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Die Gartenkunst
lionen Frank im heutigen Geldwert gekostet, abgesehen von den unentgeltlich geleisteten Frondiensten der Bauern. Die heutigen Unterhaltungskosten betragen jährlich noch über eine halbe Million Frank. Daß die Gartenanlagen zu einem Schloß der erwähnten Größe nicht kleinlich sein durften, ist ohne weiteres klar und der König fand für dieselben in Lenötre den richtigen Mann.
André Lenötre, geboren 1613 in Paris, wandte sich erst der Malerei, dann der Architektur zu, zeichnete Gartenpläne und übte sich praktisch in der Gartenkunst, ging zum Studium nach Rom und legte dort den Garten der Villa Ludovisi im italienischen Stile an, kam mit 40 Jahren nach Paris zurück, wurde vom Finanzminister F o u q u e t mit der Anlage eines Gartens in Vaux betraut und erregte damit die Aufmerksamkeit des Königs. Um das
Abb. 13. Versailles. Das Schloß und die anstoßende Gartenpartie aus der Vogelperspektive.
Nach einer Darstellung aus dei Mitte des 19. Jahrh.
Jahr 1660 etwa begann er sein größtes Werk und blieb im königlichen Dienste bis zu seinem Tode im Jahre 1700.
Die italienischen Gärten haben die Auffassung L en ö t r es zweifellosbeeinflußt. Der italienische und der Stil des Lenötre haben miteinander gemeinsam, daß Architektur und Garten Zusammenwirken als einheitliches Ganzes und daß hier wie dort die Architektur mit dem Garten in die Natur hinaustritt und da ihre Fortsetzung findet. Der grundsätzliche Unterschied, aus dem sich dann sozusagen alle anderen Unterschiede ergeben oder aus dem sie abgeleitet werden können, ist folgender:
In seinem Haupttypus ist der italienische Garten der Garten des Hügels; in seinem Haupttypus Versailles, der modemachend und maßgebend wurde, ist der französische Garten der Garten der Ebene. Vom Hauptgebäude des italienischen Gartens kann man über den letzteren hin-