Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
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gegen seinen Leib zurück, erschüttert es durch Anstossen gegen den Oberschenkel und schwingt es sogleich wieder
vorwärts. Durch diese Bewegungen wird das Eindringen des Metalles in die feinsten Vertiefungen der Matrize befördert,
und der noch nicht erstarrte Theil desselben wieder heraus- und in den Kessel geschleudert. Ohne Verzug wird nun,
nachdem der Giesslöffel weggelegt, das Instrument durch Abheben des Vordertheiles mit der rechten Hand geöffnet,
und die darin befindliche silbernblinkende Letter herausgeworfen. Alsdann schliesst der Giesser in zunftmässiger
Weise wieder das Instrument, ergreift den Löffel und macht einen neuen Guss. Alles das ist aber schneller gemacht
als gesagt, denn unser gewandter Giesser macht von der Garmond-Schrift, die er uns des Versuchs halber vorführt,
rund ein Dutzend Güsse in der Minute. Für gewöhnlich lässt er sich aber nicht mit solchen kleinen Sachen ein, er
vollführt an dem Ofen täglich nur etwa 300 Güsse von grösseren Schriftsätzen, grösseren Ausschlussstücken u. s. f.
und überlässt die Massenarbeit den rastlos hüpfenden Giessmaschinen, die beide täglich zusammen etwa bis 24000 Typen
giessen. Wenn Du nun bedenkst, dass dies nur den „Hausbedarf“ darstellt, kannst Du Dir einen ungefähren Begriff
von der Grösse der Druckerei selbst machen.
Aber noch sind die Typen nicht „fix
und fertig“; zuvörderst werden noch die pyra-
midalen Angüsse abgebrochen, worauf vier
flinke Mädchen den letzten äusseren Schliff
durch Abschleifen der Gussnähte besorgen und
schliesslich das Bestossen erfolgt. Äusser der
Verfertigung der Schriften oder Typen ge-
schieht hier aber auch die Herstellung der
Spatien, Quadrate und sog. Ausschliessungen
überhaupt, ferner der Durchschusslinien, der
Setzlinien, der metallenen Hohlstege u. s. w.,
und der Stereotypplatten, wozu die Metall-
hobelmaschine, die Metallsägen und Bestoss-
zeuge Verwendung finden.
Weiter können wir in diesem Raume
beobachten, wie die empfindlichen und theueren
auf xylo- oder chemigraphischem Wege her-
gestellten Vignetten u. s. w. für die Presse auf galvanoplastischem Wege vervielfältigt bezw. copirt und für den Druck
in der Presse zugerichtet werden. Etwa 15 Clichés werden in dieser Weise täglich in der Fabrik erzeugt; da sie
rund 3 Tage dem sehr schwachen elektrischen Strome ausgesetzt werden müssen, erfreuen sich etwa immer 40 Tafeln
des schönen blauen Vitriolbades.
Damit der feingemahlene Graphit nicht verstaubt, erfolgt das Auftragen auf den Wachsabklatsch in einem
besonderen Glasbehälter; dies gestattet das Auftragen genau von aussen zu verfolgen und verhütet trotzdem ein
Schwängern der Luft mit den lungenangreifenden Graphitstäubchen in wirksamer Weise.
Um ferner die in diesen Schmelzöfen der Alchymisten erzeugte Wärme aus der Schriftgiesserei thunlichst
abzuführen, sind sämmtliche Feuerstätten und Schmelzkessel mit Metallhauben überdeckt, durch welche die heissen
und eventuell giftigen Gase stetig abgesaugt werden.
Das Ausschmelzen der sich bildenden Metall - Grätze geschieht in einem besonderen Raume im Keller und
nicht in der Schriftgiesserei selbst, wobei wiederum Absaughüte und -Schächte angeordnet sind.
Nachdem wir auf unserer Wanderung nun denjenigen Theil der Anlage kennen gelernt haben, welcher für die
Herstellung der bedruckten Papiere dient, wenden wir uns weiter zu demjenigen, welcher der Herstellung der
liniirten Formulare gewidmet ist, also zur Liniirerei.
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