Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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Kers e.
Einleitung.
zusammengesetzten Augen Hingegen sitzen an den Seiten
des KopfeS, find halbkugelig und erscheinen bel einiger
Vergrotzerung auS vielen regelm^hig sechSeckigen Fel-
dern zusammengesetzi, also auf der Oberflache gleichsam
facettirt. In der Regel finden sich nur zwei solcher
Augen, doch machen die Taumelkaser (Fig. 2895. a)
und einige Ephemeren (b) eine Ausnahme, indem fie
wirklich vier besttzen. Die Zahl jener sechSeckigen Fel-
der steigt bei einer Kasergattung (Mordella) auf 25,000,
dei Libellen auf 12,000, bei Tagschmetterlingen auf
17,000, bei der Stubenfliege auf 4000, in der geringsten
Zahl, bei Ameisen, noch immer, auf 50. Unier sich
sind diese Facetten (Fig. 2892. A a. B. 2893. a) zu einer
gemeinsamen Hornhaut verwachsen, oft aber durch zwi-
schenstehende Haare geschieden (Fig. 2892. C), welche die
Stelle der Wimpern vertreten und den Gestchtskreis eines
jeben einzelnen Feldes begranzen. Entfernt man diese
Schicht(B),so entdeckt man, indessen nur beigeschickterZer-
legung und starker Vergroperung, eine grohe Menge kegel-
formiger, durchfichtiger und krystallheller Korper, die
als einzelne Augen gelten mussen, auf der knopfformigen
Ausbreitung deS Sehnervs (Fig. 2892. d 2893. e) auf-
fitzen, von diesem einen buschelformigen Nerven (Fig.
2893. g) erhalten und von einander durch das das ganze
Auge erfullende Pigment (b) getrennt werden. Die
verhaltnihmahige Lange und die Gestalt dieser Krystall-
ksrper kann naturlich nicht bei allen Jnsecten dieselbe
sein, indem z. B. bei dem Hirschkafer die Hornhaut so
dick ist, bag jedeS ihrer Felder (Fig. 2894. a) eine pris-
matische Gestalt annimmt. Durch die Bestrebungen
unermudlicher, unter dem Mikroskop arbeitender Ana-
tomen find noch andere, weit schwerer erkennbare Theile
deS zusammengesetzten AugeS aufgefunden worden, die
ro ir aber, als unserm Zwecke fern liegend, ubergehen.
Dah bei so eigenthumlichem Baue deS Organs das Sehen
der Jnsecten modificirt werden muffe, Iå§t sich denken,
und daher fehlt es nicht an Versuchen der Erklarung.
Einen solchen bietet Fig. 2896. dar. Wenn verschieden-
farbige Lichtstrahlen aus den Punkten a bc d auf das
Auge fallen, so wird der Kegel (das einzelne Auge) h in
seiner ganzen Lange vom Strahle d' erleuchtet sein, roeil
dieser den Kegel in der Richtung seiner LhngSare durch-
dringt, die ubrigen in der NLHe der Linie m d gelegenen
Kegel roetben von bem Punkte d auS um so roeniger ties
erleuchtet roerben, je roeiter entlegen sie finb von ber
Linie m d. Der bem Krystallkegel b angehorenbe
Nervenfaben m roirb folglich burch ben Strahl d'erregt
roerben, wahrenb bie Nerven aller folgenben Kegel barum
ungetroffen bleiben, weil baS bie Kegel umgebenbe
Pigment ben Durchgang aller jenseits m d einfallenben
Lichtstrahlen aufhebt. Ebenso roirb ber vom Punkteo
auSgehenbe Strahl c' nur burch ben Krystallkegel g
gerabe hinburchgehen unb ben Nerven 1 reizen, unb
basselbe gilt von ben Strahlen b' f a' e unb ben Ner-
ven k i. Die von ben Punkten a bcd auSgehenben
verschiebenfarbigen Strahlen roerben also im Jnnern beS
Auges ein bestimmtes, bem auherhalb liegenben Gegen-
stanbe entsprechenbeS Bilb hervorbringen. Der Nerven-
faben eines jeben Krystallkegels tragt aufbie Anschwellung
bes gesammten SehnervS (Fig. 2893. e) sein inbivibuell
empfangenes Bilb ubet, unb biese vielfachen unb vetschie-
benen Bilber verschmelzen, ebenso roie bie einzelnen
Nerven, zu einem Ganzen unb Zusammenhangenben.
