ForsideBøgerAusstellungszeitung Nürnberg 1906

Ausstellungszeitung Nürnberg 1906

Forfatter: Paul Johannes Rée

År: 1906

Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei

Sted: Nürnberg

Sider: 1096

UDK: St.f. 91(43)(064) Aus

Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern

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Seife 670 Bayerifdie Subildums-bandes-Husifellung 1906 Rr. 30 unterricht - sie legt das Schwergewicht aus mbglichst grunb- liche praktische Rusbilbung, die hand in hand mit einem sur die Ledursnisse des Berufes zugeschnittenen Aeichenunterricht geht, dem sich noch Gewerbekunde und Buchfuhrung anschlietzen. Von dem Zeichenunterricht bringt die Rnstalt ebensalls, in Raurn 9, die vollstandigen Lehrgange der Schreiner- und Bildhauerklassen zur Darstellung - baneben, als sehr wichtiges Hilfsmittel dieses Zeichenunterrichtes, selbstgesertigte, vollstandig zerlegbare Mobeltypen in halber und natur- licher Grotze; wir bekommen weiter zu sehen einen sehr interessanten, sogenannten Beschlageschrank, der samt- liche wichtigeren Beschlagearten dem Schreinerlehriing bemonstriert, ferner Lehrgange fur Kropf= und Gehrungs- arbeiten, Sutur^en von Blumen und Lanbschaften und eine fur den Fachmann gewitz interessante Susammen- stellung der wichtigsten Raturholzer. Die Bilbhauer- abteilung bringt Lehrgange gotischer Schnitzarbeiten, Renais- sance-, Barock- und Rokokoarbeiten und Grnamentstubien nach Lntwurfen moderner Meister. Im Raum 27, dem Wohnzimmer, ist ebenfalls die Mobeleinrichiung, hier in der Renaissance, im Raum 28, dem Schlafzimmer, die Linrichtung in Barock von dieser Rnstalt stammende hier ist insbesondere ein mit den feinsten Marquetterien gezierter lvascheschrank aus Lschenholz er- wahnenswert. Hinsichtlich Kunftiger Matznahmen ist fur diese Rnstalt zunachft die Lrweiterung des Lehrplanes beabsichtigt durch Rnfugen emer Rbieilung fur hospitanten, das Heitzt Gesellen, die sich in der Schule noch die hohere Rusbilbung aneignen wollen;schlietzlich hat die Rnstalt in den 6 Iahren ihres Bestehens eine derart erfreuliche Lntwicklung ge- wonnen, batz die Lrrichtung eines Reubaues fur sie zur Rotwendigkeit geworden ist. Die Russtellung dieser Rnstalt hat uns damit bereits in die rechter hand des Vestibules gelegenen 3 Raume der „Fachschulen fur Holzbearbeitung" ubergeleitet; wir nehmen daher dort, im Raum 9, gleich unseren Rundgang weiter vor. 3nmitten desselben hat die „Fachschule fur Rorb= flechten in Lichtenfels" einen Glasschrank mit Rorb= maren ausgestellt und an der Wanb einen langeren, flachen Schrank mit 12 Tafeln verschiedener Geflechte. Diese Rnstalt wurde vor 5 Jafyren ins Leben gerufen, um der in Gberfranken sehr darniederliegenden Rorbflechterei auf- zuhelfen;sie beschrankte daher ihre Tatigkeit nicht aus Lichtenfels allein, sondern sie erweiterte dieselbe bald durch Linrichtung von Zilialzeichenschulen in 11 Grten der Umgegend, in denen dann auch die achtenswerte Besuchs- ziffer von 264 im verflossenen Unterrichtsjahre erreicht wurde; statutarisch sieht sie ihre Rufgabe darin, der einheimi- schen Rorbwareninbustrie geschulte Betriebsleiter, Muster- zeichener und Rrbeiter, insbesondere fur Kunstvollere und schwierige Gegenstande, zuzufuhren. Ivas sich mit der