Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
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In der Fabrik wird mehr Papier durch die Liniirmaschinen mit Liniatur versehen, als durch die Schnelldruck-
pressen, weil gerade die Hauptabnehmer für gute Geschäftsbücher — Berlin, Wien, England — überhaupt nur liniirte
Formulare wünschen und die so überaus verschieden bestellten Extraanfertigungen des Preises wegen liniirt und nicht
gesetzt und gedruckt werden können. Die gedruckten Liniaturen werden mehr für die landesübliche Lagerwaare, für
die Massenartikel, benutzt, die auf den Liniirmaschinen erzeugten dagegen für die ausserordentlich häufig von einander
abweichenden Einzelbestellungen. Während daher in der Druckerei täglich rund 480 lUes Papier bedruckt wird,
wovon auf die Geschäftsbücherformulare etwa 70 Ries beiderseits bedruckter Formulare kommen, werden in der
Liniirerei täglich rund 230 Ries zu je 500 Bogen mit Linienzügen versehen oder „rastrirt“, wie wohl in Oesterreicli
und Süddeutschland vielfach der technische Ausdruck lautet.
Zuvörderst wird das zu liniirende Papier auf einer grossen „Guillotine“-Schneidmaschine, welche zweck-
mässigerweise an dem Orte des grössten Bedarfes — im Schnellliniirsaal — aufgestellt ist, in einzelnen Packen genau
rechtwinklig beschnitten, damit man die einzelnen Bogen regelrecht in der Liniirmaschine anlegen kann, gleichgültig
ob der Bogen in eine „Handliniir“- oder eine „Schnell-Liniirmaschine“ gelangt.
Verfolgen wir zunächst jenen Ballen beschnittenen Papieres, welcher auf dem kleinen Wagen lautlos hinüber
in die „Handliniirerei“ wandert und dort packenweise an -die Liniirer übergeben wird. Bogen auf Bogen wird von
dem Liniirer mit der einen Hand haarscharf an die bestimmten Marken oder Anschläge gelegt und wandert, sobald
die andere Hand die Kurbel dreht, durch die über Rollen gespannten Fädchen getragen, unter der Leiste hinweg,
welche die Reihe der niedlichen Ziehfederchen trägt. Die Ziehfederchen sind je nach dem gewünschten Muster in
den geforderten Abständen, in verschiedener Stärke, mit der bewussten Farbe getränkt, eingestellt und geben das
Gegenbild ihres Mündchens an das darunter hinwegfliessende Papier in Gestalt der feuchten Liniatur ab. Weiter
wandert, luftig gehalten von den stützenden Fädchen, geschmückt mit der Liniatur, Bogen auf Bogen, verliert unterwegs
seine feuchte Stimmung und fügt sich, am Ende der Bahn angelangt, seinen trockenen Vorfahren ebenso trocken an.
Wie aber nun, wenn diese Maschinen mit festliegenden Ziehfedern abgesetzte Liniatur ergeben sollen? Dann wird
einfach das gnädig mit einer Papierschablone überdeckt, was keine Liniatur erhalten soll. Der Meister der Schneide-
kunst an der grossen Papierscheere fertigt auch diese Schablonen kunstgerecht an, jährlich versieht er mindestens
1000 verschiedene Schablonensätze zu je 16 Bogen mit den nöthigen Fensterchen.
Hurtiger und mit mehr Taktgefühl geht die Sache auf den vollständig selbstthätig arbeitenden „Schnellliniir-
Maschinen“, wo rotirende, auf Wellen gereihte Rollen mit ihrem Umfange die Liniatur beiderseitig auf die darunter
hinwegeilenden Papierbogen aufrollen. Von dem der Maschine vorgelegten, allmählich sich hebenden Papierstosse wischt
ein „sinnig“ construirter Zufuhrmechanismus Bogen auf Bogen, schiebt sie den Zuführungsbändern und Fädchen zu, die
sie durch die Maschine hindurchschlängeln und auf der entgegengesetzten Seite der Ablegevorrichtung überliefern, die
sauber Bogen auf Bogen legt. In der Zwischenzeit vollführen aber mit ihrem regelmässigen „Klipp—Klapp—Klapp“,
„Tick—-Tack—Tack“ die einzelnen Rollensysteme ihre Schwingung für abgesetzte Liniatur, genau in dem Rhythmus,
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