Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seife 602
Bayerirdie Subildums-kandes-Husitellung 1906
nr. 28
Beobachter wirken. Schon allein aus dem, roas diese am
meisten sesselt, Kann er zuroeilen schliehen, roas er in seiner
flnorbnung am einbrucksvoIlsfen hervorgehoben hat, roas
etroa, roenn er roieder eine flusstellung zu arrangieren
hatte, ein anderes Mal mehr zu betonen roare. Und auch
der mit einer solchen flufgabe betraute Fachrnann, der
unsere flusstellung nie gesehen hat, roird sich aus den Be=
schreibungen der Presse doch roenigstens eine ungefahre
Vorstellung von den Leistungen seiner Fachgenossen machen,
sich hier und da eine Kleine fInregung, eine gute Lehre
entnehmen trannen. Uberhaupt ergibt sich uns hier noch
ein dritter Gesichtspunkt zur Uechtsertigung unseres Vor-
Habens. Wie eine Liniagsfliege roird unsere schone 3ubi=
laurns-Lanbesausstellung versliegen. fUlerbings, man hat die
Kataloge, man hat Phatographien. Aber jene beschreiben
lrnapp und nuchtern, ohne Kritih, und alles hann man
doch nicht photographieren. Um das Bild der flusstellung,
roie es auf das grohe Publikum geroirkt hat, auch fur
die Zukunst sestzuhalten, bedars es daher einer nicht gar
zu fluchtig voruberhastenden Beschreibung. Sie ist, roenn
nicht das einzige, so doch das fjauptmittel, um dem so
ephemeren Dasein einer flusstellung zu einigem flnbenhen
im Gebachtnis der Nachroelt zu verhelsen.
Wir hosfen, uns nun genugend legitimiert zu haben,
roenn roir hier als Nichtsachmann das Wort ergreisen und
beginnen nun mit unserer Aufgabe im einzelnen.
Die Forftausstellung ist in einem Gebaube untergebracht,
das ziemlich nahe am fInfang der eigentlichen Husitellung,
etroas abseits vom tvege, hinter dem Gebaude sur die
Presse und dem vorderen Flugel der fjouptrestauration
steht, mit schrager fichse, so bah seine Fassabe von dem
grohen „Lhrenhof" der flusstellung sichtbar ist. Das Ge-
baude, dessen Gntrours von dem Leiter der flusjteUung,
fjerrn ©berbaurat Theodor v. Kranier selbst herruhrt,
ist eines der schonsten, roenn nicht uberhaupt das schonste
der ganzen flusjteUung. Ts ist garnicht groh - es ent-
Halt nur einen haupt-, zroei grohe und zroei Kleine Neben-
jale, eine Kleine vorhaUe und ruckroarts, ihr entsprechend,
eine schmale ofsene fjolle —, aber doch rourbevoU und
imponierend, in seinen ruhigen, harmonisch abgeklarten
Formen sehr vornehm roirkend. filler Nachdruck ist aus
das Ijauptportal gelegt, die Seitenflugel sind einsach, nur
von einem roeih aus Goldgrund gehaltenen Frieje stilisierter
hirsche und Baume gejchmuckt, mit ganz schmalen Fenjter-
schlitzen. fin die Baume des Walbes erinnert auch bas
zroeimal boppelt, namlich rechts unb links vom Lingang
sich roieberholenbe Motiv eng aneinanber gescharter Saulen-
streben, roahrenb ber gebrochene Giebel einen Fries ver-
schieben groher hirschkbpse zeigt, bie bas in ber Mitte
besinbliche bayerische Staatsroappen slankieren. Das Ganze
Kront eine vortressliche Gruppe Kampsenber fjirsche (von
bem Nurnberger Bilbhauer Philipp Kittier). Zroischen bem
roagrechten fibschluh bes Lingangs unb bem in gebrochenen
Linien sich baruber erhebenben Giebel ist ein Felb aus-
gespart, bas von einem grohen bunten ©berlichtfenjter ein-
genommen roirb. fluch ber Lingang zur Bechten ist farbig
geschmuckt burch zroei Gemalbe, eine 3agb unb ben Heiligen
fjubertus, von bem Nurnberger Maler Georg Niegel. Der
sestlich Heitere Lharakter bes nur biskret burch biese Bilber
farbig belebten, sonst in blenbenb roeiher Tunche erstrahlen-
ben Baues roirb burch bas Grun ber bavor gepslanzten
Baume unb gartnerischen Nnlagen anmutig gehoben.
