Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Seite 430 Bayerifdie 3ublldums-kandes-Husitellung 1900 Ilr. 20 um unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, ja, wir fuhlen uns den Kusstellern gegenuber, die mit grohem Buf- wand an geistiger, physischer und finanzieller Kraft das eigentliche Busstellungswerk geschaffen Haben, geradezu verpslichtet, das machtige Ntittel der Propaganda zu er- greifen, um das Interesse fur unsere Busstellung in die weitesten Kreise zu tragen. fjierzu erbitten wir uns Ihre gutige Mithilfe und Unterstutzung. Als berufene Ver- kunder der Ereignisse und Begebenheiten, die sich im politischen, sozialen und Kulturellen Leben der Volker und Nationen abspielen, sind Sie am besten in der Lage, die Kunde von der Busstellung, deren innerem und autzerem IDerte, Hinauszutragen in alle IVelt und den Strom derer hierher zu lenken, die sich davon uberzeugen wollen, wie zu Zuhen unserer altehrwurdigen Noris Bayerns Industrie, Kunst und Gewerbe sich in festlichem Geivande zum friedlichen tvettkampf vereinigt haben, um nicht nur vor den Bugen der tvelt, sondern auch angesichts der Werke unserer Vater ruhmlich zu bestehen. Wenn ich Sie nun einlade, unter sachkundiger Fuhrung eine tvanderung durch die Busstellung anzutreten, so barf ich Ihnen wohl den fjerzenswunsch mit auf den tveg geben, dah das, was Sie zu fchauen bekommen, fei es die imposante Leistung einer Grohindustrie oder das bescheidene Werh eines schlichten Handwerkers, Ihren Beifall finden und Sie veranlassen mochte, nach allen Himmelsrichtungen Hin nur Ruhmliches zu verkunden." Im Bnschluh daran gab er den Fuhrungsplan bekannt, und nachdem alle Bnwefenden mit Katalog und Fuhrer ausgestattet waren, wurde der Nundgang unter Fuhrung des Vorsitzenden des Literarischen Bureaus, Herrn Professor Dr. Paul Rée, begonnen. Zuerst wurde das fjauptindustrie- gebaude von Gruppe zu Gruppe durchwandert und uberall das lvesentliche ins Buge gefaht, so dah trotz eines langeren Bufenthaltes in der durch Zeno Viemers anmutiges Dio- rama ausgezeichneten Busstellung der Stadtgemeinde und des Gewerbevereins Lindau, wobei fjerr Burgermeister Schutzinger mit Kostlichem Seewein die fjonneurs machte, um 1278 Uhr alle Teile besichtigt waren. Giner Ginladung des fjerrn Kommerzienrats Gckel aus Deidesheim folgend, wurde Hierauf das Weinhaus aufgesucht, wo bei Kraftigem Imbih eine durch ernste und Heitere Neden gewurzte grund- liche lveinprobe stattfand, die einem den ganzen Sauter des pfalzischen und frankischen Nebensaftes erschloh und einen auf Preishohen fuhrte, die zu beschreiten man sonst felten Gelegenheit hat. Nach einem Kurzen Besuche des die Sammelausstellung der Nurnberger Backerinnung ent- Haltenden Kaffeehauses wurde das Nurnberger Haus auf- gesucht. Hier gab der Vorstand des stadtischen statistischen Bmtes, fjerr Dr. Buchel, die notigen Grlauterungen zu der das Verwaltungswesen Nurnbergs Kennzeichnenden Bus- stellung des Vorderhauses, wahrend fjerr Dr. Schulz in der vornehmlich durch sein Verdienst so reich und Kostbar beschickten Kunsthistorischen Busstellung des Ruckgebaudes den Interpreten bildete und auf die Schonheit und den Ivert der fjauptstucke Hinwies. Im Staatsgebaude machte sein Grbauer, fjerr Bssessor Ullmann, selbst den Fuhrer, und in liebenswurdigster tveise gaben auherdem verschiedene fjerren in den einzelnen Bb- teilungen die Grklarungen, so Herr Bssessor Wunscher in der Busstellung der Dbersten Baubehorde, so fjerr Zentral- werkstattendirektor Bottinger in der Busstellung des Ver- Kehrsministeriums und fjerr Nechtsrat Weigel in der Bus- stellung der Fremdenverkehrsvereine. In der Kunsthalle Hatte der Prasident des Ntunchner Kunstlerkomitees, fjerr Professor Blbert v. Bauer, die Freundlichkeit, die Fuhrung zu ubernehmen, wahrend in der Ntaschinenhalle der Vr- ganisator dieser Busstellung, Herr Gberingenieur Sritsche, das Fuhreramt versah und auf die interessantesten und be- deutendsten Stucke dieser Busstellung Hinwies. Nach Besichtigung der Festhalle ging es auf die den schonsten Busblick uber die Nummernweiher gewahrende Terrasse der Ntunchner Bierhalle, deren Pachter, fjerr Nestaurateur Wagner, den Gasten einen Kostlichen Labe- trunk mit Wurstel und Kraut spendete, dann fuhrte der Weg am Dutzendteich entlang uber die Teichrestauration Hinweg zur sogenannten Vorfstrahe, deren fjausertypen allgemeines Interesse erregten und von dessen verschiedenen lvbstweinkosthallen die Vollrathsche der Gesellschaft eine gastliche Bufnahme bereitete. Ntittlerweile war die achte Bbendstunde Herangeruckt, auf die im fjauptrestaurations- gebaude ein Bbendimbih angesetzt war. 3u demselben waren u. a. erschienen: die fjerren Geh. fjofrat Burgermeister Dr. v. Schuh, Gberbaurat v. Kramer und der Vorsitzende des Prehausschusses fjerr Nektor Dr. Vogt. Dieser begruhte die Grschienenen mit Herzlichen Worten und schloh seine Busfuhrung mit einem fjoch auf den Prinzregenten, in das die Bnwefenden begeiftert einftimmten. fjerr Geh. fjofrat Dr. v. Schuh lieh in einer Humorvollen Bnfprache die Festgaste leben. Namens dieser dankte fjerr Schweder aus Berlin und schloh mit einem fjoch auf Nurnbergs Burgermeister, wahrend fjerr Zschorlich aus Leipzig sein Glas der Stadt Nurnberg weihte. Giner der Festgaste brachte ein fjoch auf den Fuhrer Dr. Rée aus, der die Vertreter der Presse leben lieh und sie bat, das Silber, das er an dem Tage geredet habe, in Gold zu verwandeln, indem sie goldene Worte uber die Busstellung schrieben. Ver Schriftfuhrer des Nurnberger Fremdenverkehrsvereins, fjerr Senger, erfreute die Bnwefenden durch den Vortrag einiger Stielerscher Dichtungen. Prachtig nahm sich von der Terrasse des Gebaudes die reiche Illumination der fjauptgebaude und der hochaufschiehenden Strahlen der Leuchtfontane aus, deren Besichtigung das frohliche Ntahl eine Weile unterbrach.