Die Reklame Ihre Kunst Und Wissenschaft
Forfatter: Paul Ruben
År: 1914
Forlag: Hermann Paetel Verlag G.M.B.H.
Sted: Berlin
Udgave: 4
Sider: 359
UDK: 659.1
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das Ausrufen meift felbft beforgten. Teehäufer bedienten fidi echter Inder
in Nationalkoftum als Ausrufer. In faft allen GroBftädten haben die her^
umziehenden Händler nodi heute ihre beftimmte Art der Ankiindigung.
Die Sand- und die Obftverkäufer braudien altubemommene, manchmal
kaum verftändlidie Redewendungen. Selbft ein fo moderner Betrieb wie
Bolle gebraucht die Glocke als Reklame. In kleinen Städten gibt es heute
nodi öffentlidie, von der Behörde angeftellte Ausrufer. Idh denke mit
Freude an den Ausrufer in Norderney, der feine Ankundigungen mit
paflenden Zitaten verbrämte. So fchrie er z. B. »Navigare necesse est«,
morgen geht ein Dampfer nadi Borkum! »Ehrlidi währt am långften«,
auf dem Wege zur Badeanftalt ilt eine Brofdie verloren gegangen ufw. ufw.
Die nächfte Art der Reklame waren die Aushängefdiilder. AuBer der
offenen Auslage ihrer Waren benutzten bereits die Händler im Altertum
Aushängefchilder zur Reklame, fowohl die alten Egypter, als auch die
Griedien und Romer. Die Ausgrabungen in Pompeji und Herculanum
haben wohlerhaltene Proben davon zutage gefördert. Hier begegnen wir
den erften Verfudien, die Kunft der Reklame dienftbar zti madien. Schau^
fenfter gab es nicht, dafur waren die Läden nach der StraBenfront ganz
offen. An den Fafladenpfeilern diefer Läden waren die GefHiäftszeichen
bunt angemalt oder plaltiföh modelliert. So benutzte z. B. der Milchhändler
als Sdiild ein eine Ziege darltellendes Relief, derW^einhändler einen Bacchus
oder zwei Xlänner, die eine ^X^einamphora trugen, ein in Herculanum
gefundenes Sdhild Itellt einen Amor dar, der ein paar Frauenfchuhe hoch-
hält. In Pompeji wurde eine Tafel gefunden mit der Infchrift: »Wandrer,
gehe von hier bis zum zwölften Turme, dort hält Sarinus eineWeinftube.
Befudie diefelbe! Lebe wohl!« <AIfo bereits der kategorifdie Imperativ im
Dienfte der Reklame.) Jedes Gewerbe hatte ihm eigentumliche Embleme,
aus denen lidi im Mittelalter die Zunftwappen und Innungszeichen bildeten.
Im Mittelalter wurden in den deutläien und franzöfifchen Städten den
einzelnen Gewerben befondere StraBen angewiefen — nun genugten die
Zunftzeichen nicht mehr, da fidi die einzelnen Gewerbetreibenden von
ihren Nachbarn unterftheiden wollten. Da aber die Kunft des Lefens noch
nidit weit verbreitet war und daher das Anfchreiben der Namen nicht viel
genutzt hätte, wählten die einzelnen Meifter als befondere Kennzeichen
Darftellungen jeder Art, wie Gemälde, Sdinitzereien, Statuetten ufw., die
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