Den Blick bes in bas 3nnere eintretenben Besuchers
sesselt zunachst ein am Lnbe ber Mittelhalle angebrachtes
Diorama (gleichsalls von Georg Riegel), bie hoch uber bie
Ivolken Hinausragenbe Zugspitze mit ben schrossen Sinnen
bes Waxensteins bavor barstellenb. Der Linbruck bieser
Herrlichen Gebirgslanbschast roirb burch ben beigegebenen
Nahmen naturlicher fllpengeroachse, junger Kiesern unb
Tannen, Farrenkrauter usro., bie sehr geschickt angeorbnet
sinb, nur um so lebenbiger, roozu auch ein starker oroblf-
enber-Nothirsch — zugleich ein flusstellungsobjekt bes Tier-
praparators Nic. fjenseler-Munchen, Konigl. bayer, fjos-
lieseranten — bas seinige beitragt. Vergessen roir aber
auch nicht, bah schon ber ganze Dust bieser einzigartigen
flussteUungsraume uns gesangen nimmt. fllle unsere Lr-
innerungen an ben rourzigen ©bem ber tvalbeslust, an
bas Nauschen ber IDipfel, an bas Knorren ber fljte, an
bie roeithallenben Schlage ber fjolzaxt, an hurtig springenbe
Lichkatzchen unb Klug augenbe Nehe roerben in uns roach
unb roir bestatigen burch biese Lmpsinbungen bie lvahrheit
ber Ivorte bes gemutvoUen Kulturhistorikers W. fj. Niehl:
„Das beutsche Dolk bebars bes IDatbes, roie ber Mensch
bes Weines bebars (?), obroohl es zur Notburst Hinreichen
mag, roenn sich lebiglich ber flpotheker ein Diertelohm in
ben Keller legte. Brauchen roir bas burre fjolz nicht
mehr, um unsern auheren Menschen zu erroarmen, bann
roirb bem Geschlechte bas grune, in Saft unb Trieb stehenbe
um so notroenbiger."
Lassen roir unsere Biicke von ber Fernsicht aus bas
fjochgebirge, bas Bayern ja vor allen anbern beutschen
Lanbern einen so besonberen Sauber verleiht, aus bas uns
zunachst liegenbe gleiten, so entbecken roir rechts unb links
vom Lingang, in ber Vorhalle, zroei Nischen, bie beibe
mit ausgestopsten Vbgeln, Falken, Lulen, flblern, mit
einem machtigen Lberkops unb fjirschgeroeihen, mit jungen
Nabelbaumen unb Walbesgrun ansprechenb geziert sinb
Nechts sinb Walb- unb Holzbearbeitungsroerkzeuge trophaen-
artig an einer Wanb ausgehangt, links nimmt eine grohe
fvalbkarte vom ganzen Kbnigreich unsere flusmerksamkeit
in flnspruch. Gottlob ersehen roir baraus, bah boch noch
etroa ber britte Teil bes Lanbes mit lvalb bebecht ist. Nicht
ganz so ersreulich ist bas Verhaltnis ber Staats- zu ben
Gemeinbe- unb Privatroalbungen, bie burch verschiebene
Farbentbne aus ber Karte beutlich unterschieben sinb. Der
Staatsbesitz ist am meisten in ben uberhaupt roalbreichsten
Gegenben bes Lanbes vertreten, in ben filpen (im fllgau aber
nur gering), im Spessart, in ber fjarbt, bann auch im 3ura
unb im Fichtelgebirge. Schars faUt bas umsangreiche Ge-
biet bes Nurnberger Neichsroalbs ins fluge. 3m bayerischen
Walb besinben sich sehr viele Walbungen in Privathanben,
namentlich auch im Besitz Kleinerer Bauern, roas fur ben
Beftanb bes Walbes immerhin fein bebenkliches Hat.
Dieses Verhaltnis ist zum grohen Teil erst in ben ersten