Illustrirte Naturgeschichte Des Thierreichs
Vierter Band
Forfatter: Eduard Pöppig
År: 1851
Forlag: Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber
Sted: Leipzig
Sider: 296
UDK: St.f. 59 Pöp
Naturgeschichte der wirbellosen Thiere
Mit 1558 Ubbildungen
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K erf e.
Erste Grdnung. Kafer.
um die Flfigel unter die kurzen Decken znrfickznschieben,
fliegen leicht auf, laufen geschwind und haben Hfinfig an
den vorderen Fugpaaren verbreiterte Tarsen. An den
letzteren findet fich keinesweges die funffache Gliederung
als bestandige, sondern auch die vierfache bei vielen
Gattungen, eine Unregelmagigkeit, die vorzugsweis als
Einwurf gegen das System Latreille's benutzt worden
ist. Dem ausgebildeten Kafer fieht die Larve meist sehr
ahnlich (Fig. 2940. B). Sie hat sechs kraftige Beine,
beiderseits vier Augen, dicken Kops mit ungemein krfif-
tigen Beigzangen, erweift fich sehr gefrjfiig und Verzehrt
dieselben Stoffe wie der erstere. Nachst den Russelkafern
stellen die Staphylinen eine der schwierigsten Kaferfami-
lien dar und verlangen Wegen der Kleinheit ihrer man-
nichfach gestalteten Mundtheile eine sehr scharfe Unter-
suchung, sobald es fich um Feststellung der Gattungen
handelt. Jene feine Kennzeichen benutzend hat man fie
in mehrere Rotten und viele Gattungen getheilt, von
welchen an diesem Orte nur eine angefuhrt werden kann,
Staphylinus im engen Sinne. Sie hat ausgerandete Ober-
lippe (Fig. 2939. A), langzugespitzten Oberkieser (B), das
Endglied der Kiefer- und Lippentaster (C D) nicht ver-
dickt, Ffihler (E), deren Glieder gegen die Spitze dichter
werden, von einander abstehende Mittelfutze, fadenfor-
mige Hintertarsen. Der haarige Stenus (S. hirtus)
Fig. 2940. ist der grogie der einheimischen, 10 Linien
lang, schwarzblau, an Kops, Halsschild und Hinterhalste
des Hinterleibes gelb behaart, auf den Flfigeldecken mit
aschgrauer Binde gezeichnet und halt fich unter trockenem
Kuhdunger auf.
Funfte Familie.
Gyrinide n.
Fuhler sehr kurz keulenfvrmig, unregelmfigig, mit
dicht an einander gepregten Gliedern (2941. A).
Ehedem wurden die Gyriniden zu den Dytisciden ge-
stellt, weil fie gleich diesen Schwimmbeine Haben. So-
wohl die mittleren als Hintersten Fuhpaare find kurz,
dunn, fast Hautig und sehr verbreitert, die Tarsengliever
liegen wie Blatter uber einander (B), Hingegen Haben
die Vordersfihe die doppelte Lange und stehen, wenn zu-
sammengeschlagen, fast rechtwinkelig zu dem Korper;
bei dem Mannchen steht an der Nnterseite deS Tarsus
eine dickhaarigeBfirste. Im Kleinen wiederholt fich Hier
die Gestalt der Dytiscen, der Kopf fitzt ebenfo eingesun-
ken in daS breite, aber kurze Halsschild. Gemeinlich
schreibt man den Gyriniden vier zusammengesetzte Augen
zu, von welchen daS untere Paar nach unten sehen solle,
streng genommen ist aber jedes Auge nur durch eine
guerlaufende Hornleiste getheilt und daher alS einzelneS
anzusehen. NiemalS ist die Kbrpergroge bedeutend noch
die Farbe lebhaft noch die Oberflache ohne Glanz. Der
gemeine Taumelkafer (G. colymbus) Fig. 2942.
schwimmt auf unseren stehenden Gewaffern Herum von
den ersten Frfihlingstagen bis in den Herbst, in England
fogar auf ruhigen Meeresbuchten, bewegt fich bald mit
solcher Schnelle, dag er, menn daS Sonnenlicht feine
polirte Oberflache bescheint, einem Funken ahnlich wird,
beschreidt dabei Kreise oder Spiralen oder schiegi gerad-
linig in allen moglichen Richtiingen dahin, taucht und
kommt wieder Herauf mit gleicher Behandigkeit, liegt
wohl auch geraume Zeit bewegungslos da, schlaft aber
dabei nicht, benn der geringste Versuch der Annaherung
oder des ErgreifenS veranlagt ihn zur blitzschnellen
Flucht. Auf der Oberflache fchwimmend bleibt er alle-
zeit trocken, untertauchend nimmt er eine Luftblase mit,
die, am Ende des Hinterleibes hangend, wie Silber
glanzt. Gehascht schwitzt er einen weihen Sast aus,
dessen sehr ubler Geruch lange Zeit den Fingern anklebt.
