Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 480
Bayerifche 9ubilciums-kandes =flus^fe^u^g 1906
Or. 22
und einem feinen Sug um den Mund an und bestand
seine Ausnohmspriisung, indem man mit mehr oder menig
Geschick den Gipsabgutz eines antiken Niesenfuhes Kopierte
und fuhlte sich ungeheuer gehoben in dem Berouhtsein,
nunmehr einen „llkademiker" vorzustellen, zu welcher ehren-
werten Korperschoft damals Pfeifenkops- und Dosenmaler
ein wesentliches Kontingent stellten. Die Lokale maren
zwei grotze, zu ebner Lrbe im sogenannten Landauerkloster
gelegene Simmer, der Gips- und der Aktsoal. Swischen
beiden besand sich ein Kleiner Raum, der unbenutzt blieb
und als Lntree zu jenen diente. Die Unterrichtsstunden
maren taglich von 5—7 Uhr abends, 'autzerdem je einmal
von 4-5 flnatomie oder Linearperspektive. Direktor
Reinbel, die einzige Kunstlerische Lehrkraft, wechselte mit
den Korrekturen in Gips- und Aktklasse ab. Desand er
sich in letzterer, so fiihrte bei den Gipsschulern der Haus-
diener die Aussicht. Noch sehe ich ihn im Geiste vor mir,
den alten Kotermundt, aus einem dreibeinigen Hocker, die
hornbrille auf der Nase und mit dem Kopse mackelnd, wie
er, in ein Bud) vertieft, die Sielscheibe jugendlichen Mut-
willens ward. Gft auch zog man ihm die Sunge, um un-
glaubliche Jogbgeschichten zu vernehmen (roar er doch in
seiner Jugenb Iagerbursche geroesen), oder auch erstaunliche
Berichte uber gute Geschaste in Altertumern, die er um
roenige Kreuzer aus dem „Trempala" (Trodelmarkt) er-
roorben und um hunderte von Guiden an die „Englander"
verkauft hatte. Gonnen roir dem biedren Alten seine Nuhe
unter dem Kuhlen Nasen} ihm, der sich unter Neindel er-
dreisten durfte, bei Stellung des Aktes auch ein Ivortlein
drein zu reden, und den Kreling, als er dies das erste
Mal unter ihm versuchte, so schnode absertigte. 3a, das
ging sreilich bei dessen schneidiger neuer Direktion aus
einer andren Tonart als bisher. Kreling, dieser tatkrcistige,
geniale und vielseitige Mann baute in der Nachsolge
Reinbels bie Schule berart aus, batz sie balb bie glanzenbste
Lntsaltung zeigte unb als eine Musteranstalt nicht nur in
Bayern, sonbern in ganz Deutschlanb unb baruber Hinaus
anerkannt rourbe.
The roir jeboch naher aus biese Lpoche eingehen,
sei ein fluchtiger Blick auf bie Geschichte ber Nurnberger
Kunstgeroerbeschule von ihren ersten Ansangen unb ihrer
Fristung im 18. Jahrhunbert bis in bie neueste Seit
geroorfen. Ts ist hiebei bie Festschrift zugrunbe gelegt,
roelche im 3ahre 1862 ber bamalige Lehrer ber Anatomie
an bieser Anstalt, ber praktische Arzt Dr. 3oh. Phil. Gbschel
aus Anlatz ihrer Sroeihunbertjahr-Feier verfaht Hatte.
Kannten Mittelalter unb Neformationszeit Keine anbere
Ausbilbungsgelegenheit fur ben jungen Kunstler als bie
Merkstatte eines Meisters, so setzt in Deutschlanb um bie
Mitte bes 17. Jahrhunberts nach italienischem Vorbilbe bie
akabemische Schulung ein, ein roetteisernber Susammenschluh
Gleichstrebenber, roie er sich in literarischer hinsicht burch
Grunbung von Sprachgesellschasten unb Dichterbunben, siehe
Palmen- unb pegnesischer Blumenorben, autzerte. 3n
Nurnberg vereinigten sich im 3ahre 1662 ber Kupferstecher
Jakob v. Sanbrart, ber Architekt Elias v. Gbbeler unb
ber Patrizier Joachim Nutzel zu bem Sroecke, nach bem
lebenben Mobell zu zeichnen unb anberen Gelegenheit bazu
zu geden unb zroar in ber Wohnung bes Lrstgenannten
am „neuen Bau", bem jetzigen Maxplatz. Das Unternehmen,
bas odroohl ein privates unb auherst descheiben ausgestattetes,
sich mit bem stolzen Namen einer Akabemie schmuckte, brohte
zu erlbschen, dis mit ber bauernben Nieberlassung bes
Malers Joachim v. Sanbrart, eines Detters bes oden ge-
nannten Jakob im Jahre 1674, ber sich um bie Leitung
besselben annahm, neues Leben unb ein Kunstlerischerer
Geist in basselbe Kam.
(Schlah solgt.)
Derfchiebenes vom nusftellungsplat?.
Fagesbefud)in ber vierten Woche
2.-8. Juni.
Tages- karten Kbend- karten Daner- Karten Gesamt
Samstag, 2. 3uni 2780 786 4862 8428
w Sonntag, 3. „ 25386 4277 14373 44036
5c (Pfing!ten)
SS Illontag, 4. „ 22360 4012 11047 37419
(2. Seiertag)
Dienstag, 5. „ 7652 1831 6297 15780
mittwach, 6. „ 6247 3615 6986 16848
Donnerstag, 7. „ 3274 1245 5858 10377
Sreitag, 8. 2864 1019 3634 7517
70563 16785 53057 140405
Sahl ber verkauften Tages- unb Abenbkarten in ber
vierten Ausstellungsrooche:
Tageskarten Obendkarten Summa
1896 24697 9304 34001
1906 70563 16785 87348
Kunfthaile.
Eintrittspreise. Vom 15. Juni an kostet ber Eintritt
50 Pfg. (fur Kinber unter 14 Jahren 30 Psg.). Autzerbem
roerben Kartenheste mit 10 Karten zum Preise von 3 Mk.
Herausgegeben.
Illumination ber fjauptgebåube unb ber
groven Fontåne.
Die Leuchtfontane springt taglich von O-O^a Nhr
abenbs, bie Illumination ber Gebaube finbet Sonntags,
Mittroochs unb Freitags von 9^-10 Nhr statt. Die
Ausstellungsleitung behalt sich bas Necht vor, Anberungen
eintreten zu lassen.