Festschrift Zum 50 Jährigen Jubiläum Der Firma J. C. König & Eberhardt
År: 1895
Sted: Hannover
Sider: 60
UDK: St.f. 061.5(43)Kön
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Doch begleiten wir noch die eben vorbeifahrende Colonne von Seidencopirbüchern, die dem benachbarten
Besprengraum zuströmt. Zu 30 und 40 werden sie in die drehbare Presse eingespannt und empfangen lechzend
nun der Reihe nach auf allen 3 Seiten den erquickenden und verzierenden Farbentau wie Blumen.
Zur -Vervollständigung der Ausstattung eines Copirbuches gehören ferner die Oelcartons; auch sie werden
in der Fabrik hergestellt, wie wir in dem eine Treppe höher gelegenen Raume beobachten können. Die gelben
Cartons werden mit Mohnöl bestrichen und dann an Klammern zum Trocknen aufgehängt, was etwa 2 Tage in
Anspruch nimmt. Dünne Seidenblätter dagegen werden mit dem Oel getränkt und in einem Blechbehälter, auf
erhöhtem Boden liegend, unter hydraulischem Druck ausgepresst und schliesslich zum Trocknen zwischen Makulatur
gelegt, damit diese das überflüssige Oel aufnimmt.
Bevor wir weiter schauen, wie die fertigen Bücher im Lager I aufgestapelt werden, wollen wir erst die zur
Buchbinderei gehörenden Vorrathsräume und Abfalllagerplätze besichtigen. Zunächst hier hinein in diesen Raum, aus
welchem eben der Zuschneider seinen voraussichtlichen Tagesbedarf gedeckt hat. „Und ein Geduft wie der Rosen,
doch duftender, athmet es ringsum“ — denn es ist die Lederniederlage, wo der russische Döggut- (Birkentheeröl-)
Duft des Juchtens nichts gegen sich aufkommen lässt. Hier ruhen in stiller Beschaulichkeit und Verträglichkeit die
Felle der Thiere, die oft genug im Leben sich feindlich gesinnt waren. Die naturfarbene Krokodilshaut liegt neben
der Sammlung der in allen Stufen der Farbenscala prangenden Eselshäute; Ziegen-, Schaf-, Bock- und Kalbsfelle in
Gestalt von wunderbaren Saffian- und Glaçeledern schlafen neben der echten und unechten Schweins-, Kuh- und
Büffelhaut. Sie alle theilen dieses Gelass mit den weiteren Bestandtheilen, mit welchen sie später vereinigt werden
sollen. Da liegt Hinterklebstoff, Shirting, Callico, Leinen, Wachs- und Ledertuch, „Imitations“-Papier für Titel u. dgl.,
Bindfaden, Heftzwirn, Garn, Band, Litzen und Capitalband, dort liegen fertige Schlösser, Klammern und Oesen, aber
alles musterhaft und übersichtlich geordnet. Auch Handtuch- und Rouleauxstoffe sind vorhanden, denn von hier wird
der Bedarf an neuen Handtüchern für das gesammte Fabrikpersonal und an Rouleaux für die Fabrile gedeckt.
Im Raume nebenan schlummern an die 200 000 Meter leinener Bünde für die Bücher und die daneben befindlichen
grossen Ballen bergen Moleskin, der z. B. in 3 verschiedenen Nüancen Grau, 3 Grün, 2 Braun, 1 Juchtenroth, 2 Gelb,
I Weiss und 1 Schwarz vorräthig gehalten wird. In dem Nachbarraum wieder sind die Vorsatz- und Ueberziehpapiere
licht- und staubsicher in Einwickelpapiere verpackt gelagert, deren Aufklebezettel gleich getreulich die Gattung des
Inhaltes in Natur wiedergiebt. Wieder ein anderer Raum dient als Lager für das Einwickelpapier selbst, das auch
in wenigstens ein Dutzend verschiedenen Gattungen vorhanden ist. Alle diese Räume bilden mit dem Aufstapelort
der fertigen Cartons und Cartönchen, die hier in den zahlreichen, schön nummerirten Regalen und Schränken und
zum Theil mit Blocks, Büchereinlagen etc. gefüllt, thronen, zusammen das sog. Lager II. Die gesammte Schranklänge
der 3,15 Meter hohen Schränke im Lager II beträgt 75 Meter.
Der nördliche grosse Flügel und ein weiterer Theil des Mittelbaues dieses Geschosses wird von dem umfang-
reichen Pappenlager, in welchem auch ein Paar Pappenschneidmaschinen aufgestellt sind, eingenommen; auch hier
sind wieder Regale vorhanden, auf welchen die fertig vorgeschnittenen Papptafeln und Täfelchen nach Grösse und
Format geordnet aufgestellt sind.
Fernerer Raum dieses letzten 6. Geschosses birgt die Börte mit den Mappen der älteren Briefschaften, Vor-
schriftsnummern und sonstige Archivsachen in sich und eine weitere Abtheilung ist Lager für lose Formulare, die man
vorräthig halten muss, um die Lagerformulare in anderen gewünschten Buchstärken zu Büchern gebunden verschicken
zu können, als wie sie als „Lagersorten“ gebunden gängig sind.
Den Schluss macht bei unserem Rundgange in diesem Geschoss der Raum der Gummir- und Lackir-
maschine, dessen aromatisch-spirituoser Schellackgeruch uns jetzt umfängt. Halbweiche Gummiwalzen entnehmen
die betreffende dicke Lösung dem Vorrathstroge und übertragen sie auf die einzelnen dem absetzend sich drehenden
Cylinder von Mädchenhänden übermittelten Bogen. Auf der anderen Seite werden die überzogenen feuchten Bogen
in Empfang genommen und etwas schräg auf wandernde Führungsdrähte gelegt, von welchem der 1. Zug die Bogen
unterhalb und der 2. Zug oberhalb der Dampfheizrohre hinleitet, so dass sie vollständig trocken an der Abnahmestelle
anlangen. Das bedienende Quartett hat mit dem Ab- und Zureichen der täglich fertig werdenden 3500 grossen Bogen
vollauf zu thun. Der Nebenraum ist Lager für die Lackflaschen und Dampfkochküche für Dextrin, Gummiarabicum u.s.w.
Wo die einzelnen Rohstoffe, die in der Buchbinderei verbraucht werden, herkommen, wissen wir nun, verfolgen
wir aber noch, in welcher Art und Weise die Abfälle beseitigt werden und wohin sie kommen. Aufgefallen ist stets
jedem Besucher die überall obwaltende peinliche Reinlichkeit, nirgends im ganzen Betriebe findet man lose Papier-
oder Pappschnitzel an ungehörigem Ort und deren Aufstapelung, Verpackung und Versandt spielt bei solch einem
Riesenbetriebe auch eine Rolle, so wird z. B. jeden Monat mindestens eine Eisenbahnwagen-Doppelladung zu 200 Ctr.
Papp- und Einwickelpapierabfälle und etwa alle Vierteljahr eine gleich grosse Ladung von surrogatfreien Schreib-
papierschnitzeln an kaufende Fabriken versandt. Die Beseitigung der Pappabfälle und Einwickelpapiere, also der
minderwerthigen Abfälle, haben wir bereits beobachtet, sie werden aus dem sie aufnehmenden, durch alle 6 Geschosse
reichenden, feuersicheren Schachte durch einen unterirdischen Gang nach dem Isolirhaus gefahren, in dessen unterem
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