Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
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überseeischen Geschäftsverkehr nach fast allen Ländern der Erde Exporthäuser in Berlin, Hamburg, Bremen, Amsterdam,
Antwerpen, Paris und London besorgen. Im October, bezw. November 1894 hat das Geschäft eine weitere Ausdehnung
dadurch erfahren, dass die Firma in Wien und London Zweigniederlassungen gegründet und im Mai 1895 eine selbst-
ständige Geschäftsbücher-Fabrik in Wien eingerichtet hat, wie das auch seit jüngster Zeit in London der Fall ist.
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Das jetzige Fabrikgrundstück in der Schlosswenderstrasse, am Ein-
gänge der berühmten Herrenhäuser Allee gelegen, hat eine Grösse von
11163 Quadratmetern, und zwar bedecken die Gebäude einen Flächenraum
von 6355 Quadratmetern, während das übrige Areal für die Gartenanlagen
und Hofräume freigelassen ist. Bei 900 in der Fabrile beschäftigten Menschen
kommen mithin, wenn man die Ausdehnung für die einzelnen Geschosse
berechnet, durchschnittlich über 30 Quadratmeter als Bodenfläche des
Arbeitsraumes auf das Personal. Das Gebäude selbst ist ein mächtiger,
rother Ziegelrohbau in einfacher gothischer Stylart. Ein in etwas
schräger Richtung zur Strassenfront bis zur Tiefe von 70 Meter
zurückspringender hufeisenförmiger Mittelbau wird von zwei, an
der Strassenfront stehenden und diesen parallelen Flügeln, einem
südlichen und einem nördlichen, flankirt, die beide wieder thurm-
artig erweiterte Eckpavillons tragen. Die ganze Länge der bis auf
17 Meter an die Herrenhäuser Allee herantretenden Fabrikfront
beträgt 176 Meter, wobei die- Gesammtlänge des Grundstückes an
der Schlosswenderstrasse 200 Meter ist. Die Flügel springen je
4 Meter gegen den Mittelbau von dem Strassenzuge zurück, welcher
Raum ebenso wie der nach der Allee zu freigebliebene Platz durch
ein imposantes schmiedeeisernes Gitter von 230 Meter Länge vom
Bürgersteig abgegrenzt und zu Gartenanlagen umgewandelt ist.
Der ganze Bau, mit Ausnahme des nur 3 Geschoss hohen südlichen
Flügels, hat eine Höhe von 5 Geschossen ausser dem Kellergeschoss
und ist wie die sämmtlichen Nebengebäude mit Holzcementdach
eingedeckt.
Der Haupteingang zur Fabrik führt durch das vor dem
Mittelbau liegende grosse Thor über einen gepflasterten, mit grossen
s Rasenflächen und wohl gepflegten Baumgruppen eingefassten Weg
zu dem eigentlichen Fabrikportal in der Mitte des zurückspringenden
emen
Baues. Durcir dieses Portal hindurch gelangt man auch auf
den hinteren Hof, auf dem der Pferdestall nebst Remise, das
an das Fabrikgebäude angelehnte Maschinenhaus, das durch
unterirdischen Gang mit der Fabrile verbundene Kesselhaus mit
Schornstein und die unterirdischen Kohlenkeller liegen, und welcher
sich, wie der Grundriss auf Seite 4 erkennen
lässt, hinter dem nördlichen Flügel erheblich verbreitert.
Auf diesem
nördlichen Hofe sind die Gebäude der Schmiede, Maschinenwerkstatt, Tischlerei, Kistenmacherei und des Holz- und
Wagenschuppens, sowie ein eigener sicherer Bau — ein Isolirhaus — zur Aufbewahrung der feuergefährlichen Sachen,
wie Oele, Benzin und Papierspäne untergebracht. Während die Abfuhr der fertiggestellten Waare durch den mittleren
Hof erfolgt, dient der grosse nördliche Hof dem Zufuhrverkehr der Rohstoffe und ist deshalb für diesen Hof ein
besonderer Pförtner, beziehungsweise ein besonderes Wägehaus vorgesehen. Auclr dieser nördliche Hof ist, soweit er
nicht durch die gepflasterten Wege in Anspruch genommen wird, in freundliche Gartenanlagen umgewandelt, in deren
Mitte sich das dem Gründer der Fabrile gewidmete Denkmal erhebt.
Ueberall in der gesammten Anlage tritt, wie auch ein Blick auf das Bild Seite 5 erkennen lässt, das Bestreben
zu Tage, den unschönen Eindruck eines riesigen Fabrikbacksteinbaues wesentlich abzuschwächen, so durch die gefällige
Gliederung und die angenehmen Grössenverhältnisse des gesammten Gebäudecomplexes, durch die reichere Durch-
bildung der Façaden, durch die stete Pflege der umgebenden Gartenanlagen, und — nicht zu vergessen — durch die
gänzliche Vermeidung von Rauch am Schornstein.
Die Vertheilung der einzelnen Betriebszweige in der ganzen Anlage ist nun die folgende: Die nördliche Hälfte
des hufeisenförmigen Mittelbaues nebst dem nördlichen Seitenflügel haben die Buchdruckerei, Liniirerei und die Buch-
binderei mit ihren Hülfszweigen in sich aufgenommen, die südliche Hälfte des Mittelbaues giebt die Räume für die
Lager, Expedition, Comptoir, Packhalle, Cantine und die Wohnungen des Hausmeisters und des Portiers ab und endlich
die Räume des südlichen Seitenflügels dienen der Lithographie, Steindruckerei, Lichtdruckerei und Photographie.
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