Hösters Plakat Mal-kursus zum Selbst-Unterricht
Kursus 1. Lackschrift
Forfatter: Paul Höster
År: 1915
Forlag: Verlag von Höster's Internation. Schaufenster-Dekorations-Lehrinstitut
Sted: Hamburg
Sider: 64
UDK: 667-664
1. Bind
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HOSIER'S PLAKAT-MAL-KURSUS ZUM SELBSTUNTERRICHT
Die Relieffchrift
ift eine erhabene Schrift, welche urfpriinglich nach dem Syftem
der Konditoren mit einer Diite gefchrieben wurde. Befonders
faubere Refultate lieBen fich aber nach diefem Verfahren nicht
erzielen. Relieffchrift ift fchön, aber nur dann, wenn fie gut ge-
fchrieben ift. Es gibt zwar Plakatmaler, welche die Schrift
einigermaBen gut mit dem Pinfel fchreiben, aber dazu gehört
eine befonders fichere Hand und viel Ubung. AuBerdem
erfordert diele Schrift viel Zeit. Es behauptete fogar ein
Plakatmaler, mit einem Holzkiel groBartige Relieffchrift zu
fchreiben; eine befondere Kunftfertigkeit, von welcher wir
uns aber leider nicht perfönlich iiberzeugen konnten, da der
Kunftler auf Reifen war. Es find nun zur Erleichterung der
Schreibweife viele luftrumente erfunden worden, z. B. Tuben,
Rohre, Spriten ufw. Den gröBten Teil diefer Erfindungen
haben wir auf ihren praktifchen Wert hin gepriift und haben
uns davon fiberzeugt, daB von allen der Trichter-Apparat
(Abbildung 1) der befte ift. Diefer Relief-Schreibapparat
ift zwar von den Handapparaten (Preis Mk. 12.50) der teuerfte, aber durchaus brauchbar, handlich und fehr
folide gearbeitet. Viele Fachleute, welche fruher mit dem Pinfel fchrieben, benutjen heute nur diefen
Apparat; wem an einer guten, fauberen Schrift gelegen ift, können wir die Anfchaffung desfelben nur
empfehlen. GroBbetriebe verwenden Kohlenfaure-Apparate, diefe find aber fehr teuer, ca. Mk. 150. — .
Fur denjenigen, welcher Plakatfchriften flott fchreibt, gibt es bei diefer Schrift weiter nichts zu erlernen,
denn die Relieffchrift wird in gleicher Weife gefchrieben wie alle Pinfelfchriften, welche in diefem Werke
enthalten find. Einftrichfchriften können direkt mit dem Apparat gefchrieben werden, wogegen bei Kon-
turen fchriften erft die Buchftabenumriffe mit dem Apparat vorgefchrieben und dann ausgefiillt werden.
Die Maffe wird in den Trichter gegoffen, diefer mit der rechten Hand gefiihrt und mit der linken Hand
der Druck auf den Ball gegeben. Die Schreibmalfe wird nach vielen Rezepten hergeftellt, die Befchaffenheit
derfelben ift von gröBter Wichtigkeit. Diefelbe foil gut flieBen, gut auftragen und befonders haltbar fein.
Von den vielen in den Handel gebrachten Reliefmaffen find nur wenige brauchbar, kaufen Sie daher nur
folche, welche fchon einer Ihrer Bekannten gut ausprobiert hat. Relief-Maffe können Sie auch nach
folgendem Rezept felbft anfertigen. Ein Pfund Schlemmkreide wird mit Waffer zu einem dicken Brei an-
geruhrt, desgleichen (/i Pfund ZinkweiB mit Spiritus. Beide Teile werden dann zufammengemengt und
diefer Malfe 1 Taffe aufgekochter Tifchlerleim, 1 EBlöffel voll Glyzerin und
1 Löffel Salizyl beigemifcht. Die Maffe wird
nur mit Waffer verdunnt, fo daB diefelbe dick-
fliiffig bleibt und dann in einem GefäB gut
verfchloffen aufbewahrt. Vor dem Gebrauch
muB die Maffe erwärmt werden. Durchaus
notwendig ift die Verwendung von nur dicken
Pappen. Ift der Schreibkarton dunn, fo daB
er fich biegt, muB derfelbe zuvor auf eine dicke
Pappe geklebt werden, da fonft die Schrift
abfpringt. Am beften eignen fich Velour-
kartons fiir Relieffchrift, da fich hierbei die
Maffe gut einfaugt und dadurch haltbar ift.
Das Modellieren von Kränzen, Rofetten ufw.
gefchieht ebenfalls mit dem Apparat und
gleicher Maffe. Wir zeigen mit den Ab-
bildungen 2 und 3 Plakate, wo derartige Ver-
zierungen angebracht wurden. Die gewiinfch-
ten Mufter fkizzieren Sie am beften erft vor.
Spater erhalten Sie die Llbung, diefe Ver-
zierungen direkt freihändig auszufiihren. Das
Bronzieren der Schrift gefchieht, indem man
auf diefelbe im frifchgefchriebenen Zuftande
Bronzepulver ftreut, (Thema fiber Bronzen
Seite 61). Das Plakat bleibt einige Stunden
zum Trocknen liegen, dann wird der iiberfluffige
Bronzeftaub durch vorfichtiges Klopfen ent-
Abb.idung 2. fernt und mit einem weichen Pinfel nachgefegt. Abbildung 3.
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