Ausstellungszeitung Nürnberg 1906
Forfatter: Paul Johannes Rée
År: 1906
Forlag: Wilh. Tümmels Buch- Und Kunstdruckerei
Sted: Nürnberg
Sider: 1096
UDK: St.f. 91(43)(064) Aus
Amtlisches Organ Der Unter Dem Protektorate Sr. Konigl. Hoheit Des Prinsregenten Luitpold Von Bayern
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Nr. 34
Badeniche ^ubilaums« Landes« Huskellung 1900
Seite 793
entsprechend neuherzurichten, beziehungsweise zu restaurieren
und neue Teile passend dazu anzugliedern. Lin interessantes
Beispiel dasur bietet der von dem Bauamtmann Forster
entworfene, von Bauamtmann Miller ausgefuhre Umbau
des flmtsgerichtsgebaudes (Schlosses) in dem uns so nahen
Laus. Fur das flmtsgerichls- und Gberamtsrichterwohn-
gebaude in fllzenau (Lntwurfe von Heberlem und Prandtl)
wurden mittelalterliche Bauformen gewahlt mit Bncksicht
auf die dicht daran-
stotzende malerische
Burgruine, die durch
Sicherung der beste-
Henden Mauerreste
von neuem in Stand
gesetzt wurde.
Sehr gefallig wir-
Ken die in dem jetzt
so beliebten Garten-
Hausstil, menn man
so sagen barf, des
18. Iahrhunderts er-
bauten Gerichtsge-
baude in Hittenau
in der Gberpfalz
(Lntwurf von Bau-
amtsassessor Gronin-
ger) und Miesbach
(Lntwurf von Bau-
amtsassessor Kreuter)
mit ihren roten Man-
sardendachern. 3m
ganzen mutz man sa-
gen, datz das Prinzip
aller schonen Bau-
Kunst, Linfachheit und
Grotzzugigkeit der
Antage mit sparsamer
Verwendung schmuk-
liender Bauteile im
Staatsbau gewahrt
wird, denn schlimmer
als Nuchternheitwirkt
asthetisch die llber-
Aurnberg.
Lofpartie auf dem Ludnersplatz.
Phvlographische Aufnahme von F. Schmidt, Klischee von Zerreik & Co., Niirnberg.
ladung. Datz letztere
narnentlich bei Straf-
anstalten vermieden
wurde, liegt ja auf der hand, verdient aber trotzdem fln-
erkennung. Das Sand- und flmtsgerichtsgefangnis in
Zweibrucken (Lntwurf von Bauamtmann Stempel), die
grotzen Strafanstalten in Landsberg am Lech (Lntwurf von
Gberbaurat Hofl) und in Straubing (Lntwurf von dem
verstorbenen Bauamtmann Grunewaldt) scheinen uns darin
vorbildlich zu sein. Schade, datz Dergehen und Derbrechen
dem Staate soviel flufwand verursachen. Wird es damit
je besser werden?
Die halle ist mit den Modellen allegorischer Figuren
geschmuckt, die von den grotzen Zentraljustizgebauden in
Begensburg und Bamberg (beide Lntwurfe in edlen
Benaissanceformen von Gberbaurat Hofl), sowie von dem
Gerichtsgebaude und Gefangnis am Mariahilfsplatz in
Munchen (Lntwurf von Baurat fldelung) stammen.
In den Nischenraumen 7 bis 10 der grotzen Mittel-
halle folgen nun die Bauten des 5taatsministeriums des
Innern fur Airchen- und Schulangelegenheiten, wie das
bayerische Aultusministerium mit seinem offiziellen Titel
Heitzl. Da werden
uns zunachst in 40
Photographien die
interessanten Bestau-
rierungsarbeiten (un-
ter Leitung des Bau-
amtmanns Stamm)
der Koniglichen Burg
in Burghausen vor-
gefuhrt, deren statt-
liche llberreste ein
ziemlich einheitliches
Bild der Befestigungs-
Kunst vom flusgang
des Mittelalters zei-
gen. Das so berech-
tigte moderne Bestre-
ben, nicht sowohl zu
rekonstruieren, als
vielmehr nur zu er-
Halten und auszu-
bessern, latzt sich deut-
lich erkennen. Das
viele Iahre lang zu
Basernenzwecken be-
nutzte lunere Schlotz
wurde 1896 vom
Aultusministerium
ubernommen, welches
darin eine Filial-
gemaldegalerie ein-
richtete und die Erd-
geschotzraume dem
stadtischen Museums-
und flltertumsverein
den Beslaurierungen der Kirtlen in
zur flufnahme einer
Sammlung zur Ver-
fugung stellte. Bei
Lttal, in Kaftl (bei
flmberg), in Vierzehnheiligen, in Bamberg, in Kempten
hat man dem den Munschen der flrchitekten ja im all-
gemeinen viel mehr entsprechenden alten Bestaurations-
prinzip grotzere lionzessionen gemacht und Lrganzungen
und flusbauten im ursprunglichen Stile angebracht, wobei
spatere Zutaten, die als storend empfunden wurden,
fallen mutzten. Derjenige, der den fruheren Zustand
nicht gesehen, wird ja daran weniger flnstotz nehmen,
als etwa der einheimische Bunstfreund, der den Historisch
gewordenen Zustand meist ungern schwinden sieht. Linige