Das Wasser und die Felsen
279
Abb. 115. Felsenpark der-Buttes-Chaumont. Paris.
Gestein den Tag beschaut, da ist der Kampf noch im Gange. Die Felswände, die Schroffen und Blöcke, die Schluchten, Rinnen und Höhlen erinnern an Gewalt und Energie und dementsprechend ist ihr Eindruck auf das Gemüt des Menschen. Aus dem gleichen Grunde werden künstlich errichtete Felsen uns nie einen großen Eindruck machen. Unsere Arbeit ist ja nur Maulwurfsarbeit gegenüber dem gigantischen Schaffen der Natur. Wenn die Gartenkunst die Felsen ästhetisch verwerten will, so muß sie die eigene Arbeit verheimlichen. Was sie schafft muß aussehen, als sei es noch Rest der großen Naturarbeit. Es hat einen Sinn, Felswände und verlassene Steinbrüche gärtnerisch umzuformen und auszugestalten (Abb. 115); es ist nicht ungereimt, Felsblöcke in den Landschaftsgarten zu legen, als wären es erratische Blöcke; aber es bleibt ein undankbares Unterfangen, Steine wie Mauerwerk übereinander zu schichten und damit den Eindruck natürlicher Felsen hervorrufen zu wollen. Es genügt auch vollständig, wenn der Gartenkünstler die Felsenarbeit darauf beschränkt, Abhänge und steile Böschungen naturgemäß zu gestalten, Scheinquellen, Sturzwasser und Teiche mit Felsblöcken zu garnieren, für Figurengruppen nach Art der Abb. 116 einen geeigneten Unterbau zu schaffen usw. Grotten, Höhlen, tunnelartige Durchgänge und ähnliches wird man immer am besten — auch dann, wenn sie naturalistisch ausgestattet werden, — so gestalten, daß sie schon auf den ersten Blick besagen, sie wollen nur Bauwerke von Menschenhand und nicht etwa Naturerzeugnisse sein.
Das Wasser und die Felsen sind Gegensätze wie Tiefe und Höhe. Das Wasser ist flüssig, beweglich, geschmeidig; die Felsen vertreten die Starrheit, das feste und eckige. Die Wirkungen, die das Wasser und die Felsen hervorzubringen vermögen, steigern sich, wenn sie zusammen statt einzeln verwendet werden. Bewußt oder unbewußt hat die Gartenkunst dieses Kontrastmittel von jeher