lveide in Form und Farbe alles erzielen latzt, erscheint erstaunlich; viele bieser Rrbeiten erinnern an die gesuchtesten japanischen Stucke. Ls ist autzer Sweifel, datz eine solche Rnstalt unter solch ruhriger Leitung der dortigen Industrie neue Impulse geben mutz. Unter den ausgestellten Photographien interessiert insbe- sondere die der Muster-lveibenanlage. Ruch diese Rnstalt sieht als ihr nachstes Stel die Lrrichtung eines geeigneten Lehrgebaubes an. Die in dem Raum 9 noch untergebrachte „Spessarter Holz- schnitzschule auf dem Reuhammer" ist in den Raumen 27, 29 und 30 noch mehrfach vertreten, so datz dort auf sie eingegangen werden Kann. Vie „Seichenschule Rupferberg" zeigt bescheidene Rrbeiten. Rutzerordentlich produktiv sind die in Raum 8 untergebrachten Holzbear- beitungsschulen, die „Seichen-, Modellier- und Schnitz- schule Gberammergau" und die „Vistriktszeichen- und Schnitzschule Partenkirchen." Beide haben im wesentlichen die gleiche Rufgabe: Sie sollen die seit Iahrhunberten dort Heimische Schnitz- industrie fordern und den einheimischen jungen Leuten — in Gberammergau ist die Rufnahme in die Schule nur den Gemeindeangehorigen gestattet — Gelegenheit zur Lrlangung der notwendigen zeichnerischen Fahigkeiten bieten; mit dem Riter dieser Industrie besitzen die Pflegestatten derselben auch die Tradition; wahrend Gberammergau mehr das Gebiet der religibsen Schnitzkunst beherrscht, ist es in Partenkirchen und auch in der Schnitzschule in Berchtesgaden mehr die volkstumliche holzschnitzerei, die Herstellung von Holzschnitzwaren, die der landlichen Stube zur Russchmuckung bienen, die dort gepflegt werden. In neuerer Seit ist nun die Unterrichtsverwaltung daran gegangen, auch Hier reformierend einzugreifen; so hat Gberammergau eine, Berchtesgaden zwei Lehrkrafte erhalten, beren besonbere Rufgabe barin besteht, auf bie Linfuhrung ber mobernen Rinberspielwaren befruchtenb einzuwirken. Diese oberbayerischen Holzschnitzschulen Haben sich ubrigens auch noch an anberer Stelle ber Lanbesausstellung, im lverbenfelser haus, umfangreich beteiligt. Die Gberammergauer Rnstalt bringt in Raum 8 ber Rnterrichtsausstellung neben ben Seichenlehrgangen bes Vorbereitungs- unb ber beiben Schulkurse eine grotze Rnzahl Schnitzstucke, auch Mbbel, beren Rusfuhrung sich alle in bem anheimelnben Stil ber oberbayerischen lanb- lichen Innenbekorationskunst bewegen, basselbe gilt von partenkirchen, bas noch recht uberzeugenb ben Fortschritt in ben Lehrkursen bemonstriert; so sehen wir einen schonen Wanbbrunnen in Sirbelholz, bas Lrgebnis halbjahriger Lehrzeit, ein Rahtischchen in Lichenholz, ber Lrfolg zwei- einhalbjahriger Lehrzeit unb schlietzlich als Schlutz ber brei- einhalbjahrigen Lehrzeit einen Lckschrank in Ulmenholz. Man nehme biesen Rnstalten ihre Lehrwerkstatten, unb ihre Existenz wirb ohne weiteres aufhoren. — Die Fruchte bes Linflusses junger, neuzeitlich schaffenber Kunftler sinb bei ber Russtellung in Raum 7 ber „Distrikts-Seichen- unb Schnitzschule Berchtesgaben" schon sehr bemerkbar. Reben bem trabitioneUen Gemskopf sehen wir ganz aus- gezeichnete moberne Spielwarenmobelle, so ein wunbernettes Regelspiel, ganz im Stil ber Salzmann-Figuren, eine Rrche Roa, ein Rarussell unb anberes. Das ist alles mit grofjer