ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Auftrohrenarachniden. Spinnenthier e. 55 Erste Familie. Afterscorpione Korper eiformig oder langlich. Bruststuck und Hin- terleib gegliebert; erster Brustring sehr groh. I. Buchcrscorpion. (Chelifer.) Gattungscharakter: Korper vielglieberig, ohne Schwanz und Siachel. Frefiwerkzeuge der Scorpione; Kiefertaster scheerenformig. Erster Brustring durch eine Querfurche getheilt. Zwei Augen. Alle Fustpaare mit eingliederigen Tarsen und Klauen versehen. Die Bucherscorpione verbinden mit der auheren Aehnlichkeit keineswegs die Gefåhrlichkeit der eigentli- chen Scorpione. Von den bekannten 20 Arten niiht keine ntehr als einige Linien. Sie flnd lichtscheu, lang- sant, lansen ruckwarts und feitwarts, leben in Winkeln, tinter Bauntrinben, im Moose u. s. w. und nahren sich von sehr kleinen Glieberthieren, namentlich Milben. Der gemeine Bucherscorpion (Ch. caneroides) Fig. 2835. findet sich in unseren Hausern zumal gern tinter dem Ruckeneinbande alter, feuchter Bficher, in Herbarien und Jnsectensainmlungen , thut aber diesen keinett Schaden, sondern vernichtet vielmehr die ihnen feindlichen Milben und die Staub- oder Holzlause (Psoctis). Er initzt IVs Linie, ist obenher braun, an den Seiten des Leibes sageforntig eingeschnitten. II. Solpuga. (Solpuga.) Gattungscharakter: Korper aus deutlich ge- schiedenem Kopfe, Brust und Hinterleibe bestehend. Scheerenkiefern stark; Taster suhahnlich. Erstes Fuh- Paar klauenlos. Die Solpugen bewohnen die Heifien Gegendcn von Asien, Afrika und Amerika; das sublichste Europa be- sitzt eine einzige. Es find gegen 15 Arten bekannt, die alle fur giftig gelten, sehr gefrahig sein und nur deS Nachts aus Jnsectcnfang ausgehen sollen. Von einer sehr grohen bengalischen Art (S. fatalis) verfichert ein guter Beobachter, dafi fie in der Gefangenschaft eine ohne Schwanz 3 Zoil messende Eidechse getodtet und bald vollig aufgefressen habe. Alle Arten find uberaus Heftig und muthig und verfolgen den Beleidiger, indessen scheint ihre Furchtbarkeit dvch sehr ubertrieben worden zu sein. Die schwarze Solpuga (S. melania) Fig. 2836. bewohnt Aegypten. Zweite Familie. Ass e1spinnen. Korper, wegen Verkuinmerung des Hinterleibes, aus einetii viergliederigen Bruststucke bestehend. Mttnd- ossnung mit Scheerenkiesern mit oder ohne Taster. Vier Paar tangere oder auch kurze Futze; am Weibchen zwei, dem ersten Brustringe angefugte sadenformige, die Eier tragende Afterfuhe. Atigen attf dem Vorderrande des Bruststuckes. ni. Nusselspinne. (Pycnogonum.) Gattungscharakter dem Charakter der Familie gleich, jedoch: Keine Taster. Fufie wenig langer als der Korper. Ueber die wahre Stellung dieser sonderbaren Thiere im Systeme herrschen widersprechende Ansichten, benn sie haben ebensoviel Verwandtschaft mit den Kehlfuhern tinter den Krustenthieren als mit den Arachniden dieser Orbnung. Die Ungewifiheit wurde mit einent Male ein Ende nehmen, entdeckte man die Beschasfenheit ihrer Athmungsorgane; meder Lungensacke noch Luftrhhren uoch Kiemen sind an ihnen bisher aufgefundeti morden. Manche nieinen ihnen einett Platz ttebeit den niedrigsten Schmarotzerkrebsen anweisen zu mussen, in der Vor- aiissctzitng, dafi sie mie jene ohne localifirte Athimings- werkzeuge seien, deren Mangel durch die ganze Ober- flache vertreten Wttrden. Dafi einige Arten parasitisch aus Walen leben und folglich mit der atmospharischen Luft fa tint in longere Beruhrung kommen, scheint fur bie Richtigkeit jener Anficht zu zeugeit. Die einfache Hakenklaue der Fufie (Fig. 2837. a) gestattet ihnen, sich fest anznklammern. Die