Krystallkegel, roelche nur schief unb bis auf geringe
Tiefen von einem Strahle getroffen roetben, konnen
nicht ein abgeschloffeneS Bilb aufnehmen unb roetben
etst bann ein begtanztes unb schatfeS Bilb aus bie
Netzhaut ubetttagen, roenn ber Gegenstanb ihnen nahe
getnckt roirb. Nach Sttanh - Durkheim sollen bie
zusammengesetzten Augen ben Nachtheil auSgleichen, ber
auS ber Unberoeglichkeit bes OrganS entspringt. Ge-
Wiffetmaahen roare also fur jeben gerabe entgegenstehenben
Punkt ein besonbereS Auge vorhanben. Hierbei brangt |
fich freilich bie Frage auf, ob Kerfe einen Gegenstanb mit I
beiben Augen zugleich ober nur mit einem allein sehen.
Sirauh meint, bah eine grohe Menge in verschiebener
Deutlichkeit aufgenommener Bilber nothroenbig Ber-
roirrung hervorbringen unb bie Jnsecten hinbern rourbe,
ihre Aufmerksamkeit einem einzelnen Punkte ungestort
zuzuroenben. Vermuthlich roirb zu einer gegebenen
Zeit nur ein Krystallkegel auf einmal in Stanb gesetzt,
ben senkrecht gegenubet befinblichen Punkt zu erkennen,
welchen bie anbern bann entroeber nur unbeutlich ober
vielleicht gar nicht sehen. ES rourbe bieses Sehen jenem
vergleichbar sein, bas roir an unS selbst kennen, unb
welcheS unS gestattet, auher bem Punkte, auf welchen
wir besonberS unfere Aufmerksamkeit gerichlet haben,
auch anbere, ndhere ober fernere, wenn auch unbeutlich
zu gewahren, wie benn z. B. unser Auge baS Bilb einer
ganzen Lanbschaft aufnimmt, obwohl wir nur einen
beschr^nkten Punkt derselben firiren. Die einfachen
Augen scheinen ubrigenS zum scharfen Sehen naher unb
kleiner GegenstLnbe, bic zusammengesetzten zum Ueber-
blicken weiter Gefichtsfelber bestimmt zu sein.
Bei Jnsecten ist bas Geschlecht stets auf zwei Jnbivi-
buen vertheilt; Zwitterbilbung kommt zroar gelegentlich,
aber immer als abnorme vor unb wirb baher alS Mih-
dilbung anzusehen sein. Im Bane ber Geschlechtswerk-
zeuge legt fich grohe Mannichfaltigkeit bar. Aeuherlich
unterscheiben fich ^ånn^^en unb Weibchen in ben meisten
Orbnungen theils burch Grohe, theilS burch Umgestaltung
einzelner Organe, z. B. ber Fuhler, theils auch burch
besonbere, bie Unterbringung ber Eier bezweckenbe Werk-
zeuge. Bei ben Kafern haben bie Weibchen fast immer
einen grsheren, gewslbteren unb starkeren Korper als bie
Mannchen, unb bei vielen geht bie Un^hnlichkeit so weit,
bah man lange Zeit bie Mannchen von ben Weibchen
getrennt unb alS verschiebenen Arten angehorenb betrach-
tet hat. Unter Bienen unb Ameisen giebt es sogenannte
GeschlechtSlose, welche in keiner Weise fich fortzupflanzen
Vetmogen, aber, zufolge genauer Zerglicberungen, als
unentwickelt gebliebene Weibchen anzusehen sein wntben.
