ForsideBøgerIllustrirte Naturgeschich…erreichs : Vierter Band

Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band

Forfatter: Eduard Pöppig

År: 1851

Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber

Sted: Leipzig

Sider: 296

UDK: St.f. 59 Pöp

Naturgeschichte der wirbellosen Thiere

Mit 1558 Ubbildungen

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Side af 318 Forrige Næste
Erste Vrdnung. Kafer. K erfe. 71 Drit'te Rolle. Licininen. Vorderschienen am Jnnenrande vor der Spitze mit tiefem Einschnitte (Kig. 2929.). Seitentheile der Hinterbrust mit einem Neben- stuck. Flugeldecken am Ende abgerundet. Halsschild an den Seiten gebogen, hinten abgerundet. Die ersten zwei oder drei Glieder der Vordertarsen der Mannchen verbreitert, mit schwammigem Polster. Die Licininen halten sich meist unter Steinen auf und haben felten eine lebhafte Farbung. Als Beispiel dient die Gattung Panagaeus (Panagaeus) mit Hinten zu einem Halse zusammengezogenem Kopfe, kugelig vorste- Henden Augen, schwach eingekerbtem Mittelzahne des Kinns, beilformigem Endgliede der Lippentaster, abge- stutzter Unterlippe, Fuhlern von Halber Korperlange, zwei verbreiterten Gliedern der Vordertarsen. Der grohe Kreuzkåser (P. criix major) Fig. 2930. ist schwarz, weichhaarig, tragt auf den punktirten ziegel- rothen Flugeldecken eine etwaS winkliche, schwarze Querbinde und lebt, jedoch nicht haufig, unter Steinen. Vierte Rotte. Brachininen. Vorderschie- nen wie bei der vorhergehenden Rotte; Flugeldecken abgestutzt, Vordertarsen der Mannchen wenig verbrei- tert, unten sparsam mit kleinen Warzen und Haaren besetzt. Die dieser Rotte zu Grunde liegende Gattung Bra- chinus (Brachinus) hat walzensirmige, stumpfe End- glieder der Taster, das vierte Tarsenglied ungetheilt, ganzrandige Krallen, den Kopf von geringerer Breite als das lhnglich Herzformige HalSschild, etwas gewilbte Flugeldecken. Beruhmtheit geniehen die Arten durch die Sitte, dem Feinde unter bemerkbarem Gerausch auS dem Aster einen Dunst entgegenzutreiben, der biSweilen Wie Salpetersaure riecht, weihes Papier rothet, auf der Haut Brennen erregt und die getroffenen Theile roth- fleckig macht. Solcher Entladungen folgen mehrere auf einander und treiben andere Kafer zuruck. Berettet wird diefer Dunst in zwei rechts und links im Hinter- leibe liegenden Sicken. Der fogenannte Bombar- dirkafer ( B. crepitans) Fig. 2931. ist im sudlichen Deutfchland minder felten als in dem nordlichen, 4Linien lang, dunkel ziegelroth, unten und an der Hinterbrust schwtirzlich und hat fchwarzblaue, fein gekornte Flu- geldecken. Funfte Rotte. Scarttinen. Vorderschie- nen (Fig. 2932. D) in einen langen und starken Zahn verlångert, am Jnnenrande ties auSgeschnitten , am Auhenrande meist mit langen und starken Zåhnen ver- fehen. HalSschild von den am Ende abgerundeten Flugeldecken durch tiefen Zwischenraum getrennt. Tar- senglieder bei beiden Geschlechtern gleich. Die Gattung ScariteS (Scarites) hat sehr grohe, Weit vorstehende, meist am Jnnenrande gezahnte Oberkie- fer (B), kurze, schnurformige Fuhler, gezahnte Oberlippe (A). Die europåischen Arten gehoren den daS Mittelmeer umgebenden Låndem an und leben auf fandigen Flachen, wo ste Locher wuhlen, um fich zu verbergen. Der Pyracmon (Sc. Pyracmon) Fig. 2933. entbehrt der Flflgel, miht 1 Zoll, ist platt, glanzend schwarz, auf den Flugeldecken fein gestreift. Sechste Rotte. Harpaltnen. Vorderschie- nen (Fig. 2934.) am Auhenrande sowie an der Spitze nach auhen ohne Zåhne. HalSschild meist an die Flugeldecken stohend. An der Gattung Calathus (Calathus), einer der dielen hierher gehårenden, ist der Mittelzahn des Kinns zweispitzig, das Endglied der Taster walzenformig, daS HalSschild Hinten fast so breit wie die Flugeldecken, der TarsuS mit schief einwårts gerichteten, kammsormig gezåhnten Krallen bewehrt, der Korper weicher als det andern