Gartentechnik Und Gartenkunst
Forfatter: Franz Sales Meyer, Friedrich Ries
År: 1911
Forlag: Carl Scholtze Verlag
Sted: Leipzig
Sider: 744
UDK: 635.2
Mit 490 Abbildungen Und Plänen Sowie 8 Tafeln In Farbendruck
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Abschnitt XII
krank infolge irgendeiner Schädigung. Ist eine solche am Äußern nicht zu entdecken, so liegt sie tiefer. Die Bäume sind krank von der Wurzel aus und dieses Übel kann in seinen Anfängen weit zurückliegen. Nicht jeder schlecht gepflanzte Baum geht sofort ein, wie es am besten wäre. Die Folgen schlechter Pflanzung können ihm viele Jahre und bis in ein verhältnismäßig hohes Alter nachgehen. Wer gesunde Bäume haben will, darf nicht zu tief pflanzen, muß die Pflanzgruben groß genug machen und gut vorbereiten und soll nur Pflänzlinge mit wohlentwickeltem, unbeschädigtem Wurzelwerk verwenden. Werden Bäumchen mit abgerissener Pfahlwurzel, mit vom Spaten durchstochenen, zerrissenen und zerquetschten, nicht nachgeschnittenen Nebenwurzeln sorglos gepflanzt, mit den Füßen im Boden festgetreten, ohne Pfahl und Halt gelassen, wie dies alles gelegentlich vorkommt, dann ist es ein glücklicher Zufall, wenn die Kraft des Baumes es überwindet, wenn sie die faul gewordenen Wurzelteile abstößt und derart ersetzt, daß Stamm und Krone sich normal entwickeln wie beim Kernwuchs. Das gehört nicht zum Baumschnitt; aber es ist ein Hinweis, wie mangelhafte Pflanzung die Veranlassung zum Zurückschneiden werden kann, weil das schlechte Wurzelwerk eine schlechte Krone bedingt.
Wenn Bäume in den Kronen zurückgehen, so greift man nicht selten zum Radikalmittel der „Verjiingun g“, d. h. zum Einkappen der Äste. Manche Baumarten ertragen das ziemlich gut (Linden, Robinien, Platanen), andere wieder weniger. An Stelle der abgeschnittenen Äste treten ganze Büschel langer Zweige, von denen einzelne sich auch wieder zu Ästen verstärken können. Die verkleinerte Krone begrünt sich reichlich und der Baum ist verjüngt. Der Fall ist wichtig genug, um ihn etwas näher zu untersuchen. Die Verjüngung ist nur eine scheinbare. Wer sich Haar und Bart schneiden läßt, sieht jünger aus, ohne an Jugendfrische gewonnen zu haben. Für den Baum bedeutet es eine Kraftanstrengung, zu ersetzen, was ihm genommen wurde. Zum Ersatzgeschäft kommt das weitere, die zahlreichen Wunden zu überwallen. Würde man den gesunden vollkräftigen Baum einkappen — wozu aber kein Grund vorliegt — so würde er dieser doppelten Arbeit wohl gewachsen sein. Für den an sich schon erschöpften Baum — sonst ginge er nicht zurück — ist die Doppelarbeit zu groß. Er treibt wohl neue Zweige und Blätter, aber sie erreichen an Gesamtgewicht nicht die Menge des Entfernten. Er versucht auch die Wunden zu überwallen, aber es gelingt nicht immer und überall und die inzwischen ausfaulenden Äste bergen die Gefahr der Mitleidenschaft für den Stamm. Gewonnen ist also nur eine frische Begrünung; im übrigen ist der Organismus geschädigt. Wenn das Grün den Baum überkleidet, ist die Verstümmelung verdeckt; im Winter aber kommt sie zum Vorschein und wer wie wir der Ansicht ist, daß die natürliche Form auch des laublosen Baumes schön und charakteristisch, der wird die Verstümmelung bedauern. Es ist ja immer noch ein Unterschied. Geschieht es mit Maß und Ziel und vor allem, solange es noch Zeit ist, so mag es hingehen. Werden aber Gipfel und Äste von 20 cm und mehr Stärke gekappt, wird der Baum auf wenige Äste zurückgesetzt, so wird man wenig Freude erleben.