Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Seife 722
Bayerifche 3ubildums - Landes • Husltellung 1906
Hr. 32
Volkskreise. Gibt es recht menige Ntenschen, die ein Bud),
ja auch nur eine Seitung wirklich zu lesen verstehen, so
ist die Sahl derjenigen, welche statistische und technische
Taseln „lesen" Konnen, eine autzerordentlich geringe. Hus
diesem Grunde scheint eine eingehende Besprechung der
stadtischen Verwaltungsausstellung Bedursnis im wahren
Linn des IDortes, und id) Kann nur den tvunsch aussprechen,
meine Zeilen mochten wenigstens einigermatzen den autzer-
ordentlichen Reichium gerade dieses Teiles der Landes-
ausstellung, der m. E. das schonste Denkmal sur die Stabt
Nurnberg bedeutet, erschlietzen Helsen.
* *
*
„Lind halt lauter Seichnungen!" so manchesmal Konnte
ich diese Hutzerung in einigen Rimmen vernehmen. Hber
welche Summe von Belehrung und Hufschlussen vermitteln
diese Tabellen! Tiner der reichsten Sale in dieser Hinsicht
ist der Dom Publikum meist nur sluchtig besehene Raum III.
Hier ist u. a. die stadtische Hnwesens-Tntwasserung
dargestellt. Hun mag es sreilich viele Dinge geben, die
nach landidufiger Hnschauung interessanter sind als haupt-
und Nebenleitungen zur Husnahme der Hbwasser von Hus-
gussen, Badezimmern, Waschkuchen, Wirtshausaborten,
Stallen usw.; aber seit wir eben die idyllischen Verhalt-
nisse der Psahlbaukultur uberwunden haben, wo man sich
derartiger Dinge ja hochst einsach durch die Sucken des
Futzbodens entledigte und die Weiterbesorderung dem
Wasser, unter Umstanden auch den hunden und Schweinen
uberlietz, gibt es Kaum eine brennendere Frage der osfent-
lichen Hygiene als die nach der bestmoglichen Beseitigung
der im haushalt und Gewerbebetrieb entstehenden Schmutz-
wasser. Die Darstellung einer Gl- und Fettsanganlage,
einer Neutralisierungsanlage bei Gelbbrennereien, Verzinne-
reien und ahnlichen Hrbeiten, die nicht nur Fette, sondern
auch Sauren verschiedener Starke in die Hbwasser gelangen
lassen, zu deren Beseitigung der Nalk vor allem wertvolle
Dienste leistet, zeigen dem Beschauer die nur durch Hnwen-
dung wissenschastlicher Forschungsergebnisse zu uberwindenden
Schwierigkeiten grotzstadtischer Hnwesens-Tntwasserung, der
vom 15. Hpril lsd. 3rs. datierte Ubersichtsplan des
stadtischen Kanalnetzes belehrt uns uber die ungeheure
Husdehnung sowohl der ausgefuhrten (blaugezeichneten)
als namentlich auch der projektierten (roten) Kanalanlagen.
3n absehbarer Seit wird darnach das ganze Gebiet
zwischen Neusorg, Kleinreuth, Thon, Wetzendorf, Schweinau,
Dutzendteich in das stadtische Kanalnetz einbezogen sein.
3m gleichen Raum Konnen wir ferner an autzerordentlich
ubersichtlich ausgefuhrten Planen die Hrbeit und Muhe
studieren, welche die Pegnitz trotz ihrer Kleinheit der
Stadtverwaltung zu beretten imstande ist. Wir finden
Hier ihr Langennivellement innerhalb des Stadt-
bezirkes mit hochwasserstand vom 18. Februar 1876
(Hohe des Pegels oberhalb der Museumsbrucke 3,35 m),
und Niederwasserstand vom 3. Gktober 1903 (Pegelstand
0,10) dargestellt) der Beschauer beachte vor allem, datz
ein doppelter Matzstab zur Hnwendung gelangte, ein
Langenmatzstab von 1:5000 steht einem Hohenmatzstab
von 1:100 gegenuber. Seigt uns die genannte Skizze die
nicht unbedeutenden Gefalldifferenzen des Pegnitzlaufes
vom Wehr bei Hammer bis autzerhalb des Stadtbezirks
bei der Kanalbrudte, so illustrieren vor allem 5 (Huerpro-
filzeichnungen die llberschwemmungsgesahr, die ein Hoch-
wasser sur besonders exponierte Punkte im Gesolge Hat,
das gesamte Uberschwemmungsgebiet aus einem in sehr
grotzem Nlatzstab (1:500) gehaltenen Lageplan des Pegnitz-
lauses innerhalb des Stadtbezirkes zur Hnschauung gebracht.