In jenen Familien tritt baher ber sestene Fall ein, bah
baS Geschafi bes Weibchens an zwei verschiebene Wesen
vertheilt ist, von welchen bas eine bie Eier legt, bas
anbere bie Brut schutzt, nahrt unb auferzieht. Mit
wenigen AuSnahmen pflanzen sich Jnsecten burch Eier
fort; nur eine geringe Zahl bringt bie Maben ober
Larven im entroickelten Zustanbe zur Welt. Fast immer
ist die Fruchtbarkeit auherorbentlich groh; fie ubetsteigt
biSweilen jeben Begriff, wie benn Reaumur berechnet
Hat, bah eine einzige BlattlanS mittelS eigener Frucht-
barkeit unb ber fruhen Reife ihrer Nachkommen im
Laufe ihreS Lebens bie Entstehung von 5,904,900,000
Jnbivibuen veranlaffen kann. Derfelbe Forfcher be-
Hauptet, bah eine auf bem gemeinen Schollkraute Haufige
Motte (Tinea proletella) bis 20,000 Eier lege, Anbere
haben bei Bienen bie Eier auf 5000, bei bem Weiben-
bohrer (Cossus ligniperda) zu 1000 , bei bem braunen
Bar (Euprepia caja), einem bekannten Nachtfalter, zu
1600 angegeben. Seltener finkt bie Zahl fo bebeutenb,
wie bei bem Tobtengr^berkafer, ber nur 30, ober bem
Floh, ber nur 12 Eier auf einmal legen foll. Villig
unmoglich wurbe eS sein, auf beschranktem Raume jene
Vorsicht unb alle jene Vorkehrungen zu beschreiben,
burch welche Jnsecten ihre Eier zu fichern unb am an-
gemessenen Orte unterzubringen streben. Die Entwerfung
eineS irgenb genfigenben allgemeineren BilbeS verbietet
ber gewaltige Umfang bieser in ihren Abtheilungen
hochst verschieben organifirten unb auf bie mannich-
fachste Lebensatt unb bie vielartigsten Beruse Hingewie-
senen Thierclaffe. Ueberall bewahrt fich aber ein feiner,
fast unttnglichet Jnstinct, ber bie passenben Brutestellen
fur bie Eier aufzufinben weih, Haufig auch ein eigen-
thumlichet Kunsttrieb, ber fie fichert gegen gefrahige
Feinbe, gegen bie Unbilbe ber Witterung unb gegen
zufallige Berletzungen. Fast immer roirb gesorgt, bah
bie auSkommenbe Brut bie rechte Nahrung finbe, unb
gerabe hierburch roerben Kerfe unS in bem HSuSlichen
oft fehr fchablich, benn nicht bie lebenbe Generation,
fonbern bie weit zahlreichere, im Ei eingeschloffene unb
unbemerkt, oft unfichtbar, am rechten Orte niebetgelegte
bringt unS ben Wesentlichen Nachtheil. Den Phhfiko-
Theologen haben biefe Einrichtungen einen fast uner-
schopflichen Stoff bargeboten, unb gern erf^hrt man
biese Thatsachen, roenn man fich auch zu ben, aus itynen•
gezogenen Folgerungen nicht immer bekennen mag. Um
bie Eier am angemessenen Orte unterzubringen, besttzen
viele Kerfe besonbere Werkjeuge, bie, immer am Enbe
bes Hinterleibes befinblich unb åuherlich fichtbar, von
ben Entomologen mit besonberen Namen belegt Worben
finb. Als vLllig geschlossene, roie ein Fernrohr abthei-
lungSweis zusammenschiebbare Fortsetzung beS Hinter-
leibes erscheint bie Legerohre (z. B. bei Bremsen Fig.