Raubkåfern. Europa befltzt uber zwanzig Arten, meist von dunkler Fårbung, wie die unter Fig. 2935. (Cala- thus latus) vergr. abgedildete. — Die Wurzel-Lauf- kåfer oder Zabrus (Zabrus) haben spitzige Flugel- decken, am Ende der Vorderschienen zwei Dornen, ziem- lich ovalen Leib und viereckiges Halsschild. Der buckelige Wurzel - Lauskåser (Z. gibbus) Fig. 2936., von schwarzer, unten bråunlicher Farbe, Hat gestreifte Flugeldecken, miht in der Lange 6 Linien, in der Breite 3 Linien und gehort zu den schadlichsten der einheimischen Kafer. Seine unter der Erde auskrie- chenden Larven sind 1 Zoll lang, platt, braun, Haben breiten Kopf und grohe, kraftige, zangenformige Ober- kiefer, kommen AbendS und Nachts auS ihren Lochern Hervor und verwusten durch AuSfressen der Stengel die Getraidefaat. In manchen Jahren find fie so zahlreich, dah fie, zumal im Herbste, ganze Feldstucke in wenigen Tagen zerstoren. Da fie drei Jahre bis zur Verpuppung branchen, so setzen fie im nåchsten Fruhjahre ihre Zer- storungen fort und vereiteln die Anstrengungen deS eine zweite AuSsaat wagenden LandwirthS. Der ausgebildete Kafer unterstutzt ste, indent er des Nachts fein Versteck unter den Ackerschollen verlaht und die jungen Korner der Aehren ausfriht. Glucklicherweise bleibt die Frucht- barkeit deS ZabruS fich nicht gleich, denn es vergehen ost viele Jahre, ehe er fich in Beforgnih erregender Menge zeigt. Die Larve verpuppt fich Anfangs Juni in einer 6 Zoll tiefen, unten erweiterten und ausgeglatteten Rohre deS Bodens. Dritte Familie. Dytiscide n. Kopf schmaler als das Halsschild, mit wenig vorra- genden Augen. Fuhler dunn, meist borstenformig. Ta- ster fadenfirmig, mit stumpfem, nicht ausgezeichneten Endgliede. Halsschild kurz, hinten breiter, an den Vor- derecken verlångert. Hintertarsen zum Schwimmen ein- gerichtet, zusammengedruckt, meist borstig gewimpert, mit geradem Endgliede und zwei wenig gebogenen Krallen (Fig. 2937. A). Kirper gedrungen, eisirmig, etwas platt. Aus der gesammten Bildung der Dytisciden geht hervor, dah fie vorzugsweis im Waffer wohnen und schwimmend fich bewegen sollen, tndeffen entbehren fie darum die Fåhigkeit nicht, auch auf festem Boden fich aufzuhalten und zu fliegen. Man kann fie mit vollem Rechte alS amphibische Kafer betrachten. An Grohe verhalten fie fich sehr verschieden, denn einige messen biS 1 Va Zoll in der Lange, andere ubertreffen kaum den Floh; zwischen diesen Ertremen der Statur liegen alle mogliche Abstufungen. Alle Dytisciden beweisen grohe Gefrahigkeit und sehr råuberische Sitten und nahren sich nur von anderen Kerfen sowohl des Massers alS deS Festlandes, die fie unermudlich verfolgen, mit den Vor- derfuhen wie mit Hånden ergreifen, dem Munde nahern und auffressen. Obwohl zum Masserleben zweckmåhigst auSgerustet und fahig, langer alS andere Kafer in der Tiefe auszuharren, muffen fie doch von Zeit zu Zeit an die Oberflache kommen, um Luft zu athmen. Besondere An- strengungen branchen sie zu diesem Zwecke nicht zu ma- chen, denn bei ihrer specifischen Leichtigkeit hebt sie das Waffer empor, sobald fie die Fuhe ruhig zusammenlegen. Wahrend des Athmens ragt der Hinterleib etwaS uber das Waffer, und gleichzeitig werden die Flugeldecken ein wenig gehoben, dem Hinterleibe aber wieder angeschmiegt, sobald der Kafer unterzutauchen wunscht, waS ihm mit- tels weniger Ruderschlage der breiten Hintertarsen ge- lingt. Die Dytisciden finden fich in allen Welttheilen alS Bewohner der Suhwasser, vorzugsweis der stehen- den, schwimmen schnell und versetzen fich fliegend, jedoch nur AbendS, auS einem Teich in den andern. Im Fluge bringen fie ein schnurrendeS Gerausch hervor wie Dun- gerkåfer, lassen fich am ersten besten Waffer nieder und werden daher gar nicht felten in Pfutzen zusammenge- laustnen Regenwaffers angetroffen, wo fie nicht aufge- wachstn fein finnen. Mit allen fchwacheren