weihen Punften gezeichnet unb
lebt aufPflanzen, aii Mauern unb Felsen. Sie unb ihre
Verwanbten beschleichen ihre Bente nach Art ber Tiger
unb anberer Katzen, sturzen sich auf sie burch plotzlichen
Sprung unb verfehlen sie fast niemals.
Iweite Ordnung.
Luftrohrenarachniden.
Den Luftrohrenarachniben fehlen bie Lungensacke; sie
besitzen statt berselben sistige Luftgefsihe, bie von zwei
Luftlochern ausgehen, unb zerfallen in mehrere Fami-
lien, je nachbem ber Hinterleib vorhanben ober ver-
tummert, glatt ober gegliebert ist unb bas Bruststuck
Ringe erfennen lsiht. Menige erreichen eine erhebliche
Grohe; sehr viele sinb mikroskopisch; Pflanzensaft neh-
men einige zu sich, bie Mehrzahl aber lebt von thieri-
schen Stoffen, zum Theil als Parasiten.