ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
56 Spinnenthiere. Kweite tørtnung. Fuftrohrenspinnen. Besonders diese Gattung fugt unS im HauSlichen Schaden zu; zu ihr gehort die Mehlmilbe, welche in trockenem Mehle lebt, die Rosinenmilbe und Feigen- milbe, deren Wohnort ihre Namen andeuten, sowie die Kasemilbe (A. domesticus) Fig. 2842., welche weih- lich ist, auf dem Rficken zwei dunkle, hinter einander gestellte Flecken, am Kopfende zwei nach vorn gerichtete Borsten und braunliche Futze hat; fie vermag trockenen Kase nach und nach in seines Pulver zu verwandeln. Sammlern ist eine verwandte Art (A. destructor) wegen deS SchadenS sehr verhaht, den fie heimlich den Jnsecten zufugt; gegen fie schutzt selbst Kampfer und Ter- penthin nicht immer. Besondere Arten sind auherdem im aufgetrockneten Rande unreinlicher Milchgefahe und so- gar in den AuSwurfstosfen von Ruhrkranken entdeckt worden. Auf Thieren leben viele parafitisch. Bon den nur im kranken Korper vorkommenden ist jedenfalls die Kratzmilb e (A. scabiei) Fig. 2843. die berfihmteste. Im Ganzen zwar der Kasemilbe ahnlich, unterscheidet fie sich wesentlich durch vier am Hinterleibe stehende Borsten. Dah fie eine bekannte Hautkrankheit Hervor- bringe oder doch begleite und auf andere Personen fiber- tragen konne, wissen die niederen Volksklaffen Sud- europa's seit unvordenklichen Zeiten, und dieselbe An- ficht lehrt in einem noch vorhandenen Werke ein arabi- scher Arzt deS 12. Jahrhunderts, Abdel Malek ben Zo- Har, oder Ebenzoar, wie er gemeinlich geheihen wird. Englische, franzostsche und deutsche Naturforscher und Aerzte deS 16., 17. und 18. Jahrhunderts gedenken jener Milbe als unzweifelhaft vorhanden. Sie gerieth spater in Vergessenheit und ward um 1829 gewissermaahen Gegenstand eincs Streites. Viele von Neuem aufmerk- sam gewordene und mit besten Jnstrumenten versehene Forscher haben seitdem die Pusteln jenes Ausschlages nicht allein bei Menschen, sondern auch bei vielen Thie- ren untersucht und nachgewiesen, dah nicht nur die mei- sten der letzteren von specifisch verschiedenen Kratzmilben heimgesucht sind, sondern dah auf dem Menschen eine zweite, die Eitermilbe (Sarcoptes exulcerans) vor- komme, welche sich in die Furchen der Oberhaut ein- grå6t, Haarseine Kanfile unter ihr auShohlt, Hierdurch eine Pustel hervorbringt, in welcher ein scharfes Auge fie ohne Mikroskop wahrnimmt und in den abtrock- nenden EiterblaSchen ihre Eier hinterlaht. Uebrigens findet fie fich nicht in feder Pustel und kann daher nicht als alleinige und Hervorbringende Ursache der Haut- krankheit angesehen werden und mag vielmehr biswei- len nur begleitende Erscheinung derselben sein. Dah aber durch ihre absichtliche Uebertragung auf Gesunde der Ausschlag erzeugt werde, haben Versuche bewiesen. Zu den Hautmilben deS Menschen gehort auch die in den letzten Jahren, in den sogenannten Mitefsern, dem talgartigen Jnhalte der um die Nase gelegenen Haut- balge, entdeckte Balgmilbe (Acarus folliculorum, Fig. 2844. A. von oben, B. von unten gesehen). Sie hat einen sehr verlangerten, mit der Zeit kfirzer werden- den Hinterleib, AnfangS drei, im Alter vier sehr kurze, mit Klauen versehene Fuhe, kurzen, aus Unterlippe und Oberkiefer verschmolzenen Russel, zweigliederige Taster, miht in der Lfinge von 0,085 bis 0,125 Linie, in der Breite 0,002 Linie und ist moglicherweise nur ver Jugendzu- stand einer noch unbekannten Milbe. VIII. Zecke. (Ixodes.) GattungScharakter: Acht Lauffuhe, am End- gliede mit Haftscheibe und zwei Klauen. Korper mit Hornigem Schilde bedeckt. Saugrufsel aus der schnabel- formigen Unterlippe und zwei, die Kiefern vertretenden lanzettfbrmigen Blattern zusammengesetzt; Taster drei- gliederig, an den Saugruffel sich anlegcnd. Keine Augen. Die allgemein bekannten und hinundwieder eine wahre Landplage bildenden Zecken oder Holzbocke leben in trockenen Waldern, zumal zwischen Gestrfipp und zwischen dem Grase sonniger Hugel und Triften, be- nutzen aber fede Gelegenheit, fich an Menschen, warm- blutige Thiere und selbst an Schlangen und Schildkrs- ten anzuhangen, in deren Haut fie unmerklich ihren Rufsel versenken. Da des letzteren Bestandtheile (Fig. 2845. A von oben, a Unterlippe, b Kiefern, B Unter- lippe von unten und C von oben, V Mundtheile von unten, a Taster) an Randern und Flachen mit