ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
66 Kers e. Einleitung. zusammengesetzten Augen Hingegen sitzen an den Seiten des KopfeS, find halbkugelig und erscheinen bel einiger Vergrotzerung auS vielen regelm^hig sechSeckigen Fel- dern zusammengesetzi, also auf der Oberflache gleichsam facettirt. In der Regel finden sich nur zwei solcher Augen, doch machen die Taumelkaser (Fig. 2895. a) und einige Ephemeren (b) eine Ausnahme, indem fie wirklich vier besttzen. Die Zahl jener sechSeckigen Fel- der steigt bei einer Kasergattung (Mordella) auf 25,000, dei Libellen auf 12,000, bei Tagschmetterlingen auf 17,000, bei der Stubenfliege auf 4000, in der geringsten Zahl, bei Ameisen, noch immer, auf 50. Unier sich sind diese Facetten (Fig. 2892. A a. B. 2893. a) zu einer gemeinsamen Hornhaut verwachsen, oft aber durch zwi- schenstehende Haare geschieden (Fig. 2892. C), welche die Stelle der Wimpern vertreten und den Gestchtskreis eines jeben einzelnen Feldes begranzen. Entfernt man diese Schicht(B),so entdeckt man, indessen nur beigeschickterZer- legung und starker Vergroperung, eine grohe Menge kegel- formiger, durchfichtiger und krystallheller Korper, die als einzelne Augen gelten mussen, auf der knopfformigen Ausbreitung deS Sehnervs (Fig. 2892. d 2893. e) auf- fitzen, von diesem einen buschelformigen Nerven (Fig. 2893. g) erhalten und von einander durch das das ganze Auge erfullende Pigment (b) getrennt werden. Die verhaltnihmahige Lange und die Gestalt dieser Krystall- ksrper kann naturlich nicht bei allen Jnsecten dieselbe sein, indem z. B. bei dem Hirschkafer die Hornhaut so dick ist, bag jedeS ihrer Felder (Fig. 2894. a) eine pris- matische Gestalt annimmt. Durch die Bestrebungen unermudlicher, unter dem Mikroskop arbeitender Ana- tomen find noch andere, weit schwerer erkennbare Theile deS zusammengesetzten AugeS aufgefunden worden, die ro ir aber, als unserm Zwecke fern liegend, ubergehen. Dah bei so eigenthumlichem Baue deS Organs das Sehen der Jnsecten modificirt werden muffe, Iå§t sich denken, und daher fehlt es nicht an Versuchen der Erklarung. Einen solchen bietet Fig. 2896. dar. Wenn verschieden- farbige Lichtstrahlen aus den Punkten a bc d auf das Auge fallen, so wird der Kegel (das einzelne Auge) h in seiner ganzen Lange vom Strahle d' erleuchtet sein, roeil dieser den Kegel in der Richtung seiner LhngSare durch- dringt, die ubrigen in der NLHe der Linie m d gelegenen Kegel roetben von bem Punkte d auS um so roeniger ties erleuchtet roerben, je roeiter entlegen sie finb von ber Linie m d. Der bem Krystallkegel b angehorenbe Nervenfaben m roirb folglich burch ben Strahl d'erregt roerben, wahrenb bie Nerven aller folgenben Kegel barum ungetroffen bleiben, weil baS bie Kegel umgebenbe Pigment ben Durchgang aller jenseits m d einfallenben Lichtstrahlen aufhebt. Ebenso roirb ber vom Punkteo auSgehenbe Strahl c' nur burch ben Krystallkegel g gerabe hinburchgehen unb ben Nerven 1 reizen, unb basselbe gilt von ben Strahlen b' f a' e unb ben Ner- ven k i. Die von ben Punkten a bcd auSgehenben verschiebenfarbigen Strahlen roerben also im Jnnern beS Auges ein bestimmtes, bem auherhalb liegenben Gegen- stanbe entsprechenbeS Bilb hervorbringen. Der Nerven- faben eines jeben Krystallkegels tragt aufbie Anschwellung bes gesammten SehnervS (Fig. 2893. e) sein inbivibuell empfangenes Bilb ubet, unb biese vielfachen unb vetschie- benen Bilber verschmelzen, ebenso roie bie einzelnen Nerven, zu einem Ganzen unb Zusammenhangenben. Krystallkegel, roelche nur schief unb bis auf geringe Tiefen von einem Strahle getroffen roetben, konnen nicht ein abgeschloffeneS Bilb aufnehmen unb roetben etst bann ein begtanztes unb schatfeS Bilb aus bie Netzhaut ubetttagen, roenn ber Gegenstanb ihnen nahe getnckt roirb. Nach Sttanh - Durkheim sollen bie zusammengesetzten Augen ben Nachtheil auSgleichen, ber auS ber Unberoeglichkeit bes OrganS entspringt. Ge- Wiffetmaahen roare also fur jeben gerabe entgegenstehenben Punkt ein besonbereS Auge vorhanben. Hierbei brangt | fich freilich bie Frage auf, ob Kerfe einen Gegenstanb mit I beiben Augen zugleich ober nur mit einem allein sehen. Sirauh meint, bah eine grohe Menge in verschiebener Deutlichkeit aufgenommener Bilber nothroenbig Ber- roirrung hervorbringen unb bie Jnsecten hinbern rourbe, ihre Aufmerksamkeit einem einzelnen Punkte ungestort zuzuroenben. Vermuthlich roirb zu einer gegebenen Zeit nur ein Krystallkegel auf einmal in Stanb gesetzt, ben senkrecht gegenubet befinblichen Punkt zu erkennen, welchen bie anbern bann entroeber nur unbeutlich ober vielleicht gar nicht sehen. ES rourbe bieses Sehen jenem vergleichbar sein, bas roir an unS selbst kennen, unb welcheS unS gestattet, auher bem Punkte, auf welchen wir besonberS unfere Aufmerksamkeit gerichlet haben, auch anbere, ndhere ober fernere, wenn auch unbeutlich zu gewahren, wie benn z. B. unser Auge baS Bilb einer ganzen Lanbschaft aufnimmt, obwohl wir nur einen beschr^nkten Punkt derselben firiren. Die einfachen Augen scheinen ubrigenS zum scharfen Sehen naher unb kleiner GegenstLnbe, bic zusammengesetzten zum Ueber- blicken weiter Gefichtsfelber bestimmt zu sein. Bei Jnsecten ist bas Geschlecht stets auf zwei Jnbivi- buen vertheilt; Zwitterbilbung kommt zroar gelegentlich, aber immer als abnorme vor unb wirb baher alS Mih- dilbung anzusehen sein. Im Bane ber Geschlechtswerk- zeuge legt fich grohe Mannichfaltigkeit bar. Aeuherlich unterscheiben fich ^ånn^^en unb Weibchen in ben meisten Orbnungen theils burch Grohe, theilS burch Umgestaltung einzelner Organe, z. B. ber Fuhler, theils auch burch besonbere, bie Unterbringung ber Eier bezweckenbe Werk- zeuge. Bei ben Kafern haben bie Weibchen fast immer einen grsheren, gewslbteren unb starkeren Korper als bie Mannchen, unb bei vielen geht bie Un^hnlichkeit so weit, bah man lange Zeit bie Mannchen von ben Weibchen getrennt unb alS verschiebenen Arten angehorenb betrach- tet hat. Unter Bienen unb Ameisen giebt es sogenannte GeschlechtSlose, welche in keiner Weise fich fortzupflanzen Vetmogen, aber, zufolge genauer Zerglicberungen, als unentwickelt gebliebene Weibchen anzusehen sein wntben. In jenen Familien tritt baher ber sestene Fall ein, bah baS Geschafi bes Weibchens an zwei verschiebene Wesen vertheilt ist, von welchen bas eine bie Eier legt, bas anbere bie Brut schutzt, nahrt unb auferzieht. Mit wenigen AuSnahmen pflanzen sich Jnsecten burch Eier fort; nur eine geringe Zahl bringt bie Maben ober Larven im entroickelten Zustanbe zur Welt. Fast immer ist die Fruchtbarkeit auherorbentlich groh; fie ubetsteigt biSweilen jeben Begriff, wie benn Reaumur berechnet Hat, bah eine einzige BlattlanS mittelS eigener Frucht- barkeit unb ber fruhen Reife ihrer Nachkommen im Laufe ihreS Lebens bie Entstehung von 5,904,900,000 Jnbivibuen veranlaffen kann. Derfelbe Forfcher be- Hauptet, bah eine auf bem gemeinen Schollkraute Haufige Motte (Tinea proletella) bis 20,000 Eier lege, Anbere haben bei Bienen bie Eier auf 5000, bei bem Weiben- bohrer (Cossus ligniperda) zu 1000 , bei bem braunen Bar (Euprepia caja), einem bekannten Nachtfalter, zu 1600 angegeben. Seltener finkt bie Zahl fo bebeutenb, wie bei bem Tobtengr^berkafer, ber nur 30, ober bem Floh, ber nur 12 Eier auf einmal legen foll. Villig unmoglich wurbe eS sein, auf beschranktem Raume jene Vorsicht unb alle jene Vorkehrungen zu beschreiben, burch welche Jnsecten ihre Eier zu fichern unb am an- gemessenen Orte unterzubringen streben. Die Entwerfung eineS irgenb genfigenben allgemeineren BilbeS verbietet ber gewaltige Umfang bieser in ihren Abtheilungen hochst verschieben organifirten unb auf bie mannich- fachste Lebensatt unb bie vielartigsten Beruse Hingewie- senen Thierclaffe. Ueberall bewahrt fich aber ein feiner, fast unttnglichet Jnstinct, ber bie passenben Brutestellen fur bie Eier aufzufinben weih, Haufig auch ein eigen- thumlichet Kunsttrieb, ber fie fichert gegen gefrahige Feinbe, gegen bie Unbilbe ber Witterung unb gegen zufallige Berletzungen. Fast immer roirb gesorgt, bah bie auSkommenbe Brut