Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seite 610
Bayerifche Subildums*Landes »Huskellung 1906
Ur. 28
Die Vande jedes Raumes rourden in seingetbntem
Rupfen, der nach oben in einen Frietz mit weitzem Vorstoh
auslies, bespannt, der Boben mit Kohos belegt, -die Turen
und Durchgange wurden mit Halzverkleibungen, jede anders
im Lntrourf, verseHen;es ergaben sich so oft ganz reizende
Durchbliche.
Fur das Ruflegen der Rrbeiten in Utappen, ferner
fur Hanbsertigkeitsproben , fur hleinere Rrbeiten des
prahtischen Unterrichtes wurde die sogenannte „schrage
Tischslache" geschaffen, das ist ein hastenartiger Bau von
90 cm HaHe und 65 cm Tiese von der Wand ab, vorn
mit schabloniertem Rupfen bespannt und mit aushlappbarem,
weitzgestrichenen Glasrahmen bebecht; ber Inhalt ber Kasten
wirb von bem Rufsichtspersonal aus Verlangen ber
Interessenten Herausgelegt unb nach Linsichtnahme wieber
georbnet in bie Tische verbracht; auch innerhalb ber Flucht-
ausbehnung bieser Tische roar fur entsprechenbe Unter-
brechung gesargt;keine Tischflache sollte eine grovere Rus=
behnung als 3 m Haben;sie rourbe bann burch ein
Postament unterbrochen, bas nach angegebenem Mah Her-
gestellt, zur Ruslage ober zum Russtellen besonbers schbner
Gbjekte bienen honnte.
Sur alle biese Linrichtungen, von allen auszustellenben
Schranken sogar, waren vorher Seichnungen bem Ministerium
vorzulegen, -nur aus biese Rrt wurbe bie angestrebte Lin-
heitlichkeit bes Einbruckes erreicht.
Lin Ruflegen loser Seichnungsblatter ober Seichnungen
in Mappen wurbe ganz vermieben, eingebenh ber Lrfahrung,
bah solche Gbjekte nach mehrmonatlichem Ruslegen nur
mehr einen hbchst bebenhlichen Einbruck ihrer einstigen
Beschasfenheit geben.
Man sieht, es multen eine Sulle von Lrwagungen
vorausgehen, um alle Krafte flir ben 12. Utal 1906 zu
bem zusammenzuftihren, mas als Unterrichtsausstellung
bie Staatsregierung zu bieten beabsichtigte, roas zum ersten
Mal in Bayern in bieser Rusbehnung unternommen rourbe
unb stir roelches ein Vorbilb nicht vorhanben roar.
IV.
Die Kollektiv-Russtellung ftihrte eine Reihe von
Schulen mit Lehrroerkstattenbetrieb zur Lbsung einer ein-
Heitlichen Rusgabe zusammen. Ls sollte nicht zusammen-
Hangslos probuziert unb bann ausgestellt roerben, sonbern
bie einzelnen Stti&e bienen bem schlietzlichen Lnbzroeck, jebes
stir sich ben Teil eines bestimrnten Raumes abzugeben;
es roar die Rusgabe gestellt: ein Restaurationsraum, ein
btirgerliches Wahn- und Schlafzirnmer, ein Reprasentations-
raum (als Ruskunftsstelle bentitzbar), eine Ktiche, einen Hof
und zroei hallen Komplett auszustatten.
Die $rage der Lehrro erkst attenbetriebe ist in
Bayern noch nicht gelost, 'obgleich es in seinen alten Halz-
schnitzschulen seit Iahrzehnten verkaufsfahige Vare produziert,
roerben immer viele Stimmen gegen bie Lehrroerkstatten
laut. Was ist bas Vesen ber Lehrroerkstatte ?
Sehr treffenb briickt sich bartiber die Lrefelder Hanb-
roerher- unb Kunstgeroerbeschule aus, inbem sie als Rufgabe
ihrer Organisation benennt:
„Die handroerkerschule setzt sich als Siel, bie Lr-
ziehung im Sinne ber hommenben Seit zu beroirhen.