Huch der Donau-INainkanal berettet stellenwetse den Be-
durfnissen der sich vergrotzernden Stadt Schwierigkeiten;
unter den Darstellungen zur Veranschaulichung des sudlichen
hauptsammelkanals der stadtischen Kanalisation zeigt eine,
wte dieser westlich von der Kgl. Betriebswerkstatte unter
der Staatsbahn und unter dem Ludwigskanal Hindurchge-
fuhrt wurde, und zwar Hart unter der dorttgen Schleuse.
Den Geologen wird der geognosttsche Langenschnitt durch
das Gebiet des genannten Sammelarms interessieren;
tonhalttger Sand, Keuperletten, murber und Harter Blasen-
sandstein, sind die wichttgsten angeschnittenen Formationen.
Stratzenbau und Stratzenerweiterung sind
ebenfalls Sorgenkinder aufbluhender und verkehrsreicher
Grotzstadte. Welche Veranderungen hier sich ergeben,
schildert u. a. eine Tafel mit zahlreichen Darstellungen
und Planen der Konigstorbrucke und des Konigstors aus
den 3ahren 1850, 1888, 1892 und 1905. Lin llber-
sichtsplan vom 1. Februar 1906 veranschaultcht das Stratzen-
netz des Stadtgebietes einschlietzltch der verschiedenen Pslaste-
rungs- und Beschotterungsarten, die verschiedenen Stratzen-
baumatertalten (Teermakadam, Hsphalt, Holzpflaster, Stein-
pslaster rc.) sind in Proben ausgelegt. Verschiedene (Huer-
profile zeigen die tmponierende Breite der neueren Stratzen-
anlagen, statistische Tabellen u. a. auch die jahrlichen
Husgaben sur Bau- und Unterhalt der Stratzen, die
vorlaufig 1901 thren Hohepunkt erreichten. Die tmposanten
Zahlen sordern unwillkurlich zum Vergleich Heraus mit
jenen Seiten, da man sur Polizetubertretungen den Ubel-
tatern die Wahl ltetz zwischen einer Geldbutze oder Pslasterung
eines entsprechenden Studies Stratze, die Darstellungen zur
Veranschaulichung der stadt. Grubenentleerung beweisen
jedoch u. a., datz eine Kluge haushaltung selbst aus den
fruheren Seiten hochst uberflussig erscheinenden Wohlfahrts-
etnrichtungen ev. eine retne Ltnnahme zu erzielen vermag.
Das Hnschwellen der Bedursnisse in unserer Stadt erkennen
wir vielleicht am deutlichsten durch die graphtsche Darstellung
der monatlichen Gaserzeugung in den stadt. Werken
wahrend der 3ahre 1871 — 1904, die eine sast ununter-
brochene Steigerung aufweist und sich in der angegebenen
Frist beinahe verzehnsacht Hat.
Dagegen geht es bei allem Fortschritt der technischen
Kultur uber unsere Krafte, auch die Lebensmittelzusuhr in
eine durchweg aussteigende Linie zu bringen. Wenn man
die Geschichte der Lebensmittelpreise etwa seit der Resor-
mation versolgt, so entdeckt man, datz dieselben den grotzten
Schwankungen durch Treignisse aller Hrt unterworsen
waren, im allgemeinen aber bestandig stiegen, der Ver-
brauch trotz des wachsenden Reichtums an Bargeld teil-