Gartentechnik Und Gartenkunst
Forfatter: Franz Sales Meyer, Friedrich Ries
År: 1911
Forlag: Carl Scholtze Verlag
Sted: Leipzig
Sider: 744
UDK: 635.2
Mit 490 Abbildungen Und Plänen Sowie 8 Tafeln In Farbendruck
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Die Unterhaltung der Gärten
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frei zu halten, auch wenn sie nicht begangen werden; das Tauwetter nimmt sie dann weniger stark mit.
Windschaden. — Starke Winde und Stürme gehen übel mit dem Garten um. Die Pflanzen werden zerzaust und beschädigt; die Bänder werden abgerissen, die Pfähle geknickt; allerwärts liegen abgerissene Zweige usw. Es ist also sehr angezeigt, sofort nach dem Schaden zu sehen und wieder Ordnung zu schaffen.
Ganz allgemein läßt sich sagen, daß alle Unterhaltungsgeschäfte sich am besten erledigen, wenn man sie sofort erledigt. Durch Verschieben wird die Arbeit nicht geringer und während der Aufschubszeit ist eben der Garten nicht in Ordnung.
2. Vorkehrungen zum Gedeihen der Pflanzen.
In der Natur siedeln die Pflanzen sich dort an, wo sich die für ihr Fortkommen nötigen Bedingungen vorfinden. Deshalb hat jede Gegend, jedes Klima, jeder Boden seine eigene Flora. Im Garten werden neben heimischen mit Vorliebe auch nichtheimische Pflanzen kultiviert und diese erfordern dann eine besondere Pflege. Sie werden um so besser gedeihen, je mehr es gelingt, ihnen die natürlichen Existenzbedingungen künstlich zu ersetzen. Wer z. B. indische oder brasilianische Seerosen kultivieren will, der muß Luft und Wasser oder wenigstens das letztere erwärmen.
Durch forcierte Kultur, durch fortgesetzte ungeschlechtliche Vermehrung, durch künstliche Kreuzung u. a. m. sind manche Gartengewächse im Laufe der Zeit entartet und damit empfindlicher geworden als es deren Ureltern waren. Diese degenerierten Vertreter des Pflanzenreiches machen dementsprechend erhöhte Pflegeansprüche. Sogenannte kosmopolitische Pflanzen, d. h. solche, die sich überall angewöhnen und einbürgern können, gibt es nur wenige. Die meisten Pflanzen akklimatisieren sich durch natürliche Zuchtwahl nur in großen, nach Jahrtausenden zählenden Zeiträumen, und von einer künstlichen Akklimatisierung kann nur insofern die Rede sein, als Exemplare, die sich zufällig als besonders widerstandsfähig erweisen, zur Weitervermehrung benutzt werden. Die künstliche Zuchtwahl wird rascher ihr Ziel erreichen können als die natürliche; sie wird aber ebenfalls viel Zeit brauchen. Aus diesen Gründen kommt für alle Gewächse, die aus wärmeren Gegenden stammen, zur übrigen Pflege noch der W i n t erseh u t z hinzu.
Die zum Gedeihen der Pflanzen nötigen Vorkehrungen sind sehr mannigfaltig. Bei der Vielseitigkeit und Verschiedenheit des Pflanzenmateriales lassen sich allgemein gültige Regeln nicht geben. Auch in diesem Sinne will jede Pflanze in ihrer Eigenart studiert und beobachtet sein. Wie ein vernünftiger Arzt erst seinen Patienten untersucht und studiert, bevor er ordiniert, so darf auch der Gärtner seine Anordnungen nur auf Grund des speziellen Befundes treffen. Die nachfolgende Aufzählung von Unterhaltungsarbeiten zum Gedeihen der Pflanzen kann nur den Zweck haben, an das wichtigste in allgemeiner Form zu erinnern.
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