Die Bepflanzung im Naturstil
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jedem der Ausdrücke einen besonderen Begriff und versteht unter Wald die geschlossene, dichte Gehölzmasse entsprechender Größe und Höhe, unter Hain die lichte, durchsichtige Gruppierung von Bäumen und Sträuchern. Im Walde deckt Gebüsch und Unterholz den Boden; er sperrt die Aussicht wie eine Wand. Der Hain steht auf Rasengrund; er hemmt und beschränkt die Aussicht wie ein Gitter, aber er hebt sie nicht auf. Nimmt man Wald und Hain als große Gehölzgruppen, so ist der Wald also Massengruppe, der Hain aber lichte Gruppe.
Der Begriff Wald setzt eine gewisse Größe voraus; er ist nur in Gärten erster Größe verwertbar. Der Hain dagegen ist schon auf verhältnismäßig nicht sehr großem Areal möglich, auf städtischen Schmuckplätzen, in großen Vorgärten usw. Der Ausdruck Wäldchen geht dann oft gleichbedeutend für Hain. Wie die einzelnen Formen nicht immer ausgesprochen auftreten und verschiedene Übergänge vorkommen, so kann auch der Sprachgebrauch keine scharfen Grenzen ziehen.
Wald und Hain im Garten sind in vielen Fällen keine Neubildungen, sondern nur Reste und Umformungen natürlicher Bestände aus früherer Zeit. Wo die letzteren vorhanden sind, läßt sich in kurzer Zeit ein fertiger Garten anlegen. Das Überflüssige und Unschöne wird ausgemerzt; Fehlendes wird hinzugefügt; das bestehende Skelett ergibt im neuen Aufputz bald eine einheitliche Erscheinung (Abb. 168).
Wer einen Wald oder Hain neu anlegt, muß jung sein, wenn ihn das fertige Bild noch erfreuen soll oder aber er muß die Gehölze in solchen Größen pflanzen,
Abb. 169. Parkpartie mit Gondelstation und Bootwärterhaus. Cassel.
Meyer u. Ries, Die Gartentechnik. 22