Der eingeschlagene Veg ist baher ber, Theorie
unb Praxis zu verbinben, bie Sroeckmahigkeit eines
Gegenstanbes als grunblegenbe Rotroenbigkeit unb
Hbchstes Siel anzuerkennen, bas Schmticken in ge*
mahigter $orm, soroie ben Rufbau bes Gegenstanbes
aus ben Gesetzen ber Ratur zu entnehmen unb um-
zubilben. Die Lehrroerkstatten sollen bie tibliche Lehre
nicht ersetzen, es soll bie technische unb konstruktive
Rusbilbung bie Ktinstlerische Sormengebung berichtigen
unb so zur Brauchbarkeit unb Schonheit bes Gegen-
stanbes ftihren."
Das ist ein Klares unb schones Programm, bas jebe
Lehranstalt ihren Satzungen voranstellen barf, roeil es bie
burchaus geanberte Sorm bes Erroerbslebens ber Heutigen
Seit unb, Hanb in Hanb bamit gehenb, bie geroerbliche
unb Ktinstlerische Rusbilbung bes Rachrouchses berticksichtigt,
ja voll erschapft.
Dieser vbllig geanberten Lage bes Heutigen Erroerbs-
lebens, insbesonbere bem Ruftreten unb rapiben Rmsich-
greifen ber Varenhausorganisationen, muh burch bie Hanb-
roerkerschulen Rechnung getragen roerben.
Der Ersolg ber bisherigen Rusbilbungsmanieren ist
ein so Klaglicher, bah man von jebem neuen, gesunben
Gebanken rtickhaltslos freunbliche Rufnahme erroarten zu
Kbnnen glauben sollte.
Die Lehrroerkstattenfrage roirb neuerbings auch in
Berusskreisen fortgesetzt bertihrt; so spricht sich ber preuhische
Regierungs- unb Geroerbeschulrat a. D. K. Lachner
in einem langeren Russatz in ben „Verhanblungen bes
Dereins zur Befbrberung bes Geroerbefleihes" (Seitschrift
stir geroerbl. Rnterrichtsroesen Ro. 5, S. 39) bahin aus:
„Unentbehrlich ist beshalb stir sie (bie hanbroerker) ber
Verkstattenbetrieb, aus bessen roeitere Linstihrung ersreu-
licherroeise neuerbings vom hanbelsministerium Hingeroirkt
roirb; hierbei sei ausbrticklich ausmerksam gemacht, bah
bie Schulroerkstatte bie Meisterlehre nur erganzen, nicht
beseitigen ober beschranken soll."
Ruch bie Vanberversammlung bes „Verbanbes beutscher
Geroerbeschulmanner" in Strahburg, Pfingsten 1906, be-
Hanbelte bas Thema „Die Lehrroerkstatte im Dienste ber
Schule". Geroerbeschulbirektor haebi ck e - S iege n
stellte bie These aus: „Ruter ben Heutigen Verhaltnissen
ist bie Lehrroerkstatte zur Heranbilbung eines ttichtigen
Hanbroerkerstanbes unerlahlich; ber valle Ersolg ber be-
stehenben Lehrroerkstatten sei nicht zu bestreiten."
Sie alle, bie sich Heute noch gegen bie Lehrroerkstatte
roenben, magen sich bas Bilb ber heimlehre, bas Iahrzehnte
lang unb heute nach besteht, vor Rugen stihren: Su roas
ist salch ein Lehrling in ber Heimischen Werkstatte nicht
alles gut genug ! !
Rnbere Staaten sinb Bayern in ber Richtung ber
Erroeiterung ihrer Kunsthanbroerkerschulen burch Lehrroerk-
statten roeit Dorausgeeilt; namentlich in Preuhen unb
Gsterreich besteht Kaum eine Kunstgeroerbliche aber Hanb-