Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 8
Bayerifche Subildums«kandes-Husitellung 1906
Hr. 1
Fohrengeholz und den hier beginnenden Hochroald, aus
deren Versteck die der Lrholung und dem Vergnugen
dienenden Gebaude Hervorlugen werden.
Klar und ubersichtlich sind auf diesem Terrain, das
fur den Nusstellungszweck wie geschaffen erscheint, die Ge-
baude angeorbnet, und so harmonisch verbinden sich mit-
einander die architektonischen und die gartnerischen finlagen,
dah der von Dberbaurat Direktor v. Kramer, dem Letter
der Nusstellung, geschaffene Plan, wie er hier im Utatzstab
von 1:5000 zum Nbdruck gebracht ist, einen ganz orna-
mentalen Eindruck macht. Line grohe flchse beherrscht das
Ganze und halt die vielen Linzelheiten zusammen. Sie
beginnt beim Haupteingang (1) und endet bei der im
Waldesschatten gelegenen grohen Munchener Bierhalle (18),
deren Breite fast sener des dahinter gelegenen Nummern-
lveihers gleichkommt. Dom Haupteingang aus die in der
Mitte durch ein Rondell unterbrochene 32 m breite fillee
entlangschreitend Kommt man zu einem zweiten Lingangs-
tor, das den Zugang zu dem eigentlichen flusstellungsplatz
vermittelt. Zwischen einem Gbeliskenpaar hindurch tritt
man in einen Dorhof, den die in streng symmetrischer An«
ordnung einander gegenuberliegenden Gebaude der Der-
waltung (2) und der Presse (3) kilden. Die Lharakterisierung
und Wurdigung der einzelnen Gebaude fur eine fpatere
5eit aufsparend, beschranken wir uns Heute auf die Kurze
flngabe ihrer Lage und Bestimmung und wenden uns, bevor
wir den grohen Platz uberschreiten, aus dessen einer Seite
sich die 150 m breite Front des Hauptindustriegebaudes (4)
erftrecht, roahrend gegenuber auf dem terrassenformig an-
steigenden Terrain die Hauptrestauration (5) mit ihren
langen hallen und machtigen flussichtsturmen liegt, nach
rechts, wo van prachtigen finlagen eingeschlossen, das Hans
der staatlichen Forstausstellung (28) sich erheben wird. Lin
langgestreckter Brunnen ist fur die Mitte des grohen Platzes
geplant, der im Sudosten wirkungsvoll durch eine Kunstvoll
angelegte Kaskade abgeschlossen werden soli. Hier und im
weiteren Derlauf der Hauptaxe hat die Gartnerei das reichste
Feld Kunstlerischer Betatigung. Hier gilt es, zwischen dem
Gebaude der flusstellung des Staates (8) und den gegen=
uberliegenden Gebauden fur die Mafchinen- (10) und die
Kunstausstellung (12) zu vermitteln, lauschige Wege und
Boskette zu schafsen und dem im hintergrunde aufsteigen-
den Gebaude der Stadt Nurnberg (14) einen schmucken
Dorgarten zu geben. — Hus zwei getrennten Teilen wird
dieses hans bestehen, einem vorderen, dessen flusstellung
die Derwaltungstatigkeit der Stadt Kennzeichnet und einem
ruckroartigen, wo es viet Schones und Bedeutendes von
alter Nurnberger Kunst zu sehen geben wird. tvenden wir
uns von da aus nach rechts, so Kommen wir an dem flus-
stellungsgebaude der vereinigten Fleischermeister Nurnbergs
(17) vorbei und stehen vor der grohen Festhalle (16), die
im hinblick auf die vielen jetzt schon angemeldeten Kongresse
sicherlich Zeugin vieler froher und anregender Stunden sein
wird. Diele frohe Gesichter wird ohne Zweifel auch das
unweit davon gelegene Marionettentheater (26) zu sehen
bekommen, fin der erwahnten Munchener Bierhalle (18)
und ihrem Musikpavilton (19) vorbeigehend, stohen wir auf
das malerisch in eine Lcke des Geholzes gebettete lvein-
Haus (20) und befinden uns in einer schattigen flllee, die
an einem flrbeiterwohnhaus (22), einem grohen Kaffeehaus
und verschiedenen offenen Hallen (23) vorbei zur Dutzend-
teichrestauration (25) fuhrt, in deren Nahe der Landungs-
platz (24) liegt und wo am Ende einer Mole ein mit einem
Scheinwerfer versehener Leuchtturm (27) aufragt.
Bei der Grohe des flusstellungsplatzes, die ungefahr
eine Halbe Million Cfuadratmeter betragt, schien es ange-
zeigt, fur eine Ningbahn zu sorgen. Sie ist im Plan an-
gegeben und bildet vom Haupteingang ausgehend eine
vortreffliche Derbindung der Gebaude, die sie umzieht.
Iver vor einem Halben Sahre, als der erste der Pfahle, auf
denen das Hauptindustriegebaude ruht, eingerammt worden
ist, den flusstellungsplatz gesehen hat und Heute Hinauskommi,
wird uber die Ivandlungen, die sich hier vollzogen haben, er-
staunt sein. Kaum, dah man ihn wiedererkennt. Schon stehen
die Gebaude fur die Derwaltung und die Presse im grohen und
ganzen fertig da, schon hat die Nichtfeier des Hauptindustrie-
gebaudes stattgefunden und bald werden auch am Haupt-
restaurationsgebaude die Zimmerleute ihr Iverk vollbracht
haben und sich an die flufrichtung der ubrigen Gebaude machen.
Nach den Lntwurfen zu urteilen, versprechen die Ge-
baude durchweg originell zu werden, und wird der ganze
flusstellungsplatz bei groher Mannigfaltigkeit der Kunst-
lerischen Durchbildung im einzelnen ein Kunstlerisch einheit-
liches, echt festliches Geprage bekommen.
P. 3.Rée.
Das nusftellungsplakat.
as Plakat, das zugleich mit dieser Nummer unserer
1 Seitung in die IDelt hinausgesandt wird, um uberall
7 den Blick und das Interesse der £eute auf unsere
■■Kl flusstellung zu lenken und ihr Freunde und Besucher
zu roerben, ist. eine Schopfung fllbert Weisgerbers, eines
Munchner Malers, der, aus der Schule Stucks stammend, be-
Kannt ist durch seine drastisch Komischen, mit markigem Strich
gezeichneten und mit energischer Farbenroirkung ausgefuhrten
Beitrage fur die „Jugend". Durch diese Ligenschaften zeichnete
sich auch jenes Plakat aus, mit dem sich der Meister bei dem
am 1. Februar 1904 ausgeschriebenen und am 11. Mai
jenes Jahres zur Lntscheidung gebrachten Wettberoerb zur