bie rechte Nahrung finbe, unb gerabe hierburch roerben Kerfe unS in bem HSuSlichen oft fehr fchablich, benn nicht bie lebenbe Generation, fonbern bie weit zahlreichere, im Ei eingeschloffene unb unbemerkt, oft unfichtbar, am rechten Orte niebetgelegte bringt unS ben Wesentlichen Nachtheil. Den Phhfiko- Theologen haben biefe Einrichtungen einen fast uner- schopflichen Stoff bargeboten, unb gern erf^hrt man biese Thatsachen, roenn man fich auch zu ben, aus itynen• gezogenen Folgerungen nicht immer bekennen mag. Um bie Eier am angemessenen Orte unterzubringen, besttzen viele Kerfe besonbere Werkjeuge, bie, immer am Enbe bes Hinterleibes befinblich unb åuherlich fichtbar, von ben Entomologen mit besonberen Namen belegt Worben finb. Als vLllig geschlossene, roie ein Fernrohr abthei- lungSweis zusammenschiebbare Fortsetzung beS Hinter- leibes erscheint bie Legerohre (z. B. bei Bremsen Fig. 2897. a), roelche bei vielen Kafern unb bei allen Fliegen vorkommt. Man barf vielleicht bie Legescheibe als eine gespaltene Legerohre betrachten ; bei Heuschrecken erscheint fie als zroeiklappige, nach oben sabelfdtmig gekrummte Rohre, bei anberen als vierklappigeS Werkzeug, beffen obere, unbeweglichen Theile (b) unmittelbar auf bem barunterliegenben Hornringe rourzeln, Wahrenb bie unteren, kurzeren fich zusammenlegen unb bie Eier nach einem bestimmten Punkte leiten konnen. Bei ben Aber- fluglern unb Zirpen kommt enblich ber Legestachel vor, ber mit ber Legescheibe schon barum nicht verroechselt roerben kann, roeil er zroischen ben duperen Scheiben ein spitzigeS, bohtenbes Werkzeug (bei Schlupfroespen ober Jchneumonen Fig. 2897. d, bei Zirpen ober Cieaben b) enthalt, welcheS ben Weg bahnt unb allein in feste Sub- stanzen einbtingt, wahrenb bie Scheiben fich auf bie gemachte Oeffnung aufstammen, bamit bie Eier in baS Bohrloch Hinabgleiten mogen. So mannichfach ist bie Bilbung unb fo groh bie Kraft jener Bohrer, bah auch bie Urteten Substanzen ihnen keinen Wibetstanb leisten. Mit ihnen offnet bie Heufchrecke ben Hatten Erbboben (Fig. 2898.), unb ahnliche Lagetstellen fur bie Eier macht bie gemeine MaulwurfSgrille (Fig. 2899.), wahrenb Schlupfwefpen sich zu ben roohlvetbotgenen Eietn ber Maurerbiene (Fig. 2900.) einen Zugang offnen, um ihre eigenen Eier unterzubringen, auS wel- chen eine bie fremben Larven zetstotenbe Brut erwachstn foll, unb bie Sagewefpe bas hatte Hvlz beS Rosensttau- cheS anbvhtt (Fig. 2901.), bie tvthe Zitpe (Cicada haemadotes) in vielen Zellen lebenbet ober auch abge- fiotbener Aeste von 500 — 700 Eier (Fig. 2902.) niebet- legt. — Die Eier ber Kerfe erweifen sich weit vielge- staltiger, als jene ber Wirbelthiere, benn von ber reinen Eiform bis zum gestreckten Cylinber ober ber platten Linfe bieten sie alle nur moglichen llebergange. Immer leistet ihre anhere Hulle als Hornige einigen Wibetstanb gegen Dtuck; meist ist fie glatt, inbeffen mangelt eS nicht an Beifpielen, wo sie mit fehr tegelmahigen Leisten unb Kanten, zwifchenliegenben Vertiefungen ober Ethaben- Heiten verfehen ist, bie alletbingS an bie Seulptur beS vielfach gtoheten GehaufeS eines SeeigelS ober EchinuS (Fig. 2903. a Schmetterlingsei, b Seeigel) erinnern konnen. Besser, als bie Befchreibung eS vetmag, wer- ben folgenbe Abbilbungen bie grohe Berschiebenheit ber Jnfecteneier versinnlichen: Fig. 2904. a Ei eines Spån- nets (Geometra armillaris), b eineS im Wasset auskom- menben ZweiflugletS, c bes Ringelfpinners (Gastrophaga neustria), d ber fchwarzen Wassermotte (Phryganea atrata), e beS Otion (Noctua Orion), k bes Kohlweih- lings (Pontia brassicae), g beS blauen OtbenSbanbeS (Catocala fraxini), h ber rostgelben Dungfliege (Scato- phaga scybalaria). Fig. 2905. a Ei eines tanbaugigen Falters ( Hiparchia Hypperanthus), b eines Span- ners. Fig. 2906. a Ei beS Kohlweihlings, b beS NeffelfalterS (Vanessa Urticae). BesonberS kunstlich finb solche Eier, welche mittels eines eigenen DeckelS fich offnen, wie bas ber Kopflaus (Fig. 2907. a), einer Felbwanze ober Pentatoma (b) unb gewisser Span-