Zur Nahrnng dienen ihm allerlei kleine Wasserthiere.
Er ist obenher glfinzend schwarzblau, kahl, polirt, Hat
fein punetirte, ain Rande untenher gelbe Flfigeldecken
und gelbe Beine. Das Weibchen migt 3 Linien, das
Mannchen 2 Linien; jenes legt feine Eier an Wasser-
pflanzen. Die Entwickelung der einem kleinen Tausend-
fuge gleichenden Larve Hat Rosel genau verfolgt und
beschrieben.
Sechste Familie.
Heteroceriden.
Ffihler sehr kurz, feulenfårmig, vorn roenig verdickt
(Fig. 2943 A). Gangbeine; Hinierffige nicht kfirzer
als die vorderen ; Tarsen dicht und langbehaart; Klaueii-
glied langer als die fibrigen (B).
An der eben nicht gropen Familie der Heteroceriden
ffillt die breite Gestalt und starke Bewaffnung der Schie-
nen der Vorderbeine aus; beide beziehen fich auf die
Beftimmung zum Graben. Die meisten der hierher
gehorenden Kafer rofihlen fich ein in die weichen oder
sandigen Ufer von Sfimpfen und Bachen, kommen aber
flfichtend sogleich hervor, sobald durch Vorfibergehende
der Boden erschfittert roird. Der gerandete Hete-
rocerus (II. marginatus) Fig. 2944. ist schroarz, sehr
fein seidenhaarig und auf den Flfigeldecken mit verschie-
den gestalteten Flecken geziert, die biswetlen undeutlich
find oder roohl ganz verschwinden.
Siebente Familie.
Hydrophiliden.
Ffihler kurz, mit deutlicher, aus 7— 9 Gliedern
bestehender durchblatterter Keule (Fig. 2945. A). Kinn-
ladentaster von der Lange der Ffihler oder noch langer
als diese (B).
Ungeachtet der allgemeinen angeren Aehnlichkeit
theilen die Hydrophiliden nicht den innern Bau der
Dytiscen. Jhr Darmcanal erreicht eine bedeutende
Lange und Hat ein paar Blinddarme, ein Bau, der auf
©rnåbrung mit Pflanzenstoffen Hindeutet. Man Hat
im Darme meist nur dergleichen vorgefunden, obgleich
die Mundtheile durch Starke und Form die rfiuberische
ErnahrungSart zulaffen tourben, uub sah fogar, »vie
unser branner Wasserkafer mit vieler Gier die-
selben Jnsectenlarven und Weichthiere verzehrte, toelchen
bie Dytiscen nachstellen. Bermuthlich gehort daher die
eigentliche Gattung Hybrophilus zu ben Omnivoren.
Jhre Kennzeichen bestehen in ben bie Ffihler an Lange
fibertreffenben Vorbertastern, beren zweites Glied langer,
aber kanin bicker ist als bas britte, ben Schwimmbeinen,
ben mit Enbbortten versehenen Schienen, ber Kleinheit
bes ersten Tarsengliebes nnb ber langlichen Korpergestalt.
Die Arten leben alle im Wasser, verlafsen eS beS Abenbs
fliegenb nnb athmen an ber Oberflache in berselben
Stellung mie bie Dytiscen. Das Weibchen bes bran-
nen Wasserkafers (Hydrophilus piceus) Fig. 2946.
macht nach Lhonnet nnb Miger unter ben Kafern eine
sehr seltene Ansnahme, indem es mittels am Hinterleibe
liegenber Spinntoerkzeuge eine Art Nachen verfertigt, in
roelchem bie Eier auf bem Wasser treiben. Die langen,
mit bornigem, grogen Kopfe versehenen, sehr gestfigigen
Larven leben nur von Wasserthieren nnb graben, um fich
zu verpnppen, am Ufer Halbkugelige, intoendig glatte
Hohlen, bie fie enblich genau verschliefien. Die abgebil-
bete Art ist bie grotte ber Gattung, gemein in stehenben
Getoassern, fast 2Zoll lang, langlich eiformig, getooIbt,
bunkelbrann, sehr glatr nnb glanzend nnb Hat schtoach
punktirte nnb gestreifte Flfigelbecken.
Achte Familie.
Geotrupiden.
Seitenstfick ber Mittelbrnst vor ben Flfigelbecken nicht
vorragenb. Ffihler mit fficherfbrmiger, au8 Blattern
bestehenber Keule (Fig. 2947. A). Kinnlabentaster (C)
kfirzer als bie Ffihler. Oberkieser (B) toeich, am Jnnen-
ranbe mit Hautigem Sanine. Mittelbeine an der Wurzel
fich fast berfihrend.