in starker Vergrhherung abge- bildete Nfer-Asselspinne (P. littorale) lebt unter Steinen und zwischen dem Seegrast europaischer Mee- resufer. Dritte Familie. Afterspinncn. Rumpf eiformig oder rundlich; Brust von dem un= deutlich gegliederten Hinterleibe nur durch eine schmache Fttrche geschiedcn. Oberkiefer scheerenformig; Taster fadenformig, funfgliederig (Fig. 2838.) ; zwei Augen auf der Mitte des Bruststuckes. Acht sehr lange, duiine Fufie. IV. Aftcrspinnc. (Phalangium.) Gattungscharakter: Taster stachellos, ihr Enb- glied langer als das vorletzte mit kleiner Klaue. Acht sehr genahert stehende Haarformig dstnne Fufie. In der LebenSart haben die Afterspinnen einige Aehn- lichkeit mit den Springspinnen, nur sind fie ntehr Nacht- thiere, denn am Tage sitzen sie ruhig mit regelmafiig und iveit ausgespreizten Beinen an Wanben und Felstit, lattfen aber im Dunkeln schnell Herum und sturzen sich springend auf ihre Beute. Bekannt sind sie besonberS wegen der langdauernden Reizbarkeit der abgeriffenen und zuckenden Beine. Sie werdcn Hin und wieder nit- ter dem Namen von Kankern gefurchtet oder doch mit Ekel betrachtet, gehoren aber zu den unschadlichsten Gliederthieren. Die gemeine Afterspinne (Ph. opilio) Fig. 2839. ist Hellbraunlich, auf der Oberseite deS BaucheS mit rautenformiger fchwarzer Zeichnung ver- sehen und um die erhohten Augen mit Dornen bewehrt. Vierte Familie. Milben. Hinterleib unb Bruststuck verschmolzen, felten tin- beutlich abgesetzt und ohne Querfurchen. Frefiwerkzeuge je ttach bem zugewieseneu Nahrungsstoffe zum Nagen ober Sangen eingerichtet, boch mehrentheils mit betit- lichen Tastern versehen. 3m reisen Alter vier, seltener brei Fnhpaare. Statur immer klein, oft mikroskopisch. Weber Gestalt noch Sitten ber Milben lassen im Allgemeinen sich beschreiben, benn die letzteren Hangen von ber ersteren ab, bie int auffallenbsten Grabe wech- selt. In ber Reihe ber Glieberthiere itehmen bie Milben eine sehr niebrige Stufe ein, benn von Sinnesorganen bieten fie mit Ausnahme ber (bisweilen auch fehlenben) Augen keine Spur. Die im Wasser lebenben Haben weiche, bie nicht vom Lanbe weichenben Hartere Be- beckungen, an melchen man aber titeist umsonst Korper- ringe aufzufinben strebt. Ansangs haben alle ttttr brei Fnhpaare; bie nteisten erhalten nach ber ersten Hantung ein viertes. Sowohl Frefi- als Bewegnngswerkzeuge anbern in ber Gestalt unb Grofie so ab, bah einige For- scher, welche bieser Familie besonbere Ausmerksamkeit zugewenbet, fur jene Formen nette Kunstausbrucke aus- stellten. Jnbeffeit haben bie Frefiwerkzeuge baS Eigen- thumliche, niemals ganz frei, sonbern auch bann am Grunde etwas verwachsen unb burch eine fcheibenformige Lippe eingeschloffen zu sein, wo fie zum Nagen be- stimmt find. Milben nahren fich saugend durch Anboh- bohren von Pstanzen, z. B. die den Gartnern sehr ver- hafite sogenannte Spiunlaus (Gammasus telarius), bie in zu sehr geschlossen gehaltenen Gewachshaufern fich einnistet, im Freiett bie Unterfeite ber Blatter von Ul- men, Linben, Rosen mit kaum fichtbaren Faben tiber- spinnt, fie zum Zusammenschrumpfen bringt unb Hier- burch kleine Strauche tobtet. ■ Anbere leben als lastige, saugenbe Schmarotzer auf Vogeln unb Saugethieren, felten auch auf Schlangen unb Schilbkrhten, haufig auf Jusecten, zumal solchen, bie auf Ercrementen ihre Nah- ritng fttchen, Mie Maikafer unb Schmeififliegen. Viele mikrofkopifche Arten sinb in kranken thierischen Kor- pern entbeckt worben unb wohnen in gefchlosseneit Pu- steln besselben mie bie Kratztmlben ober auch im Etter von Abscessen. Durch Nagen unb Zerfressen