Das Unbekannte Spanien
Baukunst, Landschaft, Volksleben
Forfatter: Kurt Hielscher
År: 1922
Forlag: Verlagt Von Ernst Wasmuth A. G.
Sted: Berlin
Sider: 328
UDK: st.f. 72(46) Hie
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Und man hat mich rührend verpflegt. —
Man führte mich durchs Kloster, das einst die Franzosen zerstörten. Schutt und Moder
haben im Kreuzgang den Vernichtungskampf weitergeführt. Über den Trümmern aber
triumphiert sieghaft das ewig junge Leben der Natur, den Verfall des Alten verschönend.
Und doch ist dies ein Ort, an dem man wohl sinnen mag über die Endlichkeit aller
Dinge, über den Ausgang alles irdischen Glückes. ---—
Durch diese Hallen wandelte einst jener Weitenherr, der zum Weltflüchtling wurde...
Beim Nachtmahl saß ich als räudig Schäflein mit an der Tafel der Mönche, und sie
sorgten treu brüderlich für mich.
Am andern Tag lange, lange vor Sonnenerwachen wurde ich geweckt.
Herzliche Abschiedsworte ----------ein dienender Bruder leuchtet mir mit der Laterne
durch den düstern, uralten Park. Das Klostertor knarrt --krachend fällt es ins Schloß,
und ich stehe wieder draußen in der Welt, vom silbernen Mondlicht umrieselt. ---
Wie gebannt stehe ich still. ------Und da ertönt das Mettenglöcklein, das die Mönche
zur Messe ruft. -------------------Ein Paradies schlug hinter mir die Pforte zu! —
O
Ausklan g. Freude am Leben habe ich mir in Spaniens Fluren erwandert. Spanien
war mir zweite Heimat geworden. Leichten Herzens zog ich nicht von dannen. ---------
„Unter kältre Sonnen, blaßre Sterne
folget mir, ihr Südlandwandertage,
und umklingt mich dort wie eine Sage!“
Scheidestunde! ------------Eine wundervolle Mondnacht. — - -----Der kleine spanische
Dampfer, der mich heimwärts trug, verließ langsam den Hafen von Ferrol.
Der Mond baute eine Silberbrücke über die Wasser; über sie schritten meine Gedanken
zurück in jene monddurchzitterten Nächte, da er, der Gute, als Ampel mir so oft den Pfad
ins unbekannte Spanien erhellte. — — —
Wie sorgende Mutteraugen blickten die Leuchtfeuer der Küste mir noch lange den
Abschiedsgruß nach, bis ihnen die Finsternis die Lider schloß. Und nun fuhr das Schifflein
dahin zwischen den unendlichen Wassern und dem unendlichen Himmel, umrauscht vom
uraltewigen Lied der Welle, meiner lieben, trauten deutschen Heimat zu. -----
Wenn jetzt tage-, wochenlang das eintönig graue Wolkengespinst schwerdrückend
über meinem sonnenarmen Vaterlande lastet, da packt mich eine brennende Sehnsucht nach
Spanien -----Sonnensehnsucht ist’s! Dann blättere ich in meinen Bildern, und wir halten
Zwiesprach miteinander und leben im Erinnern an jene läge ungebundener Wanderglück-
seligkeit im sonnengesegneten Spanien.
Und nun sende ich in meinem Werk meine Sonnenernte hinaus. Möge sie Sonnen-
glanz in vieler Menschen Herzen strahlen! Möge sie künden von meiner Liebe zu Spanien,
von meinem Dank seinem ritterlichen Volk gegenüber für treu erwiesene Gastfreundschaft!
XXII