Gothisches Musterbuch 1

Forfatter: G. Ungewitter, D. Statz

År: 1856

Forlag: T.O. Weigel

Sted: Leipzig

Sider: 34

UDK: 723

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Side af 232 Forrige Næste
10 solche Gegenstände in die Kunstregion zu heben, zu stylisiren sind, mit) um zugleich Geist, Auge und Hand in solcher Übertragung zu üben. Ein gar feiner und sicherer Tact gehört dazu, um zwi- schen dein Naturalism, welcher nur auf eine möglichst getreue Reproduction der äußeren Erscheinung Bedacht nimmt, und dein starren, ein- für allemal pikten Typ ns die rechte Mitte einzu- halten. In dieser Vermahlung von Geist und Natur, in diesem Jn- einanderspielen von Gesetz und Freiheit, von Gegebenem und Wer- dendem, Abstraktem und Concretem, beruht hauptsächlich der Reiz der Kunst und nicht minder ihre Würde; dieses stete Strömen erhält sie lebendig und frisch, dadurch verrichtet sie zugleich ihr Theil an der großen Aufgabe des menschlichen Geistes, das äußer- lich sich Widersprechende in Harmonie und Einheit zn setzen, welche die Wahrheit ist. Die alten Meister eigneten sich jenen Tact in der Schule des Lebens, des eigenen und des sie umgebenden, dadurch an, daß Hand und Kopf gleichzeitig thätig waren, daß sie aus einem gro- ßen Ganzen heraus für dasselbe arbeiteten, daß endlich all' ihr Neben und Wirken unter der Herrschaft einer großen Idee stand. Die philosophische Speculation kann nie und nimmer den Maßstab oder den Gradmesser dafür an die Hand geben, eben so wenig, wie von den Cathedern herab eine neue Befruchtung des sterilen Bodens Unserer heutigen Kunstübnng vermittelt werden wird — falls man nicht etwa dieselben zuvor in die Domsteinmetzenhütten verpflanzen sollte. Eine weitere Gefahr ergibt sich aus den zum Zwecke der artistischen Ausbildung angelegten Modellsammlungen dadurch, daß dieselben, der Natur der Sache nach, aus zerstreuten Gliedmaßen verschiedener Organismen bestehen. An dem wahren Kunst- werke bedingt das Ganze die Theile; jedes Ornament, jedes Bei- werk zieht seine Eigentümlichkeit aus dein Grundgedanken; inso- fern gibt es in der Kunst keine absolut schönen Formen, das „Wo?" imb „Zu welchem Zwecke?" treten immer bedingend da- zwischen. Jene Gefahr ist aber um so größer, als unsere moderne Bildung ohnehin der Geschniacksmengerei nur allzu sehr huldigt imb darum etwas so Fragmentarisches, Potpourriartiges hat und mehr auf das Vielerlei, als auf das Viel anszagehen pflegt. Hauptsächlich darin haben alle die krankhaften Erscheinungen im Bereiche der Architektur, namentlich auch die moderne Aftergothik, ihren Grund, daß man zu viel auf. die änßere Erscheinung imD die Details, zu wenig ans das generirende Gesetz und die Gruub- verhältnisse achtet, daß man Unzusammengehöriges zusaminenfügt, allerhand hier und dort aufgelesene Lappen zu einem Kleide ver- arbeitet, dessen Schnitt sich noch dazu nicht selten nach der Gestalt der Lappen zu richten hat, daß man, statt prinzipiell, ans eigener, selbstbewußter Kraft heraus zu schaffen, macht und compilirt. Bei dem Unterrichte sollte daher stets auf jenen Zusammenhallg hingewicsen, ja derselbe, wo möglich, auch äußerlich, wie z. B. dlirch Abbildungen der Architekturen, welchen die einzelnen Bild- werke entnommen sind, dal gestellt werden. Alles nicht aus der Construction gleichsam erwachsene, parasitische Ornament sollte we- nigstens beim Kunstunterrichte, wo es gerade gilt, den