Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
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wird mit Leinölfirniss gemischt und wird dann wiederholt zwischen je 3 stellbaren, gegeneinander gedrückten, fein
polirten, verschieden rasch laufenden, harten Porphyrwalzen hindurchgezwängt und verrieben, bis der erfahrene Farb-
meister in der Masse absolut keine Körnchen mehr zu entdecken vermag. Dass Buchdruckerschwärze hier nicht erzeugt
wird, darf nicht Wunder nehmen, da es dafür grosse Specialfabriken giebt, mit der eine derartige Unterabtheilung
einer Druckerei wohl kaum ernstlich den Wettbewerb aufnehmen könnte. Es bleiben deshalb für die Druckerei nur
die jeweilig nöthigen Farbmischungen zu bereiten übrig, die immerhin noch erhebliche Massen darstellen. So werden
jährlich hier verarbeitet 20 Centner Roth, 16 Centner Schwarz, 7'/2 Blau, 2'/2 Gelb und 10 Centner Weiss; letzteres
ist als Zusatz bei Herstellung der Tonfarben für die kaufmännischen Drucksachen nothwendig, damit sich die Druck-
sachen auch gut beschreiben lassen, und der emsig darüber hinwegfliegenden Feder keine unliebsamen Schwierigkeiten
durch Ausfliessen der Tinte bereitet werden.
Doch gehen wir weiter, steigen wir hinauf in die Setzerei. Beim Eintritt in eine Setzerei beschleicht mich
allemal ein eigenartiges, fröstelndes Gefühl, ein Gemisch von hehrer und wehmüthiger Stimmung: Sei es, dass in Folge
Vorstellung der Kindheit Gutenberg-Faust-Schwarzkunst unzertrennbare Begriffe sind, sei es, dass mir jedesmal das
Leben Gutenberg’s vorschwebt, des gebenedeiten Wohlthäters der Menschheit, der seine Lebenskraft und sein Ver-
mögen opferte, das Buchstabenbild beweglich zu machen und ihm dadurch erst den rechten Lebensgeist einzuhauchen,
sei es, dass ich in der eigenthümlich lautlosen Geschäftigkeit der Setzer den emsigen Bienenfleiss bewundern muss,
der die winzige Type zu Worten, die Worte zu Zeilen, die Zeilen zu Seiten, die Seiten zu Bogen, die Bogen zu
Büchern nebeneinanderreiht, sei es, dass ich an die Allgewalt des Gedruckten — in den Büchern, in der Presse —
denken muss, sei es auch, dass mich die Gestalt des kleinen, ekligen Druckfehlerteufelchens anschielt, die selbst den
fleissigsten Zauberformeln trotzt und stillvergnügt in der Ecke kichert.
Auch jetzt beim Betreten des hellen, weiten Setzersaales wird unwillkürlich unsere Unterhaltung leiser, um ja die
45 Jünger Gutenberg’s, welche an den 20 Doppelpulten rastlos picken, nicht zu stören, und die selbst auch möglichst
lautlos an den Hülfsmaschinen — wie Ausschlussschneidmaschine, Hobelmaschinen (4), verschiedenen Linienbiegmaschinen
und Abziehpressen für Probeabzüge — arbeiten. Nur ab und zu erinnert uns das monotone dumpfe Geräusch zweier
Handpressen, welche hier zur Herstellung von besonders eiligen oder auch von sehr sorgfältig zu behandelnden
Abzügen thätig sind, daran, dass wir uns noch in einer Heimstätte geschäftigen menschlichen Schaffens befinden.
Gerade hier in dem Setzersaale, dem von beiden Seiten volles Tageslicht zuströmt, tritt wiederum das Bestreben
der technischen Leitung allüberall zu Tage, in hygienischer Beziehung das Vollkommenste zu schaffen. Nirgends in
dem 50 Meter langen Saal entdeckst Du im Fussboden eine Ritze, in welche sich verderbenbringender Bleistaub
einnisten könnte, sämmtliche Regale reichen bis auf den Fussboden, damit nirgends todte Schmutzwinkel entstehen
können, und täglich wird der Fussboden nass aufgenommen und werden die mit Wasser gefüllten zahlreichen Spuck-
näpfe ebenso gründlich gereinigt wie auch die Setzkästen in bestimmten Zwischenräumen von Staub ausgeblasen
werden. Für reichliche Luft und gehörige Lüftung ist gesorgt; während in den Setzereien pro Kopf 15 Kubikmeter
Raum gefordert werden, kommen hier 45 Kubikmeter auf jeden Setzer.
Das Schriftenmaterial der Setzerei setzt sich zusammen aus annähernd 600 verschiedenen Schriftsorten —
verschieden der Grösse und Gattung nach —, aus über 200 „Logotypen“ (wie „Herr“, „Debet“, „Credit“ u. s. f.), aus
gegen 1000 verschiedenen fertig gesetzten und zum Druck bereiten Formen für Kalender, Preiscourante, Bücher-
formulare etc. und gegen 2000 sonstigen verschiedenen Clichés für feststehende Ueberschriften u. s. w., die Zahl der
verschiedenen Verzierungen, Einrahmungen etc. erreicht auch nahezu 1000. Die im Geschäft regelmässig gebrauchten
Typen befinden sich gleich in staubsicherem Verschluss unterhalb der Pulte und in besonderen Regalen untergebracht,
während die Reserveschriften in dem angrenzenden Magazine aufgestapelt sind, in welchem in den Wandschränken
etwa 25 000 kg Schriften und 2000 Clichés lagern, über die der „Magazinier“ waltet.
Als fernerer, von der Setzerei durch Glaswände abgetrennter Nebenraum wäre der Pavillon zu nennen, in
welchem die beiden Correctoren mit ihrem strengen Gesicht dem Druckfehlerteufel zu Leibe gehen, und der zweite
Pavillon für den Faktor.
Munterer wie in der Setzerei geht es im Nachbarraume in der Schriftgiesserei her, wo uns zunächst
2 Giessmaschinen in die Augen fallen, die im munteren Walzertakte ihr heisses Tagewerk vollbringen; heiss im
vollsten Sinne des Wortes, denn hier werden aus dem geschmolzenen Lettermetall durch Giessen in die mit der
„Mater“ versehene Form die silberglänzenden Typen hergestellt. Bei den Giessmaschinen, welche aus der Ver-
bindung einer Giesspumpe mit dem Giessinstrument besteht, geschehen alle nöthigen Bewegungen — das Pumpen,
das Oeffnen und Schliessen des Instrumentes, dessen Annäherung an das Mundstück der Pumpe, die Zurückziehung,
das Oeffnen und das Herauswerfen der gegossenen Lettern — vollständig selbstthätig, und infolgedessen können wir
das Herstellen der Lettern hier nicht so gut beobachten, wie nebenan, wo ein Giesser, dessen Bewegungen dabei an
Taschenspielerei erinnern, noch an einem Giessofen arbeitet. Der Arbeiter hält das zusammengesetzte Giessinstrument
in der linken Hand, schöpft mit der Rechten in seinem Löffel etwas geschmolzenes Metall aus dem Kessel und giesst
es in den Einguss, so dass dieser sich ganz damit füllt. In demselben Augenblicke zieht er rasch das Instrument
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