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Bayerifche 3ubildums= Landes - Husffellung 1906
Seife 637
Huf dem Gebiet der Textilindustrie mag zunachst der
Baumwollspinnerei Kolbermoor, sorvie verschiedener Luch-
(bes. Loden) und Deckenfabriken in der Provinz und in
Munchen gedacht werden. In Munchen existieren mehrere
Betriebe der Her-
ren- und Damen-
lronsektion,welche
einen lebhasten
Lrport betreiben.
Lbenso zahlt
Munchen grohe,
viele Hunderte
von Nrbeiterinnen
beschaftigende
Ltickereigeschafte,
die nicht nur den
Heimischen,sondern
auch den auslan-
dischen Markt mit
ihren Waren ver-
sehen. Line Spe-
zialitat dieser
Branche, die Gold-
stickerei, ist gleich-
falls in Munchen
zu hoher Blute
entwickelt. Auch
die Fabrikation
kunstlicherBlumen
wird in verschie-
denen grohen Fa-
briken betrieben.
Die chemische In-
dustrie ist in Gber-
bayern durch die
Nktiengesellschaft
fur chemische und
landwirtschaftlich
chemische Fabri-
^ate in Heufeld
farvie durch ein-
Zelne Betriebe in
Btunchen ver-
treten. Line Teer-
farbenindustrie
besteht in Gber-
dayernnicht,wohl
aber existiert eine
bedeutende Lack-
farbenfabrik, de-
Niirnberg.
Tbrlein in der Stadtmauer.
Photographische Aufnohme von F. Schniid!, Klischee von C. Kriegbaum, Nurnberg.
ren Lpezialitat
Herstellung von Karmin bildet, in Munchen, ebenso
mehrere Lack- und Firnisfabriken. Nuch die Zundholz-
industrie ist durch ein groheres Ltablissement in Rofen=
Heim vertreten.
Ungemein ausgebreitet ist die holzindustrie, sowohl
die Parkett- wie die Lageindustrie und zwar in Munchen
ebenso wie in der Provinz. Line 5pezialitat der
Munchener holzindustrie kildet die Fahfabrikation die
— ebenso wie
die Leistenfabri-
Kation — in ver-
schiedenen grohe-
ren Ltablisse-
ments vertreten
ist. Buhmlichst
bekannt und an-
erkannt ist die
oberbayerische
Holzschnitzerei
spartenkirchen,
Gberammergau,
Berchtesgaden).
Die glanzende
Stellung, welche
sich das Munche-
ner Uunstgewerbe
aus den verschie-
densten Gebieten
errungen hat, ist
zu bekannt, als
dah hier noch des
naheren darauf
einzugehen ware.
Die meiften gro-
Heren Kunstge-
werblichen Betrie-
be arbeiten auch
fur den Lxport.
Line erschop-
fende Nufzahlung
der in Gberbay-
ern vertretenen
Industrien Kann
und will Hier nicht
gegeben werden.
Die vorstehenden
Darlegungen
sollen vielmehr
nur dartun, dah
es unangebracht
ware, wenn man
uberdieoberbaye-
rische und beson-
ders die Mun-
chener Industrie
geringschatzig denken wurde. Sicherlich wird sie mit ihren Dar-
bietungen aus der Rurnberger Iubilaums-Russtellung nicht
bloh in Lhren bestehen, sondern auch die Fahigkeit ihrer
serneren gedeihlichen Lntwicklung dartun.