Sinn für das Gesetzmäßige zu wecken und zu schärfen, möglichst ferne gehal- ten werden; das Leben schwemmt Derartiges schon von selbst mehr als zu viel an uns heran, und ist cs ein Leichtes, sich, wo es erfordert wird, frei zu bewegen, wenn man die härtere Probe bestanden hat. An die Sammlllngen von Modellen und Abgüssen reihen sich vorbereitend und ergänzend die Vorlegeblätter. Dieselben sind insofern von überwiegender Bedentung, als durch sie gewöhnlich der erste Gumd zur künstlerischen nicht blos, sondern auch zur gewerblichen Ausbildung gelegt wird und sie den Leitfaden für den Lehrer, lvie für den Schüler an die Hand geben. Soll die Kunst sich wieder ins Volk hineinleben, so mnß schon in den un- teren Schulen die Reform beginnen. Welcher Art ist der dort durchgängig ertheilte Zeichnenunterricht? Es werden dein. Schüler Köpfe, Nasen, Ohren (natürlich meist griechischen Styles), antike Säulen, Sparrenköpfe, Urnen, Grabsteine, fabelhafte — in jebein ©inne des Wortes — Thiere lind Blumen vorgelegt, oder man beschäftigt ihn mit der Nachbildung streng geometrischer FigUren, die im Grunde nur das Lineal in Anspruch nehmen. Die so ge- sammelten Eindrücke uno Fertigkeiten werden ins Leben, in die Werkstatt mit hinnbergenommen, wo sie sich denn gar bald, mit alleiniger Ausnahme etwa der letztgedachten, rein mechanischen Uebung, als völlig untzlos erweisen. Hinsichtlich der Auswahl der Vorlegeblätter haben die Zeich- nenlehrer in der Regel ganz freie Hand, da die Schnlvorstände um Derartiges sich nicht zu kümmern pflegen. Indes würde auch die sorgfältigste Auswahl nicht sonderlich viel fruchten; höchstens könnte es sich von gewissen Abstufungen in der U n branchbarkeit handeln. Soweit mir das betreffende Material bekannt ist, ver- dient nur Eine Sammlung der in Rede stehenden Art mit einer gewissen Auszeichnung genannt zu werden, die von Eisenlohr nemlich, unterbrochen durch den Tod des redlich strebenden, talent- vollen Künstlers nnd fortgesetzt von seinen früheren Collegen. Allein sie nimmt doch zn wenig aus das eigentliche Bedürsniß Rücksicht Und bringt viel zusammenhangsloses Detail mit nutzlosem Aufwande; namentlich aber siecht sie an einer falschen Gr lind- et n sicht, indem der Herausgeber allsgesprochenermaßen davon au3= geht, daß die Formgebung von Einem Materiale ans sedes beliebige andere ohne Weiteres übertragen werden könne. Diese Ansicht rührt wohl hauptsächlich daher, daß unsere Künstler sich so sehr daran gewöhnt haben, nur für das Papier zu denken, zu entwer- fen und zu zeichnen. Anderen Falles wäre es kaum möglich, die in dec That fast handgreifliche Wahrheit zu übersehen, daß der Stoff auf die Art dcr Formgebung den wesentlichsten Einfluß zu üben hat und daß ein jeder seine besonderen VedingUngen darbietet, der Stein, das Holz, das Metall. Za selbst die verschiedenen Gattungen eines solchen Materiales erfordern eine verschiedene Be- handlung: der Backstein muß seine besondere Natur gegenüber dein Hausteine auf jedem Schritte so zu sagen geltend machen, von dcr Conception des Planes an bis zum unscheinbarsten Detail und Profile hin, wie solches auch bei allen Bauten ans der guten Zeit wirklich der Fall ist. Der schönste Altaranfsatz aus Steinwerk würde geradezu ins Häßliche Umschlagen, wenn man ihn in Holz eopiren wollte; selbst Eisen und Messing sind verschiedenartig zu behandeln. Daß die Verehrer dcr Steinpappe und des Gußeisens