scharfen, ruckwartS gebogenen Zahnen versehen find, so halt daS Losreihen einer Zecke sehr schwer. Jndem meist jene Theile in der Wunde zuruckbleiben, unangenehmes Jucken und wohl auch Eiterbildung hervorbringen kon- nen, so wird es immer zweckmahiger sein, den Schma- rotzer zum freiwilligen Loslassen oder Absterben zu brin- gen, wozu Bestreichen mit Terpenthin, Queckfilbersalbe oder TabakSol vorzuglich dienen. Nnaufhorlich fort- saugend verlieren die Zecken ihre platte Gestalt und werden durch zehn- bis zwanzigfache Ausdehnung des Hinterleibes kuglig. Es giebt eine grohe Zahl inlan- discher und fremder Arten, die zwar theilweis ihre spe- cifischen Namen von den Thieren empfangen, auf Wel- chen man sie zuerst fand, die aber in der Regel auch auf anderen vorkommen. Eine solche ist die Zecke deS Jgels (1. Erinacei) Fig. 2846. avon oben, b von unten, die auch auf Maulwfirfen und Fledermausen sich an- saugt, unregelmahig viereckigen Kopf hat, braun gefarbl und im unangefullten Zustande l'/s Linie lang ist. IX. Saumzeckc. IArgas.) Gattungscharakter: Acht Lauffuhe, am Ende ohne Haftscheibe, mit zwei Klauen. Korper mit gekorn- ter Haut bedeckt, ohne Schild und ohne Einschnitt. Saugrussel aus den Kiefern gebildet, von den Tastern nicht scheidenformig eingeschlossen, unter dem Vorder- theile deS Korpers verborgen. Ueber eine Art dieser Gattung, die persische Saumzecke (A. persicus Fig. 2847. a in naturlicher Grbhe, b stark vergrshert) laufen, mindestens in Ruh- land, die abschreckendsten Sagen. Sie soll nur in der perfischen Stadt Miana heimisch und zumal im Sommer gefahrlich sein, deS Nachts schlafende Fremde, weniger die Eingeborenen, anfallen, wohl auch den Gebiffenen in 24 Stunden tbdten. Mogen noch so viele Reisende fur die Wahrheit dieser Angaben einstehen, so wird man doch an die Moglichkeit der Vergiftung eineS Menschen durch ein so kleineS Thier und an seincm, auf einen kleinen Umkreis beschrankten Vorkommen zweifeln mussen, bis Zoologen und Aerzte an Ort und Stelle die Sache werden untersucht haben, denn die gemeinhin geschilderten Folgen jenes Bisses haben Aehnlichkeit mit den Erscheinungen der Faulfieber, die, im Orient ost an einzelne Orte gebunden, den Fremden zu gewissen JahreS- zeiten nur zu leicht fiberfallen und meistens todten. Dah jene Zecke durch ihren Bih bedeutende Schmerzen erregen, unter Umstanden wohl gar Geschwure Hervorbringen kdnne, wird von vorurtheilSfreien Forschern zugegeben, die aber die erwahnten Fabeln furchterlicher Giftigkeit verwerfen. Auher Persien kennt man diese Zecke nicht. X. GraSmilbe. (Leptus.) Gattung scharakter: SechS Lauffuhe. Korper mit weichen Bedeckungen, aufgetrieben. Taster groh, frei, von der Lange des aus den Kiefern und der Un- terlippe zusammengesetzten RusselS. Zwei Augen. Die rothe Grasmilbe (L. aufumnalis) Fig. 2847. lebt im hohen, aber herbstlich durren Grase trockener Wiesen und Wege und bohrt sich, peinliches Jucken verursachend, in die Haut, obgleich fie am Russel weder Zahne noch Borsten trågt. Andere Arten leben auf Jnsecten. XI. Wassermilbe. (Hydrachna.) Gattungscharakter: Acht dicht gewimperte Schwimmsuhe. Saugrussel aus drei verwachsenen, schmalen Blattchen bestehend; Taster mit beweglichem, gezahnten Anhange. Zwei Augen. Von dieser, durchauS nur im Sufiwasser lebenden Gattung kennt man bereits fiber 60 meist europfiische Arten. Alle sind sehr klein, schwimmen gut, nahren fich theils von mikroskopischen Thieren und Ueberresten pflanzlicher Korper, theils leben fie schmarotzernd auf anderen Wasserbewohnern, ohne jedoch an diese fich fest anzusaugen. Man findet zwischen den Kiemen der ge- meinen Teichmuschel an ffinf verschiedene Arten. Die marmorirte Wassermilbe (H. geograpbica) Fig. 2849. ist schwarz, obenher mit vier groheren und vielen kleineren, gelben Flecken, unten mit einem rothen Flecke gezeichnet und in unseren Teichen nicht felten. Die rothe Wassermilbe (H. abstergens) Fig. 2850. lebt zahlreich in stehenden Gewaffern und ist kenntlich an der schwarzen kreuzformigen Zeichnung des Rfickens. Mit mehreren Verwandten theilt fie die Sitte, ihre ovalen, an einem Ende in eine Harte Spitze aus- laufenden Eier an den Unterleib der schmalen Wasser- wanze (Nepa linearis) anzuhfingen. Ob die nach 14 Tagen auskriechenden Larven als Parafiten von jenem Jnsect leben, ist noch nicht entschieden.