Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
Søgning i bogen
Den bedste måde at søge i bogen er ved at downloade PDF'en og søge i den.
Derved får du fremhævet ordene visuelt direkte på billedet af siden.
Digitaliseret bog
Bogens tekst er maskinlæst, så der kan være en del fejl og mangler.
Die Zimmer der jetzigen drei Chefs befinden sich in dem ersten Obergeschosse sowohl gerade über dem Portale wie
auch vorn an der Strasse zu beiden Seiten des Einfahrtsthorweges, derart, dass von ihnen aus der Eingang zur
Fabrile jederzeit übersehen werden kann.
Die gesammte Anordnung der Fabrikräume ist also so getroffen, dass dem in der Mitte liegenden Lager die
fertigen Waaren von beiden Seiten zuströmen, dass das Material in den Zwischenstufen nie einen Schritt rückwärts
zu machen braucht, so dass aller unnöthiger Transport vermieden ist, wie die Verfolgung der einzelnen Rohstoffe
und der Zwischenproducte beim Rundgang durch den Betrieb voll erkennen lässt. Um so höher wird man von
diesem Gesichtspunkte aus die Leistungen der technischen Leiter während der Umbauperiode 1892/93 zu würdigen
haben, die es fertig brachten, eine derartige Ummodelung während des voll angestrengten Betriebes ohne wesentliche
Störungen auszuführen.
Die Hauptfabrikräume stellen in allen Geschossen vorwiegend je 54 Meter lange Säle dar, die von beiden
Seiten das Licht durch hohe und breite Fenster erhalten; zu den Hauptsälen gesellen sich in den Eckpavillons die
nothwendigen kleinen Nebenräume. Sämmtliche Räume sind mit hellem leimfarbigen Anstrich versehen, der spätestens
alle 2 Jahre erneuert wird.
Den Verkehr zwischen den einzelnen Geschossen vermittelt die grosse Haupttreppe, im Portal beginnend, sowie
in den Sälen selbst eiserne Wendeltreppen und in den Pavillons Steintreppen, 6 an der Zahl, während 5 sicher
construirte Transmissionsfahrstühle zur Beförderung der Waaren dienen, die in den 36 kleinen Wagen durch sämmtliche
Räume gefahren werden können. Die Gänge für die Wagen etc. sind mit Eichenriemen belegt und die Räder der
Wagen selbst mit Gummireifen ausgerüstet, um die Waare geräuschlos und ohne Rütteln von einer Arbeitsstelle zur
andern befördern zu können.
Seit 1889 bereits besitzt die Fabrik eigene elektrische Beleuchtung, die gegenwärtig 1300 Glühlampen und
40 Bogenlampen umfasst. Die Elektricität wird durch zwei Dynamomaschinen von je 110 Volt und 450 Ampère
erzeugt, die von den Dampfmaschinen aus in Umdrehung gesetzt werden. Um auch ausser der regelmässigen Arbeitszeit
für das Haupt-Comptoir, die Arbeitszimmer der Chefs, die Lagerräume, den Packraum etc. elektrische Beleuchtung zu
haben, ist eine für 100 Glühlichtlampen ausreichende Accumulatorenbatterie von 60 Elementen (255 Ampèrestunden,
5 Ampère Entladestrom) vorgesehen und verdient hier auch die interessante Einrichtung Erwähnung, welche beim
eventuellen nächtlichen Gang durch einzelne Säle gestattet, die Beleuchtung sich in einzelnen gewünschten Zwischen-
strecken zu verschaffen. Neben der elektrischen Beleuchtung sind sämmtliche Räume ausserdem mit Gasleitung-
versehen, um bei vielleicht doch eintretender Störung in jener nicht in Verlegenheit gerathen zu können. Für den
Nothfall sind ausserdem auf jedem Treppenpodest Handöllampen angeordnet.
Die Heizung erfolgt im Winter durch ein in sämmtliche Räume verzweigtes Rohrnetz vom Kesselhause aus
mit Wasserdampf. Der Dampf gelangt durch ein Hauptdampfrohr zum Dampfvertheiler, von wo aus jeder der nach
den verschiedenen Gebäudetheilen abzweigenden Hauptstränge bedient und geregelt werden kann. Da auf den
Arbeiter durchschnittlich über 100 Kubikmeter Luftraum kommt, braucht im Winter für eine besondere künstliche
Lüftung, nur an einzelnen später besonders zu erwähnenden Stellen, wie z. B. in der Schriftgiesserei etc., Sorge
getragen zu werden und genügt im übrigen die natürliche zufällige Lüftung; im Sommer ist für ausreichende Lüftung
durch praktische Fenstereinrichtung gesorgt.
Ganz besonderes Gewicht ist auf alle hygienische Maassnahmen gelegt und hat Meineke, der das Leben
des Arbeiters selbst mit erlebt hat und der deshalb die Bedürfnisse der Arbeiter von Grund auf kannte und fühlte,
darin geradezu väterlich für sein Personal gesorgt, er hat in dieser Fabrik die denkbar freundlichste und gesundeste
Arbeitsstätte errichtet. So hat jeder Arbeitssaal besondere Garderoberäume, die für Männer und Frauen getrennt
sind. Neben denselben befinden sich dann die ebenfalls getrennt gehaltenen Waschräume für das Personal, in denen
jeder Arbeiter wöchentlich auch ein Handtuch geliefert erhält. Die Schriftgiesser und Setzer bekommen zudem, um
Bleivergiftungen entgegenzutreten, Schwefelseife und Bürsten geliefert. Den schmucken Waschtoiletten, deren Ein-
richtung an die der englischen Clubs erinnert, wird das Wasser von 8 auf dem Boden befindlichen Behältern zugeführt,
und zwar dient als Waschwasser ein Theil des Abwassers der Condensationsdampfmaschinen, das durch ein Pump-
werk in die Hochbehälter gedrückt wird, nachdem es ein Dehne’sches Filter durchlaufen hat. Ausserdem befinden
sich in jedem Flurgange Trinkwasseranlagen, die es dem Dürstenden ermöglichen, sein Verlangen nach einem frischen
Trunke zu befriedigen, während für die mehr weiblichen Bedürfnisse 5 Gaswärmöfen zum Erwärmen der Kaffee- und
Milchflaschen vorgesehen sind. Die Kantine selbst ist morgens von 8—9 Uhr geöffnet und für die weitab vom
Geschäfte wohnenden Personen ist ein freundlicher Speiseraum vorgesehen, in welchem diese ungestört durch die
Unbilden der Witterung in Behaglichkeit ihr Mittagessen einnehmen können.
96 Wasserclosets, ebenfalls für Frauen und Männer gesondert, sind an 5 verschiedenen Stellen des Hauses
ausserhalb der Fabriksäle und der anderweitigen Räume vertheilt angeordnet, ihre Abfallrohre münden unmittelbar
in Kanäle, die die Abfallstoffe der städtischen Ableitung zuführen. Für regelmässige Spülung mit Wasser aus den
oben erwähnten Hochbehältern und für zeitweise Desinficirung der Aborte wird peinlichst Sorge getragen, wie auch
7