Mit dieser Familie beginnt eine Gruppe der Kafer,
»velche den Namen der Lamellicornien oder Blatterhorner
tragt, sehr vielen Umfang befitzt und durch Reichthum an
Formen und wohl auch durch Schonheit der Ffirbung
vor Andern anffallt. Die Geotrupiden theilen zwar den
letzteren Borzug nicht, wohl aber erregen Viele Betoun-
derung durch Groge und Starke ober burch svnberbare
Gestalt bes HalsschilbeS, welches bisweilen in Horner
anslfinft, sotoie burch Breite nnb eigenthfimliche Form bes
nicht felten ebenfalls betoehrten Stirnschilbes. Immer
haben sie einen im limfange eiformigen, ost runben, stark
gewvlbten, burch Harte Bekleibnng geschfitzten Korper.
breiten Kopf mit tief eingefenkten Augen, breite Brust.
gebrungene Gestalt, groge nnb kraftige Ffige, Vvrderffige
mit sehr breiten, gezahnten Schienen, Flfigelbecken, bie
balb bis hinten reichen, balb baS After nnbebeckt laffen ;.
baS Schilbchen zwischen ben Flfigelbecken fehlt ihnen, nnb
geroisse Arten entbehren bie Vorbertarsen. Sie gehen
langsam nnb schwerfallig, fliegen mit schnurrenbem Ge-
rfinsch nnb Halten fich gern in Ercrementen von Sange-
thieren ober ini Dunger auf. Neden manchen sehr grogen
giebt es auch viele ziemlich kleine Arten; meistens sinb fie
buger braun ober schwarz gefarbt, nie bunt gezeichnet.
Wie toichlig bad ihnen als Verzehrern von Auswnrfs-
stoffen in ber Natur ubertragene Amt fei, bebarf schwerlich
weitlaufigen Bemeifes. Dag ihre Nntzlichkeit frfihzeitig
anerkannt toorben, geht hervor au8 ber Verehrnng, toelche
bem Ateuchn8 bie alten Aegypter zvllten (vgl. S. 70
Sp. 1). Einige formen aus frifchen Ercrementen eine
Kugel, in toelche sie ein Ei legen, nnb bie fie an einen
fichern Ort walzen, unb fahren in biefer Thatigkeit
manche Tage unermubet fort, bis bie ganze Nachkom-
menschaft untergebracht ist; anbere tofihlen unterhalb
jener Stoffe Locher in bie Erbe unb erffillen biese mit
Eiern, unb in beiben Ffillen finbet bie auskriechenbe
Larve ihre angemessene Nahrung. Man kennt bereits
eine groge Menge biefer im gemeinen Leben Mistkfifer
geheigenen Kerfe unb theilt fie nach Zahl ber Ffihlerglie-
ber, ber Stellung ber Mittelbeine unb ber Gestalt bes
Stirnschilbes in mehrere Gattungen, unter toelchen bie
Dfingerkafer (Copris unb Onthophagus), bie Kothkaser
(Aphodius), bie eigentlichen Mistkfiser (Geotrupes) in
Deutfchlanb burch mehrere sehr bekannte Arten Vertreten
toerben. Der Heilige Pillenkafer ( Ateuclius
sacer) Fig. 2948. geniegt unter allen Familiengliedern
bie grogte Berfihmtheit; er ist ganz schwarz, glatt,
1% Zvll lang, Hat ein sechszahnigeS Kopffchilb unb ledt
nicht allein in Aegypten, sonbern auch rings um bas
Mittelmeer unb bis an den sfidlicheti Fug der tyroler
Alpen.
Neunte Familie.
Cetoniaden.
Seitenstfick der Mittelbrust vor den Flfigeldecken mehr
oder weniger vorragend. Korper breit, etwas flach.
Kinnladentaster kfirzer alS die Ffihler. Ffihler acht- bis
zehngliederig (Fig. 2949. A), in eine wenig blatterige,
fachersormige Keule endenb. Oberkieser am Ranbe
Hautig, Unterkieser (B) mit pinselsormigem, zum Lecken
bestimmten Endgliebe.
Die Cetoniaden find meist ziemlich grog, von abge-
rundeter, fedoch nicht kreisformiger Gestalt, gedrungen
und stark gebaut, meist mit mittelmfigig Harten Decken
versehen, HSufig mit sehr lebhasten Farben geschmfickt
und ost wie edles Metall glanzend; fie laufen nicht
schnell, fliegen gut und gern und nahren fich von Pflan-
zentheilen, den Blfithen oder ihrem Honig, Blattern
undKnospeti. Jhre Larven wahlen dieselben NahrungS-
stoffe und leben im unvollkommenen Zustande meist einige
Jahre unter der Erde, zehren daher mehr von Wurzeln
als anderen Gebilden der Pflanzen und konnen Hierdurch
allerdings schadlich werden; einige verweilen im Innern
fauler Stamme oder in den zusammengefallenen Trfim-
niern derselben. Zu dieser Familie gehoren die welt-