erhalten bie mit Scheerenkiefern verfehenen ihre Nahrung, thun Hierbtirch aber auch Schaben, zumal menn fie lange Zett ungestort in Vorrathshaufern ihr Weseii treiben kon- nen. Solche sinb bie Mehlmilbe, Kafentilbe unb anbere, Melche trockene Fruchte, uberhaupt trockene Nahrungs- ntiiiel angreifen unb sogar uber Buchereinbanbe, bes KleisterS wegen, fich hermachen. Man trifft anbere nur im Freten unter Steinen unb Moos, wohl auch unter morschen Bauntrinben ober im Masser (Hydrachna), tv o sie Mafferthiere parasitisch aussaugen. Sie pstanzen fich theils burch Eier sort, theils gebaren sie enthullte Junge, erfahren keine eigentliche Verwanblung, erhal- ten aber burch eine ober zwei Hautungen eine etmaS veranberte Gestalt. Verbreitet sinb fie uber bie ganze Erbe unb jebensalls sehr zahlreich; veriuuthlich kennt man nicht ben Hunbertsten Theil ber wirklich vorhanbe- nen Arten. Durch Mannichfaltigkeit ber Organisation Haben sie, trotz ihrer Kleinheit, bie Ausmerksamkeit meh- rerer Forscher auf fich gezogen unb finb in Gruppen unb viele Gattungen zertheilt worben, je nachbem fie acht ober sechs Lauffuhe ober gewimperte Schwimmfufie, Kiefern ober Saugruffel, Attgen ober keine Haben. V. Trombibinm. (Trombidium.) Gattungscharakter: Acht Lauffufie. Kurze, kauitt stchtliche Klauenkiefer, ihr vorletztes Glieb mit Haken bewaffnet. Taster lang, vorstehenb, mit beweg- lichem Anhange unter ber Spitze. Zwei gestielte, auf bem abgefetzten Vorbertheile bes Korpers angebrachte Augen. Wahrenb bes Fruhlings ist in miseren Gårten baS seibenhaarige Trontbibium (T. holosericeum) Fig. 2840. sehr gentein. Es bewegt fich langsam unb macht fich burch seine reine Karminsarbe bemerklich, ob- gleich es eben nur 1 % Linie lang ist. Verwanbte, Weit grohere Arten Jnbiens liefern sur technische Zwecke eine schone rothe Farbe. ' VI. Gammasus. (Gammasus. ) Gattungscharakter: Acht Lauffufie. Hinterleib mit schuppigem Schilbe bebeckt. Munbtheile am Vorber- ranbe bes Korpers. Kurze Scheerenkiefer mit gezahnten Fingern; fabenformige Taster ohne Anhang , Lippe brei- spaltig. Keine Augen. Von bieser Gattung leben einige Arten parafitisch auf Thieren, anbere auf Pstanzen. Zu jenen gehort bie gemeine Huhnermilbe (G. gallinae) Fig. 2841., bie zu jeder Jahreszeit in Huhnerstallen, aber auch in Vogelkafigen, im Sommer zumal in ben Nestern ber Schwalben angetroffen Mirb, am Tage fich verbirgt, aber beS Nachts Hervorkommt unb blutfaugenb bie Vogel qualt. Bekannilich schlagt man alS Schutzmittel fur Stubenvogel vor, anstatt Holzerner Springstabe gespal- tene Rohrstucken in ben Khfigen anzubringen. In biefe sollen bie Milben am Tage sich verkriechen unb ba- her leicht auszurotten sein. Die sehr vergrotzert abge- bilbete Art ist dunkel weinroth, hat vorn einett Hellen dreieckigen Fleck, dahinter zwei Punkte unb auf bem Hinterleibe zwei weifie 6ogenf6rntige Flecken. — Die Kaferntilbe (G. coleopterorum), welche auf mehre- ren Jnfecten fich aufhalt, an Mistkafern bisweilen zu 50 — 80 Stuck, unb zwar an Theilen bes Leibes, fest- fltzt, welche ber Kafer weber mit ben Frehwerkzeugen noch ben Fuhenben erreichen erreichen kann, gehort eben- falls hierher. Eine sehr kleine Milbe, bie, wunberbar genug, an anberen Milben fchmarotzernb festhångt (Aca- rus acarorum) steht als Gattung nicht fern. Anbere, zum Theil wiberwartig auSsehenbe leben auf Fleber- mattsen. VII. Milbe. (Acarus.) Gattungscharakter: Acht Lauffufie. Korper weich, ohne krustige Bebeckungen, eiformig, mit verstreue- ten Borsten besetzt. Munbtheile in einen schief abwartS gerichteten Schnabel zusantntengelegi. Keine Augen.