Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 168
Bayerikne Jubilæums«Landes -fluskenung 19)6
Hr. 8
Mursten solgte die Lnttuuschung der Volker. Der bayerische
berrscher aber roollte, so besagt ein amtliches Zeugnis,
nicht, duh man rede, sondern duh man handle. Der Tag
von Hanau ist Kein Sieg der bayerischen Waffen, aber er
bewahrte uns vor dem Vorwurf des Verrats an der
deutschen Sache. Wrede fand den Beifall von Bluser und
Gneisenau. Brienne, Bar und Hrcis sur Kube sind Ruhmes-
tage der bayerischen Rrmee, an denen jeder seine Schuldigkeit
getan hat, vom Prinzen Karl bis Herab zu dem Schutzen-
trompeter Samassa, der, von einer Kugel in den Fuh getroffen,
das Signal „Vorrourts" roeiter blies, bis ein zweites Geschoh
seinen ehernen Mund fur immer zum Schweigen brachte.
So brauchen roir uns die Lrinnerung an die Lrhebung
Bayerns zum Konigreich nicht durch eitle Selbstvorrourfe
vergallen zu lassen. Der 1. Januar 1806 erscheint uns nicht
als der roillkurlich geroahlte Termin, mit roelchem „das
glucklichste Iahrhundert der bayerischen Geschichte" einsetzte,
sondern als die Lpoche einer organischen, segensreichen Ln -
roicklung. Konig Max ist nicht nur der Begrunder des
modernen Bayerns, er hat seinen ltachfolgern zugleich tut-
kiaftig die Bahn geroiesen, die sie dann eingeschlagen haben,
nicht nur Bayern, sondern auch Deutschland zum Segen.
Schon in seiner Regierungsjeit begannen die unvergunglichen
Verdienste Ludwigs I. um die Kunst. Die Berufung deutscher
Gelehrter nach Munchen in den Tagen des Rheinbundes
roar vorbildlich fur Max II. SteUung zur deutschen Wissen-
schast, und der Lintritt in den deutschen Bund, dem roir
keine Trane nachroeinen, hat Ludwig II. die Moglichkeit
zum Rnschluh an das neue Deutsche Reich - unbeschadet
seiner Souverunitut - gezeigt.
rrrrrr
PffTW TU.KRAMER
Lauptindustriegebaude.
(Nachbildung verboten.)
Der Busftellungsplatjund feine Bauten.
S^on jetzt ist eine lvanderung durch den Russtellungs-
t platz ein Kunstlerischer Genuh. Man glaubt
nicht, noch durch vier Monate und daruber vom
Beginn der Russtellung getrennt zu sein, eher
mochte man meinen, dah sich schon in einigen Wochen
ihre Tore offnen werden, so weit sind die Bauten sortge-
schritten, und einen so fertigen Lindruck macht jetzt schon das
Ganze. Der Tindruck ist glanzend, und ich glaube, dah
selbst oerwohnte Leute, die viele Russtellungen gesehen
haben, sowohl von der Gesumtunluge, als auch von den
durchweg originellen und mit Kunstlerischem Gesuhl durch-
gebildeten Gebuuden uberruscht sein werden. Linen grohen
Zauber ubt dabei die schone Ausummenstimmung der
Kunstlerischen Schonheiten mit den so frohlich in das Rus-
stellungsterrain Hineinspielenden Reizen der Natur aus. Wie
stimmungslos war trotz aller aufgewandten Kunstmittel die
letzte Pariser tveltausstellung mit ihrer unruhvollen buby-
lonischen Stilverwirrung, und wie roenig roar es in Luttich
gelungen, die Bauten in eine stimmungsvolle Beziehung zu
den Schonheiten der landschaftlichen Natur zu bringen,
roahrend sich hier schon Heute, roo den meisten Bauten noch
die schmuckenden Zutaten fehlen und die einzelnen Gebuude
noch nicht gartnerisch zusammengearbeitet sind, eine schone
Geschlossenheit fuhlbur macht. Die Rusnutzung des Platzes
ist aber auch die denkbar gunstigste. Seine Linteilung ist
zroeckmahig, so dah jedes Gebuude eine seiner Bestimmung
entsprechende Rnordnung gefunden hat und jedes mit den
anderen in naturgemaher lveise zusammengruppiert ist, zu-
gleich aber geht durch das Ganze ein monumentaler 3ug,
der sich in der Betonung und Kunstlerischen Gestaltung der
Huuptuchse auhert. Solgen roir ihrem Laufe! (S.Situations-
plan aus S. 7 und die vogelperspektivische Rnsicht auf der
Beilage zu No. 4.)
Den Tingang bezeichnen zroei noch der sarbigen
Dekoration Harrende Gbelisken, denen in diagonaler
Richtung vortretende Rufhunger zur Rnbringung von Bogen-
lampen dienen roerden. Durch einfache, noch unausgebildete
Tureingange vom grohen Mitteltor getrennt, schliehen sich
zu beiden Seiten die mit Garderoben und Sahrradhallen
verbundenen niedrigen Kassenhauschen an. Gleich beim
Lintritt roird unser Schritt gehemmt, denn der Park, in
dem roir stehen, und von dessen Lisiere spater die Signale
der hier mit zroei Schleifen sich roendenden elektrischen Rund-
bahn herubertonen roerden, zieht mit seiner anmutvollen
und duftigen Schonheit unsere Blicke auf sich. sSiehe Rbb.
S. 169.) Rus dem lichtesten Grun des sich leise auf- und
niederberoegenden Rusens steigen zierlich und schlunk die
roeihen Stummchen jetzt entluubter, zurtblutteriger Birken
empor, die so glucklich verteilt und mit spursumem Gebusch
vermischt sind, duh jedes Buumchen in seiner jungfruulichen
Schonheit fur sich zur Geltung Kommt und dus Gunze den
Lindruck sonnigster heiterkeit mucht. Ls ist, uls muhten
in sommerlichen Nuchten zierliche Lifen hier ihre luftigen
Reigen tunzen. Nicht lunge roird es rouhren und der schone
Purk zieht sein rointerliches Kleid un. Ruch dunn roird er
einen Kostlichen Rnblick gerouhren. Sein Schopfer, von dessen
gurtnerischem Geschick ich mir viel fur den Russtellungsbuu
verspreche, ist der studtische Garteninspektor Llpel. Immer