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Abschchnitt VII
gar nicht nötig, in die Hochalpen, in die Dolomiten zu steigen oder die Arlbergbahn zu befahren. Schon der Harz, der Thüringer Wald und andere Mittelgebirge lehren es uns. Es genügt, vom alten Schloß bei Baden-Baden nach Ebersteinburg zu gehen, sei es auf dem untern, mittleren oder oberen Felsenwege; es genügt ein Ausflug in die bayerische Pfalz mit dem Ziel Madenburg-Trifels oder Rödelstein-Drachenfels. Wem das nicht genügen möchte, der mache eine Tour durch das Elsaß vom Wasichenstein im Norden bis zum Neuweiher und Sternsee im Süden; da finden sich Felsen jeder Form und Art, wie sie der Buntsandstein, der Granit, der Porphyr baut und der Mensch des Mittelalters überbaut hat Abb. 160). Was Wunder, wenn ein Landschaftsgärtner,
Abb. 162. Quellfassung im Park zu Schloß Rothenberg. (Fr. Brahe.)
der diese Herrlichkeiten gesehen hat, daran denkt, ob man so etwas nicht auch verwerten und nachbilden könnte!
jtAber hier wird das Unzulängliche zum Ereignis. Die Felsmassen sind sperrig, sie lassen sich nicht so leicht bewegen und bewältigen, wie die formlose Erdkrume und das schmiegsame Wasser. Was uns an ihnen in erster Reihe imponiert, ist schließlich nicht die Form, sondern die starre, trotzende Wucht. Behält man die Form bei und verkleinert den Maßstab, so ergibt sich wohl dasselbe Bild aber nicht dieselbe Wirkung. Dieses Mißverhältnis, der unproportionale Nutzeffekt, schreckt den Chinesen und Japaner nicht ab. Sie übertragen die große Natur ins kleine und freuen sich ihrer Miniaturkopien. Daß sie dann auch die Bäume verzwergen und manches andere im Garten und wohl