Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Seite 612 Bayerifche Hubilciums«kandes«flustteHung 1906 Hr. 28 Die Johann kunkschen IHarmortnerke in Rurnberg auf der Russtellung. ^^^Mleich beim Lintritt in die grohe Auppelhalle des !Staalsgebaudes wird unser schritt gehemmt, nicht nur durch die rounderoolle, lvurde und Feier- lichkeit atmende Stimmung des in ein wohliges Helldunkel gehullten Raurnes, von dem aus der Blidt in die grogen hallen und Gange hinausgeleitet wird, sondern auch durch die Pracht und Monumentalitat des die Mitte cinnehmenden Hochragenden, mormornen Brunnens, der, mit Pflanzen und Blumen reich geschmuckt, die goldschirnrnernde Statue des Prinzregenten tragt. Diese ist eine Rachbildung der ehernen Statue, welche der jungst verstorbene Professor v. Rumann sur die grohe halle des Iustizpalastes in Munchen geschaffen hat, roahrend der Brunnen selbst, der bei einem Vurchmesser von 6'/» Meter uber 5 Meter Hoch ansteigt, eine Schopfung des genialen Lrbauers des Staats- gebaudes, Kgl. Bauamtsassessors Ullmann, ist. Lin niedrige zroolfeckige Balustrade aus gelbem deutschen Marmor, von dem sich uberaus wirkungsvoll die zu vieren gruppierten Kapitallosen 48 Fullungssaulchen aus rot-grunem deutschen Marmor abheben, umschlietzt ein durch Stege mit ihr verbundenes Pseilersechseck, das an die Steinkreise der prahistorischen 5eit gemahnt und wie diese einen Steinbalkenabschluh hat. Rus diesem stehen ringsum ganz einsach gehaltene Pflanzenkubel, wahrend die 3 Ruhen- seiten der Pseiler in Kapitalhohe mit ganz slach gehaltenen Reliefs von Wassertieren geschmuckt sind. Die die Linlagen bildenden dunten Marmorarten sind griechischen, ungarischen, sranzosischen, belgischen und italienischen Ursprungs, wahrend der rot-grune Marmor der Balustradensaulchen, wie bemerkt, deutschen Ursprungs ist. Diese sind deshalb in besonderem Mahe geeignet, das Interesse zu erregen, umsomehr, als diese Marmorart sich zurzeit einer steigenden Beliebtheit ersreut und insolge seiner schonen und lebhaften Zeichnung ganz dazu angetan erscheint, viele auslandische Marmorarten zu verdrangen. Dieser Brunnen, an dessen Kunstlerischer Durchfuhrung Staatsbaupraktikant Friedrich v. Kramer stark beteiligt ist, hat nicht nur die Rufgabe, dem rourdevollen Raum als wurdiges Schmuckstuck zu dienen, sondern versieht Hier zugleich das Rmt, das Konnen der Johann Funkschen Marmorwerke in Rurnberg, die ihn ausgefuhrt haben, zu verkunden. In der Tat eignet er sich dazu vorzuglich- denn die Marmorarbeit ist, sowohl was den Schliff als die Verfugung betrisft, eine ganz Hervorragende. In den Kreisen der Bauleute wird man allerdings davon Kaum uberrascht sein. Hier ersreut sich die im Jahre 1852 gegrundete Firma schon langst des besten Ruses, nicht nur in den Mauern Rurnbergs, roo besonders das Bayer. Geroerbemuseum, der Saalbau des Industrie- und Rulturvereins, das Rathaus, die hauptpost in der Karolinenstrahe, soroie verschiedene Bauten und Schulhauser bedeutende Marmorarbeiten der Firma ausroeisen, sondern auch in anderen bayerischen und auherbayerischen Stadten Kennt man ihre Leistungssahigkeit. So roar sie, um aus der Fulle nur einiges Herauszugreifen, bei der Russtattung des Further Stadttheaters, des Faber- Lastellschen Schlosses in Stein, des Seipziger Rathauses, des Hamburger Krankenhauses in 5t. Georg, des Lahmannschen Sanatoriums in Vresden (Weitzer hirsch), der Bremer Baumroollborse, der heidelberger Badeanstalt, des Rudolf Victorschen Krankenhauses in Berlin, des Tietzschen Waren- Hauses in Munchen, Hervorragend beteiligt, und immer gelang es ihr, den IDunschen der Bauherrn in vollstem Matze gerecht zu roerden. Schnell hat sich auch der Betrieb aus Kleinen Rnfangen zur Heutigen Grohe entroickelt. Das ca. 20000 L)uadratmeter umfassende Grundstuck der Heutigen Werke in der Schroabacherstrahe in Rurnberg ist durch eigene Bahngeleise mit der Bahnstation Rurnberg-Schroeinau verbunden. Zur leichteren Beroaltigung der schroeren Marmorblocke ist das ganze Grundstuck bei einer Rbhub- hohe von teilroeise uber 2 Meter einplaniert roorden. Ruf diesem vollstandig ebenen Terrain ist ein System von normalspurigen Lisenbahn- und schmalspurigen Fabrik- geleisen, Drehscheiben und Schiebebuhnen verteilt, die spielend die schroersten lverkstucke in die verschiedenen Werkstatten verteilen. Unter den verschiedenen Transport- vorrichtungen ragt ein riesiger elektrischer Doppel-Portal- Krahn Hervor, der bei 50 Meter Spannroeite und einer Sauslange von 120 Metern samtliche Sagerplatze beherrscht. Vie Werkstatten haben durchroeg 7 Meter hohe. In allem ist das mit den Marmor-Sagen neuester Konstruktion und besten maschinellen Linrichtungen versehene Werk das Muster eines hartgesteinbetriebes zu nennen. Richt zu vergessen sind seine ausgezeichneten Hygienischen Vorrichtungen. - Ver Brunnen ist nicht das einzige, roomit das Johann Funksche lverk in der Russtellung vertreten roird. Don ihr stamrnt auch die schone mit rotem deutschen Marmor beroirkte Derkleidung der Wande und Pseiler im grohen Saal der Historischen Russtellung der Stadt Rurnberg, roobei Platten von 3,50 Meter Sange zur Rnroendung gebracht roorden sind, soroie das in der Rahe eines hauses aus- gestellte Wetterhauschen aus seinkornigem Muschelkalk. Ferner erscheinen sie als die Sieferanten der belgischen Granitplatten in den Toiletten der verschiedenen Restaurants, soroie der aus Larrara stammenden grohen Marmortafeln an der hauptschaltanlage der Maschinenhalle. R.