Gothisches Musterbuch 1
Forfatter: G. Ungewitter, D. Statz
År: 1856
Forlag: T.O. Weigel
Sted: Leipzig
Sider: 34
UDK: 723
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wenn man die besten derartigen Arbeiten belohnte und in der An-
stalt aufbewahrte. Es würde sich so allmählig eine reiche Samm-
lung bilden, die jedenfalls zu vielfacher Belehrung nnd für das
Vor- oder Rückwärtsschreiten der Anstalt als Maßstab dienen
könnte. Nicht minder Wünschenswerth aber wäre es, daß auch
direct von Seiten der Staatsregierung etwas znr Förderung der
fraglichen Bestrebungen geschähe; ein geeigneter Anfang würde es
z. B. sein, wenn sie gelvisse Prämien für die Anfertigung von
Vorlegeblättern der oben gedachten Art aussetzte und dafür sorgte,
daß in den öffentlichen Bibliotheken und Modellsälen neben der
heidnischen Kunst anch die christliche ein, wenn auch noch so be-
scheidenes, Plätzchen eingeräumt erhielte. Bis zn dieser Stunde ist
das Mißverhältniß denn doch gar zu schreiend; ja es kann im
Grunde nicht einmal von einem Mißverhältniß gesprochen werden,
da für die christliche Kunst und Archäologie so viel wie gar
nichts geschieht.
Indem ich hiermit die Reihe meiner Vorschläge schließe, gebe
ich mich hinsichtlich der Wirkung des von mir Gesagten keinerlei
sanguinischen Hoffnungen hin; im Gegentheile wird man vielfach,
wo man überhaupt Notiz davon nimmt, noch augenfälliger das Ge-
gentheil von dem Angerathenen thun oder veranstalten, um 51t
zeigen, daß man keine Notiz davon genommen hat, oder daß man
doch durch Laien- nnd Dilettanten-Gerede sich auch nicht einen
Augenblick irre machen läßt. Eine solche Ueberzeugung in Betreff
des unmittelbaren Erfolges sollte indeß, meines Erachtens, Wo es
sich um öffentliche Angelegenheiten handelt, nieinals Ieinanden
vermögen, sein ehrlich gemeintes, auf Erfahrung sich stützendes
Wort ungesprochen nnd den Dingen ihren Lauf zu lassen. Der
Laut einer Stimme bringt bekanntlich jezuweilen eine Lawine zum
Sturze, welche, wer weiß wie lange, den Stürmen und Wettern
gegenüber Stand gehalten hatte. Im Uebrigen handelt es sich
aber auch hier nicht um Fragen, deren Verlauf nnd Lösung von
dein guten oder bösen Willen Einzelner abhängt, und wären sie
auch noch so hoch gestellt und noch so mächtig ausgerüstet. Der
Widerstreit auf dem ästhetischen Gebiete bildet nur eine Episode
in dem großen Prinzipienkampfe, der znr Zeit die Welt in Athens
erhält nnd dessen Krisen sich leicht noch durch Generationen hin-
ziehen können. Kämpfe und lvirke daher Jeder auf der Stelle,
die er einmal einnimmt, und mit den Mitteln, die ihm Gott
gegeben, für das, was, seiner Ueberzeugung nach, das Rechte nnd
Wahre ist, unbekümmert um die Zahl der Bundesgenossen und
um den augenblicklichen Erfolg!
A. Aelchensperger.
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