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Abschnitt XI
geschält als befindet (Abb. 304). Das tote Naturprodukt liegt der lebenden Natur immer noch näher als das künstlich zugerichtete, behauene und gehobelte Holz. Man darf aber auch in dieser Hinsicht nicht allzu pedantisch sein und die Sache nicht übertreiben. Was sich in Naturholz zwanglos, solid und zweckentsprechend herstellen läßt, das mag man aus demselben herstellen. Bedenklich ist es jedoch schon, Dinge, deren Konstruktionsmaterial jedermann kennt oder ahnt, wie Träger aus Walzeisen, Brückenbögen aus Zement, Mauern aus Stein, mit Naturholz zu verkleiden. Am meisten aber stört die sichtbare Verquickung von Naturholz und Kunstformen, die nebeneinander hergehende Verwendung beider am nämlichen Gegenstand (auf der Drehbank hergestellte Zapfen als Abschluß von Naturholzprügeln, ornamental ausgesägte Stirnbretter auf Pfetten und Sparren aus Naturholz, profilierte Leisten als Sitzbelag von Naturholzbänken und ähnliches mehr). In dieser Beziehung sollte man sich sagen: entweder — oder; entweder nur Naturholz oder nur künstliche Formgebung. Strikte bis zum Exzeß läßt sich aber auch dieses Prinzip nicht durchführen. Man müßte einen Naturholzpavillon mit Rinde, Stroh oder Schilf eindecken; es ist aber bequemer und zweckdienlicher, mit Dielen zu schalen und die Schalung mit Dachpappe zu belegen.
Eine gewisse Einheitlichkeit der Behandlung in bezug auf die Gartenausstattung ist sehr zu empfehlen. Der Fall liegt wieder ähnlich wie bei der Zimmerausstattung. Die einheitliche, zusammengestimmte Ausstattung wirkt vornehmer als die kunterbunte. Nun gilt dies in erster Linie für kleine Gärten, weniger für weite, umfangreiche Anlagen, in denen die einzelnen Abteilungen für sich wirken wie die Einzelräume eines Hauses. Zerstreute,
Abb. 305. Gartenmauer am Weg zur Villa Medici. Fiesoie.