2897. a), roelche bei vielen Kafern unb bei allen Fliegen
vorkommt. Man barf vielleicht bie Legescheibe als eine
gespaltene Legerohre betrachten ; bei Heuschrecken erscheint
fie als zroeiklappige, nach oben sabelfdtmig gekrummte
Rohre, bei anberen als vierklappigeS Werkzeug, beffen
obere, unbeweglichen Theile (b) unmittelbar auf bem
barunterliegenben Hornringe rourzeln, Wahrenb bie
unteren, kurzeren fich zusammenlegen unb bie Eier nach
einem bestimmten Punkte leiten konnen. Bei ben Aber-
fluglern unb Zirpen kommt enblich ber Legestachel vor,
ber mit ber Legescheibe schon barum nicht verroechselt
roerben kann, roeil er zroischen ben duperen Scheiben ein
spitzigeS, bohtenbes Werkzeug (bei Schlupfroespen ober
Jchneumonen Fig. 2897. d, bei Zirpen ober Cieaben b)
enthalt, welcheS ben Weg bahnt unb allein in feste Sub-
stanzen einbtingt, wahrenb bie Scheiben fich auf bie
gemachte Oeffnung aufstammen, bamit bie Eier in baS
Bohrloch Hinabgleiten mogen. So mannichfach ist bie
Bilbung unb fo groh bie Kraft jener Bohrer, bah auch
bie Urteten Substanzen ihnen keinen Wibetstanb leisten.
Mit ihnen offnet bie Heufchrecke ben Hatten Erbboben
(Fig. 2898.), unb ahnliche Lagetstellen fur bie Eier
macht bie gemeine MaulwurfSgrille (Fig. 2899.),
wahrenb Schlupfwefpen sich zu ben roohlvetbotgenen
Eietn ber Maurerbiene (Fig. 2900.) einen Zugang
offnen, um ihre eigenen Eier unterzubringen, auS wel-
chen eine bie fremben Larven zetstotenbe Brut erwachstn
foll, unb bie Sagewefpe bas hatte Hvlz beS Rosensttau-
cheS anbvhtt (Fig. 2901.), bie tvthe Zitpe (Cicada
haemadotes) in vielen Zellen lebenbet ober auch abge-
fiotbener Aeste von 500 — 700 Eier (Fig. 2902.) niebet-
legt. — Die Eier ber Kerfe erweifen sich weit vielge-
staltiger, als jene ber Wirbelthiere, benn von ber reinen
Eiform bis zum gestreckten Cylinber ober ber platten
Linfe bieten sie alle nur moglichen llebergange. Immer
leistet ihre anhere Hulle als Hornige einigen Wibetstanb
gegen Dtuck; meist ist fie glatt, inbeffen mangelt eS nicht
an Beifpielen, wo sie mit fehr tegelmahigen Leisten unb
Kanten, zwifchenliegenben Vertiefungen ober Ethaben-
Heiten verfehen ist, bie alletbingS an bie Seulptur beS
vielfach gtoheten GehaufeS eines SeeigelS ober EchinuS
(Fig. 2903. a Schmetterlingsei, b Seeigel) erinnern
konnen. Besser, als bie Befchreibung eS vetmag, wer-
ben folgenbe Abbilbungen bie grohe Berschiebenheit ber
Jnfecteneier versinnlichen: Fig. 2904. a Ei eines Spån-
nets (Geometra armillaris), b eineS im Wasset auskom-
menben ZweiflugletS, c bes Ringelfpinners (Gastrophaga
neustria), d ber fchwarzen Wassermotte (Phryganea
atrata), e beS Otion (Noctua Orion), k bes Kohlweih-
lings (Pontia brassicae), g beS blauen OtbenSbanbeS
(Catocala fraxini), h ber rostgelben Dungfliege (Scato-
phaga scybalaria). Fig. 2905. a Ei eines tanbaugigen
Falters ( Hiparchia Hypperanthus), b eines Span-
ners. Fig. 2906. a Ei beS Kohlweihlings, b beS
NeffelfalterS (Vanessa Urticae). BesonberS kunstlich
finb solche Eier, welche mittels eines eigenen DeckelS fich
offnen, wie bas ber Kopflaus (Fig. 2907. a), einer
Felbwanze ober Pentatoma (b) unb gewisser Span-