Jnfecten des festen Landes und des WafferS liegen fie in bestan- digem Kriege, hangen sich an todte im Waffer treibende Korper und fressen Locher in diefelben, einige greifen fogar Fifche an, zernagen sie an weicheren Stellen des Leibes und follen zumal gern die Augen derfelben zer- storen. Nebertrossen werden fie an Gefrahigkeit durch ihre Larven, die man als die grimmigsten Raubthiere unter den im Waffer lebenden Kerfen anfehen darf. — Von den zahlreichen diefer Familie angehorenden Gat- tungen zeichnet die der eigentlich fogenannten Dhtiscen (Dytiscus) durch Reichthum an Arten und Korpergrohe sich aus. Sie haben borstensormige Fuhler, eiformig langlichen, oben und unten flach gewolbten Leib, daS Endglied der Taster stumps und von dem vorhergehenden wenig verschieden, ausgerandete Oberlippe. Bei den Mannchen sind die ersten drei Tarsenglieder zur rund- lichen, oben gewolbten, unten fein- und dichtbehaarteit Scheibe erweitert (Fig. 2937. B) und dienen zum Fest- hatten des Weibchens^ Die Farbung ist meist braun oder auch fchwarzlich, ost mit gelben Einfassungen oder Streistn auf Halsschild und Flugeldecken, die Oberflache glatt oder sogar wie polirt. Die langen und dunnen Larven schwimmen schnell, aber mit wurmsormigen Wen- dungen mittels zweier mit Haaren zweizeilig besttzten Swanzanhange, find obenher i mit fast Hornartigen Hautringen bekleidet, unten weich , haben einen grohen Kopf und ungemein starke Oberkiefer, an welchen fchon Swammerdam die feinen Endoffnungen erkannte, welche an denfelben Mundtheilen der Spinnen sich fin- den und Gift in die ergriffene Bente Hinuberleiten. Ver- muthlich tidten daher jene Larven felbst viel grohere Wafferkerfe und Mumier nicht durch die mechanische Gewalt deS Bisfes allein. Zusolge einer ålteren, jedoch durch fpatere Forschungen nicht beståtigten Annahme soll- ten diefe hohlen Kiesern nicht Gift- fondern Saugwerk- zeuge fein. Die Verwandlung der Larve foll nicht im Waffer, fondern in einer absichtlich ausgegrabenen ova- len Hohle deS weichen NferS von fich gehen. Der breite Dytiscus (D. latissimus) Fig. 2938. miht 1^ Zoll in der Långe, 1 Zoll in der Breite, hat fchwarzliche, zu einer breiten, fcharfen, gelben Kante erweiterte Flugel- decken, gelb eingefahtes Halsschild. Das Mannchen be- fitzt an der Nnterseite der erwahnten Tarsenerweiterung ein grohes und ein etwas kleineres Saugnåpschen, die mit vielen åhnlichen, aber noch kleineren Warzchen um- geben sind, und unterscheidet fich auherdem von dem mit tiefgefurchten Flugeldecken versehenen Weibchen durch Glatte derselben Theile. Zweite Abtheilung; mit vier Tastern versehene. Taster des Unterkiefers also einfach (Fig. 2939. C). Vierte Familie. Staphyliniden. Flugeldecken abgekurzt, oft nur einen geringen Theil deS sechsgliederigen, oben hornigharten HinterleibeS deckend. Fuhler elf- felten zehngliederig (E). Wegen der Kurze ihrer Flugeldecken haben die Kerse diefer grohen, fchon an 600 Arten begreifenden Familie auch den Namen der Brachelytren erhalten. Die wenig- sten erreichen etwa die Sånge von 1 Zoll, sehr viele find Hingegen mikrofkopifch klein, durch lebhaftere Farbung niemals auSgezeichnet. Von anderen Kafern weichen fie durch Gestalt und Ansehen sehr ab und sollen nach Eini- gen den Uebergang von der Ordnung der Kafer zu den Ohrwurmeru (Forficula) darstellen, mit welchen die nachste Ordnung der Jnfecten, die der Geradflugler, in den meisten Systemen beginnt. Sie fuhren meist ein dunkles und verborgenes Leben in faulen Baumståmmen, unter Dunger, Erdfchollen, in Pilzen, feuchtem Moofe, vertrocknenden Blumen und fogar in Ameifenhaufen und Horniffennestern, theils nur an trodeneren Orten, theilS auch nur am Wasfer und sreffen allein animalifche Stoffe. Bei Beruhrung oder wahrend des Laufens er- heben fie das Ende deS Hinterleibes und wenden es in mannichfachen Richtungen, bedienen fich auch deffelben